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13.12.2016 | Energie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Vor- und Nachteile vereinheitlichter Netzentgelte

verfasst von: Frank Urbansky

3 Min. Lesedauer

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Netzentgelte sind wichtiger Bestandteil des Strompreises. Industrierabatte stoßen auf Widerstand, Erhöhungen für Endkunden ebenso. Eine Vereinheitlichung würde sich nicht einheitlich auswirken.

Um Netzentgelte wird immer heftiger gestritten. Erst der diesjährige Streit um die Rabatte für Industrieunternehmen spaltete die Nation. Doch die können durchaus ihre Berechtigung haben. "Die Reduzierung der Netzentgeltpflicht von stromintensiven Unternehmen lässt sich damit rechtfertigen, dass diese zur Stabilisierung der Elektrizitätsversorgungsnetze beitragen, indem sie regelmäßig Strom aus dem Netz entnehmen. Diese Stabilisierung reduziert die Netzkosten, weil weniger Aufwand insbesondere in Form von Regelenergie erforderlich ist, um das System zu stabilisieren", so die Springer Gabler-Autoren Dirk Uwer und Moritz Rademacher in ihrem Buchkapitel "Energierechtliche Rahmenbedingungen" auf Seite 150.

08 - Energierechtliche Rahmenbedingungen

Tatsächlich haben die vier großen Übertragungsnetzbetreiber mit der Stabilisierung der Netze zu kämpfen. Gab es 2010 nach Angaben der Bundesnetzagentur bundesweit noch rund 1.580 Redispatches, also Eingriffen zur Stabilisierung der Netze, waren es im vergangenen Jahr schon zehn Mal so viele. Hauptursachen sind die fluktuierenden Einspeisungen Erneuerbarer Energien aus Wind und Sonne sowie die Durchleitung von in Ostdeutschland produziertem Braunkohlestrom zu den industriellen Großverbrauchern in Süddeutschland.

Netzentgelte in Ostdeutschland höher

Das führt aufgrund des hohen Ausbaugrades der Erneuerbaren Energien in Ostdeutschland um bis zu 2,3fach höheren Netzentgelten als im Rest der Republik, was von der dortigen Industrie und Politik heftig beklagt wird. Die aktuelle Studie "Bundesweite Vereinheitlichung von Netzentgelten auf Übertragungsnetzebene" von ewi Energy Research & Scenarios aus Köln hat nun untersucht, was die Angleichung der Netzentgelte in den Übertragungsnetzen bewirken würde.

Diese ergeben für das Jahr 2015 eine deutliche Mehrbelastung für Industrieunternehmen auf der Höchstspannungsebene regional verschieden von bis zu 31 Prozent, aber auch Absenkungen von bis zu 14 Prozent. Dies entspricht einer durchschnittlichen Veränderung von +1,8 beziehungsweise -1,1 Millionen Euro. Auf der Niederspannungsebene wurden Zunahmen von bis zu 2,6 Prozent und Abnahmen von bis zu 1,3 errechnet. Für Haushalte bewegen sich die Be- und Entlastungen damit im einstelligen Euro-Bereich.

Im Jahr 2017 würden den Annahmen zufolge die Netzentgelte auf der Höchstspannungsebene um bis zu 72 steigen und um bis zu 28 Prozent sinken. Die Zu-und Abnahmen der Netzentgeltbelastung für Industrieunternehmen erreichen damit bis zu +5,1 beziehungsweise -4,8 Millionen Euro. Auf der Niederspannungsebene steigt die Entgeltbelastung für Haushalte um bis zu 6 Prozent (+11 Euro) und sinkt anderweitig um bis zu 3 Prozent (-9 Euro).

Strukturelle Probleme ungelöst

Die grundlegenden, strukturellen Probleme der aktuellen Netzentgeltsystematik würden, so die Studie, durch eine Vereinheitlichung nicht gelöst. Sie solle daher im Kontext mit anderen Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Netzentgeltsystematik betrachtet werden.

Da mit einer Vereinheitlichung der Netzentgelte im Übertragungsnetzbereich zudem nicht zu rechnen ist, sind andere Maßnahmen zur indirekten Senkung der Netzentgelte möglich.

Falls der Netzausbauplanung ein bestimmtes zeitliches Verhalten schaltbarer Lasten (Warmwasserboiler, Speicherheizungen) oder bestimmte Einsatzstrategien für Elektrizitätsspeicher (Batterien, dezentrale Pumpspeicher-Kraftwerke) zu Grunde liegt, sind auch mögliche Abweichungen oder Änderungen der Nutzungsstrategien durch die Netzkunden in Betracht zu ziehen. Dies könnte durch geänderte Anreize zur Nutzung von Wind- oder Sonnenstromüberschüssen (Reduktion der Netzentgelte, Befreiung von Steuern und Abgaben) massiv schlagend werden",

beschreibt diese Springer Vieweg-Autor Alfons Sillaber in seinem Buchkapitel "Methoden der Systemgestaltung" auf Seite 235.

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