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08.03.2024 | Nachhaltigkeit | Gastbeitrag | Online-Artikel

ESG-freundliches Qualitätsmanagement hebt Potenziale

verfasst von: Lutz Krämer

4 Min. Lesedauer

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Aus ESRS, CSRD oder Lieferkettengesetz ergeben sich für Unternehmen Herausforderungen, aber auch Chancen. Erschließen lassen sich diese mit modernem Qualitätsmanagement.

Eine neue Ära der Verantwortlichkeit und Transparenz hat begonnen: Früher mussten Unternehmen in der Europäischen Union (EU) lediglich ihre finanzielle Situation offenlegen. Doch in den vergangenen Jahren haben sich die Berichtspflichten erweitert. Aufgrund neuer Regularien wie der European Sustainability Reporting Standards (ESRS), der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und des Lieferkettengesetzes rücken nun nicht-finanzielle Aspekte wie Transparenz, Verantwortlichkeit und Nachhaltigkeit zunehmend in den Fokus der Berichterstattung. Das Ziel der EU: Sowohl der Umfang als auch die Qualität des Reportings soll in diesen Bereichen ausgebaut werden. So entsteht immer mehr Transparenz, die letztlich eine nachhaltige Unternehmensentwicklung fördert.

Rund 50.000 Unternehmen in der EU sind bereits von den großen Veränderungen im Nachhaltigkeits-Reporting und den damit einhergehenden, neuen Pflichten betroffen. Seit dem 1. Januar 2024 ist zudem das Lieferkettengesetz auch für Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitern in Kraft. Das Ziel sollte es jedoch nicht nur sein, den regulatorischen Vorschriften zu entsprechen. Wer die Gunst der Stunde nutzt, hat die Chance, die gesamte Unternehmensführung zu modernisieren und den Wandel positiv zu gestalten. Das Qualitätsmanagement kann dabei ein entscheidender Faktor zum Gelingen sein.

ESG und Qualität: Wo liegt der Zusammenhang?

Reduzierte CO2-Emissionen, ressourcenschonender Umgang mit der Umwelt, faire Partnerschaften in der Lieferkette und ein glaubwürdiges, gesellschaftliches Handeln: Diese Kriterien werden in Zukunft immer stärker über die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen entscheiden. Somit verändert sich auch der Qualitätsbegriff. Die Qualität von Produkten wird nicht mehr nur über materielle Aspekte wie Passgenauigkeit, Verarbeitung, Design und Funktionalität bestimmt. 

Eine moderne Qualitätsdefinition muss die ESG-Gesamtbilanz berücksichtigen - Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung inklusive. Das Kürzel ESG steht für Environmental, Social und Governance (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Es handelt sich dabei um ein umfassendes Regelwerk zur Bewertung der nachhaltigen und ethischen Praxis von Unternehmen. Weitere Kriterien wie Energieeffizienz, Reparierbarkeit und Lebensdauer rücken damit in den Fokus. Gleiches gilt für die Frage: Wurde ein Produkt umweltverträglich und sozial fair hergestellt?

Klassische QM-Organisation für ESG unzureichend

Das Zwischenfazit: ESG-Kriterien werden somit auch zunehmend Einzug in das Qualitätsmanagement (QM) halten. Doch wo stehen deutsche Unternehmen eigentlich derzeit beim Thema Qualität? Leider gab es schon weitaus bessere Zeiten. Das Siegel "Made in Germany" hat an Strahlkraft verloren und die internationale Konkurrenz holt qualitativ auf. Geschuldet ist dies unter anderem den diversen Krisensituationen der letzten Jahre. Der Fokus vieler Unternehmenschefs lag in dieser herausfordernden Zeit vor allem auf Brandbekämpfung. Doch gerade bei solch schwierigen Rahmenbedingungen ist es ratsam, sich auf die Stärke unseres Wirtschaftsstandorts zu besinnen: das Qualitätsversprechen.

Qualität stärker in den Mittelpunkt zu rücken, liegt in der Verantwortung der Geschäftsleitung. Dabei geht es nicht nur darum, einschlägige Zertifizierungen zu bestehen. Der Anspruch sollte es vielmehr sein, das Qualitätsmanagement zu modernisieren und zum Bestandteil der Unternehmensführung zu machen. Lernen können Verantwortliche in diesem Bereich von Entrepreneuren. Diese richten nicht selten ihre gesamte Unternehmensstrategie auf Qualität und hohe Kundenzufriedenheit aus. Kundenerwartungen sollen oft nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen werden, auch im Hinblick auf ESG-Kriterien. Teils wird durch höchste Qualität und Innovation sogar Bedarf generiert, der vorher noch gar nicht bestand.

Doch was bedeutet dies für die Chefetage in etablierten Industriebetrieben? Zunächst darf Qualität nicht länger delegiert und auf eine Stabsstelle oder Abteilung reduziert werden. Denn nur wenn Qualität zur Führungsaufgabe ernannt wird, kann sie wie ein roter Faden in allen Prozessen etabliert werden. Sie begrenzt sich dann nicht länger auf das Produkt, sondern umfasst die gesamte Organisation inklusive der Lieferketten und aller wichtigen Nachhaltigkeitsfragen.

Strategisch und organisatorisch lässt sich dieser Weg beschreiten, indem die Unternehmensleitung näher an das Qualitätsmanagement heranrückt oder aber der Qualitätsmanager weitaus enger mit dem Top-Management zusammenarbeitet. Nur in Form einer solchen Teamarbeit ist es möglich, den Qualitätsgedanken organisationsweit zu implementieren.

Fazit: Qualitätsorientierte Führung hat zahlreiche Benefits

Durch die zunehmende Regulatorik hat sich ein günstiger Zeitpunkt für ein Umdenken im QM-Bereich ergeben. Natürlich erschöpft sich die Umsetzung eines modernen, ESG-freundlichen Qualitätsmanagements nicht in einer guten Formulierung in einem Handbuch. Vielmehr sind konkrete Aufgaben und Aktionen erforderlich. Sodann ist es möglich, eine moderne, qualitätsorientierte Führung zu realisieren, die alle zukunftsrelevanten Ansprüche erfüllt: konsequente Kundenorientierung mit Service Excellence, hohe Qualität und faire Partnerschaften entlang der gesamten Lieferkette, Umweltschutz und Ressourcenschonung. Wer obendrein auf eine positive Fehlerkultur setzt, kann im Ergebnis nicht nur einen Qualitätsgewinn, sondern auch einen Wissensvorsprung verbuchen – mit erheblichem Mehrwert für Innovation und bessere Produkte.

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