Skip to main content

18.08.2016 | Energiebereitstellung | Schwerpunkt | Online-Artikel

50Hertz auf dem Weg durch die digitale Transformation

verfasst von: Dipl.-Ing. Rolf Walter

3:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Der digitale Wandel stellt die Energiewirtschaft vor besondere Herausforderungen. Rolf Walter berichtet, wie TÜV Rheinland 50Hertz durch digitale Transformationsprozesse begleitet.

TÜV Rheinland begleitet einen der insgesamt vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland, die 50Hertz Transmission, derzeit durch umfassende digitale Transformationsprozesse. Im Mittelpunkt stehen der Bau eines neuen Standorts und eines neuen Rechenzentrums sowie die Umsetzung eines umfassenden Sicherheitskonzepts für dessen IT- und Telekommunikations-Infrastruktur.

Empfehlung der Redaktion

2015 | OriginalPaper | Buchkapitel

Übertragungsnetze

Kabeltechnologien und Freileitungssysteme stellen elementare Bestandteile der elektrischen Energieversorgungsinfrastruktur dar. Im Wesentlichen wird die Übertragungskapazität der Leiterseile durch ihre thermische Belastbarkeit limitiert.


Die 50Hertz Transmission GmbH (50Hertz) mit Sitz in Berlin betreibt das Höchstspannungsnetz im Norden (im Raum Hamburg) und Osten Deutschlands mit einer Gesamtlänge von knapp 10.000 Kilometern Leitungen. Damit versorgt 50Hertz rund 30 Prozent der Fläche Deutschlands und rund 18 Millionen Menschen mit Strom – und zwar 24 Stunden lang, ohne Unterbrechung. Als Übertragungsnetzbetreiber ist 50Hertz für die Sicherheit des elektrischen Gesamtsystems in seinem Netzgebiet verantwortlich sowie für einen diskriminierungsfreien Netzzugang. Das Unternehmen schafft damit die Voraussetzungen für einen funktionierenden Energiemarkt.

Neuer Standort zur Bewältigung der Aufgaben

Nicht nur weil die bisher auf verschiedene Standorte verteilte 50Hertz-Unternehmenszentrale aus allen Nähten zu platzen drohte, sondern auch weil die dezentrale, erneuerbare Energieversorgung sowie die fortschreitende digitale Transformation ein deutlich erhöhtes Datenaufkommen mit sich bringen, baut der Übertragungsnetzbetreiber im Europaviertel in Berlin derzeit einen neuen Standort auf. Damit steht der Großteil der insgesamt rund 900 Mitarbeiter im Jahr 2016 vor einem Umzug, auch die IT-Infrastruktur wird grundlegend auf den neuesten Stand gebracht.

Der Neubau des Standorts und des Data Centers ist ein businesskritischer Meilenstein in der Geschichte des Unternehmens, der aktuelles Know-how gleich auf mehreren ICT-Fachgebieten erfordert. Deshalb setzt der Übertragungsnetzbetreiber seit Beginn des Projekts in 2012 auf die Unterstützung durch externe Experten mit Erfahrung: TÜV Rheinland verfügt über jahrelange Expertise in Planung und Errichtung von Rechenzentren und bietet zudem die gesamte fachliche Lösungskompetenz, die im Zusammenhang mit der digitalen Transformation bei 50Hertz erforderlich ist: Know-how im Bereich IT, Cyber Security und Telekommunikation.

IT-Sicherheit in den Grundstrukturen verankert

TÜV Rheinland hat außerdem die Gesamtkoordination des Projekts inne. Daneben begleiten und unterstützen die Experten den Übertragungsnetzbetreiber sowohl in seiner ICT-Strategie und -Konzeption als auch in der Umsetzung von ICT-Teilprojekten: Unter anderem sorgen sie dafür, dass alle wesentlichen Aspekte der IT-Sicherheit bereits in den Grundstrukturen der neuen ICT-Architektur als integraler Bestandteil verankert werden und dass diese den Anforderungen an Compliance für Betreiber Kritischer Infrastrukturen entspricht.

Darüber hinaus ist TÜV Rheinland für die Qualitätssicherung während der Bauphasen verantwortlich und begleitet das Bauvorhaben. Außerdem erstellen die Fachleute ein Konzept für den Autarkietest. Damit soll sichergestellt werden, dass die wichtigen Bereiche des Neubaus im Falle eines regionalen Stromausfalles auch autark betrieben werden können.

Intelligentes Stromnetz führt zu neuen Angriffsszenarien

Ein umfangreiches wie anspruchsvolles Projekt, gehört die Energiewirtschaft doch zu den Branchen, die der digitale Wandel in den vergangenen Jahren vor besondere Herausforderungen gestellt hat und die deshalb besonders anfällig sind gegenüber den Risiken der digitalen Transformation. Auch 50Hertz setzt auf ein "intelligentes Stromnetz", mit dem sich die Verteilung der Energieströme optimal steuern lässt. Alles, was früher mechanisch im Umspannwerk geschaltet wurde, ist heute reine IT-Technik und die wird aus der Ferne gesteuert. Damit ergeben sich allerdings neue Angriffsszenarien und potentielle Einfallstore für Angreifer, denen man begegnen muss.

Die IT-Schaltzentralen bei 50Hertz müssen nicht nur performant, sondern gegenüber Cyber-Angriffen ebenso resilient sein wie gegenüber physikalischen Störungen jeglicher Art. Zudem ist der Betreiber Kritischer Infrastrukturen gesetzlich verpflichtet, Echtzeitsysteme wie Netzleitsystem und die Steuerung der Umspannwerke mit einer nahezu 100-prozentigen Ausfallsicherheit zu betreiben.

Nach Abschluss des Projekts ist 50Hertz optimal auf die Herausforderungen der digitalen Transformation vorbereitet. Die zahlreichen Teilaufgaben illustrieren zugleich, wie anspruchsvoll es für Betreiber Kritischer Infrastrukturen ist, sich auf den digitalen Wandel einzustellen und dass es allein mit dem Bau eines größeren Rechenzentrums nicht getan ist. Unternehmen im Energiesektor sollten deshalb keine Zeit verlieren, sondern die Weichen für die digitale Transformation im eigenen Unternehmen lieber heute als morgen stellen.  

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

Das könnte Sie auch interessieren