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2010 | Buch

Handbuch Online-Kommunikation

herausgegeben von: Wolfgang Schweiger, Klaus Beck

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Das Handbuch gibt in zahlreichen Beiträgen einschlägiger FachautorInnen einen umfassenden und systematischen Überblick des aktuellen Forschungsstandes kommunikationswissenschaftlicher Online-Forschung. Einführend werden die zentralen Fragestellungen, theoretischen Ansätze und empirischen Befunde dargestellt.

Das Themenspektrum reicht von den Grundlagen computervermittelter Kommunikation (interpersonale, Gruppen- und öffentliche Kommunikation), über ökonomische, ethische und politische Fragen wie Regulierung und Kontrolle des Internets, sowie seine Verbreitung, Nutzung und Wirkung. Weitere Beiträge befassen sich mit Öffentlichkeit und Journalismus online, kulturellen und sozialpsychologischen Aspekten, Online-Werbung und PR, Gesundheitskommunikation, E-Learning und Wissensmanagement sowie Online-Spielen. Ein Überblick über Methoden der Online-Forschung und die wichtigsten Datenquellen und Standarduntersuchungen rundet das Werk ab.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Grundlagen und Strukturen der Online-Kommunikation

Frontmatter
Soziologie der Online-Kommunikation
Abstract
Von einem kommunikationssoziologisch fundierten und medientheoretisch differenzierten Medienbegriff ausgehend wird eine Systematik der Online-Kommunikation entwickelt und begründet. Medien werden dabei als dauerhaft institutionalisierte und technisch basierte Zeichensysteme zur organisierten Kommunikation und das Internet demzufolge als technische Plattform oder Mediennetz verstanden. Es werden Kriterien wie Synchronizität und soziale Konfiguration sowie unterschiedliche Systematisierungsansätze diskutiert, mit deren Hilfe einzelne Internet-Dienste kommunikationssoziologisch als Modi der Online-Kommunikation bzw. Handlungsrahmen computervermittelter Kommunikation beschrieben werden können. Das Internet als Medium erster Ordnung (technische Plattform) erweist sich als Hybridmedium, aber auch die einzelnen Dienste erlauben unterschiedliche Kommunikationsformen, die vom interpersonalen Dialog über die Gruppenkommunikation bis hin zur Medienöffentlichkeit reichen.
Klaus Beck
Online-Kommunikation und politische Öffentlichkeit
Abstract
Veränderungen politischer Öffentlichkeit gehören zu den in der Literatur intensiv diskutierten Folgen des Internets und der Online-Kommunikation. Ein Grund hierfür sind die besonderen Strukturmerkmale von Online-Kommunikation, die die Realisierung direktdemokratischer Bürgerbeteiligung, die unter den Rahmenbedingungen klassischer Massenmedien in repräsentativen Demokratien nur unvollkommen möglich ist, plötzlich greifbar erscheinen lassen. Während die theoretische Debatte bisher die grundsätzlichen Chancen und Risiken der Online-Kommunikation für den öffentlichen Diskurs und die politische Kommunikation herausgearbeitet hat, liegen bislang nur begrenzt verlässliche empirische Ergebnisse zu den möglichen Folgen des Netzes in diesem Bereich vor. Insgesamt lassen sich bestimmte Verschiebungen in der politischen Mediennutzung, in der Themenwahrnehmung und im öffentlichen Diskurs beobachten. Diese Veränderungen folgen dabei eher einem evolutionären als einem revolutionären Schema. Es überwiegen Befunde, die aus normativer Perspektive ‚positive’ Folgen konstatieren, wobei hinsichtlich der langfristigen Entwicklung politischer Öffentlichkeit auf Basis der bisherigen Forschung noch kaum Aussagen getroffen werden können.
Martin Emmer, Jens Wolling
Internet-Journalismus: Vom traditionellen Gatekeeping zum partizipativen Journalismus?
Abstract
Das Thema ‚Internet-Journalismus’ wird in diesem Beitrag in zwei Perspektiven erörtert: Zum einen wird der Frage nachgegangen, wie der klassische Journalismus, der professionell betrieben und redaktionell organisiert ist, ins Internet expandiert (Abschnitt 1). In dieser Perspektive stellt sich die Frage nach dem Verhältnis zwischen dem Journalismus in den traditionellen Massenmedien und im Internet: Wie engagieren sich Presse und Rundfunk im neuen Medium? Welche crossmedialen Strategien verfolgen sie? Wie passen sie sich den Gegebenheiten und Erwartungen im Internet an? In der zweiten Perspektive ist der Blick ausschließlich auf das Internet gerichtet: Hier stellt sich die Frage, wie sich aktuelle Öffentlichkeit durch und im Internet wandelt – und damit auch der Journalismus. Der zentrale Gesichtspunkt ist hier, dass das Internet den Zugang zur Öffentlichkeit erweitert und damit den Kreis der potenziellen Kommunikatoren: Ohne großen Aufwand kann jeder im Internet publizieren. Eine Konsequenz dieses Partizipationsgewinns: Der Journalismus ist nicht mehr die zentrale Filterinstanz, die jede publizierte Nachricht passiert haben muss. Dass der Journalismus gleichwohl im Internet notwendig bleibt, lässt sich mit der quantitativen und qualitativen Überforderung der Nutzerschaft begründen. Wer aber erledigt die journalistischen Aufgaben im Internet, wer selektiert, recherchiert, prüft, kommentiert, präsentiert und aggregiert aktuelle Informationen? Tritt neben den professionell-redaktionellen Journalismus ein ,Bürgerjournalismus’? Lässt sich journalistische Arbeit gar durch Computeralgorithmen automatisieren? Gibt es also funktionale Äquivalente zum klassischen Journalismus im Internet? Diese Fragen werden in Abschnitt diskutiert. Abschließend werden die Konturen einer integrierten Netzwerköffentlichkeit skizziert.
Christoph Neuberger, Thorsten Quandt
Kommunikations- und medienpolitische Perspektiven: Internet Governance
Abstract
Der Beitrag diskutiert kommunikations- und medienpolitische Fragen der Online- Kommunikation aus der Perspektive des Governance-Konzeptes. Dieses ermöglicht eine integrale Betrachtung verschiedener Formen von Politik und Regulierung, vom hoheitlichen Handeln staatlicher Akteure über Zwischenformen der Co-Regulierung hin zu reinen Formen zivilgesellschaftlicher Selbstregelung. Der Beitrag grenzt Governance von verwandten Begriffen wie Politik und Regulierung ab und zeigt die Entwicklung, zentralen Akteure und Bereiche einer Internet Governance auf. Im Ergebnis zeigen sich vielfältige Parallelen zwischen der ‚alten Welt’ der Medienpolitik und Regelungsfragen im Online- Bereich. Vor allem bleibt die Grundfrage identisch, welche Ziele die Gesellschaft bezüglich Kommunikationsinfrastrukturen als ihres zentralen ‚Nervensystems’ verfolgt.
Patrick Donges, Manuel Puppis
Internet-Ökonomie – Grundlagen und Strategien aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive
Abstract
Der Beitrag führt in die (medien)ökonomischen Merkmale und Besonderheiten des Internets ein. Im Zentrum steht dabei der Begriff der Internet-Ökonomie, unter dem in der Literatur die ökonomischen Auswirkungen von Digitalisierung und Vernetzung beschrieben werden. Nach einer begrifflichen Klärung und Abgrenzung verwandter Begriffe wie E-Commerce, digitale Ökonomie und New Economy werden die in der Literatur identifizierten Merkmale der Internet-Ökonomie systematisiert und beschrieben. Als zentrale Besonderheiten des Wirtschaftens mit Mediengütern im Netz erweisen sich die Entkopplung von Medium und Inhalt, eine veränderte Kostenstruktur, zunehmende Netzwerkeffekte sowie die wachsende Bedeutung von Nutzern. Auf dieser Grundlage werden die Auswirkungen auf Geschäftsmodelle und Strategien entlang der Wertschöpfungskette von Medienunternehmen diskutiert. Insbesondere zeigen sich Veränderungen in der Akteurskonstellation (Dis-/Reintermediation), der Erstellung und Verwertung von Medieninhalten, der Distribution und der Einbindung der Nutzenden. Dabei wird nachgewiesen, dass das Internet zu keinem radikalen Wandel medienökonomischer Gesetzmäßigkeiten geführt hat, sondern vor allem bestehende Merkmale und Strategie modifiziert hat – wenn auch zum Teil stark.
Leyla Dogruel, Christian Katzenbach
Ethik der Online-Kommunikation
Abstract
Der Beitrag analysiert aus sozialwissenschaftlicher Perspektive im Sinne einer deskriptiven Ethik kommunikations- und medienethische Fragen der Online-Kommunikation systematisch, ohne selbst Normenkataloge zu begründen (präskriptive Ethik). Nach der Darstellung der ethischen Relevanz von Online-Kommunikation werden ethische Grundfragen skizziert und anhand der Forschungsliteratur verschiedene Normsystematiken vorgestellt. Es zeigt sich, dass einerseits bekannte Fragen der Kommunikations- und Medienethik in zum Teil veränderter Form in der Online-Kommunikation auftreten, hinzukommen aber veränderte und neue ethische Problemstellungen. Zur Beschreibung der Komplexität der ethischen Herausforderung dient das Konzept des Hybridmediums. Ein Ausblick auf die kodifizierten Normen und Selbstregulierungsinstitutionen sowie künftige Forschungsfragen der Online-Kommunikation schließen den Beitrag ab.
Klaus Beck

Nutzung und Wirkung von Online-Medien

Frontmatter
Sozialkontakte online: Identitäten, Beziehungen, Gemeinschaften
Abstract
Neben Information, Unterhaltung und Transaktion sind es in erster Linie Sozialkontakte, die im Internet gesucht und gefunden werden. Im Zuge von Online-Sozialkontakten werden Identitäten dargestellt und wahrgenommen, zwischenmenschliche Beziehungen gepflegt und soziale Gemeinschaften gegründet. Mittels Internet gelangen Personen und Gruppen in unsere kommunikative Reichweite, denen wir außerhalb des Netzes nie begegnet wären. Zudem erlauben die Besonderheiten der computervermittelten Kommunikation (z.B. Pseudonymität, schriftliche Gespräche, Selbstdarstellung durch Avatare, Adressierung vielfältiger Publika) einen veränderten Umgang miteinander. Die große Mehrzahl der Internet-Nutzerinnen und -Nutzer erlebt Sozialkontakte im Internet als positiv und bereichernd. Bei einer Minderheit dagegen führt die Suche nach Sozialkontakten im Internet zu Problemen, etwa zu einer suchtähnlichen oder zwanghaften Extremnutzung, zu Belästigung, sozialen Konflikten, Verletzungen der Privatsphäre usw. Sozialkontakte im Internet tragen zum Empowerment gesellschaftlicher Minderheiten bei. Bei Minderheiten, die als zu Unrecht diskriminiert gelten, wird dies als Chance gewürdigt. Bei Minderheiten, die im jeweiligen kulturellen Umfeld als zu Recht ausgegrenzt gelten, gilt Internet-Empowerment dagegen als Gefahr. Die Virtualisierung sozialer Kontakte erschließt nicht zuletzt der sozialwissenschaftlichen Forschung neue Untersuchungsformen und Datenquellen, erfordert aber auch neue ethische Richtlinien.
Nicola Döring
Informationsnutzung online: Informationssuche, Selektion, Rezeption und Usability von Online-Medien
Abstract
Die Suche nach Informationen und der Erwerb von Wissen gelten als zentrale Funktion des Internets. Entsprechend breit ist das Forschungsfeld. Der Beitrag entwickelt im ersten Teil eine Systematik der Informationsnutzung von Online-Medien und skizziert auf dieser Basis die wichtigsten Forschungsfelder. Der zweite Teil greift vier Bereiche heraus: Nach einer knappen Darstellung von Nutzungsdaten und -motiven werden zentrale Formen der Informationssuche online anhand des Informational-Utility-Ansatzes von Atkin besprochen. Wie sich Mediennutzer auf einer Website orientieren, wie sie navigieren und Inhalte auswählen und welche Rolle dabei die Usability spielt, wird anhand von Theorien, Methoden und Befunden diskutiert. Schließlich wird das Selective Exposure- Phänomen, das heißt die Neigung von Rezipienten, einstellungskonforme Quellen und Inhalte zu bevorzugen, im Zusammenhang mit Online-Medien durchleuchtet. Der Beitrag endet mit Überlegungen zu den tiefgreifenden und bisher kaum erforschten Veränderungen der Informationsnutzung online durch Suchmaschinen und Social Media.
Wolfgang Schweiger
Unterhaltung online – Motive, Erleben, Effekte
Abstract
Jenseits von Internet-Radio und Web-TV, die ähnlich erlebt werden wie die Unterhaltungsangebote in den klassischen Medien, gibt es im Internet höchst partizipative und interaktive Angebote. Unterhaltung online ist ein ‚Spezialfall’ der Unterhaltungsforschung. User – so zeigen die Studien der letzten zehn Jahre – unterhalten sich online anders als mit klassischen Medien, weil sie selbst unterhaltenden Content produzieren und weil sie mit anderen Personen in Kontakt treten. Einleitend wird im ersten Abschnitt eine Abgrenzung von Unterhaltung mit Online-Medien und mit klassischen Medien diskutiert. ‚Klassische’ Unterhaltungstheorien werden skizziert und ihre Übertragbarkeit auf Online- Medien problematisiert. Der zweite Abschnitt bietet eine Aufstellung der unterhaltenden und von Usern als unterhaltsam erlebten Online-Medien. Im dritten Abschnitt des Kapitels werden der interaktive und interpersonale Aspekt des Unterhaltungserlebens fokussiert und die spezifischen Motive der Unterhaltungsnutzung im Internet dargestellt. Abschließend werden im vierten Abschnitt zukünftige Forschungsfragen und Perspektiven der Unterhaltung im Netz formuliert.
Sabine Trepte, Leonard Reinecke
Online-Kommunikation als Kultur
Abstract
Die Cultural Studies gehen von einem engen Zusammenhang zwischen Kultur und Kommunikation aus. Vor diesem Hintergrund haben sie sich schon sehr früh mit den Online-Medien auseinandergesetzt. Ziel des vorliegenden Überblicks ist es zunächst, einige wichtige Grundzüge der Cultural Studies aufzuzeigen, die ihre Perspektive auf Online- Medien charakterisieren. Dann wird genauer auf die ‚Cybercultural Studies’ eingegangen, ein Titel, unter dem die online-spezifische Theorie und Empirie der Cultural Studies zusammengefasst werden. Im Abschnitt werden im Anschluss daran beispielhaft Arbeiten zur Untersuchung des Wandels von Identität sowie der Domestizierungsansatz vorgestellt. Im Abschnitt werden dann Aneignungs- und Nutzungsstudien sowie die Diskussion um die sog. ‚Digitale Spaltung’ im Rahmen der Cultural Studies skizziert. Dabei dienen jeweils konkrete Studien dazu‚ die je eingenommenen Perspektiven und die empirische Umsetzung aufzuzeigen und die Diskurse zu illustrieren. Einen letzten Einblick – und auch Ausblick – liefert die Frage nach weiter gefassten Ansätzen im Rahmen der Cultural Studies; sie werden im Abschnitt besprochen.
Maren Hartmann, Friedrich Krotz
Digitale Spaltung
Abstract
Unter dem Oberbegriff der digitalen Spaltung beschäftigt sich die kommunikationswissenschaftliche Online-Forschung mit sozialen und transnationalen Disparitäten im Zugang zu und in der Nutzung von digitalen Technologien im Allgemeinen und des Internets im Besonderen. Sie knüpft damit an die unter dem gleichen Label geführte politische Auseinandersetzung um die Gefahr einer neuen sozialen Ungleichheit in der Informationsgesellschaft und den Möglichkeiten ihrer Prävention an. In Analogie zu den theoretischen Positionen der Wissenskluftforschung geht die Forschung zur digitalen Spaltung von der generellen Annahme aus, dass die Verbreitung und gewinnbringende Verwendung der digitalen Technologien vom sozioökonomischen Status einer Person (Mikroebene) und von der volkswirtschaftlichen Potenz eines Landes (Makroebene) begünstigt wird und sich damit bestehende soziale und transnationale Klüfte durch die Verbreitung dieser Technologien eher verstärken als verringern. Der Ertrag dieser inzwischen weit gefächerten Forschung besteht neben einer umfangreichen Dokumentation der weltweiten Internet-Verbreitung im empirischen Nachweis zahlreicher Zugangs- und Nutzungsklüfte, die ungeachtet aller politischen Bemühungen über die Zeit hinweg stabil bleiben und deren Konfiguration im Sinne der Ausgangsthese darauf hindeutet, dass jene, die in ökonomischer, kultureller oder sozialer Hinsicht eine bessere Startposition einnehmen, im Zuge der Internet-Verbreitung ihre Ausgangsstellung festigen oder gar verbessern können. Die Frage, inwiefern diese Klüfte tatsächlich folgenreich für die Ungleichverteilung gesellschaftlich relevanter Ressourcen sind, wurde dagegen bisher nur punktuell einer empirischen Überprüfung unterzogen.
Mirko Marr, Nicole Zillien
Online-Medien und Wandel: Konvergenz, Diffusion, Substitution
Abstract
Online-Medien haben als ‚Neue Medien’ die Mediennutzung‚ aber auch die Akteure der Medienwirtschaft sowie die Art und Weise‚ wie wir in Wirtschaft und Gesellschaft kommunizieren‚ durch neue Inhalte und Funktionen‚ neue Formate auf neuen Endgeräten und über leistungsfähigere informationstechnische Vernetzung verändert. Für die heutige Schülergeneration sind Online-Medien nichts Neues mehr. Gleichwohl ist der stete‚ sich gegenseitig bedingende Wandel auf Angebots- und Nutzerseite ein charakteristisches Element. Technologische Treiber hinter diesem Prozess sind die fortschreitende Digitalisierung und Leistungssteigerung‚ die eine zunehmende Trennung der Inhalte vom Träger und deren Rekombination sowie eine Integration von Funktionen in ein einziges Endgerät ermöglichen. Online-Medien‚ insbesondere die neuen‚ unter dem Stichwort ‚Web 2.0’ subsumierten Anwendungen‚ machen dabei die zwei Rollen von Kommunikationsmedien im Innovationsgeschehen besonders deutlich: als Innovationsgegenstand sowie als Träger von Kommunikationsprozessen in der Genese und Diffusion von Innovationen. Nach den Charakteristika von (Medien-)Innovationen in Zeiten der Digitalisierung bildet hier der Begriff der ‚Konvergenz’ als eine der prominentesten Metaphern von der Ebene der Angebote bis zum Zusammenwachsen mit den angrenzenden Branchen den Einstieg in die Frage‚ wie das Neue in die Medienwelt kommt. Nach den Erweiterungen der klassischen Diffusionsforschung wird mit der Substitution traditioneller Medien wie etwa der Zeitung auch die ‚Kehrseite‘ der Innovationen diskutiert.
Castulus Kolo

Anwendungsfelder und Funktionen der Online-Kommunikation

Frontmatter
Online-Kommunikation politischer Akteure
Abstract
Online-Kommunikation erweitert den kommunikativen Handlungsspielraum politischer Akteure erheblich, wobei die Frage im Raum steht, inwieweit sich Strukturen und Qualitäten der Kommunikation sowie die Machtverhältnisse der Akteure zueinander dadurch verändern. Der Beitrag gibt einen Überblick über den Forschungsstand zur Online- Kommunikation von Regierungen und Verwaltung, Parlamenten, Parteien und Politikern sowie zivilgesellschaftlichen Akteuren. Es werden sowohl die Potenziale und Risiken als auch die bisherigen empirischen Befunde zum Einsatz von Online-Medien durch diese Akteure vorgestellt. Am Beispiel des Wahlkampfs wird auf die Rolle der Online- Kommunikation für politische Kampagnen eingegangen.
Martin Emmer, Marco Bräuer
Gesundheitskommunikation im Internet. Erscheinungsformen, Potenziale, Grenzen
Abstract
Gesundheitskommunikation im Internet ist keine Randerscheinung mehr. Das Angebot an Gesundheitsseiten wächst stetig, gleichzeitig steigt die Anzahl derer, die sich online über Gesundheitsthemen informieren oder sich mit Betroffenen über Krankheiten austauschen. Das hat Vor- und Nachteile. Das Internet ist für die meisten Menschen bequem, kostengünstig und ortsunabhängig nutzbar, wodurch auch Zielgruppen angesprochen werden können, die die gängigen Wege der Gesundheitskommunikation nicht nutzen wollen oder können. Die vielfältigen Gesundheitsangebote können Nutzer in ihrem Umgang mit Krankheiten stärken und somit ein ausgeglicheneres Arzt-Patienten- Verhältnis schaffen. Die Gesundheitsförderung setzt hohe Erwartungen in das Internet, weil es ermöglicht, Botschaften stärker an den Bedürfnissen Einzelner auszurichten, diese interaktiv zu gestalten und das Wirkungspotenzial interpersonaler Kommunikation mit massenmedialer Reichweite zu verknüpfen. Aber nicht alle haben Zugang zu den online verbreiteten Informationen, nicht alle können die Informationen adäquat verarbeiten und einordnen, was gerade deshalb problematisch ist, weil sich die Qualität der Gesundheitsangebote im Netz stark unterscheidet. Viele befürchten gar negative Folgen für Gesundheitsverhalten und -zustand der Nutzer. Der Beitrag liefert einen Überblick über das Spannungsfeld zwischen Angebot, Nachfrage und Wirkung von Gesundheitskommunikation im Internet. Nach einer Begriffsbestimmung und Klassifikation von Gesundheitsangeboten im Internet werden Nutzer und Nutzung beschrieben, um dann die Potenziale und Grenzen aufzuzeigen und zu diskutieren.
Constanze Rossmann
Lernen mit Online-Medien – E-Learning
Abstract
Der Beitrag beleuchtet die kommunikationswissenschaftliche Sichtweise auf das Forschungsfeld E-Learning und beschreibt zentrale Fragestellungen, theoretische Ansätze und Methoden, Beispiele aus der Forschung sowie die gesellschaftliche Relevanz des Themas. Zusätzlich werden Schnittstellen zu den Forschungsgebieten Medienpädagogik und Mediensoziologie aufgezeigt. Es geht dabei um das Spannungsfeld zwischen webbasierten Lernmethoden und Instrumenten als Basis der Entstehung einer neuen Lerngeneration und Lernkultur einerseits und der daraus resultierenden Bedarfe und Anforderungen an neue Lernformen andererseits. Neuere didaktische Ansätze vollziehen den in der Online-Nutzung generell beobachtbaren Rollenwandel vom passiven Rezipienten zum aktiven Nutzer auch für den Bereich des E-Learning nach. Die Herausforderungen der medienpädagogischen Forschung zum E-Learning liegen in der rasanten technologischen Entwicklung und hohen Innovationsdynamik, die in Wechselwirkung mit lernkulturellen Veränderungen eine große Vielfalt der didaktischen Formen hervorgebracht hat.
Simone Kimpeler
Wissensmanagement: Open Access, Social Networks, E-Collaboration
Abstract
Anders als materielle Güter verbraucht sich Wissen nicht im Gebrauch, sondern vermehrt sich. Im Wettbewerb um die Vermehrung von Wissen sind vor allem die Organisationen und Institutionen in Wirtschaft und Wissenschaft gefordert. Nur mit sinnvoller Nutzung vorhandenen Wissens und über die Schaffung neuen Wissens lassen sich Arbeit und Wohlstand sichern: Wissen ist heute zum zentralen Produktionsfaktor geworden. Die neuen Internet-Technologien, die sich unter dem Begriff Social Software zusammenfassen lassen, ermöglichen die systematische Erfassung und Publikation von Wissen sowie den Austausch von Ideen in einem professionellen Umfeld. Damit können nun unternehmensinterne, aber auch unternehmensübergreifende ebenso wie wissenschaftliche Netzwerke gebildet werden, in denen sich die Teilnehmer zu einem Thema zwanglos austauschen und so das Wissen ‚im Gebrauch’ nicht nur erhalten, sondern auch vermehren. Die internetbasierte Möglichkeit zu vernetzter, ortsunabhängiger und zeitlich flexibler Zusammenarbeit etwa bei Projekten erlaubt das Zusammenstellen von Teams weltweit und das Zusammenführen der jeweils besten Wissensträger. Aus ökonomischer Sicht erhofft man damit vor allem die einzelwirtschaftliche, aber auch regionale und nationale Wettbewerbsfähigkeit erhalten und ausbauen zu können; aus Wissenschaftsperspektive versprechen die neuen Internet-Technologien einen von ökonomischen Restriktionen etwas befreiteren und damit auch offeneren und schnelleren Zugang zu wissenschaftlichen Produktionen und Erkenntnissen. Allerdings stoßen für den Bereich wissenschaftlicher Publikationen die existierenden Angebote noch auf Akzeptanzschwierigkeiten.
Thomas Döbler
Online Relations
Abstract
Das Internet gewinnt auch im Rahmen der Organisationskommunikation, das heißt der Kommunikation von, in, über und zwischen Organisationen (u. a. Unternehmen, Politik, Verbände, gegenöffentliche Akteure) an Bedeutung. Im Beitrag wird der aktuelle Forschungsstand zu Entwicklungen, Strategien, Interpretationen, Praxen und Instrumenten (Corporate Blogs, Intranet, Websites etc.) von Online Relations dargelegt. Basierend auf einem erkenntnistheoretisch begründeten Kommunikationsverständnis wird beschrieben, wie sich die Online-Kommunikation von Organisationen durch den technisch bedingten Medienwandel gestaltet und welche Herausforderungen, Chancen und Risiken sich für die Selbstdarstellung und Information im Internet ergeben. Dabei werden insbesondere die Grenzen der gängigen Vorstellungen von höherer Dialogizität, Glaubwürdigkeit, Integration und Kontrolle durch Online Relations ausgelotet.
Friederike Schultz, Stefan Wehmeier
Online-Kommunikation und Werbung
Abstract
Im Beitrag wird nicht allein Online-Werbung analysiert, sondern auf die Besonderheiten der Online-Kommunikation im Hinblick auf Werbung eingegangen. Damit ist es möglich, auch werbliche Phänomene, die sich dem traditionellen Werbeprozess entziehen und das Potenzial der Online-Kommunikation innovativ einsetzen, zu thematisieren. Online- Medien können als Werbeträger aufgefasst werden, wenn sie lediglich zum Transport klassischer Werbemittel (Anzeige oder Spot) benutzt werden und insofern nur als weitere Distributionsplattform neben oder ergänzend zu anderen fungieren. Die Besonderheiten der Online-Kommunikation beeinflussen aber bereits diese klassische Werbeträgerfunktion, indem sie den üblichen Prozess und die üblichen Formen z.B. durch die aktive Einbeziehung der Werbenutzer verändern. Die Besonderheiten der Online- Kommunikation, Interaktivität, Personalisierung, Netzwerke und Mobile Medien/ Endgeräte sind auch für die Werbung ausschlaggebend und werden deshalb jeweils hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf Werbeform und Werbebotschaft sowie auf den werblichen Kommunikationsprozess diskutiert. Nach einer kurzen Übersicht über Werbeformate im Internet werden als Beispiele für die Potenziale aber auch die Risiken, die sich aus der Kombination von Online-Kommunikation und Werbung ergeben, Word-of- Mouth bzw. virales Marketing und Communities behandelt.
Gabriele Siegert
Spielen im Netz. Online-Spiele als Kommunikation
Abstract
Der Beitrag widmet sich den immer populärer werdenden Online-Spielen. Diese werden im Folgenden als Spiele definiert, die im oder über das Internet gespielt werden. Um die vielfältigen Formen dieser Online-Spiele systematisch voneinander abzugrenzen, zeigt der Beitrag zunächst einen Klassifizierungsansatz auf. Anschließend werden die wichtigsten kommunikationswissenschaftlichen Forschungsansätze zum Thema dargelegt. Dafür folgen die Ausführungen einer analytischen Trennung in prä-, peri- und postrezeptive Phase. Beginnend mit der prä-rezeptiven Phase beschäftigt sich der Beitrag mit Erkenntnissen zu Nutzungs- und Selektionsgründen von Online-Spielen. Im Hinblick auf die peri-rezeptive Phase, die die Zeit während der Nutzung beschreibt, stehen in erster Linie die verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten während des Spielens im Vordergrund. Bezüglich der post-rezeptiven Phase werden die möglichen Wirkungen – positiver wie negativer Natur – diskutiert. Der Beitrag schließt mit einer kritischen Reflexion des aktuellen Standes der kommunikationswissenschaftlichen Forschung zum Thema ‚Online- Spiele’ und gibt, daraus abgeleitet, einen Ausblick auf zukünftige Herausforderungen, denen sich die sozialwissenschaftliche Forschung stellen muss.
Sven Jöckel, Christina Schumann

Methoden und Datenquellen der Online-Forschung

Frontmatter
Methoden der Online-Forschung
Abstract
Der Beitrag gibt einen Überblick über die durch computervermittelte Kommunikation entstandenen Instrumente und Methoden empirischer Sozialforschung und die Diskussion ihrer methodischen Validierung. Instrumente (insbesondere Datenerhebungsinstrumente) und Methoden (planmäßige Verfahren) sind online auf jeder Stufe des Forschungsprozesses einsetzbar. Dabei werden reaktive und nicht-reaktive Datenerhebungsinstrumente unterschieden. Befragungen, Inhaltsanalysen und Beobachtungen können online-basiert mit Hilfe des Internets durchgeführt werden. Online-basierte Datenerhebungsinstrumente wie Online-Fragebögen (reaktiv) oder Logfile-Analysen und die Auswertung von Datenspuren (nicht-reaktiv) finden in zahlreichen Forschungsdesigns Verwendung. Auf Grund des technischen Fortschritts, der sinkenden Kosten und der erhöhten Schnelligkeit hat der Einsatz von Online-Instrumenten und -Methoden in den vergangenen Jahren zugenommen, sowohl im kommerziellen als auch im akademischen Bereich. Dennoch ist deren Verwendung – insbesondere in der Sozialforschung – alles andere als unumstritten. Deshalb sind verstärkte Anstrengungen im Gange, die Qualität von Online-Instrumenten und -Methoden auch auf den bislang umstrittenen Einsatzfeldern zu verbessern.
Martin Welker, Carsten Wünsch
Datenquellen und Standarduntersuchungen zur Online-Kommunikation
Abstract
Eine Studienübersicht mit Profilen zu elf Standarduntersuchungen sowie der Darstellung weiterer Datenquellen soll dem Leser bei der Identifikation von relevanten Quellen zur Online-Kommunikation helfen. Die Schwerpunkte liegen hierbei in den Bereichen der Mediennutzungsforschung. Neben alljährlich durchgeführten Erhebungen und Auswertungen (z.B. AGOF-Internet Facts, (N-)Onliner Atlas) finden sich hier auch Studien mit besonderen Schwerpunkten wie beispielsweise die Mediennutzung bei Jugendlichen (JIM) und Kindern (KIM). Spezialauswertungen bieten Längsschnittdaten (z.B. Special Eurobarometer 293), internationale Vergleiche (z.B. Flash Eurobarometer) sowie Daten zu besonders relevanten Themen wie beispielsweise Digital Divide und Personen mit Migrationserfahrung (Sonderauswertungen zum (N)Onliner Atlas 2008, ALLBUS 2004). Für detaillierte Sekundäranalysen mit ausführlichen Demographievariablen stehen weiterhin Datensätze regelmäßig erhobener und teilweise internationaler Umfragen zur Verfügung (ALLBUS, Eurobarometer). Neben Hintergrund und bibliographischen Angaben beinhalten die Studienprofile Angaben zu Fragestellung/Zielsetzung, Methode (Grundgesamtheit, Stichprobe, Art der Datenerhebung, Feldphase, Art der Präsentation), Themen der Studie, sowie eine Zusammenfassung ausgewählter Ergebnisse.
Lars Kaczmirek, Jan Raabe
Backmatter
Metadaten
Titel
Handbuch Online-Kommunikation
herausgegeben von
Wolfgang Schweiger
Klaus Beck
Copyright-Jahr
2010
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-92437-3
Print ISBN
978-3-531-17013-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-92437-3