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09.02.2023 | Bankausbildung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Duale Berufsausbildung ist für Banken alternativlos

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5:30 Min. Lesedauer

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Schon lange zerrt der Fach- und Arbeitskräftemangel an den Nerven der HR-Verantwortlichen in der Finanzbranche. Oft fehlt es an geeigneter Manpower in den Compliance-, Risiko- oder IT-Abteilungen. Eine Untersuchung belegt nun, dass in der dualen Berufsausbildung ein Teil der Lösung steckt.

Die Finanzbranche lebt schon länger mit dem Problem, geeignete Mitarbeiter für bestimmte Bereiche zu finden. "Das fing bei IT-lerinnen und IT-lern an, die sich lieber für Tätigkeiten in anderen Wirtschafszweigen entscheiden oder nach kürzester Zeit wieder abgeworben werden. Und es führt bis hin zum Problem, geeignete Auszubildende zu finden, denen von Betrieben anderer Branchen nicht nur das mittlerweile übliche Dienst-Tablet, sondern mitunter gleich ein eigener Dienstwagen versprochen wird", stellte die ehemalige Chefredakteurin der Zeitschrift "Bankmagazin", Stefanie Hüthig, in ihrer Kolumne vom vergangenen Sommer (Ausgabe 6 | 2022) fest. 

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Kaum ein Beruf ist in der Finanzbranche gesuchter als der des IT-Spezialisten. Im Wettbewerb um die raren Talente sind Banken und Sparkassen dazu angehalten, sich als Arbeitgeber neuen Ansätzen der Rekrutierung sowie der Selbstdarstellung zu öffnen.

Eigenen Nachwuchs ausbilden

Und an dieser Situation hat sich bislang auch wenig geändert. Dabei steckt laut einer aktuellen Befragung gerade in der dualen Berufsausbildung im Finanzsektor großes Potenzial: Den Nachwuchs aus "dem eigenen Stall heranzuziehen", hat für die von der Hochschule für Finanzwirtschaft & Management (HFM) im Sommer 2022 befragten 154 Sparkassen "nur Vorteile". Von den Instituten der Finanzgruppe übernehmen 97 Prozent mindestens die Hälfte oder gar alle Nachwuchskräfte nach ihrem Abschluss. Und auch in Zukunft behält die Ausbildung bei ihnen einen hohen Stellenwert. 

Die repräsentative Studie wurde von der Deutschen Sparkassenstiftung für internationale Kooperation (DSIK) in Auftrag gegeben und durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.

Sparkassen setzen auf Azubis

"Es gibt keine Sparkasse, die nicht ausbildet. Im Hinblick auf Nachwuchsförderung liefern die Finanzinstitute hier viel ab", betont Studienautor Dieter Rohrmeier, der an der HFM lehrt und zum Nutzen und Rentabilität der dualen Berufsausbildung im Finanzsektor in Deutschland forscht. Seiner Studie zufolge beschäftigen rund 69 Prozent der Sparkassen aktuell zwischen elf und 50 Nachwuchskräfte. Knapp 18 Prozent der Sparkassen haben zwischen 51 und 100 Azubis und jede zehnte Sparkasse bildet bis zu zehn Bankkaufleute aus. Über 100 Auszubildende sind derzeit in drei Prozent der Institute tätig. 

Dass die meisten Sparkassen einen Teil oder alle Auszubildende in ein meist unbefristetes Beschäftigungsverhältnis übernehmen, sichere den regionalen Geldhäusern die Zukunft. "Auch der auf höheren Ebenen zu beobachtende Frauenmangel im Finanzbereich wurzelt offensichtlich nicht in zu geringer Ausbildungsqualifikation, denn der Anteil der weiblichen Auszubildenden liegt bei 79 Prozent der Sparkassen bei mehr als der Hälfte", heißt es in der Untersuchung.

Keine Integrationskosten, mehr Flexibilität

Und die Vorteile der dualen Bankausbildung liegen für die befragten Institute auf der Hand: Dank ihr sparen sie sich unter anderem die Integrationskosten von Bewerbern aus dem Arbeitsmarkt. Darüber hinaus sei der Ausbildungsmarkt sogar leichter zu bewerben als der Markt für Fachkräfte.  

Die Einarbeitungszeit ist für eine nachfolgende Beschäftigung faktisch nicht relevant und die Bindung der Angestellten an das eigene Institut ist sehr hoch. So identifizieren sich die ausgebildeten jungen Menschen stärker mit ihrem Haus. Deshalb streben die Sparkassen nach wie vor eine hohe Übernahmequote an", erläutert Rohrmeier. 

Außerdem sei der Einsatz der Beschäftigten nach der Ausbildung flexibler, da die Ausbildung umfassend und breit angelegt ist. Dies ermögliche schnell höherwertige Tätigkeiten und eine raschere Weiterqualifizierung in vertrieblichen Spezialisierungsfunktionen - beispielsweise in der Firmenkundenbetreuung und Individualkundenberatung oder auch in internen Bereichen wie Personal, Controlling und weiteren Fachabteilungen.

Auf die Ansprüch der Gen Z einstellen

Allerdings hat die Generation Z Ansprüche und Erwartungen, die sich von denen der vorhergehenden Generationen teilweise deutlich unterscheiden. "Damit sich Geldhäuser als attraktive Arbeitgeber für junge Menschen positionieren können, müssen sie geeignete Marketingmaßnahmen finden, um künftig über eine ausreichende Anzahl an Bewerbern für eine Ausbildung und anschließend über Nachwuchs in der Belegschaf verfügen zu können", beschreiben Alexander Haselhorst, Lea Gerstenberg und Pascal Ehle die Situation bereits in einem Bankmagazin-Beitrag von November 2021. 

Die Autoren gehen bei ihrer Analyse der Arbeitgeberattraktivität für junge Bewerber unter anderem auf zwei Untersuchungen aus ihrem Studiengang "Banking and Finance" an der Berufsakademie für Bankwirtschaft in Hannover - Rastede ein. "Dabei wurden dual Studierende in einer ersten Erhebung per Fragebogen unter anderem nach möglichen Attraktivitätsfaktoren einer Bankausbildung befragt. In einer zweiten Erhebung wurden die Ausbildungsverantwortlichen von Finanzinstituten bezüglich der von ihren Instituten genutzten Personalmarketingmaßnahmen interviewt", erläutern der Professor und die beiden Absolventen. 

Aufstiegsmöglichkeiten und Gehalt wichtig

Der mit Abstand wichtigste Aspekt für die Befragten waren möglichst gute berufliche Aufstiegsmöglichkeiten in einem Geldhaus. Auf den Plätzen zwei und drei rangierten gute Weiterbildungsmöglichkeiten und ein hohes Gehalt. Die berufliche Entwicklung, die Wahrnehmung von höherwertigen Tätigkeiten und der daraus resultierende Lohn sind damit auch für künftige Fach- und Führungskräfte attraktive Ziele. 

"Überdies gehörten die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf sowie ein partnerschaftlicher Umgang im Unternehmen und einem daraus resultierenden angenehmen Betriebsklima zu den eher wichtigen Faktoren. Flexible Arbeitszeiten und ein gutes Image des Arbeitgebers waren den Befragten hingegen nicht ganz so wichtig. Eher unwichtig sind den Befragten Aspekte wie die Nähe zum Wohnort oder Zusatzleistungen wie ein Firmenwagen oder Bonuszahlungen", ergänzen die Autoren. 

Im Zuge der Untersuchung wurden neben den Studierenden auch sechs Ausbildungsverantwortliche unterschiedlicher Geldhäuser als Experten bezüglich möglicher Marketingmaßnahmen befragt. Sie gaben Aufschluss darüber, wie junge Bewerber für eine Bankausbildung gewonnen werden können. Diesen Fachleuten zufolge haben sich vor allem digitale Jobbörsen und persönliche Empfehlungen von anderen Bankmitarbeitenden als sehr wichtige Maßnahmen herausgestellt, um junge Menschen für eine Bankausbildung zu gewinnen.

Ausbilder heben angenehmes Arbeitsklima hervor

Inhaltlich benennen alle sechs befragten Ausbildungsleiter "ein angenehmes Arbeitsklima" als wichtigsten Faktor. Dieses könne Bewerbern bereits beim Personalauswahlverfahren vermittelt werden. An zweiter Stelle folgen hier die Weiterbildungsmöglichkeiten. Bei der Ausgestaltung des Berufsalltags in einem Geldhaus sollen den Experten zufolge jungen Menschen flexible Arbeitszeiten ermöglicht und dies bereits in Personalauswahlverfahren entsprechend kommuniziert werden. "Ferner wurde der Aspekt der Regionalität als eine wesentliche Stärke von Banken und Sparkassen gegenüber anderen Arbeitgebern außerhalb der Finanzbranche genannt und sollte von den Ausbildungsverantwortlichen entsprechend deutlich vermittelt werden", betonen Haselhorst, Gerstenberg und Ehle.

Die Sparkassen sehen eine Weiterführung der dualen Berufsausbildung zugunsten künftiger Talente letztlich als Zukunftssicherung für das eigene Institut an, resümiert Studienautor Rohrmeier. "Dieses Modell ist für Finanzinstitute auch perspektivisch alternativlos."

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