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2013 | Buch

Biodiversität und Klimawandel

Auswirkungen und Handlungsoptionen für den Naturschutz in Mitteleuropa

herausgegeben von: Franz Essl, Wolfgang Rabitsch

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Das Buch „Biodiversität und Klimawandel“ bietet einen zusammenfassenden Überblick der Klimawandeleffekte für die Biodiversität in Mitteleuropa. Dabei nimmt die Bewertung der beobachteten und prognostizierten Folgen des Klimawandels auf Arten und Lebensräume und die Ableitung von Handlungsoptionen unter der Leitlinie des frühzeitigen Handelns und der Risikovorsorge einen zentralen Raum ein. Es werden auch Querverbindungen zu menschlichen Aktivitäten wie Land- und Forstwirtschaft, Jagd und Fischerei gezogen und die Implikationen für die Gesundheitsvorsorge dargestellt. Besonderer Stellenwert wird Wechselwirkungen mit anderen Elementen des Global Change wie Biologischen Invasionen und Landnutzungswandel eingeräumt. Ergebnisse von Fallstudien werden zur anschaulichen Darstellung der Zusammenhänge präsentiert.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Klimatologische Grundlagen
Klimawandel, Beobachtungen, Szenarien
Zusammenfassung
Das Klima beschreibt den Zustand der Atmosphäre über lange Zeiträume von Jahrzehnten bis hin zu Jahrtausenden. Die Beschreibung des langfristigen Zustandes des Klimasystems erfolgt über die Erfassung von Zustandsgrößen (Luftfeuchtigkeit, Bodenfeuchte, Temperatur, Luftdruck, Energie) sowie von Flussgrößen (Niederschlag, Verdunstung, Strahlung, Wind). Dabei ist nicht nur der Mittelwert, sondern auch der Schwankungsbereich (typische Abweichung vom Mittelwert), sowie Extremwerte oder aber auch mögliche quasiperiodische Schwingungen (z. B. 11-jähriger Sonnenfleckenzyklus, 7-jähriger El Niño-Südliche Oszillation (= ENSO-Zyklus), Eiszeiten) von entscheidendem Interesse.
Mischa Croci-Maspoli, Franz Essl
2. Klima als Umwelt- und Überlebensfaktor
Zusammenfassung
Das Klima ist hauptverantwortlich für die Ausprägung unterschiedlicher Ökozonen, in denen sich spezialisierte Faunen und Floren entwickelt haben und die daher eine große Ähnlichkeit mit den Klimazonen der Erde zeigen (Kap. 1). Als Folge von Klimaänderungen in der erdgeschichtlichen Vergangenheit haben sich Lage und Ausdehnung der globalen Ökozonen mehrfach stark geändert. So prägte im Tertiär subtropischer Wald die Vegetation in Mitteleuropa.
Wolfgang Rabitsch, Franz Essl, Carl Beierkuhnlein, Anke Jentsch
3. Klimawandeleffekte heute:
Welche Änderungen finden bereits statt?
Zusammenfassung
Die Phänologie (wörtlich: Lehre von den Erscheinungen) beschreibt jährlich wiederkehrende Ereignisse im Lebenszyklus von Organismen, wie zum Beispiel Knospung, Blüten- und Fruchtbildung, Wanderungen oder die Anzahl von sich entwickelnden Generationen. Die meisten dieser biologischen Ereignisse sind von Temperatur und Photoperiode abhängig und verschieben sich bei Änderungen dieser Rahmenbedingungen. Die Bedeutung weiterer klimatischer Faktoren ist in Mitteleuropa meist gering, sie kann aber in anderen Regionen von Relevanz sein (z. B. Niederschlag in mediterranen Klimaten; Stefanescu et al. 2003, Peñuelas et al. 2004).
Wolfgang Rabitsch, Thomas Herren, Franz Essl, Ingolf Kühn, Stefan Nehring, Adrian Zangger, Christoph Bühler, Andreas Kruess, Christelle Nowack, Gian-Reto Walther, Oliver Schweiger, Marten Winter
4. Klimawandeleffekte morgen:
Was könnte noch kommen?
Zusammenfassung
Die Entstehung und Änderung von Arealen beruht auf Evolution, Ausbreitung, Arealverlust und dem Aussterben von Arten (Lomolino et al. 2006). Da der anthropogene Klimawandel weitaus schneller vonstattengeht als die meisten Artbildungsprozesse, spielen Ausbreitungs- und Aussterbevorgänge die wichtigste Rolle für die Arealdynamik im rezenten Klimawandel. Vereinfacht kann man zwischen zwei Mechanismen der natürlichen Arealausdehnung unterscheiden: sprunghafte Ausbreitung und Diffusion. Bei ersterer werden in kurzer Zeit weit entfernt liegende Lebensräume über Fernausbreitungsmechanismen besiedelt.
Ingolf Kühn, Sven Pompe, Sven Trautmann, Katrin Böhning-Gaese, Franz Essl, Wolfgang Rabitsch, Michael Reich, Karin Ullrich, Oliver Schweiger, Andreas Kruess, Axel Ssymank, Gian-Reto Walther, Walter Durka, Stefan G. Michalski, Dietmar Moser, Thomas Dirnböck, Roland Psenner, Horst Aspöck, Julia Walochnik
5. Wie könnten unsere Lebensräume und Landschaften zukünftig aussehen?
Eine Gesamtschau
Zusammenfassung
Die Auswirkungen vieler Umweltbelastungen auf das Wasser sind für uns Menschen unsichtbar. Während der Boden Schadstoffe oft jahrhundertelang verfügbar halten kann, scheinen Gewässer aufgrund ihrer Dynamik rascher in der Lage nach Störungen wieder in den Ursprungszustand zurückkehren zu können. Dies mag für manche Schadstoffe und besonders für Fließgewässer tatsächlich zutreffen. Die tiefgreifenden Änderungen, die aquatische und gewässernahe Lebensräume in den letzten Jahrzehnten durch den steigenden Nutzungsdruck erfahren haben, sind jedoch nur mit hohem Aufwand wieder gut zu machen. Zunehmend wird erkannt, dass natürliche Strömungsdynamik, ausreichende Retentionsräume und verringerte Nährstoffeinträge nicht nur für den Naturschutz, sondern auch nach ökonomischen Maßstäben wertvoll sind.
Wolfgang Rabitsch, Franz Essl, Manfred J. Lexer, Rupert Seidl, Thomas Dirnböck, Stefan Dullinger, Karen H. Wiltshire, Alexandra Kraberg
6. Was leistet die Biodiversität für die Anpassung der vom Klimawandel betroffenen menschlichen Gesellschaft?
Zusammenfassung
Das Konzept der Ökosystemleistungen wurde in den 1990er-Jahren entwickelt (Myers 1996, Costanza et al. 1997, Daily 1997), wobei Westman (1977) mit seinem Konzept der Nature’s services einen Grundstein dafür legte. Mit der breiten Nutzung dieses methodischen Zugangs im Millenium Ecosystem Assessment (MA 2005, Abb. 6-1) wurde die Diskussion über Biodiversitätsverluste neu ausgerichtet: Seither ist der Verlust von Biodiversität nicht mehr nur Inhalt von Naturschutzdebatten, sondern wird als Einfl ussfaktor mit zentraler Bedeutung für das menschliche Wohlergehen gesehen, woraus sich das Erfordernis eines nachhaltigen Lebensstils begründen und allgemein verständlich aufzeigen lässt.
Martin Götzl, Andreas Kruess, Franz Essl, Dietmar Moser, Carl Beierkuhnlein, Alfred Herberg, Alice Kube
7. Naturschutz als Beitrag zum Klimaschutz
Zusammenfassung
Der terrestrischen Biosphäre kommt eine zentrale Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf zu. In terrestrischen Ökosystemen sind weltweit rund 2400 Gt Kohlenstoff gespeichert und sie haben eine jährliche Austauschrate von etwa 200 Gt Kohlenstoff mit der Atmosphäre (IPCC 2007). Damit setzt die Biosphäre weltweit jährlich 20 Mal mehr Kohlenstoff durch Auf- und Abbau organischer Substanz um als alle industriellen Aktivitäten des Menschen zusammen. Ein Großteil der terrestrischen Kohlenstoffspeicherung erfolgt in der Biomasse von Wäldern und in den Böden von Feuchtgebieten und Mooren. Beide Lebensräume stellen einen Kohlenstoffspeicher ähnlicher Größe dar ( Kap. 4-8, Joosten u. Couwenberg 2007, Drösler et al. 2008). Derzeit speichert die Biosphäre global 2,2 +/− 0,4 Gt Kohlenstoff pro Jahr zusätzlich (Canadell et al. 2007a, 2007b). Sie fungiert somit als Kohlenstoffsenke. Neue Zahlen deuten jedoch darauf hin, dass durch Landnutzungsänderungen diese Senkenfunktion abnimmt (FAO 2010). Die Speicherung und Aufnahme von Kohlenstoff in pflanzliche Biomasse und Böden wird primär über Klimaparameter gesteuert und durch die Ausprägung des konkreten Standorts sowie menschliche Nutzung modifiziert. Die terrestrische Nettoprimärproduktion und damit Kohlenstoffbindung wird überwiegend durch Temperatur und Niederschlag kontrolliert, wobei auf 40 % der Landfläche der Niederschlag die wichtigste steuernde Variable ist (Beer et al. 2010). Global beeinflusst Landnutzung die Kohlenstoffaufnahme und -speicherung deutlich. Bondeau et al. (2007) schätzten die durch die landwirtschaftliche Nutzung erfolgte Reduktion des in der terrestrischen Vegetation gespeicherten Kohlenstoffs auf 76 % des Ursprungswertes, v. a. als Folge der Umwandlung von Wäldern in landwirtschaftliche Nutzflächen.
Franz Essl, Hannes Knapp, Manfred J. Lexer, Rupert Seidl, Uwe Riecken, Anke Höltermann, Christian Großheim
8. Bewertung des Klimawandels für den Naturschutz:
Probleme, Prioritäten
Zusammenfassung
Der Klimawandel wirkt sich zunehmend auf Verbreitung, Bestandssituation, und Verhalten von Tier- und Pflanzenarten in Mitteleuropa aus ( Kap. 3, 4). Die Ableitung von Vorhersagen auf Grundlage überregionaler Klimawandelszenarien ist mit Unsicherheiten behaftet, die durch biologische Prozesse (z. B. Ausbreitungsfähigkeit und -verhalten, Interaktionen und Populationsdynamik) verstärkt werden. Dennoch erlauben diese Szenarien Aussagen zur Bedrohung klimasensibler Arten, Lebensgemeinschaften sowie Regionen und eine Priorisierung und Fokussierung zu setzender Maßnahmen.
Horst Gruttke, Wolfgang Rabitsch, Franz Essl, Sandra Balzer, Katrin Vohland, Götz Ellwanger, Jan Hanspach, Ingolf Kühn, Axel Ssymank, Eckhard Schröder, Beate Jessel, Thomas Potthast, Jutta Stadler, Katrin Kraus, Horst Korn
9. Handlungsoptionen und -erfordernisse
Zusammenfassung
Natürliche Ökosysteme, die organismische Vielfalt, die sie beherbergen, und ihre Leistungen sind von grundlegender Bedeutung für den Menschen.
Franz Essl, Christian Schlatter, Sandra Balzer, Götz Ellwanger, Horst Gruttke, Stefan Nehring, Axel Ssymank, Wolfgang Rabitsch, Jürg Fuhrer, Felix Herzog, Annelie Holzkämper, Brigitte Schuster, Burkhard Schweppe-Kraft, Beate Jessel, Melanie Butterling, Kathrin Ammermann, Klaus Peter Zulka
Backmatter
Metadaten
Titel
Biodiversität und Klimawandel
herausgegeben von
Franz Essl
Wolfgang Rabitsch
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-29692-5
Print ISBN
978-3-642-29691-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-29692-5