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04.01.2017 | Konfliktmanagement | Interview | Online-Artikel

"Toxiker vergiften die Arbeitsatmosphäre"

verfasst von: Andrea Amerland

3:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurden:
Heidrun Schüler-Lubienetzki

ist Diplom-Psychologin.

Ulf Lubienetzki

verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung als Führungskraft.

Sie sind eloquent und überzeugend, aber vergiften durch ihre egoistischen Motive jedes Unternehmen: Toxiker. Wie Organisationen dennoch das Beste aus ihnen herausholen, so Heidrun Schüler-Lubienetzki und Ulf Lubienetzki im Interview.

Springer für Professionals: "Schwierige Menschen am Arbeitsplatz", lautet der Titel Ihres Buches. Welche Mitarbeiter gelten denn aus Sicht des Arbeitgebers als schwierig?

Heidrun Schüler-Lubienetzki: Aus Arbeitgebersicht sind Mitarbeiter aus unterschiedlichen Gründen schwierig. In unserem Buch beschreiben wir Menschen, die ihre egoistischen Motive in den Mittelpunkt stellen. Sie manipulieren andere Menschen, nutzen sie aus und setzen sie unter Druck. Dabei geht es ihnen nicht um die Ziele ihres Arbeitsgebers, sondern ausschließlich um persönliche Egoismen. Ein hohes Konfliktpotenzial, schlechtere Arbeitsergebnisse und hohe zusätzliche Kosten sind die Folgen.

Empfehlung der Redaktion

2017 | Buch

Schwierige Menschen am Arbeitsplatz

Handlungsstrategien für den Umgang mit herausfordernden Persönlichkeiten

Dieses Buch hilft Berufstätigen beim Umgang mit schwierigen oder gar gefährlichen Kollegen, Mitarbeitern oder Vorgesetzten. Manche Menschen vergiften die Arbeitsatmosphäre, machen andere Menschen krank und kosten ihre Unternehmen sehr viel Geld.

Ulf Lubienetzki: Das Buch beschäftigt sich mit vorsätzlich handelnden, herausfordernden Persönlichkeiten. Auch unerfahrene Führungskräfte, die ängstlich oder überfordert sind, können schwierig sein. Diese Menschen handeln jedoch in aller Regel nicht vorsätzlich. Über konstruktives Feedback, Coaching und Training können bei ihnen Verhaltensänderungen erreicht werden. Das sind für uns keine Toxiker.

Was macht schwierige Menschen zum Gift für Unternehmen?

Heidrun Schüler-Lubienetzki: Jede Persönlichkeit ist einzigartig. Diese Vielfalt bietet eine Ressource für Unternehmen. Teams können durch die konstruktive Einbindung verschiedener Perspektiven sehr erfolgreich sein. Dazu gehören selbstverständlich auch sperrige Menschen. Toxiker sind giftig für Unternehmen, da sie eben nicht im Sinne des Unternehmens, sondern ausschließlich in ihrem eigenen Interesse handeln. Toxikern ist dazu jedes Mittel recht. Sie verstoßen vorsätzlich gegen Prinzipien wie z.B. Wertschätzung, Fairness und Legalität.

Ulf Lubienetzki: Toxiker vergiften die Arbeitsatmosphäre, gute Arbeitsbeziehungen, das Vertrauen untereinander und untergraben Loyalität. Sie polarisieren, fördern die Lagerbildung zwischen Organisationseinheiten und beschwören Feindbilder herauf. Toxiker sind übrigens nicht unbedingt sperrig, im Gegenteil, sie erscheinen häufig sehr eloquent und überzeugend. Manipulation funktioniert mit einer freundlichen Fassade einfach besser. Bei genauer Betrachtung verursachen sie erhebliche Kosten. Wir rechnen in Summe für deutsche Unternehmen mit einem jährlichen Schaden im zweistelligen Milliardenbereich.

Eine Handlungsmaxime Ihres Buches lautet: Entgiften Sie Ihren Arbeitsplatz. Wie funktioniert das und welche Rolle spielen dabei Führungskräfte?

Ulf Lubienetzki: Es gibt grundsätzlich drei Handlungsstrategien, um mit Toxikern umzugehen: Ich arrangiere mich, ich verändere die Situation oder ich gehe. Führungskräfte haben in keinem Fall die Option, sich zu arrangieren. Im Gegenteil, sie sind dafür verantwortlich, toxisches Verhalten zu unterbinden. Führungskräfte, die Toxiker ignorieren und hoffen, dass sich die Situation von allein regelt, werden scheitern. Toxische Persönlichkeiten hören erst dann auf, wenn ihnen Grenzen gesetzt und diese konsequent vertreten werden.

Heidrun Schüler-Lubienetzki: Menschen, die von toxischem Verhalten betroffen sind, sollten sich in jedem Fall Hilfe suchen. Das können Vertrauenspersonen im Unternehmen sein oder in externen Beratungsstellen. Insbesondere die Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen sollte gründlich überlegt sein. Oft hilft es, die professionelle Unterstützung eines Coaches zu suchen.

Man liest immer wieder, dass so genannte Querulanten Unternehmen weiter bringen als angepasste Ja-Sager. Welche Potenziale stecken in Querulanten bzw. Toxikern und wie können Manager diese Potenziale heben?

Heidrun Schüler-Lubienetzki: Wenn es gelingt, die persönlichen Ziele eines Toxikers mit denen des Unternehmens in Einklang zu bringen, kann eine sehr produktive Beziehung entstehen. Die Frage ist, ob ein Unternehmen bereit ist, eine potenzielle Schädigung z.B. des Arbeitsklimas als Preis für die Zielerreichung an anderer Stelle hinzunehmen. Kurzfristige Erfolge könnten mittel- und langfristig teuer bezahlt werden.

Ulf Lubienetzki: Toxiker sind eine Herausforderung für jede Führungskraft. Sie benötigen ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit und mitarbeiterbezogener Führung. Gerade in schwierigen Zeiten oder wenn besondere persönliche Härte gefordert ist, können Toxiker aufgrund ihrer geringen Emotionalität, hohen Ich-Bezogenheit und großen Selbstsicherheit sehr erfolgreich agieren. Die Herausforderung besteht eben darin, dass ihr persönlicher Nutzen mit dem des Unternehmens korreliert. Ist diese notwendige Bedingung nicht mehr gegeben, ist nicht länger mit Loyalität zu rechnen. Der Toxiker wendet sich wieder seinen eigenen Zielen zu.

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