2007 | OriginalPaper | Buchkapitel
Das bundesdeutsche Verbandssystem in vergleichender Perspektive. Politische Spannungslinien und politische Ökonomie
verfasst von : Dr. Bernhard Weßels
Erschienen in: Interessenverbände in Deutschland
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Lange Zeit galt das deutsche Modell der Interessenvermittlung als eine optimale Lösung der Konfliktkanalisierung und Kompromissfindung einer sich mäßigenden Interessenpolitik und als zentraler Bestandteil der erfolgreichen „Politik des mittleren Weges“ (Schmidt 1987). In den letzten zwei Jahrzehnten ist angesichts der geringen wirtschaftlichen Dynamik und der negativen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt zunehmend Kritik an der Verbandlichung von Politik in Deutschland, der ausgeprägten Vetomacht zentraler Verbände und der Überregulierung der Wirtschafts- und Arbeitsbeziehungen geäußert worden. Die ehedem als Vorteil gepriesene Kapazität, durch verhandlungsdemokratische Elemente ökonomische und soziale Krisenerscheinungen erfolgreich abpuffern und abwenden zu können, scheint sich ins Negative gekehrt zu haben, politische Flexibilität und Reformfähigkeit zu stark eingeschränkt zu sein. Das legt die Frage nahe, ob und in welchem Ausmaß sich das deutsche Verbandssystem von dem anderer Länder unterscheidet und ob es Eigenheiten in seinen Kooperations- und Koordinationsstrukturen aufweist, die es von anderen Verbandssystemen in Europa in einer Weise absetzt, die die Kritik am deutschen Modell der Interessenvermittlung rechtfertigt.