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21.10.2014 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

"Non-Hit Car and Truck"-Projekt: Volvo arbeitet an Rundumsicht von Pkw und Lkw

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

3:30 Min. Lesedauer

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Volvo setzt sich ehrgeizige Ziele: Ab dem Jahr 2020 soll niemand mehr in einem und durch ein Auto oder Lkw des schwedischen Herstellers bei einem Verkehrsunfall getötet oder schwer verletzt werden. Dafür hat Volvo zum einen ein Sicherheitssystem für Pkw entwickelt, das einen hindernisfreien Fluchtweg findet. Zum anderen eine Technik, die Lkw-Fahrern eine Rundumsicht ermöglicht. Entstanden sind diese Systeme im Rahmen des Forschungsprojekts "Non-Hit Car and Truck"-Projekts.

Das Assistenzsystem für Pkw soll in einer Notsituation automatisch einen sicheren, kollisionsfreien Ausweichweg finden. Mithilfe der Fusion von verschiedenen Sensoren erzeugt die neue Technik eine nahtlose 360-Grad-Rundumsicht um das Fahrzeug, erklärt Volvo. Eine der größten Herausforderungen war nach Angaben von Volvo, aus einer Vielzahl von Sensoren, die rund um das Fahrzeug angeordnet sind, ein zusammenhängendes Erkennungssystem zu entwickeln. Dazu war die Entwicklung einer zentralen Steuereinheit erforderlich, die zum einen den effizienten Informationsaustausch zwischen den diversen Quellen - Kameras, Radar, Laser, GPS etc. - ermöglicht und zum anderen die Informationen der verschiedenen Quellen analysiert und verarbeitet.

360-Grad-Rundumsicht durch Sensorfusion

So sei das System in der Lage, eine komplette 360-Grad-Sicht der Fahrzeugumgebung zu erzeugen und dabei alle potenziell gefährlichen Objekte zu erfassen, die der Fahrer normalerweise nicht sehen könnte. Die Projektteilnehmer konzentrierten sich dabei auf Sensoren, die sich für den praktikablen Einsatz in Automobilen eignen. Das sei essenziell, um diese Technik schon in naher Zukunft verwirklichen zu können.

Unterstützt wird die 360-Grad-Perspektive von einem neuen Sicherheitssystem, das in allen Verkehrssituationen hindernisfreie Fluchtwege identifiziert. Dieses mit Software-Unterstützung arbeitende Feature analysiere kontinuierlich die Fahrzeugumgebung und könne den Fahrer zudem per Notbremsfunktion und automatischem Lenkeingriff unterstützen. Zur Veranschaulichung der Funktionsweise wurden im Rahmen des Projekts zwei Testfahrzeuge gebaut.

"Mit dem Projekt vollziehen wir einen bedeutsamen Schritt zur Umsetzung unserer Vision 2020. Die Technik ist außerdem unverzichtbar für die Entwicklung selbstfahrender Fahrzeuge, die automatisch lenken und bremsen können, um unter allen Umständen eine Kollision mit einem Objekt oder anderen Verkehrsteilnehmern zu vermeiden. Zunächst konzentrieren wir uns darauf, verschiedene Unfallszenarien zu verhindern. In Zukunft werden wir aber auch verstärkt daran arbeiten, Fahrzeuge zu entwickeln, die sich an das individuelle Verhalten des einzelnen Fahrers anpassen", erklärt Anders Almevad, Projektmanager für das "Non-Hit Car and Truck"-Projekt bei Volvo Cars.

Rundumsicht für Lkw-Fahrer

Volvo Trucks hat eine neue Technik entwickelt, die speziell dem Schutz von Fußgängern und Radfahrern dient. Die Entwicklung soll dem Fahrzeug die Wahrnehmung sämtlicher Vorgänge rund um den Lkw ermöglichen, erklärt Volvo Trucks. Das Fahrzeug kann sein Umfeld interpretieren und Maßnahmen zur Unfallvermeidung vorschlagen und ausführen. Die Technik befinde sich in der Testphase und könne in fünf bis zehn Jahren Wirklichkeit werden.

In Europa zählt eingeschränkte Sicht laut Volvo Trucks zu den Hauptursachen für schwere Lkw-Unfälle, an denen ungeschützte Verkehrsteilnehmer - zum Beispiel Fußgänger und Radfahrer - beteiligt sind. Mit der von Volvo Trucks entwickelten Technik sollen sich derartige Unfälle möglicherweise weitgehend vermeiden lassen.

Ein Fahrzeug soll in die Lage zu versetzt werden, sein gesamtes Umfeld zu "sehen" und dem Fahrer Informationen zur Unfallvermeidung zu liefern. Die Technik empfängt Informationen von rund um das Fahrzeug montierten Sensoren, Radargeräten und Kameras. Wenn der Fahrer die vorgeschlagenen Maßnahmen ignoriert, können Lenkung und Bremsanlage selbsttätig eingreifen, erklärt Volvo Trucks.

Laut Carl Johan Almqvist, Volvo Trucks Traffic & Product Safety Director, kann die Markteinführung innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre stattfinden. "Die Hauptbestandteile sind bereits fertig, aber wir müssen noch viel testen, um die Gewissheit zu haben, dass das System fehlerfrei funktioniert. Wenn wir diese Herausforderungen meistern, ist eine Zukunft ohne Lkw-Unfälle zum Greifen nah."

"Non-Hit Car and Truck"-Projekt

Das "Non-Hit Car and Truck"-Projekt nahm im September 2010 die Arbeit auf und endet im Dezember 2014. Die Partner haben 80 Millionen Schwedische Kronen (rund 8,8 Millionen Euro) in das Projekt investiert. Es steht im Einklang mit der Volvo Vision 2020 und legt den Schwerpunkt auf Techniken zur Verringerung von Unfallrisiken für Pkw und Nutzfahrzeuge. Zu den Projektpartnern zählen Volvo Cars, Volvo Trucks, AB Volvo, AF (Sensorfusion-Entwicklung), HiQ (Sensorfusion-Entwicklung, Risikobewertung), Mecel (Sensorlieferant) und Chalmers (Sensorfusion-Entwicklung, Anpassung). Das Projekt arbeitet zusammen mit dem SAFER Zentrum für Fahrzeug- und Verkehrssicherheit der Chalmers Universität in Göteborg.

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