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2013 | Buch

Ökonomie, Diskurs, Regierung

Interdisziplinäre Perspektiven

herausgegeben von: Jens Maeße

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Globale Politische Ökonomie

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Über dieses Buch

Ökonomisches Wissen übt einen großen Einfluss auf unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft aus. Während die Wirtschaftssoziologie die Bedeutung der Wirtschaftswissenschaft für die performative Konstruktion von Märkten hervorgehoben hat, zeigt sich der Einfluss der Ökonomie auch in anderen Bereichen wie etwa dem des Staates oder der Öffentlichkeit. Ausgehend von Foucault kann diese Einflussnahme als „Regierung mit Wissen“ bezeichnet werden. Damit Wissen Einfluss nehmen kann, muss es allerdings diskursive verfügbar gemacht werden. Demnach sind Diskurse das Scharnier zwischen ökonomischer Wissenschaft und regierter Gesellschaft. Die Beiträge des Bandes gehen diesem komplexen Wechselverhältnis zwischen Wissenschaft und Gesellschaft aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven nach.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Die Dialektik von Ökonomie, Diskurs und Regierung. Zur Einleitung
Zusammenfassung
Seit geraumer Zeit ist ein stetig steigendes Interesse an der Analyse von Diskursen zu verzeichnen. Von Diskursanalyse und Diskurstheorie versprechen sich die unterschiedlichen sozial- und sprachwissenschaftlichen Disziplinen nicht nur eine interdisziplinäre Öffnung ihrer Forschungsgegenstände und eine reflexive Neujustierung der heute als Klassiker der jeweiligen Fächer kanonisierten Theorien für die neuen Fragen und Herausforderungen, die mit der Globalisierung der Gesellschaften, der Dezentrierung des Subjekts und der Reflexivität von Wissen und Sprache einhergehen.
Jens Maeße

Die politische Ökonomie der Märkte

Wirtschaftssoziologie und Gesellschaftstheorie
Zusammenfassung
Wie Pierre Bourdieu einst bemerkte, muss jedes Verständnis sowohl der Form, in der sich ein bestimmtes Feld darstellt, als auch der hinter seiner Dynamik liegenden Kräfte und der Bedingungen, die seine Zukunft formen, mit einer Hinwendung auf die Geschichte dieses Felds beginnen – im Spezielleren muss man die Entstehungsbedingungen (die Genesis) des Feldes untersuchen (siehe etwa Bourdieu/ Wacquant 1992: 94ff.).
Marion Fourcade
Die Krise als System? Die diskursive Konstruktion von „Risiko“ und „Unsicherheit“
Zusammenfassung
Mit dem Zusammenbruch der globalen Finanzmärkte wurde deutlich vor Augen geführt, dass der zuvor vielgelobte Monetarismus als Großprojekt auf falschen Voraussetzungen fußt. Das freie Spiel der Marktkräfte führte auf den Finanzmärkten nicht zu einem stabilen Gleichgewicht, sondern zur Herausbildung eines Kasinokapitalismus, dessen Ausmaß selbst Susan Strange überraschen würde (siehe hierfür insbesondere Strange 1986).
Oliver Kessler
Eine politische Ökonomie der Finanzmarktregulierung: Diskursive Perspektiven auf ‚Basel III‘
Zusammenfassung
Die globale Finanzkrise hat Finanzmarktregulierung prominent in den öffentlichen Diskurs gebracht. Das Fiasko am Subprime-Immobilienmarkt in den USA hat sich durch die globale Finanzintegration weltweit ausgebreitet. Banken mussten gerettet werden und es wurde schnell deutlich, dass dies vom Staat und damit von seinen Bürgern durch Steuererhöhungen oder durch Einschnitte in die öffentlichen Haushalte geleistet werden sollte.
Benjamin Wilhelm
Totgesagte leben länger. Die Fortschreibung ökonomischer Ordnung in Krisenlektionen der deutschen Finanzpresse
Zusammenfassung
Die nordatlantische Finanzkrise, die seit 2007 weite Teile der Weltwirtschaft in Atem hält, ist als fundamentale Hinterfragung der aktuellen wirtschafts- und geopolitischen Konstellationen gedeutet worden (Habbu 2011; Jessop erscheint 2013). Diese Einschätzung ist mit der Erwartung verbunden, dass die Finanzkrise soziales Lernen auslösen wird, dass also nicht nur bestehende wirtschaftspolitische Ansätze revidiert werden, sondern auch theoretische Annahmen darüber, wie Wirtschaft funktioniert.1
Amelie Kutter

Der ökonomische Diskurs der Öffentlichkeit

„Nobel“-Ökonomen als öffentliche Intellektuelle Die Zirkulation von symbolischem Kapital
Zusammenfassung
„Preise“ sind soziale Konstrukte und spielen für die Bewertung von Forschung und die Erlangung öffentlicher Anerkennung für wissenschaftliche und andere Leistungen heute eine bedeutende Rolle. Die Institution des „Preises für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel“ kann als sozialer Konstruktionsprozess von öffentlichen Intellektuellen im engeren Sinn analysiert werden: Und zwar so, wie er während der Dreyfus-Affäre in Frankreich entstandenen ist, nämlich als Erzeuger geistiger (wissenschaftlicher, literarischer, künstlerischer) Güter, denen es ermöglicht wird, aus ihrer eigentlichen Aktivitätsund Legitimitätssphäre herauszutreten, um öffentlich einen Standpunkt zu diversen moralischen oder politischen Fragen einzunehmen.
Frédéric Lebaron
Syntaktische Konstruktionen als diskursive Muster: Krisen in der medienvermittelten Öffentlichkeit
Zusammenfassung
Was ist ein Bruttosozialprodukt? Was bedeutet der Ausdruck Arbeitslosengeld? Was verstehen wir unter einer Krise? Die Begriffe Bruttosozialprodukt, Arbeitslosengeld, Krise – um nur drei herauszugreifen – lassen sich wissenschaftlich zweifelsohne exakt definieren. Zugleich gehört der jeweilige Begriffsgehalt aber zum voraussetzbaren Alltagwissen, insofern wir über kommunikativ hinreichende, wenngleich oft vage Begriffsbestimmungen verfügen. Spätestens seit der Kapitalisierung der Arbeitsmärkte sind ökonomische Begriffe zu integralen Bestandteilen des öffentlichen Sprachgebrauchs geworden.
Alexander Ziem
Die Makrostruktur des Diskurses zur Finanzkrise. Figurative Politik und Legitimation im postnationalen Zeitalter
Zusammenfassung
Die internationale Finanzkrise 2008/2009 hat ein weiteres Mal verdeutlicht, dass eine globalisierte Weltwirtschaft ohne politische Akteure und Organisationen, die auf einem transnationalen politischen Feld agieren, nur schwer vorstellbar ist. Politische Entscheidungen, die auf diesem Feld getroffen werden, wirken sich auf die Politik der als Rahmen demokratischer Ordnungen fungierenden Nationalstaaten aus. Indem verschiedene transnationale Institutionen und Gebilde wie zum Beispiel IWF, G8, G20 und EU Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen, die zuvor zu den Kernkompetenzen des Nationalstaates zählten, fordern die durch Globalisierung und Europäisierung (Bach 2000) der kapitalistischen Wirtschaft hervorgerufenen Veränderungen die demokratische Ordnung heraus.
Ronny Scholz
Argumentation im multimodalen Umfeld. Beispiel: Bonuszahlungen
Zusammenfassung
In den Medien wird die Finanzkrise in Deutschland, deren Beginn insbesondere durch die Insolvenz der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers symbolisiert wird, in den Zusammenhang mit Landespolitikern und Funktionsträgern im Bankenwesen gebracht. Dadurch werden die systemischen Erklärungen ihrer Entstehung aus der öffentlichen Debatte ausgeblendet.
Jan Krasni

Die diskursive Politik der Wissenschaften

Frontmatter
Wie und mit welchen Machtwirkungen werden Wirtschaft(ende) und Arbeit(ende) fabriziert? Inspektionen von Ökonomie aus diskurs- und dispositivanalytischen Perspektiven
Zusammenfassung
Impulsgebend für die Rahmung dieses Beitrags als Inspektion waren ein Sammelband „Feminismus: Inspektion der Herrenkultur“ (Pusch 1983) und ein Innsbrucker Kollege, der bei einem Workshop „Personell – Organization – Poststructuralism“ als Inspector bzw. Detective Columbo verkleidet auftrat, um „[e]ine Nachforschung“ über das Controlling anzustellen (vgl. Habersam 2003).
Gertraude Krell
Das Feld und der Diskurs der Ökonomie
Zusammenfassung
Wenn die Wissenschaftssoziologie die Regeln und Praktiken der wissenschaftlichen Wissensproduktion untersucht, dann fragt sie zunächst nach der Genese des Feldes, das sie als ihren Untersuchungsgegenstand identifiziert hat.
Jens Maeße
Zur performativen Dimension konstitutiver Metaphern in der ökonomischen Theoriebildung: Zwischen Disziplinarität und Gesellschaft
Zusammenfassung
Die folgenden Überlegungen gehen von der These aus, dass (visuelle) Metaphern – beispielsweise Quesnays Tableau économique, Smiths Invisible Hand, Walras´ Tâtonnement, aber auch die Phillips Machine – konstitutive und irreduzible Bestandteile wirtschaftswissenschaftlicher Theorieprogramme und Wissenschaftskulturen darstellen.
Hanno Pahl
Storytelling als narrative Managementmethode. Das Wissen von/als Narration
Zusammenfassung
Die für die Gegenwartsliteratur vielfach konstatierte Rückkehr des Erzählens lässt sich mit dem Bedeutungsgewinn des Erzählens in der Betriebswirtschaft analogisieren. Dort firmiert seit mehreren Jahren das Erzählen als Methode unter dem Begriff Storytelling.
Alexander Preisinger
Backmatter
Metadaten
Titel
Ökonomie, Diskurs, Regierung
herausgegeben von
Jens Maeße
Copyright-Jahr
2013
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-01294-6
Print ISBN
978-3-658-01293-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-01294-6