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12.11.2014 | Mechatronik | Schwerpunkt | Online-Artikel

Die ersten Autos reden nun miteinander

3 Min. Lesedauer

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Vehicle-to-X-fähige Fahrzeuge mögen keinen Stau. Sie kommunizieren nämlich miteinander und warnen vor Verkehrshindernissen, Geschwindigkeitsbeschränkungen oder einer glatten Straße. Die Technik dahinter ist so einfach wie intelligent, kommentiert Lars Reger einen Feldversuch anlässlich der Electronica 2014.

Es ist höchste Zeit! Rund 44 Millionen Autos drängeln sich täglich auf unseren Straßen. In Deutschland fahren zwei Drittel der Beschäftigten mit dem Auto zur Arbeit – und das zu Hauptverkehrszeiten. Die Folge: jährlich verbringen sie etwa 38 Stunden im Stau. Das Jahr 2013 war zudem das unfallreichste Jahr seit der Wiedervereinigung Deutschlands. Die Polizei erfasste bundesweit rund 2,4 Millionen Straßenverkehrsunfälle, 0,5 % mehr als im Jahr 2012. Im selben Jahr starben auf den Straßen der EU über 26.200 Menschen, also in etwa die Einwohnerzahl einer mittelgroßen Stadt – 3.340 davon in Deutschland.

Diese Zahlen sollte man sich vor Augen führen, um die Notwendigkeit zu begreifen, dass wir mit unserem Schwerpunkt auf mehr PS, tollem Design und Unterhaltung nicht mehr richtig liegen. Noch viel wichtiger ist es, die enormen Möglichkeiten von Digitalisierung und Vernetzung zu nutzen, um mehr Sicherheit zu erreichen.

Die gute Nachricht ist: Es tut sich was! In den USA hat die Regierung kürzlich eine Gesetzesinitiative vorgeschlagen, um die Kommunikation zwischen Fahrzeugen und mit der umgebenden Infrastruktur verbindlich für Neuwagen einzuführen. Fast zeitgleich kündigte GM, einer der weltweit größten Fahrzeughersteller, an, erste Fahrzeugmodelle schon 2017 mit dieser Technologie auszustatten. Auch in Europa geht es mit der Einführung voran.

Intelligente Transportsysteme sind einsatzbereit

Eine gestern in München gestartete europaweite Testfahrt stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass die entsprechenden Technologien dafür bereits einsatzbereit sind. 2013 hatten die Verkehrsminister von Deutschland, Österreich und den Niederlanden ankündigt, einen ITS Korridor (ITS: Intelligent Transport Systems) quer über die Landesgrenzen einzurichten, um intelligente Verkehrssteuerung pan-europäisch voranzutreiben und einzuführen. Auf dem Korridor werden kooperative intelligente Verkehrsdienste in einer Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Ministerien, Autobahnen und der Fahrzeugindustrie umgesetzt. Bereits jetzt absolviert eine branchenübergreifende Allianz aus Unternehmen und Verbänden wie NXP, Siemens, Honda sowie Cohda Wireless, TÜV Süd und die Automobilclubs AvD und ANWB unter dem Motto „Communicating Cars“ eine Testfahrt entlang dieses Korridors. Das Fazit: Die Technologie funktioniert einwandfrei!

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Die Fahrer der „Communicating Cars“-Demotour erkennen beispielsweise über die direkte Kommunikation mit anderen „Vehicle-to-X“-fähigen Fahrzeugen und den intelligenten Infrastrukturelementen vorausschauend, wo das nächste Verkehrshindernis lauert, die Straße gefährlich rutschig ist, ein unvorhergesehener Stau droht, ein Krankenwagen sich nähert oder eine Baustelle anfängt – lange bevor die Gefahren tatsächlich in Sichtweite des Fahrers gelangen. V2X ergänzt mit diesen Funktionen bestehende Fahrerassistenzsysteme wie Kameras und Radar. Auch empfangen die V2X-fähigen Fahrzeuge Informationen von intelligenten Verkehrszeichen und stellen sich auf den Schaltzyklus von Ampeln ein, bevor sie die Kreuzung erreichen.

Kommunizierende Automobile vermeiden Stau

Durch all diese Möglichkeiten kann der Verkehr sehr viel sicherer und flüssiger werden, als er heute ist. Bei vollständiger Durchdringung mit Vehicle-to-X-Funktionen könnten jährlich bis zu 6,5 Milliarden Euro der volkswirtschaftlichen Kosten von Straßenverkehrsunfällen vermieden werden. Zudem kann ein volkswirtschaftlicher Nutzen von 4,9 Milliarden Euro durch die Reduzierung von Staustunden und die Vermeidung von Umweltbelastungen erzielt werden.

Die „Communicating Cars“-Initiative zeigt, dass die V2X-Technologie heute ausgereift und zuverlässig bereit steht, um den Verkehrsfluss zu verbessern und unsere Straßen deutlich sicherer zu machen. Jetzt ist es an der Politik, diesen Schub zu nutzen, und in Sachen intelligenter Verkehr Standards zu setzen – und so Leben zu retten.

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