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17.09.2014 | Controlling | Interview | Online-Artikel

"Geschäftsberichte führen zu Entscheidungen"

verfasst von: Sylvia Meier

3 Min. Lesedauer

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Im Interview stellt Norbert Gabrysch aktuelle Studienergebnisse zur Wahrnehmung von Geschäftsberichten vor und verdeutlicht, dass Unternehmen hier Nachholbedarf haben. Dabei zeigt sich: Lagebericht und Abschluss sind von großer Bedeutung.

Springer für Professionals: Im Rahmen einer Studie haben Sie Privataktionäre, institutionelle Investoren, Finanz- und Wirtschaftsjournalisten und Analysten zum Thema Geschäftsberichte befragt. Wie ist Ihr Eindruck? Wie intensiv befassen sich diese Zielgruppen tatsächlich mit Geschäftsberichten?

Norbert Gabrysch: Rund 90 Prozent der institutionellen Investoren, Privataktionäre und Analysten nutzen Geschäftsberichte zur Entscheidungsfindung. Bestätigt wurde gleichzeitig unsere These, dass der Geschäftsbericht zumindest bei den Profis, also Analysten und institutionellen Investoren, als Nachschlagewerk dient. Während Privataktionäre ihn überwiegend einmal direkt nach dem Erscheinen lesen, greifen Analysten gleich drei- bis viermal jährlich zum Geschäftsbericht eines Unternehmens. Das zeigt die Bedeutung dieses Kommunikationsinstruments im Rahmen der Investor Relations.

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Zeichnen sich bei den Zielgruppen Unterschiede ab, worauf inhaltlich besonders geachtet wird?

Im Zentrum der Aufmerksamkeit bei allen Zielgruppen stehen – in dieser Reihenfolge – der Lagebericht mit dem Wirtschaftsbericht und der Abschluss mit der Gewinn-und-Verlust-Rechnung sowie die Grundlagen des Konzerns, der Prognose-, Chancen- und Risikobericht und die Bilanz. Es folgen die Gesamtergebnisrechnung, das Vorwort des Vorstands und die Kapitalflussrechnung. Auffällig sind Parallelen zwischen den Zielgruppen. Im Detail betrachtet, ist den institutionellen Investoren die Bilanz der wichtigste Inhalt eines Geschäftsberichts. Analysten konzentrieren sich auf die GuV, Journalisten und Privataktionäre richten ihr Hauptaugenmerk auf den Wirtschaftsbericht.

Kritiker bemängeln oft die Qualität von Geschäftsberichten. Welche Ergebnisse liefert hier Ihre Studie? Haben Unternehmen Nachholbedarf?

Durchaus, das betrifft zum einen die Inhalte selbst, zum anderen deren Aufbereitung. Rund 55 Prozent der Studienteilnehmer stoßen nicht auf alle für sie relevanten Informationen. Innerhalb des Lageberichts wünscht sich die Mehrheit der Befragten eine intensivere Berichterstattung über die Strategie sowie zu Chancen und Risiken. Vor allem der Vergleich mit Wettbewerbern und die Gegenüberstellung von Prognosen und tatsächlicher Geschäftsentwicklung kommen zu kurz oder sind gar nicht vorhanden. Optimierungspotenzial liegt auch in der Gestaltung: Keine Textwüsten, sondern leicht rezipierbare Texte und Tabellen, nachvollziehbare Infografiken und ein übersichtliches Layout sind der neue Weg zum Leser.

Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?

Das entscheidende Ergebnis der Studie ist: Lagebericht und Abschluss sind von elementarem Interesse für alle Zielgruppen, hier schlägt das »Herz« des Geschäftsberichts. Viele Unternehmen betrachten sie aber eher als Pflicht. Die Herausgeber sollten dem Lagebericht also wesentlich mehr Augenmerk bei Sprache und Inhalt, Aufbereitung und Gestaltung widmen. Verbesserungswürdig ist unabhängig davon das Zusammenspiel der unterschiedlichen Medien, also Print- und Onlinefassung. Leider bietet der Online-Geschäftsbericht nur in den seltensten Fällen einen Mehrwert. Die Strategie, einfach die gedruckte Fassung in ein HTML-Format zu gießen, geht nicht auf. Erstens, weil niemand die Lust verspürt, Hunderte von Seiten am Bildschirm zu scrollen. Zweitens, weil Onlinenutzer von diesem Medium weiterführende Inhalte erwarten, die eine Print- oder PDF-Version nicht bieten kann. Hier steckt die große Chance, die komplexen Inhalte des Geschäftsberichts medienadäquat und zielgruppenspezifisch aufzubereiten.

Zur Person

Norbert Gabrysch, Kommunikationsdesigner, ist Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender der wirDesign communications AG. Das Unternehmen mit Büros in Berlin und Braunschweig gehört zu den führenden deutschen Marken und Corporate-Design-Agenturen und hat sich auf die Entwicklung und Inszenierung von Unternehmensmarken spezialisiert. Von 2004 bis 2006 lehrte er als Vertretungsprofessor Corporate Design an der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein, Halle und ist Mitglied des Hochschulrates der HBK Braunschweig. Von 2008 bis März 2012 war er Präsident des Marketing-Clubs Braunschweig, außerdem ist er erster Vorsitzender der SDSt Selbständige Design-Studios e.V. Deutschland. 

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