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17.08.2015 | Energie | Interview | Online-Artikel

Schwimmendes Öko-Kraftwerk im Hamburger Hafen

verfasst von: Günter Knackfuß

3:30 Min. Lesedauer

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Seit Mai 2015 versorgt die LNG Hybrid Barge "Hummel" ein Kreuzfahrtschiff während ihrer Liegezeiten im Hamburger Hafen emissionsarm und umweltfreundlich mit Energie. Wir sprachen mit Dirk Lehmann über das Projekt.

Springer für Professionals: Vor 3 Jahren startete das Projekt – jetzt der geplante Betriebsbeginn. Wie läuft die Anfangsphase?

Dirk Lehmann: Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf der Anfangsphase der Nutzung der "Hummel". Die umfangreiche technische Vorarbeit aller involvierten Unternehmen hat sich ausgezahlt, wir haben nur wenige technische Überraschungen erlebt, alle waren jeweils in kurzer Zeit erfolgreich gelöst. Im Hamburger Hafen wird zur Zeit ausschließlich die Aidasol mit sauberem Hafenstrom aus der "Hummel" versorgt. Kein anderes, Hamburg anlaufendes Schiff kann den bereitgestellten, sauberen Strom abnehmen.

Welche Vorteile bietet das schwimmende Kraftwerk für Mensch und Umwelt?

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Seeschiffe, welche den sauberen Strom der "Hummel" beziehen, schalten dabei ihre eigenen Hafendiesel ab und damit werden die für Menschen so giftigen Feinstaubemissionen gänzlich vermieden, die Stickoxidemissionen werden um 90 Prozent verringert. Schwefel wird auch nicht mehr ausgestoßen, denn Erdgas ist ein schwefelfreier Kraftstoff. Die CO2 Bilanz verbessert sich um gut 20 Prozent. Dieser für eine Hafenstadt wie Hamburg so wichtige Beitrag zur Luftreinhaltung kostet die Kreuzfahrtreedereien viel Geld, denn das Abschalten eigener Kraftwerke an Bord zu Gunsten eines Erdgaskraftwerkes wie der Hummel bedeutet erheblichen finanziellen Mehraufwand.

Wie erfolgt die Energieerzeugung an Bord der Barge?

Die Erzeugung der elektrischen Energie für das mit der „Hummel“ über dicke Spezialkabel verbundene Kreuzfahrtschiff erfolgt durch hocheffiziente Gasmotoren. Fünf davon sind an Bord, jeder erzeugt bis zu 1.500 Kilowatt elektrische Leistung. Somit stehen insgesamt 7.500 kW zur Nutzung zur Verfügung. Das Erdgas kommt als tiefkaltes, druckloses Flüssigerdgas (LNG= Liquefied Natural Gas) containerisiert an Bord, wird dort aufbereitet (erwärmt) und gelangt dann in die Motoren. Das Ganze passiert nahe am Schiff, inmitten der Hafencity, wo bereits seit Jahrzehnten ein Erdgas Heizkraftwerk mit 348.000 kW Leistung ohne jeden Zwischenfall arbeitet.

 

Welche Sicherheitsanforderungen bestehen in unmittelbarer Nähe zu den Cruisern?

Die Sicherheitsanforderungen für die "Hummel" sind die gleichen wie für das Kreuzfahrtschiff. Beide sind Seeschiffe und als solche unterliegen sie den internationalen Anforderungen und Regelwerken der Klassifikationsgesellschaften und Flaggenstaaten. Die "Hummel" hat als erstes deutsches reines LNG Seeschiff übrigens Hamburg als Heimathafen. Zusätzlich zu den hohen Sicherheitsstandards der Seeschifffahrt haben wir zusammen mit den Hamburger Behörden ein Sicherheits- und Umweltverträglichkeitsverfahren umgesetzt, welches die hohen Standards der "Hummel" nochmal bestätigte. Diese Spezialität wurde noch nie in Deutschland unternommen und war damit entsprechend anspruchsvoll.  Wichtig ist es zur verstehen, das LNG nichts anderes als verflüssigtes Erdgas ist. Ganz Hamburg heizt mit Erdgas, sauberer und sicherer geht es kaum.

Was passiert auf der "Hummel", wenn die Kreuzfahrtschiffe Hamburg im Winter nicht anlaufen?

Im Winter kommt die besondere Bauart der "Hummel" so richtig zum Tragen: Sie kann als einziges Kraftwerk bisher in sehr kurzer Zeit umschalten vom Landstromversorger bei 60 Hz Schiffsfrequenz zum hocheffizienten Blockheizkraftwerk (BHKW) bei 50 Hz. Im Wintermodus arbeitet unsere "Hummel" als BHKW, welches dann Erdgas aus der Leitung bezieht (günstiger als containerisiertes Flüssigerdgas) und dieses nutzt, um Strom für Industriekunden und Wärme für das Hamburger Fernwärmenetz zu erzeugen.

Wird diese Spezialvariante der Energieversorgung jetzt die Zukunftslösung für weitere Häfen?

Ja, ganz sicher. Die Nachfrage ist jetzt nach erfolgreichen Betriebstagen der "Hummel" an der Aidasol und nach der internationalen Hafenkonferenz IAPH in Hamburg sehr groß. Wir gehen von weiteren LNG Hybrid Bargen für Häfen weltweit in kurzer Zeit aus.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Günter Knackfuß, freier Autor, für Springer für Professionals.

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