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02.04.2013 | Journalismus | Schwerpunkt | Online-Artikel

"Pro-Quote": Journalismus ist unten weiblich, oben männlich

2:30 Min. Lesedauer

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"Überall sind mehr Frauen aufgerückt, auch in die Chefredaktionen.“ Ein Jahr nach Start der Journalistinnen-Initiative "Pro Quote“ ist die Bilanz geteilt. So sind Süddeutsche Zeitung und FAZ noch immer Männerdomänen.

Mehr Frauen in den Führungsebenen von Print, TV und Radio ist das Ziel von "Pro Quote“. Mit einer großen Briefaktion an die deutschen Chefredakteure, Intendanten und Verleger ist die Initiative vor einem Jahr erstmals in Erscheinung getreten. Das Anliegen der mittlerweile über 4.000 Unterzeichnerinnen aus allen Medienbereichen: Bis 2017 sollen 30 Prozent aller Führungspositionen von Frauen besetzt sein, so das erklärte Ziel der "Pro-Quote"-Vorsitzenden Annette Bruhns.

Wenn Männer Männer rekrutieren fehlen Frauen die Vorbilder

"Jungen Journalistinnen, die Karriere machen wollen, fehlen die Vorbilder", nennt die Intendantin von Rundfunk Berlin-Brandenburg, Dagmar Reim einen von vielen Gründen für die Initiative. Beim RBB stimmt die Quote (40 Prozent), auch bei TAZ (50 Prozent), Zeit (30,4 Prozent) und der Berliner Zeitung (40 Prozent). Andere wie FAZ-Chef Frank Schirrmachen hüllen sich in Schweigen oder brechen Versprechen, wie jüngst Stern-Chef Thomas Osterkorn. Der wollte vor einem Jahr vollmundig die Hälfte aller Führungsposten mit Frauen besetzen – aktuelle Quote 18,5 Prozent –, holte sich jetzt aber zwei Männer zur Unterstützung an die Seite.

Frauen dominieren die Journalistenausbildung

"In der Journalismusausbildung stellen junge Frauen schon längst die Mehrheit“, schreibt Margreth Lünenborg in ihrem Buchkapitel "Das Geschlecht des Journalismus. Gender Studies und Journalistik". Einer Studie über Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen am Berliner Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft zufolge lag der Frauenanteil im Jahr 2010 bei nahezu 80 Prozent. Tendenz steigend. Mit dem "gender switch" im Journalismus gehe bei den männlichen Kollegen die Angst vor dem Verlust von Einfluss, Prestige und Einkommen um. Eine Angst, die immer dort am besten gedeiht, wo die Berufsbindung besonders hoch ist.

Journalistin und Mutterschaft eine "Mission impossible“?

Mittels einer Online-Befragung, an der sich 287 männliche und weibliche Journalisten aus 25 Redaktionen beteiligten, konnte Kathrin Runge ermitteln, dass 90 Prozent den Beruf über das Private stellen. Journalistinnen geraten in diesem hoch ambitionierten Wettbewerb zusätzlich noch in den Konflikt von Familie und Beruf. Runge lässt in ihrem Buchkapitel "Mission impossible" die Zahlen sprechen: "Die Geburtenrate, die in Deutschland derzeit bei 1,38 liegt, ist mit einem Wert von 0,99 bei den befragten Journalistinnen deutlich niedriger."

Eine akzeptable Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist im Journalismus offenbar nur für ein Drittel der Befragten möglich. Für Mütter im Journalistenberuf zeichnet Runges Auswertung ein ernüchterndes Bild: "Sie sind Mütter, machen vorrangig den Haushalt, sind abhängig vom Verdienst ihrer Männer und müssen zusätzlich noch in einem stressigen, herausfordernden Beruf arbeiten.“ Dennoch, die Begeisterung für den Beruf überwiegt bei Journalistinnen wie bei Journalisten.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

Mission Impossible?

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Journalismus
Quelle:
Facetten des Journalismus