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Erschienen in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie 2/2013

01.06.2013 | Hauptbeiträge

Gefühlsarbeit im Polizeidienst

verfasst von: Dr. Peggy Szymenderski

Erschienen in: Österreichische Zeitschrift für Soziologie | Ausgabe 2/2013

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Zusammenfassung

Das Konzept der Gefühlsarbeit von Arlie Russel Hochschild wurde, trotz ihres bedeutenden Beitrages zum Verständnis von Emotionen in Organisationen, stark kritisiert. Zu stark fokussiere sie auf die negativen Folgen von Gefühlsarbeit. Zudem sei die Einteilung in Oberflächen- und Tiefenhandeln zu vereinfachend. An diese Kritik anknüpfend wird im vorliegenden Beitrag, auf der Grundlage einer Untersuchung zur Gefühlsarbeit im bundesdeutschen Polizeidienst, gezeigt, dass die von Polizeibediensteten geleistete Arbeit an den eigenen Gefühlen ganz wesentlich dazu beiträgt, polizeiliche Aufgaben zu bewältigen und den Belastungen des Berufs langfristig standzuhalten. Dazu werden polizeispezifische emotionale Konfliktfelder und Gefühlsarbeitsformen sowie Ursachen für Unterschiede im Umgang mit Konflikten untersucht. Der Zusammenhang von Funktionen, Techniken und einer zeitlichen Dimension von Gefühlsarbeit liefert konkrete Anknüpfungspunkte für die Weiterentwicklung des Konzepts.

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Fußnoten
1
Emotionen werden vor diesem Hintergrund als willentlich beeinflussbar verstanden. Die Emotionsentstehung ist durch Situationsmerkmale und kulturelle Gegebenheiten beeinflusst.
 
2
Das Projekt war an der Technischen Universität Chemnitz, Professur für Industrie- und Techniksoziologie, angesiedelt und wurde im Rahmen eines Promotionsstipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung gefördert (vgl. Szymenderski 2012).
 
3
Schumann et al. (1982, S. 26) unterscheiden zwischen Arbeitskraftinteressen, mit denen das objektive Interesse der Beschäftigten an günstigen Bedingungen für einen möglichst geringen Verschleiß der Arbeitskraft, an einer ausreichenden Entlohnung sowie an betrieblich nicht kontrollierbaren Handlungsspielräumen gemeint ist, und Subjektinteressen, die sie als Interessen der Beschäftigten an Spielräumen für eigene Interpretationen und Handlungschancen fassen, die das Einbringen eigener beruflicher Fähigkeiten und Fertigkeiten erlauben, sowie das Interesse an sozialer Anerkennung in der Erfüllung der Erwartungen von anderen.
 
4
Status- und Rollenähnlichkeiten bestehen beispielsweise, wenn Polizeibedienstete ebenso wie die Betroffenen Kinder haben und sich somit intensiver in die Rolle des Vaters oder der Mutter hinein fühlen können. Die höhere Empathiefähigkeit kann das emotionale Belastungserleben verstärken.
 
5
„Other-domain awareness“ meint die Sensibilität und das Bewusstsein der anderen – den „domain members“ in den Lebensbereichen Familie und Erwerbsarbeit – für die Erfordernisse des jeweils anderen Lebensbereichs (Clark 2000, S. 762 f.).
 
6
Aufmerksamkeitskonkurrenzen stehen für die Absorption der Person mit Sorgen und Problemen in der Arbeit. Das bedeutet, der bzw. die Polizeibedienstete beschäftigt sich auch noch zu Hause mit Arbeitsthemen, seine/ihre Gedanken kreisen um den Arbeitsplatz.
 
7
Eine Erklärung dafür könnte sein, dass Frauen viel stärker als Männer in das emotionale Geben und Nehmen in Familien und damit in die familiale Gefühlsarbeit involviert sind, weshalb sie die Familie weniger als Ort emotionaler Unterstützung und Fürsorge wahrnehmen und nutzen (vgl. Larson et al. 1994, S. 1041 ff.).
 
8
Veränderungen in den Formen der Gefühlsbearbeitungen konnten aufgrund des gewählten Erhebungsverfahrens nicht untersucht werden.
 
9
Hier kann ein Zusammenhang mit dem Tätigkeitsbereich (kriminalistische Ermittlungsarbeit) vermutet werden.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Gefühlsarbeit im Polizeidienst
verfasst von
Dr. Peggy Szymenderski
Publikationsdatum
01.06.2013
Verlag
VS-Verlag
Erschienen in
Österreichische Zeitschrift für Soziologie / Ausgabe 2/2013
Print ISSN: 1011-0070
Elektronische ISSN: 1862-2585
DOI
https://doi.org/10.1007/s11614-013-0081-7

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