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20.11.2015 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Bosch stellt neue Generation des Motorrad-ABS vor

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

5 Min. Lesedauer

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Kleiner und leichter ist das ABS10 für Motorräder, das Bosch im kommenden Jahr auf den Markt bringen will. Im Vergleich zur aktuellen Generation 9 konnten die Bosch-Entwickler das Gewicht des Antiblockiersystems um bis zu etwa 30 Prozent, die Größe um bis zu zirka 45 Prozent verringern.

Um ABS auch in Schwellenländern wie Indien oder Indonesien zu etablieren, präsentiert Bosch auf der Messe Eicma in Mailand (19. bis 22. November 2015) eine neue Generation seines Antiblockiersystems für Motorräder, das im kommenden Jahr auf den Markt kommt: ABS10 ist kleiner und leichter als bisherige Versionen. Im Vergleich zum aktuellen ABS9 (0,64 Kilogramm) konnten die Bosch-Entwickler das Gewicht um bis zu etwa 30 Prozent auf 0,45 Kilogramm, die Größe um bis zu zirka 45 Prozent verringern. Neben der Optimierung von Größe und Gewicht hat Bosch den Fokus auf die Reduzierung der Kosten gelegt. Damit eignet sich das System besonders auch für das in Schwellenländern ebenso beliebte wie preissensible Segment der Kleinmotorräder mit bis zu 250 Kubikzentimeter Hubraum.

Motorradmarkt wächst - vor allem die Nachfrage in Schwellenländern

In Europa wird bereits mehr als jedes dritte neu produzierte Motorrad mit ABS ausgeliefert. Dagegen ist das Sicherheitssystem in Schwellenländern bisher immer noch eine Randerscheinung. Doch gerade in vielen asiatischen Ländern wie Indien, Indonesien und Thailand sind Motorräder aus dem unteren Preissegment ein wichtiges Fortbewegungsmittel. Speziell für diese Zielgruppe hat Bosch die neue, kleinere ABS-Generation bestehend aus einer Ein- und Zwei-Kanal-Lösung entwickelt. "Wir rechnen in den nächsten fünf Jahren mit einem signifikanten Wachstum des Marktes für Motorrad-Sicherheitssysteme. Ein wichtiger Treiber ist die steigende Nachfrage in Schwellenländern. Mit unserem neuen, kostengünstigen ABS10 verbessern wir in diesen Regionen die Sicherheit von Motorradfahrern erheblich", erklärt Bosch-Geschäftsführer Dr. Dirk Hoheisel.

In der Europäischen Union müssen von 2017 an alle neu zugelassenen motorisierten Zweiräder mit mehr als 125 Kubikzentimeter Hubraum ein Antiblockiersystem an Bord haben. In Japan gilt die ABS-Pflicht ab Oktober 2018 bei neuen Typgenehmigungen für Motorräder mit mehr als 125 Kubik. Auch in aufstrebenden Ländern wie Brasilien oder Taiwan wurden bereits Gesetze verabschiedet, die das Antiblockiersystem künftig vorschreiben. In Indien und den USA steht das Thema auf der politischen Agenda.

ABS-Zusatzfunktion Vehicle Hold Control

Bosch realisiert auf Basis des Antiblockiersystems zugleich Zusatzfunktionen, die mittels intelligenter Algorithmen in das ABS-Steuergerät einprogrammiert werden. Jüngstes Beispiel für eine ABS-Zusatzfunktion von Bosch ist der Fahrzeughalteassistent Vehicle Hold Control. Kommt das Motorrad an einer Steigung, Abfahrt oder in der Ebene zum Stehen, verhindert die Vehicle Hold Control ein Wegrollen des Bikes, ohne dass der Fahrer Hand- oder Fußbremse permanent betätigen muss. Die Vehicle Hold Control ist eine Weiterentwicklung des Berganfahrassistenten Hill Hold Control. Ducati bietet die neue Zusatzfunktion von Bosch als Standardausstattung in der Multistrada 1200 Enduro an, die 2016 auf den Markt kommt.

Voraussetzung für die Zusatzfunktion Vehicle Hold Control ist das ABS enhanced von Bosch. Dabei handelt es sich um ein Zwei-Kanal-Antiblockiersystem mit elektronischem Verbund-Bremssystem. ABS enhanced ist zugleich Basis für die Motorrad-Stabilitätskontrolle MSC enhanced von Bosch, die in der neuen Ducati Multistrada 1200 Enduro zum Einsatz kommt. MSC ist eine Art ESP für Motorräder und passt den Bremsdruck automatisch an die Fahrsituation an.

Lesen Sie mehr zum Totwinkel-Assistent für motorisierte Zweiräder und zu den Bosch-Vernetzungssystemen auf Seite 2.

Totwinkel-Assistent für motorisierte Zweiräder

Daneben hat Bosch einen Totwinkel-Assistenten für motorisierte Zweiräder entwickelt. Das System basiert auf vier Umfeldsensoren mit Ultraschalltechnik und hilft Motorradfahrern beim sicheren Wechseln der Spur. Dazu erfassen die Sensoren in bis zu fünf Metern Entfernung den allein mit den Rückspiegeln seitlich nicht oder nur schlecht einsehbaren Raum. Die Technik warnt den Fahrer mit einem optischen Signal im Bereich der Spiegel, wenn sich ein anderes Fahrzeug im toten Winkel befindet. So können zum Beispiel Kollisionen bei einem Spurwechsel vermieden werden.

Die vier Ultraschallsensoren des Totwinkel-Assistenten von Bosch sind paarweise vorne und hinten in der Verkleidung des motorisierten Zweirads installiert. Die hinteren Sensoren überwachen den toten Winkel auf der linken und rechten Nachbarspur. Die beiden vorderen Sensoren dienen der Plausibilitätsprüfung. Erkennt der Sensor vorne links ein Objekt, bevor es der Sensor hinten links erfasst, weiß das Steuergerät: Es handelt sich um ein entgegenkommendes Fahrzeug auf der Gegenfahrbahn - ein Warnhinweis bleibt aus. Auch parkende Fahrzeuge werden auf diese Weise erkannt und führen nicht zur Warnung. Erst wenn einer der hinteren Ultraschallsensoren vor den vorderen Sensoren ein Objekt meldet, warnt das System den Fahrer. Ein Eingriff in seine Fahraktionen erfolgt nicht.

Der Totwinkel-Assistent ist bei Geschwindigkeiten zwischen 25 und 80 Stundenkilometern aktiv und unterstützt den Fahrer bei niedrigen Differenzgeschwindigkeiten zu anderen Verkehrsteilnehmern. Damit soll das System hauptsächlich in Städten zu mehr Sicherheit beitragen, wo im dichten Verkehr Spurwechsel durchaus häufiger notwendig sind.

Vernetzungssysteme: Mehr Komfort durch vernetzte Lösungen

Zudem zeigt Bosch auf der Eicma Vernetzungslösungen für Motorräder. Über die Connectivity Control Unit (CCU) verbindet Bosch Motorräder zum Beispiel mit der Cloud. Darüber werden unter anderem Funktionen wie der automatische Notruf eCall möglich, den die EU ab April 2018 bereits bei allen neuen Typzulassungen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen vorschreibt. Motorradfahrer erhalten über die CCU aber auch nützliche Informationen wie etwa zu potenziellen Gefahrenstellen auf den Straßen.

Das Integrated Connectivity Cluster (ICC) ist ein speziell für motorisierte Zweiräder entwickeltes Fahrerinformationssystem mit variabler Display-Größe und Auflösung. Neben einer Bluetooth-Schnittstelle verfügt das ICC auch über die Smartphone-Integrationslösung mySpin.

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