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Open Access 2024 | OriginalPaper | Buchkapitel

5. Diskussion der Ergebnisse und Handlungsimplikationen für Theorie und Praxis

verfasst von : Fabio-Yannick Laschet

Erschienen in: Noncomplainer-Management im BtB-Marketing

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Die übergeordnete Zielsetzung der vorliegenden Arbeit war es, Noncomplainer im BtB-Bereich vor dem Hintergrund der marktorientierten Unternehmensführung und damit verbundener, ausgewählter Einflussfaktoren zu untersuchen. Konkret sollten zunächst angesichts der vorherrschenden Besonderheiten des BtB-Marketings Antezedenzien des organisationalen Noncomplainings identifiziert werden. Hierbei wurde im Anschluss an eine qualitative Pilotstudie in den quantitativen Erhebungen eins und 2a die Koexistenz individueller bzw. persönlichkeits- und gruppenstrukturbezogener Variablen fokussiert.
Hinweise

Ergänzende Information

Die elektronische Version dieses Kapitels enthält Zusatzmaterial, auf das über folgenden Link zugegriffen werden kann https://​doi.​org/​10.​1007/​978-3-658-44272-9_​5.

5.1 Zusammenfassung und studienübergreifende Diskussion der Erkenntnisse vor dem marketingtheoretischen Hintergrund

Die übergeordnete Zielsetzung der vorliegenden Arbeit war es, Noncomplainer im BtB-Bereich vor dem Hintergrund der marktorientierten Unternehmensführung und damit verbundener, ausgewählter Einflussfaktoren zu untersuchen. Konkret sollten zunächst angesichts der vorherrschenden Besonderheiten des BtB-Marketings Antezedenzien des organisationalen Noncomplainings identifiziert werden. Hierbei wurde im Anschluss an eine qualitative Pilotstudie in den quantitativen Erhebungen eins und 2a die Koexistenz individueller bzw. persönlichkeits- und gruppenstrukturbezogener Variablen fokussiert. Anschließend wurde in der quantitativen Studie 2b in Anbetracht der Relevanz der Noncomplainer-Herausforderung für die Erreichung ökonomischer Zielgrößen, wie z. B. dem CLV, die Ausdifferenzierung der Loyalität von Noncomplainern sowie deren Ausstrahlungseffekte auf weitere aktuelle oder potenzielle Kunden durch ein negatives Kommunikationsverhalten untersucht. Diese Betrachtungen wurden jedoch nicht von der Unternehmensumwelt isoliert, sondern unter Bezugnahme gesellschaftlicher Entwicklungen ausgerichtet. Genauer wurde dem – in der Marketingforschung bisher wenig beachteten – Phänomen der wahrgenommenen gesellschaftlichen Kritikakzeptanz Beachtung geschenkt, um potenziellen Einflüssen von bisher meist mit gesellschaftspolitischen Diskussionen konnotierten Fragestellungen Rechnung zu tragen. Zur Erreichung dieses übergeordneten Untersuchungsziels der vorliegenden Arbeit wurden im Sinne eines Sequential Mixed Method Designs insgesamt eine qualitative sowie zwei quantitative Studien durchgeführt.
Nachdem zu Beginn dieser Arbeit einige Besonderheiten des BtB-Marketings und sich hieraus möglicherweise ergebende Herausforderungen für das organisationale Beschwerdeverhalten und -management erläutert wurden, galt es als Ausgangslage der nachfolgenden Untersuchungen, ein einheitliches Begriffsverständnis der Beschwerde zu schaffen. Diesem zufolge umfasst eine Beschwerde die intentionale Artikulation der Unzufriedenheit aktueller und verlorener Kunden, die aus subjektiv wahrgenommenen leistungs-, verhaltens- und vermarktungsbezogenen Aspekten resultiert und unmittelbar an den Anbieter kommuniziert wird. Im Umkehrschluss wurde das Noncomplaining als das Unterlassen genau dieser Handlung definiert.
Obgleich das (Nicht-)Beschwerdeverhalten aus marketingwissenschaftlicher Perspektive dem Theorienpluralismus unterliegt, galt es dennoch, ein fokales, dieser Arbeit zugrundeliegendes theoretisches Fundament zu schaffen. Generell wurde hierfür die in der Beschwerdeforschung weithin akzeptierte Exit-Voice-Theorie von Hirschman (1970) gewählt, wobei diese in Anbetracht der Noncomplainer-Fokussierung einer Spezifizierung und Weiterentwicklung bedurfte. Im Zuge dieser erfolgte neben der Unterscheidung in Complainer und Noncomplainer sowie einer zeitlichen Entparallelisierung der drei Reaktionsmöglichkeiten Exit, Voice und Loyalty eine tiefergehende Ausdifferenzierung der Noncomplainer-Loyalität auf Basis des Stufenmodells von Oliver (1997). Sodann konnte die Ausrichtung der Studien sowie der jeweiligen Anknüpfungspunkte anhand dieser erweiterten Exit-Voice-Theorie erfolgen.
Die qualitative Pilotstudie diente einerseits der Identifikation von BtB-spezifischen Antezedenzien des Noncomplainings – im Vergleich zum BtC-Bereich – und andererseits einer ersten Überprüfung der Erweiterung der Exit-Voice-Theorie, indem unterschiedliche Beweggründe für loyales Noncomplainer-Verhalten sowie weitere Reaktionsmöglichkeiten, bspw. in Form von negativem Kommunikationsverhalten gegenüber Dritten, betrachtet wurden. Die Basis dieses Vorgehens bildeten 20 qualitative Interviews, die sich jeweils hälftig aus dem BtB- bzw. BtC-Bereich zusammensetzten und mittels der qualitativen strukturierenden Inhaltsanalyse ausgewertet wurden. Hierbei wurde eingangs vielfach von den Studienteilnehmern aus dem BtB-Sample ausgeführt, dass sie ihre Beschwerdeeinstellung im betrieblichen Kontext durchaus positiver einschätzen als in ihrem privaten Konsumverhalten. Dies wurde regelmäßig dadurch begründet, dass im BtB-Kontext der Vorteil von Beschwerden im Sinne von Leistungsverbesserungspotenzialen sowie der Wissensgenerierung gesehen wurde. Im weiteren Gesprächsverlauf stellte sich jedoch interviewübergreifend heraus, dass diese Einschätzung kritisch zu hinterfragen ist.1 So wurde bei der Betrachtung und Diskussion von im Arbeitsalltag erlebten Situationen immer wieder deutlich, dass Noncomplaining auch im betrieblichen Kontext vielfach auftrat, sodass ein breites Spektrum unterschiedlicher Motive für den Verzicht auf eine Beschwerdeäußerung zusammengetragen werden konnte. Im Rahmen der Auswertung erwies sich die Eingliederung der identifizierten Antezedenzien in sechs Kategorien als sinnhaft: personen-, unternehmens-, beziehungs-, leistungs-, markt- und situations- sowie gesellschafts- und kulturbezogene Determinanten. Hinsichtlich der individuellen Persönlichkeitsmerkmale der jeweiligen Buying Center-Mitglieder lieferten die Interviews erste Hinweise, dass diese das Beschwerdeverhalten durchaus – trotz der vermeintlichen Rationalität des organisationalen Beschaffungsverhaltens – beeinflussen können. So konnte aus den Aussagen der Teilnehmer geschlussfolgert werden, dass insb. Selbstvertrauen und Extraversion positiv und Empathie negativ zur Beschwerdeartikulation beitragen können. Gleichwohl musste konstatiert werden, dass lediglich eine geringe Anzahl an Befragten konkret auf Persönlichkeitsmerkmale Bezug genommen hat, sodass eine Prüfung dieser Erkenntnisse zwecks der Ableitung valider Aussagen durch ein empirisch-quantitatives Vorgehen notwendig erschien und entsprechend in der ersten quantitativen Studie vorgenommen wurde. Bezugnehmend auf die unternehmensbezogenen Determinanten zeigte sich ein erkennbarer Unterschied zwischen der BtB- und BtC-Stichprobe. Zwar nahm in beiden Samples das lieferantenseitige Abwehrverhalten eine entsprechende Gewichtung in Anspruch, doch erwies sich im betrieblichen Kontext die Rolle des direkten Ansprechpartners im Vergleich zur Installation standardisierter Beschwerdeprozesse (z. B. formalisierte Beschwerdekanäle) als relevanter. Dieser Eindruck bestätigte sich wiederum in dem späteren zweiten Teil der quantitativen Studie zwei in Bezug auf die Noncomplainer-Loyalität. So wurde ferner dem proaktiven und lösungsorientierten Verhalten der lieferantenseitigen Kontaktperson eine vielfach höhere Bedeutung beigemessen – insb. dann, wenn bereits eine persönliche Beziehung bestand. In diesem Punkt spiegelte sich das für das BtB-Marketing charakteristische Interaktionsparadigma wider, sodass die aus der BtC-Forschung bekannten psychischen Beschwerdehemmnisse – ausgelöst durch den persönlichen Austausch – weniger bis kaum zum Tragen kamen. Ergänzend deuteten die Aussagen der Teilnehmer darauf hin, dass im betrieblichen Kontext insb. die wahrgenommene Problemlösungsorientierung einen Einfluss auf das Noncomplaining ausüben kann – und nicht unbedingt die (finanzielle) Kompensation. In Anbetracht der beziehungsbezogenen Determinanten wurde dahingehend ein zentraler Erkenntnisgewinn erzielt, dass federführend die Beziehungsqualität und damit einhergehend besonders langfristig-orientierte Geschäftsbeziehungen die Artikulation von Beschwerden vorantreiben und damit das Noncomplaining reduzieren können – konträr zum BtC-Bereich. So wiesen Variablen, wie z. B. das Vertrauen, eine Barriere-reduzierende Wirkung auf und erleichterten damit dem Kunden die Artikulation von Unzufriedenheit. In Ergänzung zur eher positiv konnotierten Beziehungsqualität lieferten die geführten Interviews zudem Hinweise, dass analog zum Grundgedanken des Geschäftstypenansatzes und dem damit verbundenen Konzept der Quasirente die Wahrnehmung eines aus Kundensicht nachteiligen Abhängigkeits- bzw. Machtverhältnisses das Noncomplaining beeinflusst. So erschien es den Befragten in manchen Situationen sinnhaft, aus machttaktischen Überlegungen auf eine Beschwerde zu verzichten, um zunächst keine negativen Konsequenzen für die Geschäftsbeziehung zum Lieferanten an sich und weiter auch die eigene Marktposition durch einen potenziellen Verlust des Anbieters zu riskieren. Im Wesentlichen konnten die Erkenntnisse aus der bisherigen BtC-Beschwerdeforschung hinsichtlich der leistungs- und der markt- bzw. situationsbezogenen Determinanten repliziert werden. So wiesen einerseits der Schweregrad des Fehlers, die Schuldattribution unter Berücksichtigung der Mehrstufigkeit von BtB-Märkten sowie das persönliche Involvement zu der Leistung und andererseits insb. die Verfügbarkeit von Alternativen und die Höhe der Wechselkosten eine Wirkung auf das Noncomplaining auf. In Bezug auf die Antezedenzien konnten abschließend Tendenzen von gesellschaftlichen Einflussfaktoren identifiziert werden. So sahen sich manche Studienteilnehmer im Zuge einer Beschwerdeäußerung einem gewissen sozialen Risiko ausgesetzt und befürchteten, bspw. durch ein negatives Image, von der Gesellschaft sanktioniert zu werden. Insb. diesem Aspekt sollte vor dem Hintergrund seiner im organisationalen Beschwerdeverhalten festzustellenden Neuartigkeit in den folgenden empirisch-quantitativen Studien Beachtung geschenkt werden.
In Bezugnahme auf die Beantwortung der zweiten und dritten Forschungsfrage der qualitativen Pilotstudie bestätigte die Auswertung der Interviews vorläufig, dass sich die Ausdifferenzierung der Noncomplainer-Loyalität auf Basis des Stufenmodells nach Oliver (1997) grundsätzlich eignet. So wurden unterschiedliche Loyalitätsmotive der Noncomplainer ersichtlich – auch hier u. a. das Machtverhältnis sowie die Beziehungsqualität –, die sich den verschiedenen Intensitätsstufen (kognitiv, affektiv, konativ, aktional) zuordnen ließen. Des Weiteren diente die Pilotstudie dazu, erste Erkenntnisse hinsichtlich des negativen Kommunikationsverhaltens von Noncomplainern zu gewinnen. Noncomplainer betreiben offenbar auch im BtB-Bereich negatives WoM – sowohl innerhalb des eigenen Buying Centers als auch gegenüber Dritten außerhalb des Unternehmens. Sodann konnte auf den Erkenntnissen der qualitativen Pilotstudie im Rahmen der zwei folgenden empirisch-quantitativen Erhebungen aufgebaut werden.
Obwohl das Verhalten auf BtB-Märkten – insb. das organisationale Beschaffungsverhalten – durch eine gewisse Multipersonalität charakterisiert ist, ist nicht von der Hand zu weisen, dass dennoch Individuen einzelne Entscheidungen treffen und damit individuelle Persönlichkeitsmerkmale auch das Verhalten – hier das Beschwerdeverhalten2 – von Unternehmen beeinflussen. Erste Hinweise hierfür konnte bereits die Pilotstudie liefern. In Kontrast zur wesentlichen BtC-Beschwerdeforschung wurde es im Sinne einer geschlossenen Theoretisierung als sinnhaft erachtet, ein zentrales Persönlichkeitsmodell zugrunde zu legen. Hierbei wurde sich aufgrund der in der Psychologie-Literatur gezeigten hohen Varianzaufklärung für das HEXACO-Modell von Ashton/Lee (2001) entschieden. Demnach werden sechs verschiedene Persönlichkeitsfaktoren – konkret: Honesty-Humility, Emotionality, Extraversion, Agreeableness, Conscientiousness und Openness – in jeweils vier Facetten ausdifferenziert. Demzufolge diente die erste quantitative Studie unter Anwendung der Diskriminanzanalyse dazu, basierend auf diesen sechs Persönlichkeitsfaktoren zwischen Noncomplainern und Complainern zu unterscheiden.
Im Rahmen der Auswertung der Diskriminanzfunktion konnte insgesamt gezeigt werden, dass die sechs Persönlichkeitsfaktoren grundsätzlich dazu geeignet sind, signifikant zwischen Noncomplainern und Complainern zu trennen. Dabei konnte die Varianz des Beschwerdeverhaltens isoliert über die individuelle Persönlichkeit zu 17,6 % erklärt werden. Angesichts der Existenz einer Vielzahl an weiteren Antezedenzien des Beschwerdeverhaltens, wie z. B. unternehmens-, beziehungs-, markt-, leistungs-, oder gesellschaftsbezogene, ließ sich dieser Anteil als durchaus hoch einordnen – besonders unter Berücksichtigung der bisherigen Studienergebnisse aus dem BtC-Bereich, die regelmäßig eine Varianzaufklärung von knapp über 20 % aufwiesen.3 Demzufolge lässt sich schlussfolgern, dass auch im BtB-Bereich die individuelle Persönlichkeit der involvierten Personen obgleich von Gruppenprozessen oder der begrenzten Rationalität einen beachtlichen Einfluss auf das organisationale Beschwerdeverhalten ausübt. Dieser Einfluss ist gem. der Betrachtung der einzelnen Diskriminanzkoeffizienten in erster Linie auf die Persönlichkeitsfaktoren Honesty-Humility, Emotionality und Conscientiousness zurückzuführen.
Honesty-Humility wies hierbei einen positiven Einfluss auf die Beschwerdeartikulation auf. An dieser Stelle konnte wiederum die Relevanz von auf der Equity-Theorie basierenden Fairness-Überlegungen bestätigt werden. Diesbezüglich konnte jedoch ein wesentlicher Unterschied zu den bisherigen Erkenntnissen aus dem BtC-Bereich festgestellt werden. So berücksichtigt der Persönlichkeitsfaktor Honesty-Humility nicht die dem Individuum von Dritten entgegengebrachte Fairness, sondern die von dem Individuum selber ausgeübte.4 Dies lässt den Rückschluss zu, dass sich die Fairness-Motive zur Beschwerdeäußerung im BtB- und BtC-Bereich insofern voneinander unterscheiden, dass sich im betrieblichen Kontext vielfach aus Fairness gegenüber dem Lieferanten beschwert wird, um ihn auf Verbesserungspotenziale aufmerksam zu machen – und nicht aus einer wahrgenommenen Unfairness heraus. Aus Anbietersicht trägt dieses Verhalten positiv zur Erreichung qualitätsrelevanter und damit langfristiger ökonomischer Ziele bei. Von daher kann die Unzufriedenheitsartikulation im BtB-Kontext sogar durchaus als prosoziales und kooperatives Verhalten interpretiert werden. Zudem ließe sich daraus schließen, dass ein sich-nicht-beschwerender Nachfrager, dem der Anbieter einen hohen Grad an Honesty-Humility attestiert, dem Anbieter eine Gewissheit dahingehend geben kann, dass keine Unzufriedenheit vorliegt, da diese ansonsten bereits geäußert worden wäre. Demgegenüber wies Emotionality einen negativen Effekt auf die Beschwerdeartikulation auf, sodass die in der Pilotstudie erkennbaren Einflüsse, z. B. durch Mitleid oder Empathie ausgelöst, bestätigt wurden. Demnach tendiert ein Individuum zum Noncomplaining, sofern es Unsicherheit verspürt – bspw. durch die Sorge vor einer argumentativen Auseinandersetzung mit dem Lieferanten. Daneben umfasst der Persönlichkeitsfaktor Emotionality auch Abhängigkeiten, sodass der Verzicht auf eine Beschwerde möglicherweise auch in Abhängigkeitsbeziehungen zu dem Lieferanten begründet sein kann. Die entsprechenden empirischen Nachweise hierfür lieferte die spätere quantitative Studie 2b. Mit Blick auf die Ergebnisse der quantitativen Studie 2a könnten derartige Sorgen bspw. auch durch gesellschaftliche Einflüsse – konkret die Akzeptanz von Kritik – ausgelöst werden. Das Ziel auf Anbieterseite sollte somit sein, durch geeignete Maßnahmen diese Unsicherheit und Sorge des Nachfragers zwecks der Beschwerdestimulierung zu reduzieren. Im Gegensatz hierzu wies Conscientiousness eine positive Wirkung auf die Äußerung von Unzufriedenheit auf. In Anbetracht dessen kann geschlussfolgert werden, dass gewissenhafte, leistungsorientierte sowie perfektionistische Individuen im BtB-Bereich eher eine Beschwerde beim Lieferanten einreichen. Es ist zu vermuten, dass die Akzeptanz von Leistungsmängeln einerseits ihrem eigenen Pflichtbewusstsein und Leistungsverständnis widerspricht und andererseits unter Berücksichtigung der Mehrstufigkeit von BtB-Märkten den KKV bzw. die Wettbewerbsposition des eigenen Unternehmens auf dem nachfolgenden Absatzmarkt gefährden könnte.
Gleichwohl erwiesen sich die Trenneigenschaften der Persönlichkeitsfaktoren Extraversion, Agreeableness und Openness als nicht signifikant. Eine mögliche Ursache für die Insignifikanz der Extraversion könnte darin liegen, dass Extraversion in erster Linie mit positiven Erfahrungen korreliert – und nicht mit negativen.5 Hierunter wäre sicherlich eine Leistungsverschlechterung zu verorten. Ferner lässt sich vermuten, dass die Einflussnahme von Extraversion zunächst durch das Vorliegen von entsprechenden Interaktionsmöglichkeiten mit einem lieferantenseitigen Ansprechpartner bedingt ist. Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse der quantitativen Studie 2b gestützt, wonach insb. die direkte Interaktion mit einem Ansprechpartner und weniger standardisierte Beschwerdekanäle die Noncomplainer-Loyalität beeinflussten. Vor diesem Hintergrund müsste schließlich die Effektivität von Beschwerdeformularen ohne interaktive, persönliche Elemente kritisch begutachtet werden.6 Zudem zeigte sich Agreeableness ebenfalls als nicht signifikant. Demnach haben Eigenschaften, wie bspw. Vergebung und Verträglichkeit, offenbar keinen Einfluss auf die Entscheidung über eine Beschwerdeartikulation. Mit Blick auf die zeitliche Stufenabfolge in der erweiterten Exit-Voice-Theorie erscheint denkbar, dass Agreeableness zwar keinen Einfluss auf das Noncomplaining an sich ausübt, sondern auf die sich anschließenden Reaktionen. Damit würde sich ein hoher Agreeableness-Grad nicht im Noncomplaining, sondern ggf. im Treueverhalten des (Non-)Complainers zeigen. Insb. angesichts der unterschiedlichen Intensitätsstufen der Noncomplainer-Loyalität aus der quantitativen Studie 2b und der Rolle der Beziehungsqualität ließe sich dieser Zusammenhang vermuten. Zudem wies Agreeableness in der bisherigen Forschung eine positive Wirkungsbeziehung mit dem Zufriedenheitsniveau auf.7 Somit würde Agreeableness zwar nicht die Beschwerdeartikulation an sich beeinflussen, sondern den Schwellenwert, ab dem Unzufriedenheit überhaupt als eine solche wahrgenommen wird. Abschließend zeigte sich mit Blick auf den nicht signifikanten Einfluss von Openness, dass die vermuteten Variety- bzw. Novelty-Seeking-Motive offenbar nicht auf das unmittelbare Beschwerdeverhalten wirken. Analog zu den obigen Überlegungen wäre auch diesbezüglich denkbar, dass sich Openness vielmehr in dem sich auf die Leistungsverschlechterung folgenden Treueverhalten niederschlägt und nicht in der Beschwerdeäußerung an sich. Generell wäre ein solcher Anbieterwechsel – auch auf Basis einer derartigen Offenheit gegenüber neuen Erfahrungen und Anbietern – sicherlich durch herrschende Abhängigkeits- bzw. Machtverhältnisse beschränkt, wie die quantitative Studie 2b in Bezug auf die Noncomplainer-Loyalität später zeigen konnte.
In Anbetracht des BtB-spezifischen Wechselspiels von individuellen und gruppenbezogenen Einflüssen wurde im Anschluss an die Untersuchung individueller Persönlichkeitsmerkmale von Noncomplainern die Gruppenstruktur des Beschaffungsgremiums in den Blick genommen. Hierbei wurde die Multipersonalität im Rahmen von betrieblichen Entscheidungen über das weithin etablierte Buying Center-Konzept abgebildet. Das Buying Center wurde dabei im Kern über die Unternehmensgröße, den Formalisierungsgrad und die Heterogenität sowie zusätzlich dem relativen Einfluss operationalisiert. Ergänzend hierzu wurde auf Basis der in der Pilotstudie angedeuteten Bedenken – genauer gesellschaftlichen Entwicklungen hinsichtlich einer kritischen Wahrnehmung der sich wandelnden Diskussionskultur – dem Phänomen der gesellschaftlichen Kritikakzeptanz Beachtung geschenkt. Genauer wurde vermutet, dass auch im betrieblichen Kontext die Äußerung von Beschwerden von der individuell wahrgenommenen gesellschaftlichen Akzeptanz von Kritik beeinflusst wird. Die theoretische Grundlage für derartige Überlegungen stellt die Impression Management-Theorie dar. Zudem erfolgte diesmal die empirische Auswertung der Daten unter Anwendung der Strukturgleichungsanalyse.
Insgesamt konnte die Varianz der gruppenbezogenen Einstellung zum Noncomplaining durch die Buying Center-Struktur sowie die wahrgenommene gesellschaftliche Kritikakzeptanz zu etwa 12 % erklärt werden. Mit Blick auf die in der Pilotstudie gezeigte Existenz einer Vielzahl an bspw. unternehmens-, beziehungs-, markt-, situations- oder leistungsbezogenen Antezedenzien des Noncomplainings sowie auf den in der ersten quantitativen Studie bestätigten Einfluss der individuellen Persönlichkeit, ist diese zwar zunächst niedrig anmutende Varianzaufklärung als durchaus beachtlich zu beurteilen. Demzufolge kann u. a. geschlussfolgert werden, dass das betriebliche Beschwerdeverhalten – konkret die Einstellung zum Noncomplaining – zu einem nicht unerheblichen Grad offenbar durch die grundlegende Struktur des Buying Centers prädisponiert und damit unabhängig von der spezifischen Beschwerdesituation ist – und zwar dahingehend, dass ein heterogenes und damit hinsichtlich der Kompetenzen, Hintergründe und Interessen vielfältiges Buying Center eine generell positivere Einstellung zum Noncomplaining hat. Aus Sicht des nachfragenden Unternehmens könnte demzufolge ein heterogenes Buying Center in der Tat betriebswirtschaftlich nachteilig sein – unter der Annahme, dass eine Beschwerde nicht mit negativen Konsequenzen verbunden ist. Denn Verbesserungspotenziale der Leistung des Lieferanten – und damit letztlich der eigenen – werden nicht genutzt und in Aussicht stehende Kompensationszahlungen nicht ausgeschöpft. Somit würden die eigenen Absatzmöglichkeiten und damit die Erreichung psychografische Zielgrößen, z. B. die Zufriedenheit der eigenen Kunden, sowie ökonomischer Zielgrößen, wie z. B. dem relativen Marktanteil, gefährdet werden. Von einer dogmatischen Reduktion der Heterogenität des Buying Centers sollte dennoch an dieser Stelle abgeraten werden. Diesbezüglich ist nämlich gleichermaßen anzuführen, dass eine gewisse Heterogenität innerhalb des Buying Centers aufgrund der Berücksichtigung unterschiedlicher Sichtweisen und Kompetenzbereiche durchaus Vorteile für das Unternehmen mit sich bringen kann.8 Angesichts dieser Gedankengänge ließe sich vermuten, dass eine kritische Schwelle bezüglich der Vorteilhaftigkeit der Heterogenität eines Buying Centers existiere, sodass das Ziel in der Identifikation eines optimalen Heterogenitätsgrads liegen sollte.
Ferner lassen die bestätigten Wirkungszusammenhänge innerhalb der Buying Center-Struktur den Schluss zu, dass Buying Center in großen Unternehmen eine positivere Einstellung zum Noncomplaining aufweisen als in kleineren. Eine mögliche Ursache hierfür könnte in einer gewissen Inaktivität der Gruppenmitglieder liegen, die wiederum auf eine geringe Betroffenheit bzw. Verantwortung des Einzelnen zurückzuführen sein könnte.9 Erste Hinweise für die Bestätigung dieser Vermutung lieferte die Auswertung des Einflusses der Buying Center-Rolle. Zudem ließe sich unter Berücksichtigung der Effekte des Formalisierungsgrads in Erwägung ziehen, dass zwar die Verhaltensweisen innerhalb großer Buying Center grundsätzlich durch standardisierte Prozesse geregelt sind, aber Bedarf nach einer formalisierten Beschwerde-Policy besteht. Möglicherweise ist das Beschwerdemanagement in einigen Unternehmen vielmehr auf den Umgang mit eingehenden, aber nicht mit ausgehenden Beschwerden ausgerichtet, sodass die Einrichtung eines zweiseitigen Beschwerdemanagements in Erwägung zu ziehen sein könnte.10 Des Weiteren lieferte die Berücksichtigung der vier Geschäftstypen dahingehend die Pilotstudie bestätigende Erkenntnisse, dass auch Abhängigkeits- und Machtverhältnisse einen Einfluss auf die Unzufriedenheitsartikulation ausüben können. Dieses Ergebnis wurde durch die spätere quantitative Studie 2b dadurch ergänzt, dass nicht nur die Beschwerdeäußerung an sich, sondern genauso das Treueverhalten durch eine Disbalance der Abhängigkeiten bestimmt wird.
Neben der Betrachtung des Einflusses der Buying Center-Struktur auf die Einstellung zum Noncomplaining war das weitere Forschungsziel der quantitativen Studie 2a die Untersuchung des neuartigen Phänomens der gesellschaftlichen Kritikakzeptanz. Grundsätzlich bestätigten sich diesbezüglich die in der Pilotstudie gewonnenen Impulse. So wurde ersichtlich, dass auch im BtB-Kontext soziale bzw. gesellschaftliche Faktoren einen Einfluss auf das Beschwerdeverhalten nehmen können. Konkret reduzierte eine von dem einzelnen Buying Center-Mitglied wahrgenommene gesellschaftliche Akzeptanz von Kritik die positive Einstellung zum Noncomplaining. Kurz gesagt: Nimmt ein Individuum wahr, dass Kritik ohne gesellschaftliche Sanktionen (z. B. ein schlechtes Image) bzw. Risiken geäußert werden kann, tendiert das gesamte Buying Center eher dazu, sich bei dem Lieferanten zu beschweren. Dieser Effekt wird insb. dann verstärkt, wenn das Individuum innerhalb des Buying Centers eine Machtposition und damit einen hohen relativen Einfluss innehat. Generell kann jedoch vor diesem Hintergrund offenbar der Schluss gezogen werden, dass Individuen auch im betrieblichen Kontext im Zuge der Beschwerdeäußerung die Existenz potenzieller sozialer Risiken in den Blick nehmen und ihre Entscheidung möglicherweise anpassen, sofern das Verhalten in der Gesellschaft als wenig akzeptiert wahrgenommen wird. Demnach kann angenommen werden, dass gesellschaftliche Entwicklungen durchaus psychische Beschwerdebarrieren aufbauen oder gleichermaßen reduzieren können – auch im BtB-Kontext. Dabei ist stets zu berücksichtigen, dass eine durch die Wahrnehmung sozialer Risiken begründete Entscheidung für das Noncomplaining nur dann aus betriebswirtschaftlicher Perspektive zu rechtfertigen ist, wenn die zu erwartenden Imageschäden und die daraus folgenden Kundenverluste den Nutzen der Beschwerde übersteigen. Denn gleichermaßen können auch Qualitätsverluste infolge nicht eingeleiteter Beschwerdevorgänge und der damit verbundenen Leistungsverbesserung zu Reputations- und Vertrauensschäden führen.11
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Studienergebnisse mit der bisherigen Beschwerdeforschung im BtC-Bereich dahingehend übereinstimmen, dass negative Meta-Wahrnehmungen generell das Beschwerdeverhalten beeinflussen können. Somit sollten Marketing-Manager Maßnahmen ergreifen, Meta-Wahrnehmungen in der gewünschten Weise an den Kunden kommunizieren zu können – insb. vor dem Hintergrund, dass die Studienteilnehmer analog zu bisherigen Meinungsumfragen12 der Gesellschaft eine geringe Akzeptanz von Kritik bzw. kritischen Ansichten zugesprochen haben.
Während sich die ersten beiden quantitativen Studien in erster Linie der Frage nach den Ursachen des Noncomplainings im betrieblichen Kontext widmeten, stand im Zentrum der abschließenden Untersuchung unter Berücksichtigung der übergeordneten Zielsetzung des Relationship Marketings die Noncomplainer-Loyalität. Im Fokus stand hierbei einerseits die Ausdifferenzierung verschiedener Intensitätsstufen und Motive des Treueverhaltens von Noncomplainern und andererseits das Kommunikationsverhalten gegenüber Dritten unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Kritikakzeptanz. Hierbei schloss sich die Studie 2b an die in der vorliegenden Arbeit entwickelten Erweiterung der Exit-Voice-Theorie an, sodass die Noncomplainer-Loyalität unter Bezugnahme auf das Stufenmodell von Oliver (1997) in die kognitive, affektive, konative und aktionale Loyalität unterschieden wurde. In Anlehnung an das Vorgehen in der quantitativen Studie 2a erfolgte auch hier die Datenauswertung auf Basis der Strukturgleichungsanalyse.
Grundsätzlich konnte im Rahmen der Untersuchung konstatiert werden, dass es offenbar möglich ist, die Intensität und Anknüpfungspunkte der Noncomplainer-Loyalität mittels der vier Loyalitätsstufen zu operationalisieren. Hierbei wurde bestätigt, dass die kognitive Loyalität der schwächsten Stufe der Kundentreue entspricht. Auf dieser halten den Noncomplainer solche Argumente von einem Anbieterwechsel ab, die auf einer rationalen Kosten-Nutzen-Betrachtung basieren. Neben Aspekten wie der Anzahl an bisherigen Beschwerdefällen bei diesem Lieferanten erwies sich das bereits in der Pilotstudie angeführte Machtverhältnis zwischen Anbieter und Nachfrager als relevant. So konnte gezeigt werden, dass die für BtB-Märkte charakteristischen (ungleichen) Abhängigkeitsverhältnisse durchaus die Noncomplainer-Loyalität beeinflussen können. Konkret verstärkt ein aus Nachfragersicht nachteiliges Machtungleichgewicht die kognitive Loyalität, sodass der Kunde aus rationalen Überlegungen – bspw. der Beeinträchtigung der Geschäftsbeziehung und möglicherweise daraus folgenden Absatzproblemen – auf eine Beschwerde verzichtet. Unter Berücksichtigung der ersten quantitativen Studie liegt nahe, dass dieser Effekt umso stärker wird, wenn die Buying Center-Mitglieder von einem hohen Emotionality-Grad geprägt sind. Auch wenn das Machtungleichgewicht zu einem höheren wahrgenommenen Risiko führte, wies das Risiko wiederum einen negativen Effekt auf die kognitive Loyalität auf. Dies ließe vermuten, dass sich ein Noncomplainer gewissermaßen von der Beziehung zu dem bisherigen Lieferanten entfernt, sofern er keine Kritik üben kann oder ggf. darf. Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass ungleiche Geschäftsbeziehungen obgleich möglicher ökonomischer Vorteile für den Anbieter genauso für ihn selbst mit erheblichen Risiken verbunden sein können. Ferner wurde – wie bereits von einigen Befragten in der Pilotstudie geäußert – ersichtlich, dass nicht nur das lieferantenseitige Abwehrverhalten generell, sondern insb. der direkte Ansprechpartner einen maßgeblichen Einfluss auf die Noncomplainer-Loyalität ausüben kann.13 Gibt der Lieferant dem Kunden gar nicht erst die Möglichkeit sich zu beschweren oder reagiert bisweilen aggressiv, so droht ein „Double Deviation“-Effekt, welcher seitens des Lieferanten unbedingt vermieden werden sollte14 – sofern die Fortführung der Geschäftsbeziehung aus Profitabilitätsgründen vorteilhaft erscheint. Letztlich spiegelt sich in diesem Effekt auch das Potenzial wider, welches von dem Service Recovery Paradox ausgeht. Demnach könnte die Vermeidung eines Abwehrverhaltens gegenüber Beschwerden nicht nur den Double Deviation-Effekt verhindern, sondern parallel die Kundenloyalität erhöhen. Damit zeigt sich erneut, dass ein effektives Beschwerdemanagement eine beschädigte Geschäftsbeziehung offenbar „wiederbeleben“ kann.15 Ergänzend bestätigte sich die Bedeutung der Beziehungsqualität – operationalisiert auf Basis der Commitment-Trust-Theorie von Morgan/Hunt (1994). So wirkten sowohl das Vertrauen als auch Relationship Commitment positiv auf die affektive bzw. konative Loyalität. Gleichwohl war bei Betrachtung der Wirkung der Beziehungsqualität ein gewissermaßen paradoxes Verhalten zu beobachten. So bleibt der Noncomplainer zwar loyal, schadet jedoch gleichermaßen dem Lieferanten durch den Verzicht auf eine Beschwerdeäußerung – in dieser Arbeit bezeichnet als Noncomplainer-Loyalty-Paradox. Vor dem Hintergrund ökonomischer Ziele, wie z. B. dem CLV, sollte der Anbieter Maßnahmen ergreifen, um über vertrauensschaffende und damit kundenbindende sowie gleichzeitig beschwerdestimulierende Instrumente die Loyalität stärken zu können. Hinsichtlich der aktionalen Loyalität wurde schließlich ersichtlich, dass diese positiv durch das Vorliegen eines Bestandslieferantenstatus beeinflusst wird, indem die bisherige Bestellhäufigkeit eine höhere Toleranzgrenze für Mängel zu schaffen mag. Es liegt nahe, dass damit ein solcher Status in Situationen der Unzufriedenheit als „Rettungsanker“ für die Geschäftsbeziehung wirken kann.
Des Weiteren wurde deutlich, dass die Loyalität eines Noncomplainers nicht nur auf die betroffene Kundenbeziehung isoliert, sondern auch in Bezug auf weitere (potenzielle) Kunden, vorteilhaft wirkt. So reduziert das Treueverhalten eines Noncomplainers Ausstrahlungseffekte innerhalb des nachfragenden Unternehmens sowie auf weitere Kundenbeziehungen. Denn loyale Noncomplainer engagieren sich signifikant weniger in negativem WoM. Zuletzt erweiterte die Studie 2b die Erkenntnisse aus Studie 2a hinsichtlich der Wirkung der wahrgenommenen gesellschaftlichen Kritikakzeptanz. Nimmt ein loyaler Noncomplainer wahr, dass er Kritik, ohne soziale Risiken befürchten zu müssen, äußern kann, so reduziert sich sein negatives Kommunikationsverhalten gegenüber Dritten noch stärker. In Anbetracht der Ergebnisse der vorherigen Studie ließe sich vermuten, dass ein unzufriedener Kunde im Falle einer wahrgenommenen Akzeptanz von Kritik in der Gesellschaft sich unmittelbar bei dem Lieferanten beschwert und aus diesem Grund seine Verärgerung nicht mehr an Dritte weiterträgt. Aus Anbietersicht würde sich damit eine doppelt vorteilhafte Situation ergeben: Einerseits hinsichtlich des qualitätsrelevanten Ziels der Wissensgenerierung und zweitens der Vermeidung von negativen Ausstrahlungseffekten auf weitere bestehende oder potenzielle Kundenbeziehungen.
Zusammenfassend lässt sich unter Berücksichtigung der Ergebnisse aller drei Studien festhalten, dass die übergeordneten Forschungsfragen der vorliegenden Arbeit hinreichend beantwortet werden konnten. Insgesamt wurde deutlich, dass die Noncomplainer-Thematik im BtB-Bereich eine Vielzahl unterschiedlicher Anknüpfungspunkte aufweist und damit einhergehend mit eigenen Herausforderungen für die Erreichung psychografischer und ökonomischer Zielgrößen der marktorientierten Unternehmensführung konfrontiert ist, die über die bisherige Betrachtung in der BtC-Forschung hinausgehen. In Anbetracht dieser Erkenntnis sind geeignete Handlungsimplikationen für die betriebliche Praxis abzuleiten.

5.2 Ableitung von Handlungsimplikationen für die betriebliche Praxis

5.2.1 Maßnahmen zur Beschwerdestimulierung und Reduktion von Noncomplainer-Raten

Zur Reduktion der thematisierten, durch Noncomplainer ausgelösten Risiken für die Erreichung psychografischer und ökonomischer Zielgrößen von BtB-Unternehmen sollen nun mit Blick auf die gewonnenen Erkenntnisse dieser Arbeit geeignete Handlungsimplikationen für die betriebliche Praxis abgeleitet werden. Grundsätzlich ist es für Unternehmen ratsam, ein effektives Beschwerdemanagement nicht lediglich als isolierte Managementaufgabe zu sehen, sondern vielmehr als Instrument im Rahmen eines weiter gefassten strategischen Netzwerkansatzes, welcher das Verständnis von Geschäftsbeziehungen und -modellen ganzheitlich betrifft.16 Ein Ziel der marktorientierten Unternehmensführung sollte daher gewiss die Kommunikation eines kundenorientierten und damit auch eines kritikoffenen Images sein, wodurch der Kunde wahrnimmt, dass nicht nur seine Bedürfnisse in das Zentrum der Unternehmensaktivitäten gestellt werden, sondern dass er gleichzeitig durch seine Meinungsäußerung Einfluss auf eine für ihn wünschenswerte Leistungserbringung nehmen kann. Angesichts der in Abschnitt 3.​1.​2 dargelegten Aufgaben innerhalb des direkten Beschwerdemanagementprozesses wird erkennbar, dass die Erfüllung der ersten Aufgabe – die Beschwerdestimulierung – eine notwendige Bedingung für alle weiteren Aktivitäten darstellt. Denn ohne eine stimulierte bzw. geäußerte Beschwerde ergibt sich erst gar nicht die Möglichkeit, die bspw. durch das Service Recovery Paradox in Aussicht gestellten Effekte erzielen zu können.17
In Anbetracht der aktuellen BtC-Beschwerdeforschung wird jedoch erkennbar, dass sich die aus den dortigen Erkenntnissen abzuleitenden Handlungsimplikationen für die Beschwerdestimulierung vollumfänglich auf den Anbieter fokussieren. Obwohl es sich durchaus anbietet, die dortigen Impulse in modifizierter Form auch für das BtB-Marketing aufzugreifen, liegt die Überlegung nahe, dass auch das nachfragende Unternehmen Maßnahmen zur Stimulierung von Beschwerden des eigenen Buying Centers ergreifen kann. Mit der Mehrstufigkeit von BtB-Märkten gehen möglicherweise sowohl Risiken für den Anbieter als auch für den Nachfrager mit dem Noncomplaining einher – bspw. durch eigene auf dem Leistungsfehler des Lieferanten aufbauende Mängel –, sodass eine Beschwerdestimulierung für beide Seiten auf organisationaler Ebene zielführend sein kann. So liefern insb. die quantitativen Studien eins und 2a nicht nur Potenziale für Maßnahmen des Lieferanten, sondern auch für das Kundenunternehmen selbst. Insofern erscheint es für das BtB-Marketing überlegenswert, das Beschwerdemanagement zweiseitig auszurichten – und damit gegenüber dem Lieferanten und dem eigenen Kunden. Dieses wird in der vorliegenden Arbeit als sog. Ambidexterity-Complaint-Management bezeichnet und in die BtB-Marketingforschung eingeführt. Demzufolge werden im Folgenden nun Handlungsimplikationen einerseits für die Anbieter- und andererseits für die Nachfragerseite abgeleitet.
Im Allgemeinen dient die Beschwerdestimulierung aus Anbieterperspektive der Ermutigung unzufriedener Kunden, ihre Verärgerung unmittelbar an den Anbieter zu artikulieren. Hiernach ließe sich die Maximierung von Beschwerden als wesentliches Ziel formulieren.18 Dies ist aber insofern nicht misszuverstehen, dass den Kunden möglichst viele Gründe für Beschwerden geliefert werden sollen, sondern dass der größtmögliche Anteil an unzufriedenen Kunden zu einer Äußerung dieser motiviert werden soll.19 Im Umkehrschluss werden die Noncomplainer-Raten minimiert, wodurch wiederum die Identifikation von Verbesserungspotenzialen und Möglichkeiten der Zufriedenheits- und damit der Bindungssteigerung maximiert werden. Damit misst sich der Erfolg der Beschwerdestimulierung über eine möglichst geringe Noncomplainer-Rate.
Der fokale Ansatzpunkt hierfür liegt in der Reduktion von sog. physischen und psychischen Beschwerdebarrieren. Physische Beschwerdebarrieren resultieren im Kern aus einer mangelhaften Verfügbarkeit von geeigneten Beschwerdekanälen, mit deren Hilfe ein Kunde infolge einer erfahrenen Leistungsverschlechterung den Anbieter direkt kontaktieren kann.20 Demgegenüber fußen psychische Beschwerdebarrieren bspw. auf Hemmnissen, die auf dem direkten Kontakt zu einem Ansprechpartner beruhen.
Zum Abbau von physischen Beschwerdehemmnissen bietet sicherlich die digitale Transformation eine Vielzahl an Möglichkeiten, um Kunden eine möglichst aufwandsarme, zeitlich asynchrone und schnelle Unzufriedenheitsäußerung zu ermöglichen. Zudem erlaubt die digitale Erfassung der mit einer Beschwerde verbundenen Kunden- und Sachverhaltsinformationen eine systematische und effiziente Beschwerdebearbeitung und -auswertung, die sowohl dem Kunden als auch dem Lieferanten selbst zugutekommt.21 Mit Blick auf die Erkenntnis der ersten quantitativen Studie, dass auf BtB-Märkten ein hoher Emotionality-Grad das Noncomplaining verstärkt, können digitale Beschwerdekanäle für hierdurch charakterisierte Individuen mit Sicherheit beschwerdestimulierend wirken. So wird die Sorge vor einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Lieferanten (zunächst) genommen und damit die psychologische Beschwerdebarriere gesenkt.22 Eine geeignete digitale Maßnahme stellt in diesem Zusammenhang die Einrichtung spezifischer Online-Beschwerdeformulare auf der Unternehmenswebseite oder sog. Webcare Accounts auf den jeweiligen Social Media-Plattformen (z. B. LinkedIn) dar. Über diese kann der Kunde alle notwendigen Informationen zeitlich unabhängig, strukturiert und zielgerichtet dem Anbieter zur Verfügung stellen. Mangelnde Erreichbarkeit oder ein hoher Aufwand stellen hierdurch bspw. keine Barrieren mehr dar. Des Weiteren können derartige Formulare bereits Informationen über das weitere Prozedere beinhalten und dem Kunden frühzeitig eine Orientierung bieten. Für den Anbieter selbst können solche Formulare zudem den Vorteil schaffen, dass er nicht gezwungen ist, unmittelbar in dem gleichen Moment reagieren zu müssen, sondern Bedenkzeit für eine strategisch kluge Reaktion gewinnt. Zudem signalisiert die Einrichtung eines zusätzlichen Webcare Accounts auf BtB-orientierten sozialen Medien, dass das Unternehmen direkt in den Kontakt mit unzufriedenen Kunden treten möchte und sich nicht vor Kritik scheut – obwohl diese dann öffentlich von weiteren (potenziellen) Kunden wahrgenommen werden kann. So kann sicherlich der Aufbau eines kundenorientierten Unternehmensimages gefördert werden.
Neben diesen mittlerweile nahezu etablierten digitalen Möglichkeiten der Beschwerdestimulierung existiert noch eine weitere Technologie, die jedoch bisher kaum im BtB-Bereich Einzug erhalten hat: die mobile Beschwerde-App. Solche Systeme haben bereits im Endkonsumentenbereich ihre Vorteilhaftigkeit unter Beweis stellen können.23 So bieten bspw. Verbraucherzentralen mit „Flugärger“ oder Kommunen und vereinzelt Unternehmen mit „tellme“ Apps an, mit denen unzufriedene Kunden Beschwerden einreichen können. Der Einsatz dieses Beschwerdekanals erscheint jedoch ebenfalls im BtB-Bereich als zweckmäßig.24 Solche Feedback-Apps sind in der Regel derart aufgebaut, dass der Kunde zunächst über ein mobiles Endgerät (z. B. Smartphone) ein standardisiertes Beschwerdeformular ausfüllt und um weitere Informationen oder Anmerkungen (z. B. Bilder) ergänzt. Anschließend wird die Beschwerde unmittelbar an das betroffene Unternehmen weitergeleitet, welches dann die Möglichkeit hat, den Kunden individuell zu kontaktieren und zu reagieren. Abbildung 5.1 zeigt exemplarisch die Beschwerdeeingabe anhand der App „tellme“ (hier: Einsatz im BtC-Kontext).
Damit derartige Beschwerdekanäle auch tatsächlich von den Kunden genutzt werden, ist nicht nur eine Kommunikation der Existenz dieser Möglichkeit notwendig: Konkret erscheint zwingend, überhaupt das Bewusstsein des Kunden zu wecken, dass das (negative) Feedback explizit gewünscht ist. Dementsprechend sind die Kunden – bspw. persönlich durch den direkten Ansprechpartner oder über Hinweise auf der Unternehmenswebseite – auf diesen Beschwerdekanal unmittelbar aufmerksam zu machen. Zudem entfaltet eine solche Technologie regelmäßig erst dann ihre Vorteilhaftigkeit gegenüber herkömmlichen Beschwerdekanälen, wenn der Kunde diese als nützlich, benutzerfreundlich und vertrauenswürdig wahrnimmt.25
Gleichwohl ist – insb. mit Blick auf die Besonderheiten des BtB-Marketings (z. B. Interaktionsparadigma) – zu betonen, dass digitale Beschwerdekanäle die persönliche Interaktion nicht ersetzen können, sondern vielmehr unterstützend und ergänzend zu sehen sind. So zeigte sich auch in der quantitativen Studie 2b die Relevanz des Verhaltens des individuellen Ansprechpartners beim Lieferanten für die Loyalität eines Noncomplainers. Vor diesem Hintergrund sollte die Implementierung von digitalen Beschwerdekanälen behutsam vorgenommen und die Interaktion nicht vollständig entpersonalisiert werden.26 Besonders dem persönlichen Ansprechpartner auf Seite des Lieferanten obliegt es, die psychischen Beschwerdebarrieren zu reduzieren, indem er bspw. die Persönlichkeitsmerkmale der Buying Center-Mitglieder bzw. die Struktur berücksichtigt oder konkrete Problemlösungspotenziale unmittelbar aufzeigt. Eine wesentliche Aufgabe ist es hierbei, dem Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass er sich im Zuge einer Beschwerdeäußerung nicht vor negativen Konsequenzen für die Geschäftsbeziehung zu fürchten braucht und er keine Verstimmungen auf der Anbieterseite zu erwarten hat. Demzufolge sollte der Ansprechpartner den Kunden zur Äußerung von Unzufriedenheit ermutigen und aktiv nach potenziellen Problemen fragen, indem er ein kooperatives Verhalten kommuniziert und seine ggf. vorhandene Machtposition nicht ausnutzt – und sich damit u. a. empathisch und offen verhält.27 Angesichts der Ergebnisse der ersten quantitativen Studie bietet es sich an, einerseits Individuen mit hohen Emotionality-Scores ihre Sorgen zu nehmen und andererseits die beschwerdestimulierende Wirkung von Fairness-Motiven (Honesty-Humility) zu adressieren – bspw. durch die Betonung einer partnerschaftlichen Geschäftsbeziehung, in der Ehrlichkeit begrüßt wird. Unter Berücksichtigung der quantitativen Studie 2a und der Wirkung der Buying Center-Struktur sollten sich die beschwerdestimulierenden Maßnahmen des direkten Ansprechpartners vor allem auf solche Beschaffungsgremien richten, die heterogen und umfangreich sind – möglicherweise unter Einbezug mehrerer Buying Center-Mitglieder. Zudem betont der persönliche Einsatz des Lieferanten die Wertschätzung des Kunden, wodurch die persönliche Interaktion wiederum einen positiven Einfluss auf die Beziehungsqualität und damit nicht nur auf die Beschwerdeartikulation, sondern auch auf die Loyalität ausüben kann.28 Gleichwohl ist eine qualifizierte Schulung des Personals hinsichtlich derartiger Verhaltensweisen unverzichtbar. Neben diesen bisher betrachteten, eher psychisch orientierten Aspekten ist anzumerken, dass im BtB-Bereich die Beschwerden unter Beachtung der Spezifität der Leistungen durchaus komplexer sein können und damit detailreicherer Erläuterungen des Kunden bedürfen. Diesen Bedarf können wiederum digitale Beschwerdekanäle vermutlich nur unzureichend abbilden.
Obgleich die oben dargelegten Maßnahmen zur Beschwerdestimulierung erfolgsversprechend wirken, ist kritisch anzuführen, dass diese meist reaktiv ausgerichtet sind. So kann es durchaus kundenorientierter erscheinen, wenn der Lieferant die Kundenunzufriedenheit frühzeitig realisiert und proaktiv auf den Kunden zugehen kann, um ihn unmittelbar zur Beschwerde zu stimulieren – bevor er ggf. als Noncomplainer abwandert. Einen geeigneten Frühwarnindikator stellen bspw. Kundenzufriedenheitsmessungen dar. Diesbezüglich herrscht jedoch kein allgemeingültiger Ansatz, sodass sich dem Anbieter eine Vielzahl verschiedener Erhebungsverfahren bietet. Grundsätzlich kann hierbei zwischen objektiven Verfahren (z. B. Umsatz, Wiederkaufraten) oder subjektiven Verfahren (merkmalsbezogen oder ereignisorientiert) unterschieden werden.29 Obwohl der Fokus des Beschwerdemanagements weitestgehend auf subjektiven Verfahren beruht30, kann bspw. auch das Monitoring der kundenspezifischen Umsatzentwicklung oder Wiederkaufrate erste Hinweise auf eine vorherrschende Kundenunzufriedenheit liefern. Brechen z. B. die bisher regelmäßig getätigten Beschaffungen einer bestimmten Leistung abrupt ein, ließe sich der Eintritt einer Leistungsverschlechterung vermuten. Daher erscheint ein proaktives Verhalten seitens des Lieferanten ratsam, um frühzeitig Verbesserungsmaßnahmen einleiten zu können. Ergänzend hierzu bieten sich insb. ereignisorientierte Messverfahren an, die auf der Critical-Incident-Technique basieren. Diese fußen auf der Annahme, dass Zufriedenheit aus konkreten Erfahrungsepisoden mit den jeweiligen Leistungen resultiert.31 Ziel der ereignisorientierten Kundenzufriedenheitsmessung ist es demzufolge, kritische Ereignisse, die der Kunde als besonders negativ empfunden hat, durch eine Befragung zu identifizieren. Wird ein solches Ereignis durch den Lieferanten aufgedeckt, kann er proaktiv auf den Kunden zugehen und mit dem direkten Beschwerdemanagementprozess beginnen. Abbildung 5.2 zeigt exemplarisch, wie sich eine solche Befragung via E-Mail im BtB-Bereich (hier: Produktgeschäft) konkret ausgestalten kann.
Damit ist der im BtC-Bereich durchaus erfolgreiche isolierte Einsatz von digitalen Beschwerdekanälen für das BtB-Marketing angesichts der Relevanz persönlicher Interaktionen zwischen Anbietern und Nachfragern generell nicht zu empfehlen. Vielmehr erscheint eine Ergänzung durch bspw. Beschwerde-Apps im Anschluss an eine persönliche Kontaktaufnahme – idealerweise proaktiv seitens des Lieferanten – zweckmäßig, sodass die notwendigen Beschwerdeinformationen systematisiert und digital aufbereitet eingereicht werden können.32 Diese können den Bearbeitungsprozess zwar beschleunigen und effizienter gestalten, aber vermutlich nicht das Gefühl einer wertschätzenden, partnerschaftlichen und kooperativen Geschäftsbeziehung vermitteln. Demzufolge ließe sich eine persönliche Betreuung bzw. Begleitung des Beschwerdeprozesses als unverzichtbar einordnen. Unter der Berücksichtigung der verschiedenen Geschäftstypen erscheinen Abweichungen von dieser Empfehlung am ehesten im Produkt- oder Systemgeschäft möglich, da hier jeweils ein anonymer (Massen-)Markt mit standardisierten Leistungen angesprochen wird. Neben diesen Maßnahmen können auch typische Instrumente der Kundenbindung anbieterseitig beschwerdestimulierend eingesetzt werden. So können u. a. Belohnungssysteme (z. B. Rabatte, Bonusleistungen) infolge der Einreichung von Kundenfeedback inklusive entsprechender Verbesserungsvorschläge die Artikulation von Beschwerden stimulieren – und den Kunden zusätzlich binden.
In Ergänzung zu diesen Maßnahmen liefert die vorliegende Arbeit noch einen weiteren Anknüpfungspunkt, den der Anbieter im Rahmen einer erfolgreichen Beschwerdestimulierung adressieren sollte: die gesellschaftliche Akzeptanz von Kritik bzw. Beschwerden. Um die Potenziale gesellschaftlicher Entwicklungen ausschöpfen zu können, ist jedoch zunächst eine hinreichende Analyse sozialer und kulturbezogener Einstellungen und Wahrnehmungen innerhalb der jeweiligen Gesellschaft vorzunehmen. Auch wenn gesellschaftliche Entwicklungen auf den ersten Blick für den Anbieter als exogen gegeben erscheinen mögen, können Unternehmen diese zumindest in ihrer eigenen Kommunikation zu ihrem Vorteil nutzen oder entgegenwirken. Derartige Chancen ergreifen bereits einige BtC-Unternehmen, indem sie u. a. gesellschaftlich relevante Themen, wie z. B. Diversity-Aspekte, in ihre Unternehmenskommunikation integrieren. Es ließe sich vermuten, dass ähnliche Potenziale auch für BtB-Unternehmen zur Verfügung stehen – zumal auch diese in der Öffentlichkeit teilweise stark wahrgenommen werden (z. B. Henkel, Bayer, BASF). Sollte bspw. eine Gesellschaft durch negative Meta-Wahrnehmungen (z. B. eine geringe gesellschaftliche Kritikakzeptanz) gekennzeichnet sein, sollten Marketing-Manager ihre Strategien so gestalten, dass sie positive Meta-Wahrnehmungen kommunizieren.33 Diese (vollständige) Reduktion negativer Meta-Wahrnehmungen kann einerseits über standardisierte Kommunikationskanäle des Unternehmens als auch über den direkten Ansprechpartner erfolgen. Das Ziel sollte dabei sein, den Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass Beschwerden trotz einer möglichen negativen Konnotation innerhalb der Gesellschaft nicht mit sozialen Risiken verbunden sind. Auf diese Weise kann der Kunde dazu ermutigt werden, die Beschwerde direkt an das Unternehmen zu artikulieren. Demnach kann gem. den Erkenntnissen der quantitativen Studie 2b ebenfalls das negative WoM reduziert werden. Zudem ließe sich die Schlussfolgerung ziehen, dass die Maßnahmen der Beschwerdestimulierung mit Blick auf die unterschiedliche Wahrnehmung von Kritik gesellschaftsabhängig ausgestaltet werden sollte. Insb. unter Berücksichtigung der Internationalität von BtB-Märkten erscheint dies für den Erfolg der Beschwerdestimulierung relevant. So beschweren sich bspw. asiatische Kunden u. a. aufgrund der sozialen Harmoniebedürftigkeit weniger, was wiederum jedoch nicht zwangsläufig bedeutet, dass diese vollends zufrieden sind.34 Demzufolge sollte das Personal bei Kunden, die aus einer Gesellschaft mit einer geringen Kritikakzeptanz stammen, noch umsichtiger und aufmerksamer agieren, um frühzeitig mögliche Anzeichen von Leistungsmängeln bzw. Unzufriedenheit erkennen zu können. Insb. auf solchen Märkten sollten beschwerdestimulierende und proaktive Maßnahmen intensiviert werden.
Nachdem nun im vorangegangenen Abschnitt ausschließlich anbieterseitige Maßnahmen der Beschwerdestimulierung betrachtet wurden, wird nun im Sinne des Ambidexterity-Complaint-Managements der Blick auf das nachfragende Unternehmen gewendet, welches von der Leistungsverschlechterung betroffen ist. Hierbei wird zunächst die Annahme getroffen, dass eine Beschwerdeäußerung aus Sicht des Nachfragers vorteilhaft ist – und nicht mit Risiken konfrontiert ist, die das Noncomplaining rechtfertigen könnten (z. B. eine zukünftige Nichtbelieferung durch den Lieferanten). Das Ziel des Unternehmens sollte demzufolge sein, das eigene Buying Center durch entsprechende Maßnahmen zur Beschwerde zu stimulieren, damit bspw. das eigene Leistungsangebot und damit potenzielle KKV nicht durch lieferantenseitige Mängel gefährdet werden. Der Ausgangspunkt hierfür sollte in der Sensibilisierung der eigenen Mitarbeiter für diese Problematik liegen, um überhaupt das Bewusstsein zu schaffen, dass die eigenen Absatzmöglichkeiten durch ausbleibende Beschwerden bei dem Lieferanten bedroht sein könnten. Oftmals sind Beschwerden für die eigenen Mitarbeiter mit einem hohen Aufwand und Unannehmlichkeiten verbunden, sodass diese lieber auf eine Beschwerdeäußerung verzichten. Demnach gilt es, die Mitarbeiter auf die grundsätzliche Noncomplainer-Problematik aufmerksam zu machen, indem bspw. potenzielle Risiken des Noncomplainings anschaulich kommuniziert werden. Abbildung 5.3 beinhaltet eine Grafik, die die Mercedes-Benz AG bereits 1995 zur internen Kommunikation nutzte, um die eigenen Mitarbeiter für die Noncomplainer-Herausforderung und die damit verbundenen Gefahren zu sensibilisieren.
Zudem weisen – insb. große – Unternehmen vielfach formale Vorgaben für den Umgang mit eingehenden Beschwerden auf. Hierbei handelt es sich um eine sog. Beschwerde-Policy. Richtlinien für ausgehende Beschwerden werden jedoch regelmäßig vergebens gesucht. Demgegenüber zeigte die quantitative Studie 2a, dass große und heterogene Buying Center eine positive Einstellung zum Noncomplaining aufweisen – und das obwohl diese meist einem hohen Formalisierungsgrad unterliegen. Dies ließe indes den Schluss zu, dass Bedarf nach einer Beschwerde-Policy nicht nur für eingehende Beschwerden, sondern parallel hierzu für die Artikulation von Kritik an die eigenen Lieferanten besteht. Somit bietet es sich vor allem für Unternehmen, die bereits ihre Handlungen ausgiebig über formale und standardisierte Prozesse regeln, an, Vorgaben zur Beschwerdeäußerung gegenüber den Lieferanten zu entwickeln. Auf diese Weise könnten mögliche Beschwerdebarrieren durch die Existenz konkreter Richtlinien überwunden werden. Diese zwang- bzw. pflichtorientierte Stimulierungsmaßnahme könnte zudem durch Maßnahmen flankiert werden, die den Austausch innerhalb des Buying Centers verbessern, um so eine potenzielle Inaktivität aufgrund von Konflikten zwischen den einzelnen Mitgliedern zu verhindern. Weiter erscheinen mit Blick auf die Wirkung von Conscientiousness in der ersten quantitativen Studie grundsätzlich Maßnahmen sinnhaft, welche die Gewissenhaftigkeit und das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter fördern. Neben der Beschwerdestimulierung sind diesbezüglich gewiss weitere positive Effekte für das Unternehmen zu erwarten.
Abschließend werden die dargelegten anbieter- und nachfragerseitigen Maßnahmen der Beschwerdestimulierung im Sinne des Ambidexterity-Complaint-Managements unter Berücksichtigung der Studienergebnisse dieser Arbeit in Abbildung 5.4 grafisch zusammengefasst. Dennoch muss konstatiert werden, dass auch infolge der Implementierung und Durchführung dieser beschwerdestimulierenden Maßnahmen eine vollständige Reduktion der Noncomplainer-Rate nahezu unmöglich sein wird. Demzufolge gilt es ebenfalls – insb. vor dem Hintergrund der quantitativen Studie 2b – entsprechende Instrumente zur Bindung von Noncomplainern zu entwickeln.

5.2.2 Maßnahmen zur Bindung von Noncomplainern

Das wesentliche Ziel der marktorientierten Unternehmensführung liegt im Sinne der Beziehungsorientierung darin, über entsprechende Maßnahmen des Relationship Marketings die Kunden langfristig an das Unternehmen zu binden, um so den ökonomischen Erfolg sicherstellen zu können.35 Im Zuge dieser Zielsetzung ist jedoch äußerst wichtig zu betonen, dass aus betriebswirtschaftlicher Perspektive ausschließlich solche Kundenbeziehungen fortzuführen sind, die für das Unternehmen profitabel sind – oder zumindest zeitnah profitabel werden. Zur Messung des ökonomischen Erfolgs im Rahmen einer Bewertung der einzelnen Kundenbeziehungen stehen Marketing-Managern verschiedene heuristische und quasi-analytische Verfahren zur Verfügung.36 Dabei wird im folgenden Kapitel auf den in dieser Arbeit bereits mehrfach angeführten Customer Lifetime Value Bezug genommen, welcher den quasi-analytischen, monetären und dynamischen Messkonzepten zuzuordnen ist.37 Hierbei wird jeder Geschäftsbeziehung eine entsprechende Zahlungsreihe zugerechnet, sodass sich der Kundenwert aus den auf den Gegenwartswert abdiskontierten, kundenindividuellen oder aggregierten Einzahlungsüberschüssen ergibt.38 Damit bezieht der CLV die gesamte Dauer der Geschäftsbeziehung mit in die Betrachtung ein.39 Für die Ableitung von Handlungsimplikationen für die vorliegende Noncomplainer-Herausforderung wird der wie folgt berechnete Present CLV mit Retention Rate40 zugrunde gelegt:
$${CLV}_{i}= -{I}_{i0}+ {\sum }_{t=0}^{T} \left({x}_{it}\cdot \left({p}_{it}-{c}_{it}\right)- {M}_{it}\right)\cdot \frac{{R}^{t}}{{(1+r)}^{t}}$$
  • Mit
  • Ii0 = Akquisitionskosten in Periode t = 0
  • T = Dauer der Kundenbeziehung
  • xit = Absatzmenge für den i-ten Kunden in Periode t
  • pit = (kundenindividueller) Produktpreis in Periode t
  • cit = Kosten für den i-ten Kunden in Periode t
  • Mit = (kundenspezifische) Marketingaufwendungen in Periode t
  • R = Retention Rate
  • r = Diskontierungsrate
Im Falle einer Leistungsverschlechterung ist zu vermuten, dass die Retention Rate sinken wird, da Noncomplainer generell ein niedrigeres Kundenbindungsniveau als Kunden ohne Vorfall aufweisen.41 Durch eine Reduktion der Retention Rate nimmt unter Berücksichtigung der oben aufgeführten Berechnungsformel der CLV ab – und kann ggf. negativ werden. Demnach gilt es für das Unternehmen, durch geeignete Maßnahmen das Ausmaß der Reduktion der Retention Rate zu vermindern und möglichst schnell wieder auf das ursprüngliche Niveau zu erhöhen, sodass der CLV wieder positiv wird. Die folgenden zwei Fälle sollen dieses Potenzial exemplarisch demonstrieren:
Fall 1 – Ohne Maßnahmen zur Bindung von Noncomplainern:
In der Periode t = 3 tritt eine Leistungsverschlechterung ein. Der Kunde artikuliert seine Unzufriedenheit nicht, sodass keine Maßnahmen des klassischen Beschwerdemanagementprozesses eingesetzt werden können. Folglich sinkt die Retention Rate von R = 0,75 auf R = 0,5 ab. Da keine Maßnahmen zur Kundenbindung vorgenommen werden, bleibt diese nun konstant bei R = 0,5. Der CLV wird schließlich negativ.
Fall 2 – Mit Maßnahmen zur Bindung von Noncomplainern:
In der Periode t = 3 tritt eine Leistungsverschlechterung ein. Der Kunde artikuliert seine Unzufriedenheit nicht, sodass keine Maßnahmen des klassischen Beschwerdemanagementprozesses eingesetzt werden können. Da nun jedoch Maßnahmen zur Bindung des Noncomplainers vorgenommen werden, sinkt die Retention Rate kurzzeitig für zwei Perioden auf lediglich R = 0,6 und steigt bei Ausbleiben eines weiteren Leistungsmangels wieder auf das ursprüngliche Niveau von R = 0,75 in t = 5. Der CLV wird schließlich positiv.
Herausfordernd ist für das Marketing-Management an dieser Stelle, dass die Maßnahmen des direkten Beschwerdemanagementprozesses nicht eingeleitet werden können, da keine Beschwerde artikuliert wurde. Demzufolge sind – insb. auf Basis der Erkenntnisse aus der quantitativen Studie 2b – weitere (Bindungs-)Instrumente für Noncomplainer abzuleiten, die ein starkes Absinken der Retention Rate verhindern können, um die Geschäftsbeziehung weiterhin profitabel zu halten bzw. eine potenzielle Unprofitabilität lediglich temporär zu begrenzen.42
Grundsätzlich können im Rahmen der Entwicklung von Kundenbindungsinstrumenten drei verschiedene Anreizmechanismen unterschieden werden: barrierebauende, bestärkende und balancierte Bindungsinstrumente.43 Der Anreiz ergibt sich hierbei aus dem Effekt der Änderung der Kundenbindung auf den -nutzen. Barrierebauende Bindungsinstrumente bringen lediglich einen geringen oder ggf. keinen zusätzlichen Nutzen für den Kunden mit sich, wobei jedoch eine Reduktion der Bindung in einem verminderten Nutzen resultiert. Die Bindung erfolgt hierbei meist über sog. Lock-In-Effekte. Dahingegen führen bestärkende Bindungsinstrumente zu einem Nutzenzuwachs, wobei der Nutzen jedoch infolge einer Nonexistenz der Instrumente nicht verloren geht. Zuletzt umfassen balancierte Bindungsinstrumente solche Maßnahmen, die den Nutzen im Falle einer Bindung des Kunden erhöhen, aber bei Nicht-Vorliegen genauso reduzieren. Abbildung 5.5 fasst diese Anreizmechanismen grafisch zusammen.
Zunächst wird der Blick auf die Ableitung von barrierebauenden Bindungsinstrumenten gerichtet. Unter Berücksichtigung des positiven Effekts des Macht- bzw. Abhängigkeitsverhältnisses auf die Noncomplainer-Loyalität ist diesbezüglich die Erhöhung der (monetären) Wechselkosten für den Nachfrager anzuführen und so die nachfragerseitige Abhängigkeit vom Lieferanten zu erhöhen. Dementsprechend könnte der Kunde trotz eines Leistungsmangels und der damit verbundenen Unzufriedenheit aufgrund von steigenden Wechselkosten gebunden werden.44 So können bspw. die Abhängigkeiten des Kunden von dem konkreten Lieferanten über den Abschluss langfristiger Lieferverträge, Drohungen mit Nichtbelieferung von anderen Leistungen oder eine Zunahme der Leistungsindividualisierung (technische Bindung) erhöht werden. Im Kern entsprechen solche Maßnahmen denjenigen zur Umsetzung eines Geschäftstypenwechsels, indem der Nachfrager zu zusätzlichen, idiosynkratischen Investitionen angeregt werden soll. Damit können nachfragerseitige Abhängigkeiten, z. B. durch die Notwendigkeit von Verbundkäufen im Sinne eines Wechsels vom Produkt- zum Systemgeschäft, geschaffen werden.45 Gleichwohl ist anzumerken, dass die Erhöhung der Wechselkosten durch zunehmende Abhängigkeiten bzw. dem Ausnutzen der lieferantenseitigen Machtposition auch mit Unsicherheiten für den Anbieter einhergehen kann. Neben der Erkenntnis, dass lediglich eine kognitive Loyalität – und damit die schwächste Stufe – erreicht wird, nimmt der Kunde Risiken der Geschäftsbeziehung wahr, welche wiederum negativ wirken können. Dies könnte bspw. zu einem erhöhten negativen WoM führen.46 Vor diesem Hintergrund sollten auch im Rahmen der Kundenbindung über steigende Wechselkosten Fairness-Wahrnehmungen (siehe Equity-Theorie) des Kunden nicht vernachlässigt werden.47 Zudem sind die Möglichkeiten der barrierebauenden Bindungsinstrumente ebenfalls von der jeweiligen Unternehmensbranche und den damit verbundenen Geschäftstypen abhängig.48 Insgesamt kann damit eine Bindung von Noncomplainern prinzipiell über den Einsatz barrierebauender Instrumente zum Aufbau und zur Nutzung von Abhängigkeits- bzw. Machtverhältnissen erfolgen. Diese ist jedoch unter Berücksichtigung entsprechender Risiken behutsam vorzunehmen.
Demgegenüber können bestärkende Bindungsinstrumente im Wesentlichen genau dann eingesetzt werden, wenn die Leistungsverschlechterung seitens des Lieferanten proaktiv erkannt wurde, obwohl der Kunde diese nicht aktiv kommuniziert hat. So kann bspw. der Austausch mit dem Kunden durch allgemeine Schulungen bzw. Trainings oder Kundenevents verbessert werden. Zudem können auf Basis des identifizierten Mangels eingeleitete Leistungsverbesserungen und -erweiterungen sowie eine Integration des Kunden in den Leistungserstellungsprozess bindend wirken. Ferner können u. a. beschwerdestimulierende Belohnungssysteme (z. B. in Form von Rabatten, Kompensationszahlungen, nachträglichen Gutschriften) zusätzlich als bestärkendes Bindungsinstrument eingesetzt werden.
U.a. in Anbetracht der Equity-Theorie erscheinen jedoch Investitionen in balancierte Bindungsinstrumente am effektivsten zu wirken.49 Hierbei kann die Bindung von Noncomplainern im Wesentlichen über den Aufbau persönlicher Beziehungen und kooperativer bzw. vertrauensvoller Verhaltensweisen des Lieferanten als Organisation, aber auch des direkten Ansprechpartners erfolgen. Damit stellt die Wirkung der Beziehungsqualität an dieser Stelle den zentralen Anknüpfungspunkt dar, da diese unter Berücksichtigung der Ergebnisse der quantitativen Studie 2b tiefergehende Loyalitätsstufen adressiert. Im Fokus sollten hierbei vertrauensschaffende Maßnahmen stehen, wodurch eine Verbundenheit des Kunden zum Lieferanten und damit emotionale Wechselbarrieren geschaffen werden können. Demzufolge sollten Marketing-Manager auch gegenüber Noncomplainern langfristige Verbundenheitsstrategien verfolgen. Im Rahmen dieser ist jedoch darauf zu achten, dass Vertrauen grundsätzlich in zwei Richtungen aufgebaut werden kann: auf organisationaler und individueller Ebene.50 Das sog. Systemvertrauen sollte im Kern durch eine proaktive Identifikation der Leistungsverschlechterung und der darauf folgenden Demonstration der (wahrgenommenen) Kompetenz durch eine Leistungsverbesserung und Problemlösung aufgebaut werden.51 Demgegenüber ist das sog. Personenvertrauen durch ein kooperatives, wohlwollendes, partnerschaftliches und nicht abwehrendes Verhalten des individuellen Ansprechpartners zu erreichen.
Abschließend ist grundsätzlich darauf hinzuweisen, dass die dargestellten Instrumente zur Bindung von Noncomplainern möglichst proaktiv zu gestalten sind.52 Sofern diese lediglich eine Reaktion auf Kundenanforderungen darstellen, besteht u. a. das Risiko, dass Noncomplainer ausschließlich durch Preiskonzessionen zu binden sind, welche wiederum vor dem Hintergrund des CLV die Profitabilität der Geschäftsbeziehung infrage stellen.

5.3 Ausblick auf weiteren Forschungsbedarf

Aufbauend auf den in dieser Arbeit gewonnenen Erkenntnissen sowie den bereits zum Abschluss der jeweiligen Studien angeführten Limitationen sollen nun Anknüpfungspunkte für zukünftige Forschungsvorhaben geliefert werden. Im Grunde genommen können diesbezüglich fünf übergreifende Bereiche identifiziert werden:
(1)
Beschwerdeverhalten und -management im BtB-Kontext
 
(2)
Buying Center
 
(3)
Erhebungsmethodik und Stichprobenzusammensetzung
 
(4)
Digitale Transformation
 
(5)
Gesellschaftliche Einflussfaktoren
 
Hinsichtlich des ersten Gebiets – dem Beschwerdeverhalten und -management im BtB-Kontext – kann als studienübergreifende Limitation angeführt werden, dass analog zur bisherigen Forschung eine weitestgehend isolierte Betrachtung einzelner Antezedenzien(-kategorien) des organisationalen Beschwerdeverhaltens untersucht wurden. Aus diesem Grund kann ausschließlich eine partielle Varianzaufklärung des (Non-)Complainings vorgenommen werden. Demnach besteht im BtB-Bereich Bedarf nach einem ganzheitlichen Modell des Beschwerdeverhaltens, welches im Sinne eines Totalmodells eine möglichst hohe Varianzaufklärung zum Ziel haben sollte – unter umfassender Berücksichtigung personen-, unternehmens-, beziehungs-, problem- und leistungs-, markt- und situations- sowie gesellschafts- und kulturbezogener Faktoren. Zudem ließe sich vermuten, dass Anpassungen des Beschwerdemanagements im BtB-Bereich in genereller Weise zweckmäßig erscheinen, um den dortigen Besonderheiten und Herausforderungen eine zielgerichtete Beachtung schenken zu können. Angesichts des Mangels an einer bisherigen Differenzierung zwischen einem BtC- und BtB-Beschwerdemanagement53 bietet es sich an, spezifische Erfolgsfaktoren des Beschwerdemanagements im BtB-Kontext zu identifizieren und hierauf aufbauend eine Unterscheidung vorzunehmen. Ein erster Ansatzpunkt könnte hierfür die in dieser Arbeit angeregte zweiseitige Ausrichtung des Beschwerdemanagements in Form eines Ambidexterity-Complaint-Managements auf mehrstufigen BtB-Märkten sein. Konkret wäre bspw. die Wirkung nachfragerseitig initiierter Maßnahmen zur Beschwerdestimulierung zu untersuchen. Hinsichtlich der Erfolgswirkung der in dieser Arbeit angesprochenen beschwerdestimulierenden Instrumente sollte zudem darauf hingewiesen werden, dass diese vielfach in hypothetischer Weise angeführt wurden. In künftigen Forschungsvorhaben sollte demzufolge unter Zuhilfenahme eines BtB-Kooperationsunternehmens die tatsächliche Wirkung – bspw. auf die Noncomplainer-Quote und Retention Rate – anhand von realen Unternehmensdaten untersucht werden. Ergänzend zu dieser Fragestellung könnte zudem die Existenz des Service Recovery Paradoxes auf Basis proaktiver ex-post Kundenzufriedenheitsmessungen in unterschiedlichen BtB-Settings geprüft werden. Zudem zeigten sich im Rahmen dieser Arbeit erste Hinweise auf die Existenz eines Noncomplainer-Loyalty-Paradoxes. In künftigen Studien bietet es sich an, dieses bspw. unter Berücksichtigung situativer Einflussfaktoren tiefergehend zu untersuchen.
Hinsichtlich des Charakteristikums der Multipersonalität – genauer dem Buying Center – lässt sich kritisch anmerken, dass in den durchgeführten Studien jeweils quasi pars pro toto einzelne Buying Center-Mitglieder befragt wurden. In Anbetracht möglicher Wahrnehmungsverzerrungen der jeweiligen Personen sollten in zukünftigen Untersuchungen möglichst vollständige Beschaffungsgremien, aber zumindest mehrere Mitglieder, befragt und deren Antwortverhalten zu einer Gruppenmeinung aggregiert werden. Ferner besteht dahingehend ein Forschungsbedarf, dass die Prozesse innerhalb der Buying Center-Struktur sowie die Zusammensetzung der Mitglieder intensiver in den Blick genommen werden sollten. So stellt sich bspw. die Frage nach einem optimalen Heterogenitätsgrad eines Buying Centers, ab welchem die Vorteile der Vielfalt potenzielle Nachteile übersteigen. Mit Blick auf das organisationale Beschwerdeverhalten besteht zudem dahingehend eine Forschungslücke, dass sich Buying Center einem steigenden Automatisierungsgrad gegenüber sehen54 und fraglich erscheint, inwiefern dieser das Beschwerdeverhalten verändern kann.
Weitere Limitationen der vorliegenden Gesamtuntersuchung, die Ansatzpunkte für künftige Forschungsvorhaben darstellen, sind in der Erhebungsmethodik sowie der Stichprobenzusammensetzung zu finden. So ist aus methodischer Sicht zunächst anzuführen, dass die Befragungen jeweils eine retrospektive Selbsteinschätzung der Studienteilnehmer (sog. Self-Reports) adressierten – insb. durch die Verwendung der Critical-Incident-Technique. Vor diesem Hintergrund könnten die Befragten Informationen vergessen, selektiv wahrgenommen oder zumindest verzerrt wiedergegeben haben.55 Auch wenn die Verwendung von Self-Reports in der Marketingforschung generell als vorteilhaft zu bewerten ist56 und mögliche Verzerrungen bspw. durch die Eingrenzung des Erinnerungszeitraums minimiert wurden, kann angeregt werden, das Beschwerdeverhalten auch auf Basis neurowissenschaftlicher Forschungsmethoden in den Blick zu nehmen. So könnte bspw. untersucht werden, inwiefern das Belohnungszentrum im menschlichen Gehirn durch Kompensationsleistungen aktiviert wird oder aber welche aversiven Reize im Rahmen von (Nicht-)Beschwerdesituationen tatsächlich zu einer Aktivierung führen.57 Zudem wurde in der quantitativen Studie 2a die generelle Einstellung zum Noncomplaining gemessen und nicht unmittelbares Verhalten. Von daher bietet es sich an, in künftigen Untersuchungen nicht nur die Einstellung, sondern das konkrete Noncomplainer-Verhalten unter Berücksichtigung der Gruppenstruktur sowie der gesellschaftlichen Kritikakzeptanz auf Basis von Realdaten zu betrachten. Hinsichtlich der Zusammensetzung der Stichproben ist anzuführen, dass der BtB-Bereich aufgrund seiner verschiedenen Branchen, Geschäftstypen und -beziehungen sowie Unternehmensstrukturen sehr heterogen ist und damit eine Herausforderung in der Generalisierbarkeit der Ergebnisse liegt. Demnach könnten künftige Untersuchungen derart ausgestaltet sein, dass sie das Beschwerdeverhalten in verschiedenen BtB-Settings untersuchen, um mögliche strukturelle Einflussfaktoren identifizieren zu können, wodurch wiederum spezifischere Maßnahmen entwickelt werden können. Zuletzt ist hinsichtlich der Erhebungsmethodik der Untersuchungszeitraum als mögliche Limitation zu nennen. So wurden alle drei Studien während der Covid-19-Pandemie durchgeführt, in welcher teilweise ein erhöhtes Niveau an Unzufriedenheit und Gereiztheit der deutschen Bürger zu beobachten war.58 Vor diesem Hintergrund ließe sich vermuten, dass das Beschwerdeverhalten in diesem Zeitraum verzerrt sein könnte und sich Personen generell schneller beschwert haben – um bspw. ihrer negativen Stimmung Luft zu verschaffen. Neben dieser psychologischen Beeinträchtigung könnte die Beschwerdeeinstellung von Unternehmen zudem überschätzt worden sein, da die durch die Covid-19-Pandemie verschärfte wirtschaftliche Belastung59 der Unternehmen mit einer erhöhten Dringlichkeit zur Äußerung von Beschwerden einhergehen könnte. Eine Replikationsstudie könnte diesbezüglich Klarheit verschaffen.
Des Weiteren bietet auch die digitale Transformation Ansatzpunkte für weiteren Forschungsbedarf bezüglich des Untersuchungsgegenstands der „Noncomplainer“. So bieten neue digitale Technologien sicherlich Möglichkeiten, um Noncomplainer auf Basis einer ausgeprägten Datenlage frühzeitig zu identifizieren und eine proaktive sowie zielgerichtete Beschwerdestimulierung zu ermöglichen. Es liegt nahe, dass bspw. Algorithmen oder auf künstlicher Intelligenz beruhende Softwareprogramme vorhandene Kundendaten derart analysieren können, dass sie unter Berücksichtigung bisheriger Forschungserkenntnisse hinsichtlich der Antezedenzien Noncomplainer erkennen können.60 Insb. im BtB-Kontext liegen aufgrund der geringen Anzahl an Geschäftspartnern und der Intensität von langjährigen Beziehungen meist viele Informationen pro einzelnem Kunden vor.61 Zudem könnte bspw. auf Basis des Technology Acceptance Models die kundenseitige Akzeptanz von digitalen Technologien zur Beschwerdeartikulation auf BtB-Märkten untersucht werden.
Zuletzt bietet das Themengebiet der Wirkung gesellschaftlicher Einflüsse auf BtB-Märkten noch erhebliche Forschungspotenziale. Generell zeigte die vorliegende Arbeit, dass gesellschaftliche Entwicklungen und soziale Einflüsse auf das Verhalten von Unternehmen wirken können. Demzufolge bietet es sich grundsätzlich für die BtB-orientierte Marketingforschung an, soziale Faktoren stärker in ihren Untersuchungsvorhaben zu integrieren. Hinsichtlich der in dieser Arbeit thematisierten gesellschaftlichen Kritikakzeptanz lässt sich dahingehend ein weiterer Forschungsbedarf aufzeigen, dass hier die Datenerhebung lediglich innerhalb einer Gesellschaft erhoben wurde und damit die Generalisierbarkeit der Ergebnisse nicht uneingeschränkt möglich ist. Es könnte durchaus sein, dass sich die gewonnenen Erkenntnisse nicht zwangsläufig auf alle anderen Gesellschaften übertragen lassen. Dies könnte auf eine grundsätzliche Verschiedenheit bezüglich der Kultur, Werte oder Normen zurückzuführen sein. Demzufolge sollten künftige Forschungsvorhaben Gesellschaften mit unterschiedlichen Ausprägungen der Kritikakzeptanz miteinander vergleichen. Denkbar wäre z. B. die Berücksichtigung von Gesellschaften mit einer hohen und einer niedrigen Harmoniebedürftigkeit. An dieser Stelle könnte zudem die Frage untersucht werden, inwiefern bspw. die Kultur einen Einfluss auf die Erwartungen von BtB-Kunden an das Beschwerdemanagement des Lieferanten ausüben kann.
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Anhänge

Elektronisches Zusatzmaterial

Fußnoten
1
Diese Verzerrungen könnten möglicherweise auf einen seitens der Befragten empfundenen Social Desirability Bias zurückzuführen sein.
 
2
Vgl. Williams/Rao (1980, S. 302).
 
3
Vgl. u. a. Bodey/Grace (2007, S. 588); Harris/Mowen (2001, S. 1169).
 
4
Vgl. Thielmann et al. (2020, S. 43).
 
5
Vgl. Mooradian/Olver (1997, S. 389).
 
6
Vgl. Manner/Lane (2017, S. 32); Picazo-Vela et al. (2010, S. 693).
 
7
Vgl. Birkeland et al. (2022, S. 4).
 
8
Siehe hierzu die Ergebnisse hinsichtlich der Vorteilhaftigkeit der Buying Center-Heterogenität von u. a. Cabanelas et al. (2023, S. 71); Homburg et al. (2010a, S. 204); Howard/Doyle (2006).
 
9
Vgl. Cabanelas et al. (2023, S. 71).
 
10
Dieses zweiseitig ausgerichtete Beschwerdemanagement wird in Abschnitt 5.2.1 erneut aufgegriffen und als sog. Ambidexterity-Complaint-Management in die Marketingforschung eingeführt.
 
11
Vgl. Liu et al. (2018, S. 137).
 
12
Vgl. Statista (2022); Statista Consumer Insights (2020); Statista (2019b).
 
13
Vgl. hierzu auch die Studienergebnisse von Gruber (2011, S. 98 ff.).
 
14
So zeigten u. a. Homburg/Rudolph (2001) in einer BtB-Studie, dass das anbieterseitige Verhalten gegenüber Beschwerden mit der Kundenzufriedenheit insgesamt korreliert – und nicht ausschließlich mit der Beschwerdezufriedenheit.
 
15
Vgl. Rothenberger et al. (2008); Alvarez et al. (2010); Henneberg et al. (2015, S. 267 f.).
 
16
Vgl. Gruber et al. (2010, S. 368); Ford et al. (2003); Ritter (1999).
 
17
So beschrieb Plymire die Notwendigkeit der Beschwerdestimulierung für den Aufbau eines kundenorientierten Images wie folgt: „The surest road to a customer focused culture is through increased complaints.“ (Plymire 1992, S. 74).
 
18
Vgl. Stauss/Seidel (2019, S. 87).
 
19
Vgl. Bruhn/Hadwich (2013, S. 25); Halstead et al. (1993, S. 33 f.).
 
20
Vgl. Brock (2009, S. 76); Fürst (2005, S. 48 f.); Homburg/Fürst (2003, S. 14 ff.).
 
21
Vgl. Stauss/Seidel (2019, S. 91); Hadwich/Becker (2013); Meißner (2004, S. 31 ff.).
 
22
Vgl. Frasquet et al. (2019, S. 95); Stauss/Seidel (2019, S. 91); Berry et al. (2018, S. 78); Andreassen/Streukens (2013); Mattila/Wirtz (2004).
 
23
Vgl. u. a. Hadwich/Becker (2013). Die Autoren untersuchten konkret die Beschwerde-Applikation „iFeedback“ und ihre Erfolgswirkung auf die Beschwerdestimulierung im BtC-Bereich. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass in einem ausgewählten Anwendungsfall die Beschwerdebarrieren durch das Angebot dieser App signifikant reduziert werden konnten.
 
24
Vgl. Lo Presti et al. (2022, S. 1442 f.).
 
25
Vgl. Hadwich/Becker (2013, S. 584); Stauss/Seidel (2019, S. 92).
 
26
Vgl. Jeanpert et al. (2021, S. 2); Harris et al. (2013, S. 35 f.).
 
27
Vgl. Stauss/Seidel (2019, S. 88); Gruber et al. (2010, S. 368).
 
28
Vgl. Jeanpert et al. (2021, S. 5); Gupta/Aggarwal (2018, S. 31); Harun et al. (2018, S. 74); Valentini et al. (2020, S. 202).
 
29
Vgl. Ahlert/Kenning (2007, S. 62 ff.).
 
30
Vgl. Stauss/Seidel (2019, S. 37 f.).
 
31
Vgl. Stauss/Seidel (2014, S. 42).
 
32
Auch in anderen Forschungsbereichen (bspw. der Finanzdienstleistungsbranche) zeigte sich, dass eine dichotome Entscheidung für digitale oder analoge Alternativen nicht zielführend ist, sondern insb. unter Berücksichtigung vertrauensrelevanter Aspekte eine Kombination beider Wege sinnvoll erscheint (vgl. Rathje 2021, S. 261; Rathje et al. 2021; Latour 2002).
 
33
Vgl. Tojib/Khajehzadeh (2014, S. 1551 f.).
 
34
Vgl. Schoefer et al. (2019); Ngai et al. (2007, S. 1387 f.).
 
35
Siehe hierzu auch die grafische Darstellung einer exemplarischen Erfolgskette des Relationship Marketings in Anhang 10 im elektronischen Zusatzmaterial.
 
36
Vgl. hierzu die Übersichten bei Kenning/Steffen (2017, S. 632) und Bruhn (2016, S. 250).
 
37
Vgl. Bruhn (2016, S. 316 ff.). Siehe hierzu auch Fußnote 379 in Kapitel 4.
 
38
Vgl. Kenning/Steffen (2017, S. 628). Der Wert der gesamten Kundschaft wird regelmäßig als Customer Equity bezeichnet.
 
39
Vgl. Helm (2006).
 
40
Vgl. Bruhn/Meffert (2012, S. 762). Die Retention Rate spiegelt die Abwanderungsrate wider und stellt damit in Bezug auf die gesamte Kundschaft denjenigen Anteil an Kunden dar, der dem Anbieter in einer festgelegten Periode loyal geblieben ist.
 
41
Vgl. u. a. Brock et al. (2011).
 
42
Eine grundlegende Voraussetzung hierfür stellt die Beseitigung und Vermeidung der Leistungsverschlechterung für die Zukunft dar. Zudem ist anzunehmen, dass sicherlich auch die in Abschnitt 5.2.1 vorgestellten beschwerdestimulierenden Maßnahmen aufgrund ihrer signalisierten Kundenorientierung bindend wirken. Dennoch erscheint für den Anbieter empfehlenswert, weitere zielgerichtete Bindungsinstrumente einzusetzen, um der Noncomplainer-Herausforderung begegnen zu können.
 
43
Vgl. Homburg/Jensen (2004, S. 504); Bruhn (2016, S. 378).
 
44
Vgl. Russo et al. (2016, S. 893).
 
45
Vgl. Backhaus/Mühlfeld (2015, S. 112).
 
46
Vgl. Ranaweera/Menon (2013).
 
47
Vgl. Bergel/Brock (2018, S. 476 f.).
 
48
Vgl. Blut et al. (2014, S. 287 f.).
 
49
Vgl. Jensen (2015, S. 213).
 
50
Vgl. Kenning (2008, S. 469 f.); Luhmann (2000).
 
51
Vgl. Kenning (2002a); Harris/Dibben (1999, S. 467).
 
52
Vgl. Jensen (2015, S. 214); Workman et al. (2003); Homburg et al. (2002).
 
53
Vgl. Zaby/Wilde (2018, S. 300).
 
54
Vgl. Cabanelas et al. (2023).
 
55
Vgl. Diekmann (2018).
 
56
Vgl. u. a. Hui et al. (2019); Hulland et al. (2018).
 
57
Für Grundlagen hinsichtlich des hier angesprochenen Forschungsgebiets der Consumer Neuroscience siehe u. a. Braeutigam/Kenning (2022); Kenning (2014).
 
58
Vgl. Max-Planck-Gesellschaft (2021).
 
59
Vgl. Statistisches Bundesamt (2023).
 
60
Erste Hinweise für einen solchen Einsatz lieferte eine empirische Studie im BtC-Kontext von Kumar/Kaur (2023). Hier wurden auf Basis eines Data Mining Verfahrens – dem sog. Chi-Square Automatic Interaction Detector – Informationen (Geschlecht, Alter, Bildungsgrad, Einkommen, Beruf, Branche, Beschwerdeeinstellung) zur Identifikation von Noncomplainern ausgewertet.
 
61
Vgl. Hallikainen et al. (2020).
 
Metadaten
Titel
Diskussion der Ergebnisse und Handlungsimplikationen für Theorie und Praxis
verfasst von
Fabio-Yannick Laschet
Copyright-Jahr
2024
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44272-9_5

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