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23.11.2015 | Public Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Politischen Dialog mit Jugendlichen durch Social Media stärken

verfasst von: Anja Schüür-Langkau

3:30 Min. Lesedauer

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Beteiligung und Dialog laufen bei den 12- bis 25-Jährigen heute vor allem über soziale Netzwerke, so ein Ergebnis der neuen Shell-Studie. Das gilt auch für das Thema Politik, allerdings jenseits der etablierten Parteien. Diese sollten die Dialog-Möglichkeiten der sozialen Medien effektiver nutzen.

Das Internet ist in der Lebenswelt von Jugendlichen in Deutschland fest verankert. 99 Prozent der 12- bis 25-Jährigen sind inzwischen online, so das Ergebnis der 17. Shell Jugendstudie. 2002 waren es erst 66 Prozent. Insgesamt befragte TNS Infratest im Auftrag von Shell Anfang Januar bis Mitte März diesen Jahres 2.558 Jugendliche unter anderem nach Einstellungen, Werten und Mediennutzung.

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Jugendliche sind heute im Durchschnitt 18,4 Stunden wöchentlich online. Die Studie fand zudem heraus, dass sich junge Nutzer durchaus bewusst sind, dass Internetkonzerne vor allem wirtschaftliche Interessen haben. 84 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass große Unternehmen wie Facebook oder Google mit den Daten der Nutzer viel Geld verdienen wollen.

72 Prozent sagen, dass sie im Internet vorsichtig mit ihren persönlichen Daten umgehen. Allerdings gilt für viele auch: Dabeisein ist alles. 39 Prozent meinen, man müsse soziale Netzwerke nutzen, sonst bekomme man nicht mit, was die anderen machen. Ebenso viele sind in Bezug auf soziale Medien kritisch und wollen sich nicht auf alles einlassen. Insgesamt ist das Vertrauen in Facebook im Hinblick auf den Umgang mit Nutzerdaten mit 13 Prozent Zustimmung gering.

Politikinteresse in der jungen Generation steigt

Auch das Politikinteresse ist in der jungen Generation wieder gestiegen. 41 Prozent der Jugendlichen bezeichnen sich heute als politisch interessiert (2002: 30 Prozent). Damit einher geht die gestiegene Bereitschaft, sich politisch zu engagieren. Häufige Aktivitäten sind der Boykott von Waren aus politischen Gründen und das Unterzeichnen von Online-Petitionen, die beliebter sind als Unterschriftenlisten. Jeder Vierte hat bereits an einer Demonstration teilgenommen und zehn Prozent engagieren sich in einer Bürgerinitiative.

Vertrauen in etablierte Parteien sinkt

Von dem wachsenden Politikinteresse können die etablierten Parteien jedoch nicht profitieren, denn Jugendliche bringen den Parteien wenig Vertrauen entgegen. Anscheinend gelingt es der Politik nicht, ihre Inhalte und Anliegen der jungen Generation kommunikativ zu vermitteln. Dies ist in der Demokratie jedoch eine wichtige Aufgabe. „Politikvermittlung, die auf das Gemeinwohl ausgerichtetes, repräsentatives Entscheidungshandeln kommunikativ erklären und legitimieren soll, verläuft top-down. Ohne kommunikative Begründungsleistung entbehrt das Handeln politischer Repräsentanten in der repräsentativen Demokratie der Legitimität“, meint auch Springer-Autor Matthias Begenat in seinem Beitrag „Repräsentation durch kommunikative Teilhabe in der politisch heterogenen Gesellschaft“ (Seite 19).

Direkte Bürgerbeteiligung durch interaktive Medien

Doch die junge Generation möchte nicht nur informiert, sondern auch beteiligt werden. Dazu bieten soziale Medien gute Voraussetzungen. „Früher wurden den Bürgern die getroffenen Entscheidungen mitgeteilt, aber sie wurden nicht unterrichtet, wie die Entscheidungswege oder -prozesse zustande kamen. Heute gibt es neue Möglichkeiten, um die Bürger mittels zusätzlicher und interaktiver Distributionskanäle in der Wahlkampfkommunikation zu erreichen und vor allem eine direkte Beteiligung zu ermöglichen“, beschreibt Springer-Autor Mike Friedrichsen die Veränderungen. In seinem Beitrag „Einsatz von Social Media im politischen Umfeld – Partizipationsgedanke in der Politik 2.0 –Umgebung“ hat er die verschiedene Formen der Information, Beteiligung und Kooperation im Internet in einem Schaubild zusammengefasst (Seite 236):

Neue Formen der Politikvermittlung


Der Autor kommt durch die Analyse möglicher Handlungsformen politischer Partizipation und deren Beeinflussung bei politischen Entscheidungen zu dem Ergebnis, dass mit der Verbreitung des Internets auch mehr Bürger bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und sich stärker mit politischen Entscheidungen zu beschäftigen. Allerdings gibt es keine klare Empfehlung für oder gegen die Nutzung sozialer Medien in der politischen Kommunikation, ergänzt Springer-Autor Christian Hauck. Dies hänge von individuellen Ziel und dem dafür geeigneten Medium ab, schreibt er im Buchkapitel "Ja, Nein oder vielleicht doch? Sollen wir es wagen? – Politische Kommunikation in sozialen Netzwerken“ auf Seite 213.

Fazit: Sicher bergen soziale Netzwerke kommunikative Risiken, die genau bedacht werden müssen. Sie bieten aber auch die Chance, mit der jungen Generation in einen echten Dialog zu treten und das haben die etablierten Parteien bitter nötig.

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