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2007 | Buch

Die digitale Herausforderung

Zehn Jahre Forschung zur computervermittelten Kommunikation

herausgegeben von: Simone Kimpeler, Michael Mangold, Wolfgang Schweiger

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Zehn Jahre „Computervermittelte (Öffentliche) Kommunikation“

Zehn Jahre „Computervermittelte (Öffentliche) Kommunikation“
Dinner Speech zum zehnten Geburtstag der Fachgruppe „Computervermittelte Kommunikation“
Auszug
10 Jahre Fachgruppe „CVK“! 10 Lichtlein brennen! 10 Jahre sind ein Wimpernschlag in der Mediengeschichte, aber für die Kommunikationswissenschaft, die ja nicht gerade zu den ursprünglichsten Disziplinen gehört, sind 10 Jahre doch ein recht ansehnlicher Zeitraum. Überhaupt sind 10 Jahre das schönste Jubiläum. Da ist die Kraft des Anfangs noch nicht ganz verflogen, da ist der Aufbruch noch gegenwärtig, aber das Risiko des Scheiterns ist minimal geworden. Mit 10 Jahren ist man wer, da ist man etabliert, aber noch nicht saturiert. Dagegen 20 Jahre — regelrecht peinlich. Und wenn man dann ein 25-jähriges Jubiläum feiert, „silberne Hochzeit“, da kommt man sich dann schon sehr alt vor. Ab dann kommen die Feier-Einschläge immer dichter, hinterher feiert man jedes Jahr Jubiläum, weil man nicht weiß, ob man sich danach noch mal sieht. 30 Jahre: das klingt nur noch nach Tradition und Rückschau, nach alten Herren auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Eine einziges Gejammere, wie schwierig es früher war, aber auch wie schön, und überhaupt.... „Und wie geht’s mit Deinen Knien?“ Also 10 Jahre kann man unbeschwert feiern, und da ist dann auch eine Rückschau erlaubt — mit heiterem Unterton, aber auch mit Momenten, die ein wenig besinnlich stimmen, passend zur heraneilenden Adventszeit.
Gerhard Vowe

Einführung: Computervermittelte Kommunikation als Forschungsgegenstand in der Publizistik und Kommunikationswissenschaft

Einführung: Computervermittelte Kommunikation als Forschungsgegenstand in der Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Auszug
Im November 2006 veranstaltete die DGPuK-Fachgruppe „Computervermittelte Kommunikation“ eine Fachtagung zum Thema „Computervermittelte Kommunikation als Innovation“ in Kooperation mit dem ZKM | Institut für Medien und Wirtschaft in Karlsruhe. Der vorliegende Band dokumentiert den Großteil der Fachbeiträge der Tagung und zeigt dabei die Vielfalt der Forschungsarbeiten in diesem Gebiet auf. Da die Fachgruppe im Jahr 2006 zugleich 10-jähriges Bestehen feiern konnte, nahm sie das Jubiläum zum Anlass, um auf der Fachtagung neben der Diskussion aktueller Forschungsbeiträge auch einen Rückblick auf die Geschichte der Erforschung computervermittelter Kommunikation sowie einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen zu wagen. Gewiss ein Highlight der Tagung ist daher auch die Dinner Speech von Gerhard Vowe, der die Geschichte der Fachgruppe ebenso unterhaltsam wie spannend skizziert und treffend kommentiert hat. Wir danken Gerhard Vowe dafür, dass wir seine Rede in den vorliegenden Band aufnehmen durften.
Simone Kimpeler, Wolfgang Schweiger

Gastbeiträge

Frontmatter
Vom Rechenautomaten zum elektronischen Medium: Eine kurze Geschichte des interaktiven Computers
Auszug
Wenn heute vom Computer gesprochen wird, ist meist der kleine Personal Computer mit Tastatur, Bildschirm und Maus gemeint, der seit 1981 den Weg in Millionen Büros und Haushalte gefunden hat und meist zur Textverarbeitung, für Kalkulationen, zum Spielen und seit einigen Jahren auch als Kommunikationsmedium verwendet wird. Er ist für die meisten Menschen so alltäglich wie der Fernseher oder das Telefon.
Michael Friedewald
Reflektierte und populäre Kritik der elektronischen Massenmedien. Anforderungen an eine kritische und gestaltende Medienforschung
Auszug
„Was wir (...) über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien“ (Luhmann 2004: 9). Mit dieser Aussage bringt Niklas Luhmann den wohl wichtigsten gesellschaftsgestaltenden Beitrag der Massenmedien auf den Punkt. Unser Wissen über Naturphänomene, politische Zusammenhänge, wirtschaftliche Prozesse, kulturelle Gegebenheiten — inklusive der Lebensweise derjenigen sozialen Milieus unserer Gesellschaft, denen wir selbst nicht angehören und zu denen wir auch keine direkten Berührungspunkte besitzen —, erhalten wir über Massenmedien.1 Sind also unsere „Weltbilder“ (Dux 1982) tatsächlich zu einem beträchtlichen Teil durch die Massenmedien erzeugt, so bedarf es einer ebenso differenzierten wie distanzierten Reflektion über diese Medien. Was — so ist zu fragen — wird da eigentlich vermittelt? Welches Wissen wird generiert? Und trifft dies überhaupt relevante Wissensbereiche der Gesellschaft, um zu mehr gesellschaftlicher Mündigkeit zu gelangen?
Roger Häussling, Michael Mangold

Kommunikatoren in der Onlinekommunikation

Frontmatter
Stabilität und Wandel von Weblog-Praktiken: Erste empirische Befunde
Auszug
Die Diskussion um die gegenwärtige und zukünftige Bedeutung des Internet, die mit dem Stichwort „Web 2.0“ verbunden ist, betont die wachsenden Möglichkeiten, seine eigenen Interessen, Meinungen und sozialen Beziehungen im Netz sichtbar zu machen. Die Entscheidung der TIME, den aktiven Internet-Nutzer zur Person des Jahres 2006 zu erklären, drückte dies prägnant aus (Grossman 2006). Eines der bekanntesten Formate, das für viele prototypisch für das Web 2.0 steht, ist das Weblog (auch: Blog), worunter eine vergleichsweise häufig aktualisierte Webseite verstanden wird, deren Beiträge rückwärts chronologisch dargestellt sind und in der Regel von anderen Nutzern kommentiert werden können. Die rasante Verbreitung dieser Form der computervermittelten Kommunikation — die spezialisierte Suchmaschine technorati.com zählte im Juni 2007 über 85 Millionen Weblogs — ging mit einer Differenzierung der Einsatzweisen einher. Neben den anteilsmäßig dominierenden persönlichen Online-Journalen, die jedoch in sich schon große Unterschiede in Themen, Stil und Gestaltung aufweisen, werden Weblogs beispielsweise auch in der Organisationskommunikation, als Instrument des E-Learning oder als Ergänzung professioneller publizistischer Angebote eingesetzt.
Jan Schmidt
Sechs Podcast-Sendetypen und ihre theoretische Verortung
Auszug
Podcasting ist innerhalb kürzester Zeit aus einer Internet-Nische in die öffentliche Diskussion und das öffentliche Bewusstsein vorgedrungen. Doch was genau heißt Podcasting? Was bewegt Menschen, sich per Podcast im Internet zu exponieren? Im Folgenden werden die Funktionen diskutiert, die Podcasting auf individueller Ebene für den privaten Sender erfüllt. Dabei geht es vornehmlich um Sendepraktiken, Motive, Qualitätsansprüche und soziale Interaktionen von Podcastern. Auf eine explorativ-qualitativ ausgerichtete Studie unter privat produzierenden deutschen Podcastern rekurrierend, werden sechs Podcast-Sendetypen kurz skizziert und im Rahmen medien- und kommunikationswissenschaftlicher Ansätze theoretisch verortet.
Dennis Mocigemba

Aneignung, Nutzung und Wirkung von Onlinemedien

Frontmatter
Ein integratives Modell der Aneignung mobiler Kommunikationsdienste
Auszug
Weitgehend unbeachtet von Medien und Wissenschaft hat die Mobilkommunikation in Deutschland im Herbst 2006 einen Meilenstein ihrer Entwicklung erreicht: Wie die Bundesnetzagentur (Bundesnetzagentur 2006) meldete, hat der Markt im dritten Quartal eine hundertprozentige Penetration erreicht - auf ca. 82 Millionen Deutsche kommen mehr als 83 Millionen Mobilfunkanschlüsse. Spätestens mit diesen Zahlen drängt sich die Frage auf, wie sich die Mobilkommunikation nun weiter entwickeln wird. Rein quantitativ betrachtet ist jenseits der 100%-Marke nur noch wenig Raum für Wachstum, denn ein Zweit- oder Drittanschluss wird wohl auch in Zukunft eher die Ausnahme bleiben.
Werner Wirth, Thilo von Pape, Veronika Karnowski
Wirkungsmodelle: die digitale Herausforderung revisited. Forschungsstand zu Wirkungen von Online-Kommunikation — ein rückblickender Essay
Auszug
Traditionell stellt die Frage nach den Wirkungen von Medienangeboten eines der, wenn nicht sogar das zentrale Gebiet der kommunikationswissenschaftlichen Forschung dar (z.B. Schenk 2002; Schulz 1992: 7). Historisch hat sich das Fach aus der Analyse der Funktionen von Massenkommunikation für die Gesellschaft entwickelt, und aktuell erwartet diese Gesellschaft fundierte Lösungsvorschläge für Probleme, die sich aus einer zunehmenden Mediatisierung des Alltags ergeben (Krotz 2001). Daher kann es nicht verwundern, dass mit dem weltweiten Siegeszug des Internet schon bald auch verstärkt die Auswirkungen dieses rapiden Diffusionsprozesses in den Blick gerieten.
Patrick Rössler

Markt- und Akzeptanzstudien

Frontmatter
Mit gebremster Kraft voraus? Interaktives Fernsehen und die Ungerührtheit der potenziellen Nutzer
Auszug
Interaktives Fernsehen hat in Deutschland einen schweren Stand. Obwohl bereits in den 1960er Jahren Versuche einer aktiven Einbeziehung der Zuschauer unternommen wurden (für eine historische übersicht, vgl. Woldt 2004), zeugen eine Reihe von fehlgeschlagenen Pilotprojekten (vgl. z.B. Beckert 2004; Kubicek et al. 1998; Ruhrmann/Nieland 1997) von den Schwierigkeiten, potenziellen Nutzern interaktive Fernsehdienste nahe zu bringen. Schon in den 1990er Jahren wurde deshalb vermutet, dass im Kontext des Fernsehens Interaktivität eher nicht erwünscht sei (Brosius 1997; Schönbach 1997).
Oliver Quiring
Online-Rubriken als Innovationen in der Marktkommunikation — Strukturwandel im Anzeigengeschäft
Auszug
Rubrikenanzeigen tragen wesentlich zu den Erlösen von Zeitungsverlagen bei und stellen ein wichtiges Instrument der Marktkommunikation dar. Neue Online-Angebote versprechen eine Effizienzsteigerung des gesamten Marktprozesses durch die Vermeidung von Medienbrüchen und treten zunehmend in den Wettbewerb zu Print. Die vorliegende Analyse am Beispiel der Märkte für Stellen, Immobilien und Kfz trennt Gesamtmarkteffekte und Substitution in der Entwicklung der Anzeigenvolumina und zeigt damit auf, dass in wenigen Jahren etwa die Hälfte des Volumens aus Print abgewandert ist. Die Resistenz gegenüber weiteren Einbussen wird abschließend vor dem Hintergrund des Rieplschen „Gesetzes“ diskutiert, das auf der Trägheit von Handlungsmustern beruht, die jeweils mit den aus der Sicht der neuen Angebote traditionellen Medien gewachsen sind.
Castulus Kolo
Zielgruppenorientiertes eLearning — ein Angebot auch für ältere Menschen?
Auszug
Der Einsatz von eLearning, also mediengestütztes Lehren und Lernen, in Schulen, in Hochschulen und bei der beruflichen Aus- und Weiterbildung ist mittlerweile weit fortgeschritten und entwickelt sich stetig weiter. Die ursprünglich stark technologisch geprägte Definition wird aktuell mit der Einbindung umfassender didaktischer Konzepte neu diskutiert und modifiziert. Dieser stetige Veränderungsprozess erfordert, dass verschiedene Formen von eLearning berücksichtigt werden, das eLearning schlechthin gibt es nicht. Zur Charakterisierung verschiedener Ausprägungen des eLearning kann auf die Unterscheidung zwischen Produkt- und Prozessorientierung zurückgegriffen werden (vgl. Georgieff et al. 2005). Während unter den inhaltsorientierten eLearning-Varianten die Distribution von meist multimedial aufbereiteten Lernmaterialien im Vordergrund steht, zielen die prozessorientierten Varianten des eLearning auf die Nutzung neuer Medien zur Gestaltung und Lenkung von Lernprozessen ab (z.B. in Lerngemeinschaften). Dabei gewinnen informelle Lernmöglichkeiten an Bedeutung, bei denen der Lernende seine Lernprozesse selbstbestimmt steuert. In diesem Zusammenhang wächst auch die Bedeutung an neuen Kommunikations- und Kooperationstools (z.B. Podcasts, Weblogs) (Robes 2006).
Peter Georgieff

Onlinekommunikation als interpersonale Kommunikation

Frontmatter
Multimediale Gespräche in Skype: Hybridisierung von Gebrauchsweisen in der interpersonalen Kommunikation
Auszug
Obwohl die Wurzeln der Technologie zur Sprachübertragung in Computernetzen bis in die 1970er Jahre zurückreichen, wurde die Internettelefonie erst 1995 mit dem „Internetphone“ der israelischen Firma Vocaltec ermöglicht. Die Qualität der Sprachübertragung war allerdings ungenügend, so dass das „Internetphone“ keine bemerkenswerte Verbreitung fand (Cherry 2005: 55). Erst seit Ende 2003 steigt das Angebot an kostenpflichtigen VoIP-Diensten merklich an, da die Technologie inzwischen als ausreichend ausgereift für den Massenmarkt gilt. Die massentaugliche Internettelefonie ist somit, im Vergleich zu Email oder Instant Messaging, eine vergleichsweise junge Form der internetbasierten computervermittelten Kommunikation.
Martina Joisten
Zur Entwicklung des Digital Storytelling am Beispiel der Videostories im Internet
Auszug
Anlässlich der 2006 zum zweiten Mal stattfindenden Web 2.0 Konferenz findet in der Öffentlichkeit eine verstärkte Diskussion um innovative Konzepte und neue Medien computervermittelter Kommunikation statt (von Gehlen 2006: 1). Obwohl die akademische Fachwelt vielem noch skeptisch gegenüber steht, scheinen einige Anwendungen und Internet-Dienste bereits ganz im Sinne Tim O’Reillys Konzepts1 auf den aktiv partizipierenden Nutzer und seine Daten ausgerichtet zu sein. Besondere Beachtung findet derzeit die Verbreitung konsumentengenerierter Medien über Dienste wie Flickr — „the best way to store, search, sort and share your photos“ (http://​www.​flickr.​com/​) — und aktuell über das Filmportal YouTube, ein Internet-Dienst für das Ansehen und Verbreiten selbst gedrehter Videos mit dem interessanten Slogan „Broadcast Yourself“ (http://​www.​youtube.​com/​).
Julie Woletz
Kommunikation im Computerspiel
Auszug
Der dänische Computerspielforscher Jesper Juul hat unlängst im Editorial der Game Studies im Hinblick auf die verschiedenen Disziplinen, die sich heute mit Computerspielen beschäftigen, von einem Zustand des produktiven Chaos gesprochen (vgl. Juul 2006). Tatsächlich scheint die Zahl möglicher Zugänge zum Computerspiel beinahe so groß zu sein wie die Zahl der Spiele selbst. Allerdings macht gerade die Vielfalt der möglichen Zugänge das von Juul diagnostizierte Chaos produktiv und lässt ein differenziertes Bild des facettenreichen Phänomens ‚Computerspiel‘ entstehen. Im Folgenden soll nun vor allem auf eine dieser Facetten eingegangen werden, nämlich auf die zwischen den Spielern von Computerspielen stattfindende Kommunikation. Ziel ist dabei weder eine detaillierte Analyse einzelner Spiele noch die Entwicklung einer umfassenden Theorie der Kommunikation im Computerspiel. Vielmehr können hier nur ausgewählte, besonders relevant erscheinende Aspekte behandelt werden. Auch ist der Anspruch dieses Beitrags kein empirischer. Allerdings sollen die eher theoretischen Ausführungen durchaus anhand konkreter Beispiele illustriert werden. Insofern werde ich mich vor allem mit der Funktion von textbasierter Kommunikation zwischen Spielern des First-Person Shooters Halo sowie des Massive Multiplayer Online Role Playing Games World Of Warcraft beschäftigen. Ob und inwiefern sich die dabei gemachten Beobachtungen auf andere Spiele übertragen lassen, bleibt abzuwarten.
Jan-Noël Thon
Involvementsituationen im Internet-Chat: Was passiert bei der Onlinekommunikation?
Auszug
Bereits seit den 1980er Jahren existieren Chats, mit deren Hilfe zwei oder mehr Personen in so genannten Chatrooms miteinander in Echtzeit kommunizieren können. Dabei handelt es sich um eine besondere Art der Kommunikation, die mit Ausnahme von Emoticons zur Visualisierung von Stimmungen ohne Bilder und gesprochene Sprache auskommt. Zudem bleibt der Gesprächspartner meist inkognito und agiert unter einer selbst gewählten Namensbezeichnung (Nickname). Neben der ältesten Form — dem Internet Relay Chat (IRC) — existieren mittlerweile viele Formen des Chats: javabasierte Webclients, Webchats und Instant Messaging.
Markus Schubert, Nadin Ernst

Onlinekommunikation als Netzwerk

Frontmatter
Soziale Netzwerke und die Frage nach der Effizienz
Auszug
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einer Frage, die insbesondere dann im Raum steht, wenn man die Qualität von Netzwerkbeziehungen beschreiben will. In diesem Zusammenhang ist es ein vergleichsweise leichtes Unterfangen, die Zahl von möglichen Verbindungen und das Wachstum der Konnektivität darzustellen und zu analysieren. Bei gleichem „Wert“ oder vergleichbarer „Qualität“ jeder einzelnen Verbindung im Netzwerk kann man den Gesamtwert oder Wertsteigerung parallel zur im Zeitverlauf steigenden Konnektivität beschreiben. Hierzu gibt es diverse Erklärungsmodelle, die jeweils vom Wachstum der Teilnehmerzahl im Netzwerk ausgehen und unterschiedliche Gesetzmäßigkeiten beschreiben. Was aber, wenn Wert oder auch Qualität der einzeln möglichen Verbindungen divergieren? Für kollaborativ erzeugte Webangebote ist dies regelmäßig der Fall. Jede Aussage und jeder Interpretationsversuch, der sich auf die Effizienz von Netzwerken bezieht, bewegt sich dann auf dünnem, nein, sehr dünnem Eis. Dieser Beitrag wird für dieses netzwerktheoretische Kernproblem keine finale Lösung anbieten können. Aber er wird vielleicht in einem Punkt mehr Klarheit und Transparenz schaffen, und so das Thema insbesondere für die künftige Forschung aufbereiten. Denn Hauptziel wird es auf den folgenden Seiten sein, jene Versuche ad absurdum zu führen, die ein Effizienzkriterium direkt mit dem messbaren Wachstum des Netzwerkes verknüpfen — so wie dies zum Beispiel Bender (2005, o.S.) als Vertreter des Massachusetts Institute for Technology getan hat.
Harald Rau
Von der Gaming zur Working Community: Was können virtuelle Arbeitsorganisationseinheiten von Computerspielgemeinschaften lernen?
Auszug
Zugegeben, die virtuelle Organisation (Arnold et al. 1995; vgl. insb. Davidow/ Malone 1992; Mowshowitz 2002; Rüsch 2000; Sieber 1998) ist in der Forschung sehr tief durchdrungen worden. Auch zu virtuellen Teams (Lipnack/Stamps 1998) oder anderen virtuellen Arbeitsorganisationsformen (z.B. Telearbeit; Reichwald et al. 2000; Nilles 1976 oder Call Center; z.B. Schuler/Henn 1999) stapeln sich Monographien und Aufsätze (zur übersicht Müller- Lietzkow 2003: 59 u. 82ff.). Die Hauptphase der Forschung begann mit Byrne (1993; ergänzend auch 2000), Davidow/Malone (1992) und hatte ihr Hoch Ende der 1990er Jahre bzw. zu Beginn dieses Jahrzehnts. Warum sollte man also ein soweit erforschtes Gebiet erneut aufrollen? Virtuelle Organisationen werden in letzter Konsequenz als eklektisch erklärte Organisations- und Unternehmensformen verstanden, die die Potenziale moderner IuK-Technologien geschickt ausnutzen und entsprechend als latente oder aktivierte inter- oder intraorganisationale Netzwerke (im Sinne einer Community) fungieren. Prinzipiell erscheint es zunächst wenig vernünftig hier erneut anzusetzen, da der zu vermutende Erkenntnisgewinn zunächst gering ausfallen würde. Auf einen zweiten Blick aber zeigt sich, dass die Prognosen, die Mitte der 1990er Jahre noch als futuristisch galten, heute schon lange von der Realität weit übertroffen werden. Der „E-Lancer“ in virtuellen Organisationsstrukturen (Malone/Laubacher 1999) ist keine Vision sondern vielfach schon eine Notwendigkeit, da spezifische Humanressourcen a) generell rar und b) nicht überall verfügbar aber vielfach für anspruchsvolle Projekte/Produkte benötigt sind.
Jörg Müller-Lietzkow

Onlinekommunikation aus politischer Sicht

Frontmatter
Innovation oder Konvergenz im Online-Wahlkampf? Deutsche Partei-Websites zu den Bundestagswahlen 2002 und 2005
Auszug
In den vergangenen zehn Jahren haben sich empirische Analysen von Partei- und Kandidaten-Websites zu einem aufstrebenden Feld der kommunikationswissenschaftlichen Wahlforschung entwickelt. Im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses steht dabei die Frage, ob die Politikvermittlung im Internet unter den spezifischen Präsentationsmerkmalen des Mediums (Aktualität, Interaktivität, Hypertextualität, Multimedialität, Speicherkapazität) neuen Gesetzmäßigkeiten folgt oder umgekehrt bisherige Muster der Kampagnenführung aus dem Offline-Bereich widerspiegelt (vgl. zuletzt Xenoss/Foot 2005). Zu dieser Problematik lassen sich in der Fachliteratur nunmehr zwei idealtypische Positionen unterscheiden.
Eva Johanna Schweitzer
Leben in verschiedenen Welten? Themenagenden von Offlinern und Onlinern im Vergleich
Auszug
Eine der wesentlichen Funktionen der Medien für moderne demokratische Gesellschaften ist die Herstellung von Öffentlichkeit für gesellschaftlich relevante Themen und Probleme. Die mediale Behandlung der verschiedenen Issues ist deswegen wichtig, weil sich die Politik vor allem dann eines Themas annimmt, wenn dieses ein Mindestmaß an öffentlicher Aufmerksamkeit erfahren hat. Zum anderen führt die mediale Beachtung dazu, dass die hervorgehobenen Themen zum Gesprächsgegenstand in der Gesellschaft werden. In diesem Zusammenhang ist die massenmediale Berichterstattung insbesondere deswegen von Bedeutung, weil sich die klassischen Massenmedien an einem überschaubaren Set von Relevanzindikatoren (Nachrichtenfaktoren) orientieren, wodurch eine relativ einheitliche Themenagenda entsteht. Diese einheitliche Medienthemenagenda ist eine Voraussetzung dafür, dass sich die Mitglieder der Gesellschaft mit den gleichen Problemen auseinandersetzen und sich darüber untereinander austauschen können. Das daraus entstehende gemeinsame Bewusstsein für die soziale Realität kann zur gesellschaftlichen Integration beitragen.
Martin Emmer, Jens Wolling
Backmatter
Metadaten
Titel
Die digitale Herausforderung
herausgegeben von
Simone Kimpeler
Michael Mangold
Wolfgang Schweiger
Copyright-Jahr
2007
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-90649-2
Print ISBN
978-3-531-15477-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-90649-2