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24.01.2013 | Public Relations | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Sie den "Stuttgart-21-Effekt" vermeiden

verfasst von: Andrea Amerland

2:30 Min. Lesedauer

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Bei Großbauprojekten wie "Stuttgart 21" pochten Bürger auf eine bessere Informationspolitik und leisteten Widerstand. Doch wie sollte die Kommunikation gestaltet sein, damit die Protestlawine gar nicht erst losbricht?

"Die neue Macht der Bürger – was motiviert die Protestbewegungen?" – so lautet der Titel der neuen BP-Gesellschaftsstudie. Demnach wird der Bürgerprotest vor allem von älteren Menschen getragen, die aus dem so genannten Bildungsbürgertum stammen, Abitur und ein Studium haben und sich als gut informierte Gegenexperten verstehen. Zusammen bilden sie einen "gut organisierten Partizipations-Lobbyismus" mit Neigung zu "Selbstgerechtigkeiten und Anmaßungen", so der Göttinger Demokratieforscher Franz Walter bei der Vorstellung der Studie. Die "kleinen Leute" seien beim Protest kaum noch vertreten. Der Demokratieforscher prognostiziert, dass die ältere Generation auch in Zukunft auf die Straßen ziehen wird.

Umso wichtiger ist es, die Faktoren zu kennen, die Protestbewegungen positiv wie negativ beeinflussen. Aufschluss kann dabei eine Sammelpublikation zu "Stuttgart 21" geben, die Frank Brettschneider, Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim, zusammen mit Stuttgarts ehemaligen Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) herausgegeben hat. Im Zentrum der Betrachtung stehen einzelne Analysen zur Zeit vom Protest im August 2010 bis zur Akzeptanz im November 2011. Auch die kommunikativen Maßnahmen werden in den Blick genommen.

Maßnahmen für das Kommunikations-Management am Beispiel "Stuttgart 21"

Frank Brettschneider leitet allgemeingültige Kriterien ab, die verhindern können, dass es überhaupt zu Protesten und Krisensituationen wie im Fall "Stuttgart 21" kommt. Der Autor empfiehlt vor allem eine dialog-orientierte Projektkommunikation und folgende Maßnahmen, um vorzubeugen:

  • Projektträger und Projektbeteiligte müssen frühzeitig, dauerhaft und proaktiv über den gesamten Projektverlauf hin kommunizieren.

  • Das Projekt sollte in jeder Phase transparent und allgemein verständlich erklärt werden. Fachjargon baut Komplexität auf und schürt Ängste.

  • Herz und Verstand sollten gleichermaßen angesprochen werden.

  • Das persönliche Gespräch mit Journalisten und Betroffenen ist das A und O.

Besser die Eskalation vermeiden

Einbahnstraßenkommunikation ist jedenfalls nicht die Lösung, um die Eskalation zu vermeiden, urteilt auch Lothar Frick, der als Heiner Geißlers rechte Hand die Schlichtungsverhandlung um das Bahnprojekt organisierte. "Die "Stuttgart-21"-Gegner besetzten drei bis vier Themen und betrieben für diese gezieltes Agenda-Setting. Ich würde behaupten, dass ihre Medienarbeit wirklich professionell ablief", erklärt Frick im Interview.

Ein Schlichtungsgespräch ist seiner Ansicht nach die Feuerwehrrettungsaktion, wenn in einer verfahrenen Situation für Beruhigung gesorgt werden muss. Der Konflikt sei damit aber nicht gelöst. Daher empfehle es sich, solch eine Situation durch proaktive Kommunikation von vornherein zu vermeiden. Wichtig ist dabei, die Online-Mobilisierung des Widerstands im Blick zu haben, so Matthias von Herrmann. Denn Protest, der sich im Web formiert, zeitige auch offline enorme Effekte. Auch das hat "Stuttgart 21" gelehrt.

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