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22.12.2022 | Nachhaltigkeit | Gastbeitrag | Online-Artikel

So finden Unternehmen ihre ESG-Strategie

verfasst von: Dr. Harald Linné, Robert Minge

3:30 Min. Lesedauer

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Nachhaltiges Wirtschaften wird neben Profitabilität zum neuen Imperativ für Unternehmen und dieser Auftrag kommt von mindestens drei Seiten: vom Gesetzgeber, von Kunden und von Banken. Wie Unternehmen ihren individuellen ESG-Fahrplan entwickeln können.

Durch den EU Green Deal rückt das Thema Environmental, Social, Governance – kurz: ESG – in den unternehmerischen Alltag. Davon hängen grundlegende Geschäftsfragen wie die Unternehmensführung, die Kommunikation und die Lieferkette ab. Auch Endkunden erlangen ein immer stärkeres Bewusstsein für Nachhaltigkeit und passen ihr Verhalten an. Dazu gehört auch der gezielte Einkauf bei nachhaltig agierenden Unternehmen.

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2022 | Buch

CSR und Nachhaltigkeitsstandards

Normung und Standards im Nachhaltigkeitskontext

Dieses Buch zeigt exemplarisch auf, welche Unterstützung der Megatrend Nachhaltigkeit durch Standards und Normen erfährt. Experten erläutern Perspektiven und Zusammenhänge, demonstrieren die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten und verdeutlichen anschaulich den Nutzen für eine nachhaltige Unternehmensführung.

Durch die regulatorischen Vorgaben und die Verschiebung der Ansprüche der Endverbraucher wird es für Unternehmen zur Existenzfrage, wie schnell und effektiv sie ihre Unternehmensstrategie mit Fokus auf Nachhaltigkeit anpassen. Welche Herausforderungen kommen auf Unternehmen zu, um den ESG-Kriterien gerecht zu werden? Welche Risiken sind damit verbunden und welche Chancen können auf dem Weg dorthin ergriffen werden?

Management + Führung mit Fokus Nachhaltigkeit

Die richtigen Zielsetzungen sind essenziell für einen konsistenten Fahrplan zur Nachhaltigkeit. Gelingen können diese nur dann, wenn sie eigenständig und unabhängig vom betroffenen Tätigkeitsbereichs kontrolliert werden. Es empfiehlt sich daher, zu Beginn der Strategieänderung eine eigene Kontrollinstanz wie einen Chief Sustainability Officer einzusetzen, der die geplanten Maßnahmen vorab bewertet, alle Geschäftsentscheidungen auf ihre Vereinbarkeit mit den ESG-Kriterien hin überprüft, deren Implementierung begleitet und letzten Endes die Ergebnisse misst. 

Dabei muss er zu jedem Zeitpunkt, an dem ein Prozess vom verabschiedeten Plan abweicht, eingreifen können. Durch gezielte Incentivierungen der Entscheidungsträger mit Fokus auf Nachhaltigkeit lässt sich hier auftretender Widerstand glätten, der noch von althergebrachten Bonus-Modellen streng nach Umsatz und Gewinn herrührt. Nachhaltigkeit muss mindestens den gleichen Schwellenwert erlangen. Umso wichtiger wird damit ein Fahrplan als Grundlage der Strategieanpassung, um die Fortschritte zielgerichtet anzugehen und damit auch zu erreichen.

Kommunikation + CSR-Meilensteine

Manchmal ist die mutigste Strategie auch die beste. Während die EU ihr Ziel der Klimaneutralität auf das Jahr 2050 datiert, haben erste Konzerne dies schon für 2030 oder 2040 angekündigt. Durch bereits vorher dafür eingeleitete Maßnahmen – wie die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien und fortschrittliche Recycling-Technologien – ist dann ein Zeitrahmen von zehn Jahren realistisch. Wer erst am Anfang seiner Planung zur Klimafreundlichkeit steht, der muss hierfür deutlich mehr Zeit einplanen: Je nach Größe des Unternehmens kann eine nachhaltige Umstrukturierung bis zu 20 Jahre in Anspruch nehmen. Für diesen Zeitraum müssen messbare Meilensteine festgelegt, kommuniziert und auch eingehalten werden.

Lieferkette + Rückbesinnung auf Regionalisierung

Die komplette Lieferkette muss kritisch überprüft und unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten neu aufgestellt werden. Ein Mittel hierfür kann die Verlegung der Produktion aus einem asiatischen Niedriglohnland in das EU-Gebiet sein. Dies mag zwar mit steigenden Produktionskosten einhergehen, gegen die aber niedrigere Transportkosten, -zeiten und vor allem -emissionen stehen sowie eine bessere Überprüfbarkeit von ESG beim Zulieferer. Letztere ist ebenfalls entscheidend für eine nachhaltige Unternehmensstrategie und deren Kommunikation – auch in Anbetracht des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes. Um die Supply Chain weiter zu entlasten und sich weniger von externen Produzenten und Zulieferern abhängig zu machen, ist auch ein effektives Recycling bereits eingesetzter Materialen ein ausschlaggebender Faktor zur Stärkung des nachhaltigen Profils.

Die Konkurrenz schläft nie

Wer die notwendigen Schritte hin zur Nachhaltigkeit versäumt oder schlicht Greenwashing betreibt, also nur äußerlich den Anschein von Nachhaltigkeit erweckt oder sogar Fakten gezielt verdreht, der wird vom Konsumenten gnadenlos abgestraft. Dieser ist nämlich tatsächlich bereit, für nachhaltige Angebote auf Bequemlichkeiten und bares Geld zu verzichten. Er bevorzugt nachhaltige Produkte, auch wenn diese etwas teurer sind. Hier wird sich die konsequente Umsetzung der beschlossenen ESG-Maßnahmen – auch wenn diese eingangs mit enormen Kosten verbunden sind – letzten Endes auszahlen:

  • Das Recycling bereits vorhandener Stoffe erspart deren regelmäßigen Neueinkauf.
  • Eine Umrüstung auf energieeffiziente Maschinen und Verfahren senkt die Energiekosten.
  • Noch weiter können diese durch Investition in die eigene Produktion von erneuerbaren Energien gesenkt werden.
  • Und eine frühzeitige Wahrnehmung der Öffentlichkeit als Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit wird die Kunden für einen langen Zeitraum an das Unternehmen binden, mit dem sie ihre Wertvorstellungen teilen können.

Denn wie es schon in einem chinesischen Sprichwort heißt: "Die beste Zeit, einen Baum zu pflanzen, war vor 20 Jahren. Die zweitbeste Zeit ist jetzt."

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