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30.06.2015 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Online-Artikel

Bafin-Präsident Felix Hufeld sichert Griechenland Nothilfe zu

verfasst von: Stefanie Burgmaier

2:30 Min. Lesedauer

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Wenn der griechische Staat seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt, werden die großen griechischen Banken wenige Tage später ihre Filialen schließen müssen. Die Europäische Union würde dann einen rudimentären Zahlungsverkehr in Griechenland aufrechterhalten.

Die griechische Regierung hat angekündigt, die fälligen Kredite von 1,6 Milliarden Euro an den Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht zurückzuzahlen. Damit wird nicht automatisch der Staatsbankrott des griechischen Staates ausgelöst. „Es ist eine Frage von Tagen, dass auch andere Gläubiger Forderungen stellen“, sagte Felix Hufeld, Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), vor Journalisten in Frankfurt. In zwei bis fünf Tagen wäre der griechische Staat insolvent.

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Das hätte unmittelbare Folgen für die vier großen griechischen Banken, die rund 90 Prozent des Marktes unter sich aufteilen. Die National Bank of Greece, die Alpha Bank, die Piraeus Bank und die Eurobank werden nach einer Staatspleite kaum ihre Geschäfte fortsetzen können. Die Ratingagentur Fitch hat aufgrund der Einführung von Kapitalverkehrskontrollen seit dieser Woche, die zunächst einen Run auf die Banken verhindern sollen, diese Geldhäuser weiter herabgestuft auf den Ratingstatus "RD" für Restricted Default, die Bewertung "teilweiser Zahlungsausfall". „Wenn der griechische Staat in eine Situation des Kreditausfalls kommt, wird man die griechischen Banken nicht mehr allzu lange in Anspruch nehmen können“, verklausulierte Hufeld, der in Deutschland der wichtigste Finanzaufseher ist, die Gefahr. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) hat das Volumen der Hilfskredite eingefroren.

Wenn die Banken schließen müssten, würden die europäischen Institutionen die kritischen Funktionen der Geldversorgung aufrechterhalten. Sie würde mit einem Notfallplan dafür sorgen, dass Zahlungen für Waren und Dienstleistungen erfolgen und beispielsweise Pensionen ausgezahlt werden könnten. Allerdings müssten solche Zahlungsverkehrsleistungen vorbereitet werden, betonte Hufeld.

Sechs Phasen nach der griechischen Staatspleite

Momentan sieht der Bafin-Präsident keine Ansteckungsgefahr für andere Länder. Das Marktgeschehen sei derzeit "kein Anlass zur Sorge“. So hätten sich zwar die Spreads der Anleihen der Peripherieländer gegenüber denen der Kernländer ausgeweitet, allerdings nicht dramatisch. Für eine abschließende Beurteilung der Folgen sei es jedoch noch zu früh.

Springer-Autor Dirk Meyer spielt die Lage nach einer Staatspleite Griechenlands in sechs Phasen durch. Dabei empfiehlt er im Beitrag "Austritt aus der Europäischen Wirtschaftsunion" (Wirtschaftsdienst, Ausgabe 05/2015), Seite 325-333) die Einführung einer Notfallwährung „Geuro“ auf Schuldscheinbasis in der Übergangszeit. Diese Ersatzwährung sollte nach einem geordneten Austritt des Landes aus der Eurozone durch eine neue Drachme ersetzt werden. Den deutschen Steuerzahler dürfte die gescheiterte Rettung Griechenlands nach Meyers Schätzung zwischen 62 und 93 Milliarden Euro kosten.

Die deutschen Institute waren Ende 2014 nach Berechnungen der Bundesbank in dem Mittelmeer-Staat noch mit Krediten in Höhe von 2,4 Milliarden Euro engagiert, zum Großteil bei griechischen Unternehmen. Laut dem Hauptgeschäftsführer und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes deutscher Banken, Michael Kemmer, hätten deutsche Geldhäuser in den vergangenen Jahren "einen großen Teil ihrer Forderungen abgeschrieben" und sich frühzeitig auf einen möglichen Zahlungsausfall Griechenlands vorbereitet, sagte er der "Passauer Neue Presse". Ein Zahlungsausfall Griechenlands könne die Finanzmärkte zwar kurzfristig belasten. Die zu Beginn der Staatsschuldenkrise noch möglichen Ansteckungseffekte auf andere Euro-Staaten sind jedoch auch seiner Ansicht nach nicht zu befürchten. 

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