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2023 | Buch

Klimaneutralität in der Industrie

Aktuelle Entwicklungen – Praxisberichte – Handlungsempfehlungen

herausgegeben von: Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Nachhaltigkeit und der Umbau der Wirtschaft zur Klimaneutralität sind große historische Kraftanstrengungen und Umwälzungen. Vieles läuft dabei parallel: die Bewältigung von Krisen, Effizienz und Innovationen sowie Technologieschübe. Zur Erreichung der Klimaneutralität braucht es vor allem einen ganzheitlichen Strukturwandel der Industrie. Dieses Buch unterstützt Unternehmen, ihren eigenen Weg zu planen und mit passenden Strategien und Maßnahmen zu unterlegen, denn mit den Klimaneutralitätszielen bis 2045 sind sie zum Handeln aufgefordert. Es versteht sich als Transfer- und Praxisbuch zum Thema Klimaneutralität in der Industrie mit dem Ziel, anwendbare und praxiserprobte Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Präsentiert werden Empfehlungen und ein Instrumentenmix, der Klimaschutz entlang der gesamten industriellen Wertschöpfungskette forciert. Gezeigt werden auch Risiken, die sich aus dem Klimawandel für Produktion, Betriebsabläufe und Lieferketten ergeben sowie mögliche Chancen, die sich durch die Veränderung der Rahmenbedingungen bieten.Das Buch verbindet außerdem unternehmensspezifische Ansätze mit politischen und gesellschaftlichen Debatten über Klimaneutralität, stellt die wichtigen Initiativen zur Klimaneutralität vor und widmet sich der Frage, wie sich Unternehmen durch Transparenz, Glaubwürdigkeit und Kommunikation der eigenen Klimastrategie aktiv im Markt positionieren. Das Werk richtet sich an Unternehmer*innen, CSR- und Nachhaltigkeitsbeauftragte, Fach- und Führungskräfte in Umwelt- und Nachhaltigkeitsverbänden und -organisationen sowie Industrie- und Unternehmensverbände. Es eignet sich auch für Studierende und Dozierende im Bereich Management.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Vorwort
Zusammenfassung
Die Frage lautet heute nicht, ob wir in Richtung einer CO2-neutralen Wirtschaft gehen, sondern wie Unternehmen Klimaziele konkret umsetzen, und wann sie erreicht werden. Mit den Klimaneutralitätszielen bis 2045 sind sie zum Handeln aufgefordert. Eine besondere Rolle kommt dabei den emissionsintensiven Branchen zu. Ebenfalls im Fokus stehen Unternehmen, deren Produkte direkt an die Endverbraucher geliefert werden (B2C), also z. B. Automobil- oder die Lebensmittelbranche.
Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle

Der Pfad der Klimaneutralität

Frontmatter
Der Weg zur Klimaneutralität als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Zusammenfassung
Die Einführung gibt einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen und Hintergrunde zum Thema Klimaneutralität, stellt es in erweiterte Kontexte, die zum besseren Verständnis beitragen und zeigt, dass der Weg zur Klimaneutralität als gesamtgesellschaftliche Aufgabe machbar ist – dafür braucht es allerdings eine breite gesellschaftliche Verankerung sowie eine sozial gerechte Ausgestaltung des ökologischen Transformationsprozesses.
Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle
Europas Pfad zur Klimaneutralität: Auf Umwegen zum Ziel?
Zusammenfassung
Der russische Angriff auf die Ukraine hat die größte Krise auf europäischem Boden seit dem Zweiten Weltkrieg heraufbeschworen – humanitär, sozial, ökonomisch und energiepolitisch. Rohstoffengpässe und drohende Versorgungslücken erschüttern Europa und die Welt. Angesichts dieser Herausforderungen droht das große Klimaziel, bis 2050 die Treibhausgasemissionen auf Netto-Null (Net-Zero) zu senken, in den Hintergrund zu treten. Doch erste Analysen zeigen: Der europäische Pfad zur Klimaneutralität kann zugleich Teil der Lösung sein, wenn es darum geht, sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und deren Lieferanten zu befreien. Der Krieg und seine Folgen verdeutlichen einmal mehr: Kein Weg führt mehr an Net-Zero vorbei – sowohl geo- also auch klimapolitisch. Wie und mit welcher Geschwindigkeit aber kommen wir dorthin? Die Kernfragen, die in diesem Zusammenhang zu beantworten sind, lauten: Wie lässt sich die Klima- und Energiewende technologisch und ökonomisch meistern und finanzieren? Welche Zeitfenster haben wir hierfür noch zur Verfügung? Und was können Unternehmen jetzt tun, damit das Vorhaben gelingt? McKinsey hat hierzu eine Reihe von Studien durchgeführt – und die Ergebnisse machen trotz der aktuell kritischen Rahmenbedingungen Mut.
Stefan Helmcke, Ruth Heuss
Green Deal: Neuausrichtung von Wirtschaft und Gesellschaft in der EU
Zusammenfassung
Mit dem Anspruch, Klimaneutralität mit Standortpolitik zu verbinden, ist der Green Deal das ehrgeizigste Projekt in der Geschichte der Europäischen Union. Der Beitrag zeigt, wie die Instrumente des Green Deal darauf angelegt sind, Klimaschutzziele mit wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen verbinden – wie beispielsweise das Programm „Fit for 55“ oder die Berichtspflicht zu Nachhaltigkeitsaspekten. Unternehmen müssen künftig tragfähig innerhalb der planetaren Grenzen wirtschaften. Der Beitrag ist ein starkes Plädoyer dafür, in der sozial-ökologischen Transformation die Chancen für die Wirtschaft zu sehen. Auch im ureigenen Wirtschaftsinteresse zeigt sich die Notwendigkeit zur Transformation immer drastischer, Standortentscheidungen und Investitionen wenden sich vom fossilen System ab. Der Beitrag schließt mit der These, dass der Green Deal dafür sorgen kann, dass der Weg zur Klimaneutralität das größte Wirtschaftsprogramm seit der Erfindung des Computers wird.
Katharina Reuter
Klimaneutral – und dann?
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund von Klima- und Ressourcenkrise muss sich die industrielle Produktion weltweit grundlegend verändern: von linearen Produkten und Prozessen hin zu zirkulärem Handeln. Das Ziel der Klimaneutralität reicht dafür allerdings nicht aus. Durch die bisherige Strategie, nur etwas weniger Schaden für Mensch und Umwelt anzurichten, zögern wir das Austrocknen wichtiger Ressourcenquellen und den Klimawandel vielleicht etwas hinaus, sorgen aber nicht für eine lebenswerte Zukunft auf dem Planeten. Stattdessen müssen wir uns positive Ziele setzen und ökonomische, ökologische und soziale Mehrwerte schaffen. Das ist durch eine kontinuierliche Kreislaufwirtschaft nach Cradle to Cradle möglich, die Klima- und Ressourcenkrise zusammen denkt. Dafür müssen wir sämtliche Produkte neu denken – materialgesund, kreislauffähig und für ihr konkretes Nutzungsszenario designt – und unsere wirtschaftlichen Prozesse von der Ressourcenförderung über die Produktion bis zum Handel neu ausrichten. Eine große Herausforderung, aber auch eine riesige Chance für Innovationen und neue Märkte, die zu einer zukunftsfähigen und resilienten Industrie mit echtem Mehrwert führen.
Nora Sophie Griefahn, Tim Janßen

Wie Deutschland bis 2045 klimaneutral wird

Frontmatter
Wege zum klimaneutralen Unternehmen
Entwicklung von Klimastrategien zur erfolgreichen Transformation von Betrieben zu klimaneutralen Unternehmen
Zusammenfassung
Klimaneutralität ist zum wichtigen Leitbegriff für Unternehmen geworden, die einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Viele stehen jedoch noch vor Unsicherheiten, wie eine glaubwürdige Klimastrategie aussehen kann und haben Bedenken bezüglich der Umsetzung. Der erste Schritt für die Unternehmen ist die Festlegung des Basis- und Zieljahres innerhalb der nächsten 5–15 Jahre. Für die Zielsetzung kann entweder die Linearisierung der deutschen Sektorziele oder die Vorgaben der Science Based Target initiative genutzt werden. Neben der Reduktion des Corporate Carbon Footprints im Zieljahr ist auch die zweite Zieldimension des Treibhausgasbudgets einzuhalten. Zum Vergleich der unterschiedlichen Reduktionsmaßnahmen im Bereich Minimieren und Substituieren sollten die Treibhausgas-Vermeidungskosten berechnet und in einer Vermeidungskostenkurve miteinander verglichen werden. Es empfiehlt sich, den individuellen Maßnahmenplan in einer Klima-Roadmap darzustellen. Darin werden eine Entwicklung des Corporate Carbon Footprints ohne und mit Maßnahmen, das definierte Ziel als Kurve sowie die Zeitpunkte der Umsetzung der einzelnen Maßnahmen und deren Effekt auf die Gesamtemissionen dargestellt. Im Scope 3 liegen 60–87 % der Gesamtemissionen eines Unternehmens. In der vorgelagerten Wertschöpfungskette entfallen 70–93 % auf den Bezug von Gütern und Dienstleistungen. Mit einer Treibhausgasemissions-ABC-Analyse lassen sich die Hauptemittenten schnell identifizieren. Aufgrund der vielfältigen Voraussetzungen, Randbedingungen und Vorgeschichte von Klimaschutz in Unternehmen, muss in jedem Fall eine individuelle Einzelfallbetrachtung erfolgen, um eine umsetzbare und nachhaltige Klimastrategie zu entwickeln. Dabei empfiehlt es sich aber, dem Vorbild anderer Unternehmen zu folgen und sich an deren Methoden zu orientieren.
Ron-Hendrik Hechelmann, Philipp Andree, Aaron Paris
Mittelstand auf dem Weg. Wie KMU zum Erreichen der deutschen Klimaschutzziele beitragen
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beleuchtet die Rolle des Mittelstands für die deutsche Wirtschaft zum Erreichen der Klimaschutzziele und wie er aktiviert werden kann. Die Autorinnen beschreiben die unterstützende Rolle von B.A.U.M. e.V. als Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften und gehen auf die Initiative „Wirtschaft pro Klima“ ein, mit der dieser Unternehmensverband das Wissen um wirksame Klimaschutzmaßnahmen zügig verbreitern und vertiefen will. Der Unternehmensverband greift damit die Impulse aus der Politik und sich verändernden klimatischen Bedingungen auf, die teils positive, teils negative Anreizstrukturen schaffen.
Antonia Thiele, Yvonne Zwick
Herausforderungen für kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) auf dem Weg zur Klimaneutralität am Beispiel der Regionen Mittelfranken und Westbrandenburg
Zusammenfassung
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat die Belastung der Unternehmen durch hohe Energie- und Rohstoffpreise massiv verschärft. Schon in der Konjunkturumfrage der IHK-Organisation, die zum Jahresanfang, kurz vor Kriegsbeginn durchgeführt wurde, benannten zwei Drittel der Betriebe aus allen Branchen und Regionen die Energie- und Rohstoffpreise als großes Geschäftsrisiko. Im produzierenden Gewerbe waren es sogar 85 % – historische Höchstwerte.
Mitten in dieser Energiekrise ist auch die Anpassung an den Klimaschutz ein großes Thema. Die Transformationsaufgabe muss in kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) „on top“ zu weiteren geschäftsrelevanten Herausforderungen, wie der Digitalisierung oder der Fachkräftesicherung umgesetzt werden. Gerade dort gibt es aber Größennachteile. Es fehlen oft strategische und personelle Kapazitäten für die Umsetzung von Maßnahmen. Eine Nachhaltigkeitsagenda zu etablieren, Förderanträge zu bearbeiten und notwendiges Know-How aufzubauen, nimmt hier mehr Zeit in Anspruch.
Nicht zu Handeln ist zugleich keine Option: Firmen, die sich der Entwicklung verschließen, riskieren es, Kund:innen, Auftraggeber:innen und Zulieferer:innen zu verlieren. Sie gefährden ihre Marktposition. In dieser Situation sind klare politische Vorgaben wichtig. Es ist unbedingt erforderlich, dass unterschiedliche Gesetzgebungen, Verordnungen und politische Zielvorgaben harmonisiert werden, um den Mittelstand auf dem Weg zur Klimaneutralität mitzunehmen.
Mario Tobias, Markus M. Lötzsch
Ein Mittelständler auf dem Weg zur Klimaneutralität
Zusammenfassung
Wie kann Klimaneutralität auch von kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) erreicht und gelebt werden? Dieser Frage stellt sich der nachfolgende Bericht. Anders als größere Unternehmen und Konzerne müssen KMU oftmals sehr viel stärker mit ihren Kapazitäten und Ressourcen haushalten, ihnen fehlt vielfach (noch) das notwendige Wissen und die Erfahrung den Weg zur Klimaneutralität zu beschreiten. Dieser Beitrag will Verantwortliche in kleinen und mittelständischen Unternehmen zum Handeln und „Anfangen“ ermutigen. Der süddeutsche Druckluft- und Pneumatikspezialist, dessen Weg in diesem Beitrag beschrieben wird, hat genau das getan. In einer Retrospektive beleuchten die Autorinnen den Weg des Unternehmens und stellen gleichzeitig mit dem „Klima Canvas“ ein Werkzeug zur Verfügung, das Unternehmen dabei unterstützen soll, ihren ganz persönlichen Weg zur Klimaneutralität zu finden.
Ulrike Böhm, Stefanie Kästle, Julia Sulzberger
Klimaneutralität – kein Werbeversprechen
Zusammenfassung
Das Erreichen von Klimaneutralität ist eine der entscheidendsten Maßnahmen, um die Auswirkungen des Klimawandels einzudämmen. Lothar Hartmann, der beim Versandhändler memo das Nachhaltigkeitsmanagement leitet, stellt jedoch infrage, wie Unternehmen dieses Ziel für sich und ihre Produkte erreichen und wie das bei Verbraucher*innen ankommt. Der Weg der memo AG ist deshalb: Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren.
Lothar Hartmann
Klimawende: Wie der Strukturwandel erfolgreich gestaltet werden kann
Zusammenfassung
Sämtliche Bereiche unserer Lebens- und Arbeitswelt werden durch Nachhaltigkeit und Digitalisierung grundlegend verändert, die auch völlig neue Anforderungen an Arbeitnehmer stellt. Der Beitrag zeigt, dass in einer klimaneutralen Wirtschaft in Zukunft technologische Fähigkeiten, digitale Grundfertigkeiten (agiles Arbeiten, Digital Learning, Digital Ethics) und klassische Fähigkeiten (Problemlösungsfähigkeiten, Eigeninitiative, Resilienz) immer wichtiger werden. Diese Entwicklung hat auch vielfältige Auswirkungen auf Berufe und die erforderlichen Qualifikationen von Arbeitnehmer:innen.
Alexandra Hildebrandt, Werner Neumüller

Beiträge der Industrie zur Klimaneutralität

Frontmatter
Das Gebot der Stunde: Mehr Technologie für mehr Nachhaltigkeit
Zusammenfassung
Nachhaltigkeit ist für Siemens kein Selbstzweck. Der Beitrag von Cedrik Neike zeigt, dass die Bemühungen des Konzerns Wirkung entfalten: Im Jahr 2015 hat sich Siemens als eines der ersten großen Industrieunternehmen dazu verpflichtet, bis 2030 Netto-Null in den eigenen Betrieben zu erreichen. Bis heute hat das Unternehmen seine CO2-Emissionen bereits um deutlich mehr als die Hälfte reduziert. Allein seit 2019 wurde der CO2-Fußabruck der eigenen Betriebe von Siemens um rund 46 % verkleinert. Dabei wird neben dem Einkauf grüner Energie, der Installation von Solarpanelen, der Reduktion des Erdgasverbrauchs oder der Umsetzung einer nachhaltigen Fuhrparkpolitik vor allem auf den Einsatz der eigenen innovativen Technologien im Bereich der Digitalisierung und Automatisierung gesetzt. Denn durch diese Technologien, wie zum Beispiel digitale Zwillinge, lässt sich einerseits die Produktion flexibler gestalten und schnell an veränderte Anforderungen und Nachfrage anpassen. Andererseits lässt sich auch der Ressourcenverbrauch minimieren, indem komplexe Abläufe in der virtuellen Welt simuliert, analysiert und optimiert werden.
Cedrik Neike
Hoffnungsträger grüner Wasserstoff – technologische Herausforderungen gemeinsam meistern
Zusammenfassung
Eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ist die Deckung des stetig zunehmenden Energiebedarfs und gleichzeitige Reduzierung der CO2-Emissionen. Ohne erfolgreiche Dekarbonisierung werden wir das Ziel der EU-Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 nicht erreichen. Auf dem Weg dorthin gibt es viele kleine Lösungen, doch die Gesamtlösung gelingt nur gemeinsam, indem wir zukunftsweisende vorhandene Technologien nutzen und neue voranbringen. Ein wichtiger Faktor in jedem Bereich ist Energieeffizienz, die entscheidende CO2-Einsparungen ermöglicht. Energieeffizienz spielt auch eine große Rolle beim Übergang zu sauberen Energieträgern wie grünem Wasserstoff, der bis zur Jahrhundertmitte über ein Fünftel des globalen Energiebedarfs decken könnte. Wasserstoff bietet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, als Ausgangsstoff für die weitere Produktion, Stromquelle und Kraftstoff. Wir müssen eine vollständige, kosteneffiziente Wasserstoffwirtschaft etablieren, von der Gewinnung bis zur Endanwendung. Ein Schlüsselelement in der Produktion ist optimale Wärmeübertragung, die erlaubt, die reichlich entstehende Abwärme erneut zu nutzen, also Energie einzusparen, und die gängigen Prozesse deutlich effizienter zu gestalten: beispielsweise durch die direkte Wiederverwertung zur Herstellung des benötigten Prozesswassers mittels Vakuumverdampfung. Die Wasserstoffproduktion ist nur ein Beispiel für das enorme Potenzial der Wärmerückgewinnung, das die Industrie bisher viel zu oft ungenutzt lässt.
Sven Schreiber
Klimaneutralität durch Digitalisierung – von der Transformation analoger Technologien und GreenTech Unicorns
Zusammenfassung
Die Klimaneutralität ist die relevanteste Transformation, die die Gesellschaft, Unternehmen und Institutionen derzeit durchlaufen und auch die Notwendigste. Dieser Artikel beleuchtet, inwiefern die Digitalisierung auf diesem Weg beitragen kann und welche Potenziale sich aus sogenannten GreenTech-Angeboten ergeben können. Gleichzeitig wird aber auch kritisch betrachtet, welcher Fußabdruck sich durch die Digitalisierung selbst ergibt. Im Rahmen dieses Beitrages werden die konkreten Lösungsansätze eines Unternehmens, der LOOXR GmbH, vorgestellt, um mittels Digitalisierung das Erreichen der Klimaneutralität zu unterstützen.
Helen Landhäußer
NWB Goes klimaneutral – ein Fachverlag setzt auf klimaneutrale Produktion von Druckerzeugnissen
Zusammenfassung
Der NWB Verlag (kurz: NWB) – einer der führenden Fachverlage für Steuer- und Rechnungswesen-Profis sowie Wirtschaftsprüfende – richtet seit vielen Jahren sein Kerngeschäft als auch sein unternehmerisches Entscheiden und Handeln auf die Leitidee des „nachhaltigen Wirtschaftens“ aus. Mit einer Nachhaltigkeitsstrategie steuert der Verlag zielgerichtet seine wesentlichen Nachhaltigkeitspotenziale und vertieft so Schritt für Schritt die eigene Leistung für mehr Nachhaltigkeit. Dabei spielt auch das Handlungsfeld „Klima“ eine zentrale Rolle. Deswegen hat sich NWB in 2021 seinem strategischen Ziel gewidmet, seine Klimawirkung vollumfänglich zu verstehen, um nun auch in der Produktion der Druckerzeugnisse klimaneutral zu wirtschaften. Dazu hat NWB den unternehmens- und produktspezifischen CO2-Fußabdruck erfasst, um die Klimawirkung entlang der gesamten Wertschöpfungskette (Scope 1, 2 und 3) zu messen und auf der Basis wirkungsvolle Klimaschutzmaßnahmenn zu identifizieren. Dabei ist und bleibt der Anspruch bei NWB: reduzieren vor kompensieren.
Marie-Lucie Linde, Carsten Schlumm, Ludger Kleyboldt
Nachhaltige Gebäudeeffizienz: Der Schlüssel zum ökoeffizienteren Temperatur- und Klimaschutz
Zusammenfassung
Das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) hat mit § 103 eine Innovationsklausel, die ausschließlich auf die Einsparung von Treibhausgas-Emissionen abstellt. Sollen die Effizienzziele und die Klimaneutralität erreicht werden, müssen im Gebäudesektor deutlich mehr nachhaltige Dämmstoffe angewendet werden. Ohne die drei naturgesetzlichen Wärmeübertragungsmechanismen wie Konvektion + Leitung + Strahlung bleibt die Gebäudeeffizienz eine wirkungslose Illusion. Die hocheffiziente und infrarotaktive Wärme–Reflexion wurde bereits vom Bauhausgründer Walter Gropius im Jahr 1931, bei der Serienfertigung von Kupferhäusern, erfolgreich angewendet. Der Unternehmer Wilfried Jung verspricht mit den innovativen WÄRME-REFLEXIONS-STOFFEN zeitnah sich amortisierende Sanierungs- und Neubaulösungen. Er zeigt im Interview, dass nur mit einem sofortigen Paradigmenwechsel, weg von der dogmatischen Wärmeleitfähigkeit und hin zur naturgesetzlichen Temperaturleitfähigkeit, ein fairer Wettbewerb zur nachhaltigsten Gebäudeeffizienz und zum globalen Klimaschutz realisiert werden kann.
Wilfried Jung, Alexandra Hildebrandt
Klimaneutral wirtschaften am Beispiel des Outdoor-Unternehmens VAUDE
Zusammenfassung
Im Interview berichtet Jan Lorch, Mitglied der Geschäftsleitung (CSO) und in dieser Funktion auch für den Bereich bei der nachhaltigen Outdoormarke VAUDE verantwortlich, wie das Unternehmen den eingeschlagenen Weg der Nachhaltigkeit konsequent weitergeht – seit 2012 ist es am Firmenstandort klimaneutral und seit 2022 auch mit allen weltweit hergestellten Produkten. Anhand zahlreicher Praxisbeispiele wird gezeigt, dass es nunmehr darum geht, bewusster zu konsumieren, Dinge zu reparieren, statt wegzuwerfen, Energie einzusparen, Budgets in die Klimaneutralität zu stecken statt in Werbung. Der Beitrag möchte auch Unternehmen inspirieren und sie beim Weg in die Nachhaltigkeit unterstützen.
Jan Lorch, Alexandra Hildebrandt

Klimaneutralität in der Ernährungsindustrie

Frontmatter
Krones auf dem Weg zur Klimaneutralität
Von energieeffizienten Produkten zu einer ganzheitlich nachhaltigen Konzernstrategie
Zusammenfassung
Als Turnkey-Lieferant für die internationale Getränke- und Lebensmittelindustrie steht Krones in einer besonderen Verpflichtung: Deren Lösungen sind bei Unternehmen auf der ganzen Welt im Einsatz; die mit den Technologien des Unternehmens hergestellten Endprodukte werden jeden Tag millionenfach konsumiert. Daher erstreckt sich der Verantwortungsbereich weit über die eigenen Werkstore hinaus – sowohl für Nachhaltigkeit im Allgemeinen als auch für den Klimaschutz im Speziellen. Entsprechend sieht es das Unternehmen als seine dringende Aufgabe, einen Beitrag für drei wesentliche Herausforderungen der Menschheit zu leisten: den Klimawandel zu bekämpfen, die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen und die Umweltverschmutzung durch Plastik zu reduzieren.
Christoph Klenk
Zero Emission 2040 – METRO auf dem Weg zur Klimaneutralität
Zusammenfassung
METRO hat sich im Jahr 2021 das Klimaziel gesetzt, bis 2040 alle Emissionen aus dem eigenen Geschäftsbetrieb, d. h. für Elektrizität, Wärme, Kältemittelverluste, Dienstfahrzeuge und Dienstreisen sowie Papier, auf NULL zu reduzieren. In 2022 wurde das Klimaziel um die Emissionen aus der eigenen Logistik, d. h. Verteiltransporte vom Lager in die Großmärkte und die Lieferdienste zu den Profi- Kunden erweitert. Die Zielerreichung soll durch eigene Anstrengungen erfolgen. Dafür wurden verschiedene bewährte Programme und Initiativen, z. B. das konzernweite Energieeinsparprogramm, die Photovoltaik- Initiative und das F- Gas Exit Programm weiterentwickelt, und neue konzernweite Programme, z. B. das Heat Exit Programm zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Wärmequellen und das Green Logistic Programm eingeführt. Das Klimaziel ist robust angelegt und mit erheblichen Investitionen verbunden. Auch unter Berücksichtigung von Rebound- Effekten, etwa durch die Vervielfachung der eigenen Emissionen aus der Stärkung der Lieferservices, sollen deutlich mehr als 70 % der CO2-Emissionen (Basisjahr 2011) physisch reduziert werden. Der Rest soll durch Kompensation oder CO2-Abscheidung aus der Atmosphäre eliminiert werden. Der Klimawandel wartet nicht an Grenzen und Klimaschutz passiert nicht von allein, Klimaschutz wird aktiv gestaltet!
Olaf Schulze
Wissenschaftsbasiert und richtungsweisend: Die Klimastrategie 2.0 der Neumarkter Lammsbräu
Zusammenfassung
„Wir leben und arbeiten in einer enkeltauglichen Welt.“ Diese Vision einer generationengerechten Lebens- und Wirtschaftsweise ist Teil der Philosophie der Neumarkter Lammsbräu – und angesichts des voranschreitenden Klimawandels akut gefährdet. Als erster mittelständischer Lebensmittelhersteller in Deutschland hat sich der Bio-Pionier daher dem 1,5 °C-Ziel der Science Based Targets Initiative verschrieben. Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Substitution fossiler Energieträger schreitet Lammsbräu voran, um die eigenen ambitionierten Klimaziele zum Jahr 2030 zu erreichen. Dafür wird der maximale Fokus auf standortbezogene Reduktionsmaßnahmen und regionale Humusaufbauprojekte zur Bindung von Kohlenstoff aus der Luft gelegt. Von einer Klimaneutralität mittels Kompensation durch internationale Klimaschutzprojekte sieht das Unternehmen dafür zunächst bewusst ab. Die Klimastrategie der Bio-Brauerei stützt sich auf eine detaillierte Erhebung der Treibhausgasemissionen am Betriebsstandort (Scope 1 und 2) sowie in ausgewählten Bereichen entlang der Wertschöpfungskette (Scope 3). Darüber hinaus will Lammsbräu auf Basis eines Klima-Kommunikationskonzepts unternehmensinterne und -externe Adressat*innen dazu inspirieren, sich ebenfalls für mehr Klimaschutz einzusetzen.
Christoph Spenger, Johannes Ehrnsperger
Generationenübergreifend positiv – Klimaschutz bei HiPP
Zusammenfassung
Auch als der Klimawandel noch nicht als eine der größten Herausforderungen der Gegenwart erkannt war, handelte das Familienunternehmen HiPP mit Stammsitz im oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm bereits klimaschützend. Der Beitrag zeigt die Biolandwirtschaft als Wegbereiter der HiPP Klimastrategie sowie die verschiedenen Meilensteine in der Klimaschutzhistorie des Unternehmens. Den Nachhaltigkeitsgedanken im Unternehmen verankert hat das Gründerehepaar Georg Hipp und Anny Hipp-Metzner. Beide sahen sich als gläubige Christen der Schöpfung im besonderen Maße verpflichtet. Diese Haltung gaben sie an ihre Kinder und Enkelkinder weiter.
Evi Weichenrieder
Klimaneutralität ist kein Schokoschlecken
Zusammenfassung
Was die Zotter Schokolade GmbH mit Sitz in Riegersburg, Bergl, in Österreich, erreicht hat, ist das Ergebnis jahrelanger Bemühungen des Unternehmens, nachhaltig zu wirtschaften. Ökologisches Wirtschaften ist hier tief in der Unternehmenskultur verankert. Im Zentrum des unternehmerischen Handelns steht dabei immer die Schokolade. Alles, was hier für deren Herstellung benötigt wird, liefert die Natur. Die Aufgabe des Unternehmens ist es deshalb, die natürlichen Ressourcen der Erde zu schonen und sich aktiv gegen den Klimawandel einzusetzen.
Josef Zotter

Umsetzung: Handlungsempfehlungen für Unternehmen

Frontmatter
Freiwillige Klimaneutralität – ein wesentlicher Erfolgsfaktor für produzierende Unternehmen
Zusammenfassung
Jeder einzelne Mensch kann einen verhältnismäßig kleinen und dennoch sehr wichtigen Beitrag zur Vermeidung einer gigantischen Klimakatastrophe leisten. Viel mehr können jedoch die Unternehmen bewirken. Ihnen kommt in den nächsten Jahren eine Schlüsselrolle bei der Vermeidung von klimaschädlichen Emissionen zu. Wie der Einstieg in die Erarbeitung einer eigenen Klimaschutzstrategie gelingt, und was es auf dem Weg zum klimaneutralen Unternehmen alles zu beachten gibt, wird im Beitrag von Peter Frieß, Gründer und CEO der Nachhaltigkeitsberatung Fokus Zukunft, erläutert.
Peter Frieß
Organisationen und Initiativen für Klimaneutralität und Klimaschutz
Zusammenfassung
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Bedeutung zeitgemäßer Nachhaltigkeitskommunikation und der Rolle von Unternehmensnetzwerken. Vorgestellt wird eine Auswahl der wichtigsten Organisationen und Initiativen für Klimaneutralität und Klimaschutz.
Ulrike Böhm, Alexandra Hildebrandt, Stefanie Kästle
Metadaten
Titel
Klimaneutralität in der Industrie
herausgegeben von
Ulrike Böhm
Alexandra Hildebrandt
Stefanie Kästle
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-66125-3
Print ISBN
978-3-662-66124-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-66125-3

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