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06.01.2015 | Bankvertrieb | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banken verlieren Geld bei Bezahlkarten

verfasst von: Eva-Susanne Krah

2:30 Min. Lesedauer

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Die Gebühren für Kredit- und Debitkarten werden laut einer neuen EU-Verordnung künftig gedeckelt. Das beschert Geldinstituten deutliche Umsatzdellen.

Mit Bezahlkarten Geld zu verdienen, könnte für Banken künftig schwieriger werden. Grund ist die neue europaweite Deckelung von Kreditkartengebühren bei Einkäufen von bisher 1,3 auf nur noch 0,3 Prozent und von 0,3 auf 0,2 Prozent des Umsatzes bei EC-Karten. Diese Gebührenverordnung hat die Europäische Union Ende Dezember beschlossen. Die Unternehmensberatung PPI rechnet in einer Marktanalyse vor, dass den Kreditinstituten dadurch mehr als 250 Millionen Euro entgehen. Für inländische Transaktionen mit Debitkarten können die EU-Staaten laut einem Bericht von FAZ.net auch eine feste Gebühr von fünf Cent alternativ zur Deckelung auf 0,2 Prozent einsetzen. Händler schlagen auch im E-Commerce die Gebühren im Vorfeld zumeist auf die Verkaufspreise auf.

Kreditkartenkooperationen rechnen sich nicht mehr

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Besonders prekär wirkt sich die EU-Verordnung laut PPI-Zahlungsexperte Hubertus von Poser auf die Kooperationsgeschäfte der Geldhäuser mit Kreditkartenemittenten aus: "Durch Kooperationen sind viele Banken zum Beispiel an Loyalty-Programmen bei firmeneigenen Kreditkarten beteiligt. Dieser Zugang ist nun gefährdet." Denn Rabatte und Gratisdienste unternehmenseigener Kreditkarten rechneten sich nur, wenn Unternehmen an den Gebühreneinnahmen der Banken beteiligt seien, sagt von Poser. Die von PPI geschätzten Gebührenausfälle von mehr als 75 Prozent würden diese Modelle jedoch infrage stellen. Die Deutsche Kreditwirtschaft sieht die EU-Entscheidung kritisch. Sie werde "erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen für die Kartenemittenten haben, ohne dass gewährleistet werden kann, dass die Kostenentlastung auf der Kartenakzeptanzseite tatsächlich beim Verbraucher ankommt".

Bremsklotz für Mobile Payment

Auch auf die weitere Entwicklung neuer Zahlungstechnologien, die Digitalisierung im Zahlungsverkehr und mobile Bezahldienste in den europäischen Märkten wirkt die EU-Verordnung aus Sicht des Beratungshauses eher wie ein Bremsklotz. Denn First Mover wie Apple Pay und Google Wallet nutzen in den USA vor allem die Kreditkartensysteme von Anbietern wie American Express oder Mastercard zur Zahlungsabwicklung. In Europa dürften sich auf Grund der neuen Verordnung diese Geschäftsmodelle jedoch kaum noch rechnen, da Mobile Payment eher unattraktiv für Banken bleibt, wenn diese nur als passive Abwickler ohne Kundenzugang beteiligt sind, glaubt von Poser. In den USA verlangen Mobile-Payment-Anbieter wie Apple von Kooperationspartnern laut PPI beispielsweise 0,15 Prozent von jeder Umsatztransaktion.

Derweil müssen Kartenanbieter Lösungen entwickeln, die dem Kunden „spürbaren Mehrwert“ beim Komfort, den Kosten und der Sicherheit bieten, stellt die Bankmagazin-Redakteurin Stefanie Hüthig in ihrem Beitrag zur "Evolution im Kartengeschäft" (Ausgabe 4/2104, Seite 36-41) fest. Denn speziell Deutschland liege bei der Kartennutzung unter dem Schnitt in der Eurozone von 71 Transaktionen. Hüthig führt an, dass Regulierungsbefürworter in der jüngsten EU-Entscheidung eher Vorteile sehen, denn die Interchange Fees "halten neue Spieler und neue Geschäftsmodelle vom Markteintritt ab". Die Regulierung der Gebühren würde mehr Klarheit und Transparenz und somit die Voraussetzungen für einen funktionsfähigen Wettbewerb schaffen.

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