Das Potenzial für Augmented Reality im Maschinenbau ist hoch. Dennoch entscheiden sich viele Unternehmen gegen den Einsatz. Die Frankfurt University of Applied Sciences hat untersucht, woran das liegt.
Die Frankfurt University of Applied Sciences hat untersucht, woran der Remote-AR-Einsatz oftmals hapert.
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Augmented Reality (AR) öffnet Maschinenbauunternehmen neue Möglichkeiten im Service. So können Maschinenbediener oder Servicetechniker beispielsweise Live-Fehlerbilder mittels Videostream an einen Experten im Unternehmen schicken, der das Livebild wiederum mit virtuell eingeblendeten Hinweisen anreichert und so die Reparatur anleitet.
Rund die Hälfte (46 %) der Unternehmen, die solche Remote-AR-Anwendungen in den letzten Jahren umgesetzt haben, sind mit dem Ergebnis zufrieden, wie Forschende der Frankfurt University of Applied Sciences mit Unterstützung des VDMA in einer Umfrage unter 130 Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau herausgefunden haben. Die Kehrseite ist allerdings, dass 32 % der Befragten wiederum unzufrieden mit dem Einsatz sind. Woran das liegt, haben die Forschenden im Rahmen ihrer Studie genauer untersucht.
Oft schwierige Anwendungsfälle gewählt
Ein Grund mit der Unzufriedenheit kann im gewählten Anwendungsbereich liegen: Die sogenannten Non-Adopter setzen AR mehrheitlich (62 %) im Field Service ein, also in der Unterstützung von Servicemitarbeitern im Feld. Allerdings sind hier häufig erfahrene Servicetechniker im Einsatz, die kaum von Live-Fehlerbildübertragung und AR-Annotationen im Livebild profitieren. Die Hauptfunktionen von Remote AR kommen dabei weniger zum Tragen als in der direkten Kollaboration mit Kunden, wo es häufig zu Missverständnissen kommt, die sich durch AR überwinden lassen.
Non-Adopter berichten außerdem von fehlendem Support durch ihr Management. Damit die AR-Implementierung erfolgreich verläuft, müssen allerdings Geschäftsmodelle und Serviceverträge angepasst werden sowie ein Changemanagement eingeleitet werden, was einen entsprechenden Rückhalt im Management voraussetzt.
Aufwand für die Implementierung unterschätzt
Laut den Forschenden unterschätzen zudem viele Unternehmen den Implementierungsaufwand. Sie schätzten die technische Reife von AR-Funktionen sowie die Interoperabilität mit Systemen wie ERP oder CAD dabei vergleichsweise als zu gering ein und sie bezögen Stakeholder wie Nutzer, Kolleginnen in Forschung und Entwicklung oder IT-Mitarbeiter zu wenig ein.
Weiterhin schließen die Forschenden, dass Non-Adopter vergleichsweise wenig Potenzial sowohl für gesteigerte Umsätze und Servicemarge als auch für eine höhere Zahlungsbereitschaft der Kunden sehen. Auch die Akzeptanz für AR-Lösungen im eigenen Unternehmen schätzen Non-Adopter geringer ein als Adopter, also Unternehmen, die Remote AR erfolgreich in die Anwendung gebracht haben.
Empfehlungen für eine erfolgreiche AR-Einführung
Für die erfolgreiche Implementierung von Remote AR im Service geben die Forschenden einige Empfehlungen:
- Es sollte ein Anwendungsfall mit messbarem Mehrwehrt gefunden werden. "Nice-to-Have"-Anwendung führen nicht zum Erfolg.
- Als sollte abgeschätzt werden, wie sich KPIs durch die den AR-Einsatz potenziell verbessern.
- Man sollte im Bewusstsein handeln, dass Field Service Support in einigen Punkten schwieriger erfolgreich umzusetzen ist als Costumer Support.
- Es braucht Bereitschaft, Serviceprozesse und -verträge sowie Geschäftsmodelle anzupassen und ein Changemanagement einzuleiten.
Wie wichtig Gründlichkeit bei der Einführung ist, belegen die Forschenden mit der in der Umfrage vielfach geäußerten Einschätzung, dass Unternehmen nach einer einmalig gescheiterten Implementierung keinen neuen Versuch mehr wagen. Das Thema Remot AR sei dann "auf Jahre verbrannt".