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2014 | Buch

Selektionspfade im Topmanagement

Homogenisierungsprozesse in Organisationen

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Über dieses Buch

​Warum sind obere Führungsetagen nach wie vor so homogen männlich zusammengesetzt, obwohl es seit vielen Jahren Maßnahmen für mehr Vielfalt gibt? Organisationen sind in der Auswahl oberer Führungskräfte pfadabhängig: Während beim Eintritt in die Organisation weibliche und männliche Fachkräfte noch gleichermaßen vertreten sind, wird für das höhere Management der immer gleiche Typus Mann kooptiert. Die Einzelfallstudie von Philine Erfurt Sandhu deckt die zunehmende Eigendynamik der formalen und informellen Prozesse der Führungskräfteauswahl auf. Zunächst ist es zwar vorteilhaft, Führungskräfte nach einem bestimmten Muster auszuwählen. Die Dynamik kippt jedoch in eine Dysfunktionalität, wenn Organisationen dadurch unfähig werden, auf soziale und demographische Veränderungen zu reagieren und Frauen verstärkt ins Topmanagement aufzunehmen. Auf Basis der Analyse entwickelt die Autorin neue Ansatzpunkte zur Schaffung von mehr (Geschlechter-)Vielfalt in Führungsetagen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung: Das empirische Rätsel
Zusammenfassung
„In der Führungsetage sitzen nur weiße Männer. […] Wir sind zu eindimensional“, sagte Peter Löscher, ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Siemens, in einem Interview mit der Financial Times Deutschland im Jahr 2008. Weil Löscher die Wettbewerbsfähigkeit seines Unternehmens in Gefahr sah, machte er den Mangel an Diversität zu einem der wichtigsten Punkte auf seiner Agenda. Insbesondere mehr Vielfalt in Führungspositionen war Löscher ein wichtiges Anliegen, damit Siemens nicht die Anschlussfähigkeit an seine vielfältige Kundschaft verliert.
Philine Erfurt Sandhu
2. Theoretische Rahmung
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird der theoretische Rahmen der Studie entwickelt. Nach einem Überblick über die Debatte zur „gendered organization“ werden bestehende Forschungsergebnisse der Gender- und Diversity Studies sowie der Führungs- und Karriereforschung vorgestellt, um erste Anhalts- und Erklärungspunkte für die persistente Homogenität in oberen Führungsetagen zu erhalten. Der Schwerpunkt hierbei liegt auf den vergeschlechtlichten Dynamiken, die es vorrangig Männern ermöglichen, obere Führungspositionen zu erreichen. In einem zweiten Schritt wird die Theorie der organisationalen Pfadabhängigkeit vorgestellt.
Philine Erfurt Sandhu
3. Forschungsdesign, Methodik und Datenanalyse
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden das Forschungsdesign sowie das Fallbeispiel, die Methodik und die analytischen Schritte der Datenauswertung vorgestellt. Die Forschungsfragen verlangen eine Methodik, die es ermöglicht, organisationale Prozesse zu erfassen, die von einem dahinterliegenden Mechanismus in Gang gesetzt und angetrieben werden. „Process research is concerned with understandding how things evolve over time and why they evolve this way“ (Langley 1999:692). Mechanismen selbst sind nicht direkt beobachtbar, da sie theoretische Konstrukte sind und nicht in der Realität existieren. Die Identifizierung von Mechanismen basiert deshalb zunächst auf der Beobachtung von Mustern, die dann als empirische Ankerpunkte für die Interpretation organisationaler Pfadmechanismen dienen.
Philine Erfurt Sandhu
4. Indizien für einen Pfad
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird anhand des Fallbeispiels FIRM genauer beleuchtet, inwiefern es sich bei der anhaltenden Homogenität in Führungspositionen tatsächlich um einen Selektionspfad handelt. Bei einem Pfadverdacht müssen zunächst wiederkehrende Vorgehensweisen oder eine Persistenz feststellbar sein (Sydow et al. 2009). Dafür werden zunächst Statistiken zur Entwicklung der Personalstruktur im (Top)Management seit 1995 analysiert. Wie sind Männer und Frauen im Unternehmen verteilt? Wer steigt auf? Wie sieht die Personalstruktur im Zeitverlauf aus? Anhand dieser statistischen Daten können die jeweils entscheidenden Stellen der Führungskräfteauswahl identifiziert werden, an denen ein zunehmendes Ungleichgewicht in der Auswahl von Männern und Frauen für obere Führungsetagen entsteht.
Philine Erfurt Sandhu
5. Formale und informelle Auswahlprozesse für obere Führungskräfte
Zusammenfassung
Um einen Pfad zu erkunden und zu erklären, bedarf es zunächst der genauen Analyse der wiederkehrenden Prozesse und Muster, die die Homogenität im Topmanagement reproduzieren. Dementsprechend werden in diesem Kapitel die Auswahlprozesse für angehende und für obere Führungskräfte einer genauen Analyse unterzogen. Wie sind die formalen Auswahlprozesse und Anforderungen gestaltet? Wo greifen sie? Wo zeichnen sich Spielräume ab? Nach welchem impliziten Muster werden obere Führungskräfte ausgewählt? Wie kommt es, dass dieser Auswahlprozess in ein Lock-In führt? Im Sinne des Pfadmodells macht dieses Kapitel die Blackbox zwischen dem Eintritt einer Person in das Unternehmen bis in die höchsten Führungspositionen auf. Warum verschiebt sich die Personalstruktur von einem Verhältnis von ca. 50/50 Prozent Männern und Frauen mit Führungspotential bei der Rekrutierung (Phase I) so drastisch bis zur Vorstandsebene (Phase III), die hundertprozentig aus Männern besteht?
Philine Erfurt Sandhu
6. Ergebnisse der sozialen Netzwerkanalyse: Ein Blick auf FIRMs ‚Zwischenböden‘
Zusammenfassung
Was passiert auf den Zwischenböden der Organisation, d.h. der Bühne hinter der offiziellen Organisationsstruktur und in den strukturellen Lücken? Zu welchen emergenten Ausschlusseffekten führt die hohe Kohäsion in der Partnerschaft? Diese und andere Fragen bestimmen die Netzwerkanalyse bei FIRM. Über die Schärfung des Blicks auf die Vorder- und Hinterbühne hinaus, liefert die Netzwerkanalyse auch Erkenntnisse über die Spezifik des Topmanagements, d.h. die Besonderheiten und Charakteristika dieser oberen Führungsgruppe. Es wird dabei von Zwischenböden gesprochen, weil Netzwerke weder rein informelle noch formale Beziehungen sind. Netzwerke sind von der Organisation für die Zusammenarbeit offiziell gewünscht und entfalten dort ein informelles Eigenleben, wo die Organisationsspielräume größer werden.
Philine Erfurt Sandhu
7. Die unsichtbare Kraft: Koordination durch Homogenisierung und Hyperinklusion
Zusammenfassung
Die Frage, die bisher offen geblieben ist, betrifft die hohe Stabilität und Beharrungskraft der Homogenitätsreproduktion: Was ist das für eine Dynamik in der Organisation, die den immer gleichen Typus im Topmanagement hervorbringt? Welche Dynamiken im Topmanagement sind es, die die Veränderungsinitiativen hin zu mehr Vielfalt scheitern lassen? In diesem Kapitel wird das Objektiv noch einmal auf die Spezifik des Topmanagements scharfgestellt. Was sind es für Besonderheiten im Topmanagement und in dessen Funktionsweise, die bewirken, dass für diesen Bereich fast ausschließlich selbstähnliche Personen zugelassen werden? Eine Pfadanalyse konzentriert sich auf die selbstverstärkenden Kräfte bzw.
Philine Erfurt Sandhu
8. Fazit
Zusammenfassung
„Sisyphusarbeit“ nennen FIRMs interne Change-AkteurInnen die Veränderungsbemühungen für mehr Vielfalt im Topmanagement. Es werden verschiedene Programme zur Förderung von Frauen gestemmt, Ziele gesteckt, Absichten kommuniziert, aber eine tatsächliche Veränderung der Personalstruktur im Topmanagement will sich nicht einstellen. Auf der Einstiegsebene sind fast die Hälfte aller Neueinstellungen Frauen mit hohem Karrierepotential, aber trotz verschiedener Bemühungen schafft es kaum eine Frau bis in die erste und zweite Leitungsebene an der Unternehmensspitze. Warum? Diese Studie hat deutlich gemacht, dass sich das wiederholte Scheitern der Veränderungsinitiativen durch eine Pfadabhängigkeit bei der Auswahl von oberen Führungskräften erklären lässt.
Philine Erfurt Sandhu
Backmatter
Metadaten
Titel
Selektionspfade im Topmanagement
verfasst von
Philine Erfurt Sandhu
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-06015-2
Print ISBN
978-3-658-06014-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-06015-2

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