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07.04.2021 | Expansion | Gastbeitrag | Online-Artikel

Wirtschaft in USA und China wird 2021 boomen

verfasst von: Dr. Alexander Börsch

5 Min. Lesedauer

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Die USA und China sind die wichtigsten Exportmärkte für deutsche Produkte. Beide Länder erwarten trotz Corona ein hohes Wirtschaftswachstum für 2021. Das aktuelle Deloitte Economic Trend Briefing analysiert die Gründe und bietet einen Blick auf zukünftige Entwicklungen.
 

Die Entwicklungen in den USA als wichtigstem Exportmarkt für deutsche Produkte, gefolgt von China, wirken sich stark auf die deutsche Konjunktur aus. So konnte sich Deutschland vor allem durch die hohe Nachfrage aus China aus der Rezession nach der Finanzkrise 2008/2009 herausexportieren, und nicht zuletzt die schnelle Erholung Chinas im vergangenen Jahr gab dem Welthandel und den deutschen Exporten einen dringend benötigten Schub. Dabei waren die deutschen Ausfuhren nach China 2020 fast genauso hoch wie im Jahr davor, während die Ausfuhren in die USA und die restliche Eurozone um mehr als elf Prozent einbrachen.

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China & the USA

Globalisation and the Decline of America’s Supremacy

This book examines the political economy of conflict between China, a rising power, and the USA, a declining one. It provides an informed analysis as to why China is the main beneficiary of neo-liberal globalisation.

Positives Wachstum in China trotz Pandemie

Ein Blick zurück zeigt, dass die Corona-Rezession 2020 die USA sehr viel milder betraf als die Eurozone oder Deutschland: Während die Wirtschaft in der Eurozone um fast sieben Prozent und Deutschland etwas mehr als fünf Prozent schrumpfte, betrug der Rückgang der Wirtschaftsleistung in den USA vergleichsweise geringe 3,5 Prozent. China dagegen gelang etwas sehr Seltenes im letzten Jahr, nämlich positives Wachstum: Das Land wuchs dank der schnellen und erfolgreichen Bekämpfung der Corona-Pandemie als einzige der größeren Volkswirtschaften, und zwar mit 2,3 Prozent.

USA wächst wieder, China weniger

Stimmungsindikatoren zur derzeitigen konjunkturellen Situation zeigen sowohl für China wie auch für die USA ein Wachstum an. Der Einkaufsmanagerindex, ein konjunktureller Frühindikator, bei dem Werte über 50 eine wachsende Wirtschaft anzeigen, ist sowohl für China wie auch für die USA im expansiven Bereich, wenn auch mit rückläufiger Tendenz für China. Die Expansion erstreckt sich dabei in beiden Ländern sowohl auf die Industrie als auch auf den Dienstleistungssektor. 

Insgesamt sind die Aussichten beider Volkswirtschaften für das laufende Jahr ausgesprochen positiv. Die prognostizierten Wachstumsraten liegen mit rund acht Prozent für China und über sechs Prozent für die USA in einer Höhe, die China seit einigen Jahren und die USA seit einigen Jahrzehnten nicht mehr erreicht haben. Sie liegen auch sehr viel höher als in der Eurozone.

USA: Konjunkturpaket und Impfungen befeuern Erholung

In den USA sind vor allem die schnellen Impffortschritte für die Erholung verantwortlich: Die Impfungen in den USA schreiten mit hoher Geschwindigkeit voran und treiben die konjunkturelle Erholung. Die Arbeitslosigkeit in den USA sinkt und liegt bei etwas über sechs Prozent. Damit haben sich die Befürchtungen einer Massenarbeitslosigkeit im Zuge der Corona-Krise nicht bestätigt.

Die positive Wachstumsdynamik, die der Einkaufsmanagerindex anzeigt, dürfte sich im zweiten Quartal mit der steigenden Impfanzahl noch deutlich erhöhen. Auf diese positive Grundstimmung trifft das gigantische neue Corona-Hilfspaket der Biden-Administration, das die parlamentarischen Hürden im März endgültig passiert hat: 1,9 Billionen Dollar, also acht Prozent des US-Bruttosozialprodukts.

Die Maßnahmen werden zwar einerseits die Staatsverschuldung noch einmal massiv erhöhen, aber auch das Wachstum deutlich anschieben. Der starke Impuls der Fiskalpolitik und die damit einhergehende Erhöhung der Nachfrage dürfte auch mit steigender Inflation einhergehen. Dennoch ist es sehr wahrscheinlich, dass die US-Geldpolitik im Einklang mit ihrer neuen Strategie expansiv bleiben wird und Leitzinserhöhungen nicht stattfinden werden.

Die OECD rechnet damit, dass sich das Wachstum 2021 in den USA infolge des Konjunkturpakets um drei Prozentpunkte erhöht. Insgesamt dürfte es somit in diesem Jahr den meisten Prognosen zufolge bei über sechs Prozent liegen. Auch wenn das Wachstum nach der Schrumpfung im letzten Jahr niedriger basiert, ist dies ein Wert, den die USA seit fast 40 Jahren nicht mehr erreicht haben.

China: Zurück zu alten Wachstumsraten

Nach den aktuellsten Impfdaten für China waren Ende Februar 52 Millionen Menschen geimpft. Allerding zählt China aktuell auch nur 23 Neuinfektionen pro Tag, so dass das Corona-Virus hier grundsätzlich unter Kontrolle ist und die wirtschaftliche Aktivität nicht mehr direkt beeinträchtigt. Im letzten Quartal 2020, in dem die europäischen Länder mit der zweiten Corona-Welle zu kämpfen hatten, lag die Wirtschaftsleistung Chinas um über sechs Prozent über dem entsprechenden Quartal 2019. Vor allem der private Konsum, der davor sehr zögerlich gewachsen war, erholte sich; im Außenhandel konnten stark steigende Exporte verzeichnet werden.

Insgesamt waren staatliche Investitionen und Industrieexporte die Treiber der Erholung 2020 nach der ersten Wellte der Pandemie in China.  Auch die chinesischen Importe stiegen deutlich, was wiederum deutschen Exporteuren half. Die deutschen Exporte nach China lagen nach Daten des Statistischen Bundesamtes im vierten Quartal 2020 um fast neun Prozent über dem entsprechenden Vorjahresquartal. Die Daten des Einkaufsmanagerindex legen nahe, dass sich die Geschwindigkeit der Erholung abschwächt, wenn auch auf hohem Niveau.

Das Wachstum des laufenden Jahres startet von einer niedrigeren Basis als gewöhnlich, weshalb die Wachstumsraten hoch sein werden und laut OECD bei knapp acht Prozent liegen dürften, so hoch wie zuletzt 2013. Andere Prognosen sehen China bei deutlich über acht Prozent Wachstum. Die Zielsetzung der chinesischen Führung, das Land in eine stärker Binnen- und Dienstleistungs-orientierte Wirtschaft zu transformieren, bleibt bestehen.

Fazit: Insgesamt sind die Aussichten für China und die USA im laufenden Jahr sehr positiv, und die beiden größten Volkswirtschaften der Welt dürften die Corona-Krise hinter sich lassen. Dies setzt allerdings voraus, dass das Virus durch Impfen oder andere Maßnahmen unter Kontrolle bleibt und es zu keiner neuen Welle kommt. Eine langfristige makroökonomische Konsequenz hatte die Corona-Krise allerdings in jedem Fall.

Durch die Wachstumslücke im letzten Jahr nähert sich die chinesische Wirtschaftsleistung der amerikanischen schneller an als ursprünglich angenommen. Ursprünglich für den Anfang der 2030er Jahre erwartet, könnte China die USA als weltweit größte Volkswirtschaft nach Berechnung des Center for Economics and Business Research nun ungefähr fünf Jahre früher ablösen – und China könnte bereits 2028 die größte Wirtschaft des Planeten sein.

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