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05.03.2015 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Qualität im Automobil: Null-Fehler-Strategie ist erforderlich

4 Min. Lesedauer

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Die Realisierung von Qualität im Automobil ist eine wichtige Aufgabe - die im Zuge unzähliger Ausstattungsvarianten derzeit eine Renaissance erfährt. Über Kundenanforderungen und Qualitätskriterien diskutierten über 70 Experten auf der 8. Fachkonferenz Qualität im Automobil am 24. und 25. Februar 2015 in Leipzig.

"Die Qualität ist abhängig von der Erwartungshaltung", erklärte Dr. Karl Kraus, Vorstandsvorsitzender von Kiekert im Rahmen seines Keynote-Vortrags in Leipzig. Insbesondere die Beurteilung sei individuell. Kraus führte dies anhand verschiedener Beispiele außerhalb der Automobilindustrie wie etwa Flüge, Mobiltelefone, Kaffeemaschinen oder Armbanduhren aus. Als Qualitätskriterien nannte er die Basisanforderungen, die Leistungsanforderungen, die Begeisterungsanforderungen, die unerheblichen Merkmale und die Zurückweisungsmerkmale. Die Erwartung sei sehr vom Kunden abhängig und weise daher auch regional große Unterschiede auf. Die jeweilige Kundenerwartung muss für den Fahrzeughersteller und den Zulieferer in Anforderungen und Spezifizierungsmerkmale übersetzt werden. Aufgrund der hohen Anzahl der Teile pro Fahrzeug und der vielen Ausstattungsvarianten ergebe sich ein Unfehlbarkeitsanspruch bei der Herstellung. Die Qualität erlebt damit laut Kraus eine Renaissance.

Qualität als Gesamteindruck: Fakten und Emotionen

Die Abhängigkeit der Qualität als Gesamteindruck in einer Region auf der Welt spielte auch im Vortrag von Knudt Flor, Leiter Unternehmensqualität bei BMW, eine große Rolle. Bei den weltweiten Rückrufen gehe es insbesondere bei den Behörden nicht nur um Fakten, sondern auch um Emotionen und Gefühle; aber auch darum, den Kunden zu schützen. Des Weiteren führte Flor den großen Vorteil von Social Media aus, der darin liege, die schnellsten und besten Informationen von Kundenseite zu erhalten. Ferner betonte er die Notwendigkeit von Innovationen, da die Automobilindustrie einen starken Wandel durchlaufe. Dies erläuterte Flor am Beispiel des BMW i3, bei dem die Herstellung sehr große Unterschiede im Vergleich zum klassischen Automobilbau aufweise. Die klassischen Fertigungsschritte im Presswerk und Rohbau werden durch völlig neue Herstellungsprozesse von Karosseriekomponenten aus kohlefaserverstärkten Kunststoff ersetzt, insbesondere werden die vielen Schweißpunkte durch Klebeprozesse ersetzt. Auch die Montage verläuft völlig anders, weil die Außenverkleidung erst zum Schluss montiert wird und dadurch der Innenraum des Fahrzeugs während des Montageprozesses viel besser zugänglich ist. Dies wurde für die Teilnehmer der Fachkonferenz während der Werksführung bei BMW Leipzig deutlich. Flor hob zudem hervor, dass die neuen Kunden ein völlig anderes Verhältnis zur Software haben, insbesondere eine andere Schmerzgrenze. Darauf müsse sich die Automobilindustrie einstellen.

Null-Fehler-Strategie

Die Auswirkungen der CO2-Anforderungen diskutierte Robert Van der Wal, Leiter des Projekts Qualität 2030 bei Volkswagen, in seinem Vortrag. Insbesondere die Vertriebsstruktur muss darauf vorbereitet werden, sagte Van der Wal. Außerdem habe die Volatilität einen großen Einfluss auf die Fahrzeug- und Zulieferindustrie. Die regionalen Kundenerwartungen unterscheiden sich sehr stark, stimmte Van der Wal seinen Vorrednern zu, dies werde allein schon durch das deutlich unterschiedliche Durchschnittsalter der Autokäufer deutlich. In Deutschland liegt das Durchschnittsalter zum Beispiel bei 53 Jahren in China bei 35 Jahren. Als weiteren Punkt hob auch Van der Wal die Annäherung der Welt der Software an die Automobilindustrie hervor. Dies erfordere an vielen Stellen ein Umdenken. Was die Rückrufe betrifft, haben zwar die Schadensfälle in Summe abgenommen, jedoch nicht die Meldungen darüber, erläuterte er. Durch die internationale Vernetzung der Behörden hat sich die Situation für die Fahrzeugindustrie verschärft. Eine Null-Fehler-Strategie müsse daher Zielsetzung sein. Eine schnelle Fehlerdetektion und –analyse sei dafür zwingend erforderlich.

Rückrufquote im Fokus

Qualität im Automobil zu gewährleisten, bedeutet den Kunden und auch die Behörden zufrieden zu stellen. Um sich auf dem Automobilmarkt behaupten zu können, müssen Rückrufe deshalb unter allen Umständen verhindert werden. Ein wesentliches Thema der Fachkonferenz war deshalb die Identifizierung der Ursachen für die hohen Rückrufquoten, wobei sich die Teilnehmer einig waren, dass es die "eine Ursache" dafür nicht gibt. Eine wesentliche Rolle spielt die steigende Komplexität bei einer gleichzeitigen Erhöhung der Entwicklungsgeschwindigkeit, aber auch die Verlagerung der Wertschöpfung vom Hersteller auf den Zulieferer bei einer gleichzeitigen Preisdrucksteigerung. Nicht zuletzt verschärfen die Baukasten- und Gleichteilestrategien bei Herstellern und Zulieferern die Lage aus Sicht der Qualität, weil im Falle von Problemen eben diese überall dort auftreten, wo die betroffene Komponente verbaut wird. Daraus ergibt sich, dass die Prävention hoch priorisiert werden muss. Mit einem guten Qualitätsmanagement kann viel Geld gespart werden. Darüber waren sich viele Teilnehmer der Fachkonferenz einig.

Die 8. Fachkonferenz Qualität im Automobil wurde von Automobil Produktion und SV Veranstaltungen in Kooperation mit der redi-Group veranstaltet.

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