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2015 | Buch

Riskante Bühnen

Inszenierung und Kontingenz – Politikerauftritte in deutschen Personality-Talkshows

verfasst von: Andreas Dörner, Ludgera Vogt, Matthias Bandtel, Benedikt Porzelt

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Politiker können sich in Personality-Talkshows als umgängliche Menschen präsentieren und ein breites, auch politik- und bildungsfernes Publikum ansprechen. Allerdings bergen solche Medienauftritte auch Risiken. In den Interaktionen zwischen Moderation, Redaktion, Gästen und Studiopublikum können sich unvorhersehbare Situationen entwickeln und die mediale Inszenierung durch Kameraarbeit, Bildregie und Einspielfilme schreibt dem Geschehen ganz eigene Bedeutungen zu. Die Studie rekonstruiert diese komplexe Logik über Sendungsanalysen und empirische Feldforschung, inklusive sozialwissenschaftlicher Interviews mit Politikern, Medienakteuren und Beratern.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung: Inszenierung und Kontingenz auf den Vorder- und Hinterbühnen des Personality-Talks
Zusammenfassung
Es ist Freitagabend, 22:57 Uhr. Das Fernsehpublikum des NDR lässt sich mit launigen Promitalk-Gesprächen von Bettina Tietjen und Yared Dibaba ins Wochenende geleiten. Unter dem Formattitel Die Tietjen und Dibaba hat sich an diesem Frühlingsabend des 8. Mai 2009 eine bunt gemischte Schar von Gästen im Studio Hannover eingefunden, um neue Bücher und Tourneeprogramme zu promoten und mit lustigen Anekdoten die Feel-Good-Stimmung einer Freitags-Late-Night herzustellen.
Andreas Dörner, Ludgera Vogt
2. Kontexte: Zur Einbettung der Thematik und zum Stand der Forschung
Zusammenfassung
Das Politische ist in der Gegenwartsgesellschaft durch eine eigenartige Paradoxie gekennzeichnet. Ungeachtet der zunehmenden Komplexität des politischen Prozesses mit einer Vielzahl an kollektiven und korporativen Akteuren hat die Relevanz von Personen im Bereich der medialen Politikdarstellung deutlich zugenommen (vgl. Grande 2000). Einerseits haben wir es heute mit einem Geflecht von Verhandlungsnetzwerken auf und zwischen verschiedenen Politikebenen zu tun, an dem eine große Zahl von personalen, kollektiven und korporativen Akteuren beteiligt ist.
Andreas Dörner
3. Die Personality-Talkshow
Zusammenfassung
Angesichts der weitgreifenden Prozesse einer Personalisierung und Privatisierung des Politischen in der öffentlichen Darstellungspolitik kann es nicht verwundern, dass Personality-Talkshows zu einem wichtigen Forum der politischen Kommunikation geworden sind. Das Sub-Genre soll in diesem Kapitel etwas allgemeiner beschrieben werden, um die konkreten Analysebefunde des Projekts besser kontextualisieren zu können.
Andreas Dörner
4. Der Bundestagswahlkampf 2009
Langeweile im „Superwahljahr“ und Brüche im Trend
Zusammenfassung
Die meisten Beobachter waren sich in dem Urteil einig, dass der Wahlkampf zum Deutschen Bundestag im Jahr 2009 besonders langweilig war. Man beklagte einen „Valium-Wahlkampf“, das große TV-Duell der Spitzenkandidaten wurde als „Duett statt Duell“ beschrieben, und im Kontrast zu den aufregenden Kampagnen Barack Obamas in den USA lautete das Fazit: „Yes, we gähn!“. Dies muss umso mehr überraschen, als die einschlägige Forschungsliteratur seit den 1990er Jahren einen ganz anderen Trend konstatiert hatte.
Andreas Dörner
5. Zur Methodologie und Methode der Analyse medialer Darstellungen politischer Akteure
Videographie, teilstandardisierte Interviews, Dokumentenanalyse und Triangulation
Zusammenfassung
Die Inszenierung politischer Akteure in Personality-Talkshows erfolgt grundsätzlich auf drei Ebenen. Erstens eröffnen sich angesichts unterschiedlicher Interessen der beteiligten Akteursgruppen Spannungen bereits im Vorfeld der Produktion. Die Ziele, die SendungsmacherInnen, RedakteurInnen, ModeratorInnen, RegisseurInnen und Kameraleute mit der Ausstrahlung der Talkshow verfolgen, decken sich bei Weitem nicht immer mit den Strategien der auftretenden PolitikerInnen.
Matthias Bandtel
6. Die Fabrikation des Personality-Talks
Inszenierung und Produktion aus Perspektive der Akteure auf der Hinterbühne
Zusammenfassung
In der Gegenwartsgesellschaft speist sich das Bild, das sich die Menschen von sich selbst und anderen machen, zu großen Teilen aus medialen Erfahrungen. Als gesellschaftliches Theatralitäts- und Realitätszentrum spielt dabei nach wie vor das Fernsehen „die wichtigste erfahrungsgenerative Rolle“ (Willems 1998: 64ff.). Für gesellschaftliche Funktionssysteme wie die Politik ist diese kommunikative Scharnierfunktion der Medien unerlässlich. Politik setzt Macht um, indem sie kollektive bindende Entscheidungen kommunikativ herstellt, begründet und durchsetzt (Saxer 2012: 635). Um diese zu legitimieren, ist Politik auf die Diffusion ihrer Handlungen an eine möglichst breite Wählerschaft angewiesen. In gegenwärtigen Gesellschaften leisten primär mediale Inszenierungen den Zugang zu politischen Themen und Akteuren (Dörner 2001: 37ff.).
Matthias Bandtel
7. Die Inszenierung politischer Akteure im Personality-Talk
Rollendarstellungen, Rahmen und Rahmungen
Zusammenfassung
Das Image politischer Akteure in ihrer Rolle als Privatperson wird im Zuge weitgehender Prozesse der Personalisierung des Politischen für den Machterwerb und Machterhalt in modernen Gesellschaften zunehmend wichtiger (vgl. Kap. 3 in diesem Band). Personality-Talkshows bieten PolitikerInnen in diesem Zusammenhang eine öffentliche Bühne für eine rollenpolyvalente Darstellung. Ihr Inszenierungsziel ist die mediale Konstruktion einer vielschichtigen Persönlichkeit, die über die Demonstration sachpolitischer Kompetenzen hinaus auch die Präsentation privater Rollen mit einschließt (Bandtel 2012: 232f.).
Andreas Dörner, Ludgera Vogt, Matthias Bandtel, Benedikt Porzelt
8. Inszenierung und Kontingenz: Fallstudien
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel soll anhand von fünf ausführlichen Fallstudien gezeigt werden, wie die Kommunikation mit dem Zusammenspiel von Inszenierung und Kontingenz konkret funktioniert. Bei diesen Fallstudien handelt es sich um triangulierte Analysen, denen Auswertungen von unterschiedlichen Datentypen zugrunde liegen. Auf der einen Seite wurden detaillierte medienwissenschaftliche Analysen der audiovisuellen Texte vorgenommen, die gesendet wurden.
Andreas Dörner, Ludgera Vogt, Matthias Bandtel, Benedikt Porzelt
9. Die Befunde der Studie und ein Ausblick: vom Personality- zum Satire-Talk
Zusammenfassung
Das „Superwahljahr 2009“ markiert zugleich so etwas wie den Zenit des Genres Personality-Talk in Deutschland, vor allem hinsichtlich seiner politischen Relevanz. Es sind nicht nur die insgesamt 104 Politikerauftritte, die im Untersuchungszeitraum von April bis Dezember 2009 stattfanden, sondern auch zwei herausragende Ereignisse, die das deutlich machen: Zum einen hat sich SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier gemeinsam mit seiner Gattin Elke Büdenbender in einer Sendung der Reihe Johannes B. Kerner (ZDF) am 6. Juni 2009 einem unterhaltungsorientierten Millionenpublikum präsentiert.
Andreas Dörner, Ludgera Vogt
Backmatter
Metadaten
Titel
Riskante Bühnen
verfasst von
Andreas Dörner
Ludgera Vogt
Matthias Bandtel
Benedikt Porzelt
Copyright-Jahr
2015
Electronic ISBN
978-3-658-07552-1
Print ISBN
978-3-658-07551-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-07552-1