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2012 | Buch

Facetten des Journalismus

Theoretische Analysen und empirische Studien

herausgegeben von: Klaus-Dieter Altmeppen, Regina Greck

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

Der Journalismus ist ein weites Feld. Eingebettet in die Mechanismen der Massenmedien äußert er sich in vielfältigen Formen, erfüllt diverse Aufgaben, nutzt verschiedene Inhalte, erzielt disperse Wirkungen und beruht auf den Qualifikationen und Einstellungen der verschiedenen Macher. Das vielfältige Spektrum der Journalistik und des praktischen Journalismus wird immer wieder auf verschiedenste Weise erforscht. Dieser Band stellt eine Auswahl hervorragender Studien zu bisher wenig bearbeiteten Themen des Journalismus vor. Die theoretischen Grundlagen und die methodische Umsetzung der Studien umfassen eine große Bandbreite des Faches: Politische Kommunikation, Framing, Public Relations, Berufsfeldforschung und Medienformate sind nur einige Beispiele, die mit Inhaltsanalysen, standardisierten Befragungen, Leitfadengesprächen und narrativen Interviews erkundet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Facetten des Journalismus als Probleme der Journalismusforschung

Facetten des Journalismus als Probleme der Journalismusforschung
Eine Einleitung
Zusammenfassung
Als „alarmierend“ bezeichnet Elvira Steppacher, die ehemalige Leiterin des Instituts zur Förderung des publizistischen Nachwuchses (ifp), die Ergebnisse einer Studie über die „Entzauberung eines Berufs“ (Donsbach u. a. 2009: 7). Ihre Autoren konstatieren eine zunehmende Entfremdung zwischen Journalismus und seinem Publikum: Rund 40 Prozent der befragten Deutschen glauben, Journalisten hätten zu viel Macht und würden moralische Grenzen überschreiten. Gleichzeitig nimmt das Interesse an journalistisch aufbereiteten Informationen stark ab, was sich nicht nur an den sinkenden Leserzahlen von Tageszeitungen zeigt, sondern auch am steigenden Konsum der Deutschen von Unterhaltungsangeboten. Ursachen für dieses Auseinanderleben vermuten Forscher in verschiedenen Medienskandalen, der Ökonomisierung des Medienbetriebs, der zunehmenden negativen Berichterstattung und den verschwimmenden Grenzen des Berufs (vgl. Donsbach u. a. 2009: 13-23).
Klaus-Dieter Altmeppen, Regina Greck

Traumberuf oder Berufstraum(a)?

Frontmatter
Traumberuf oder Berufstraum(a)?
Ausbildungssituation und Berufsrealität von Journalisten
Zusammenfassung
Kleine Jungs wollen Feuerwehrmann oder Lokführer werden, kleine Mädchen Tierärztin oder Schauspielerin. Spätestens nach dem Schulabschluss schwenken viele aber noch einmal um: Oft soll es dann „was mit Medien“ sein. Und das, obwohl Journalisten einen der am schlechtesten angesehenen Berufe in Deutschland ausüben. Sie liegen hinter Ärzten, Hochschulprofessoren und Geistlichen auf Platz 12 von 18 zu bewertenden Berufsbildern. In der regelmäßigen Umfrage zu Images von Berufen des Instituts für Demoskopie in Allensbach liegen nur noch der Offizier, der Gewerkschaftsführer, der Politiker und der Buchhändler hinter den Journalisten. Schlusslicht bildet der Fernsehmoderator (vgl. Allensbacher Archiv 2011). Wirft man einen Blick auf frühere Studien, zeigt sich, dass der Journalist schon immer im hinteren Drittel angesiedelt war, was seine Wertschätzung betrifft: Bereits 2008 rangierte diese Zunft auf Platz 13 von 17 in der Allensbacher Umfrage (vgl. Allensbacher Archiv 2008).
Regina Greck, Klaus-Dieter Altmeppen
Woher kommen die Journalisten der Zukunft?
Stärken, Schwächen, Potentiale – eine Evaluation der überbetrieblichen Journalistenausbildung in Bayern
Zusammenfassung
Er wird nicht weggetwittert werden, kein Blogger wird ihn in Grund und Boden schreiben, eine schnell online gestellte Agentur-Eilmeldung wird ihm nicht die Existenzgrundlage nehmen – die vielen Gefahren für den Journalismus, die sowohl Wissenschaftler als auch Praktiker in den vergangenen Jahren identifiziert haben, werden den Qualitätsjournalismus zweifelsohne verändern. Sie werden ihn aber nicht verdrängen, diese Erkenntnis hat sich nach einer teilweise hektisch und angstvoll geführten Debatte mittlerweile durchgesetzt. In einer Zeit, in der fast wöchentlich neue Kommunikationskanäle und -techniken erfunden werden, in denen sich jeder Bürger über immer mehr Kanäle informieren kann, bietet sich dem traditionellen Journalismus eine große Chance: Dank seiner Professionalität hat er einen Vertrauensvorsprung bei Lesern, Hörern und Zuschauern. Wenn er es schafft, diesen Vorsprung zu halten, wird er für den Konsumenten als Zufluchtsort in einer Flut von Informationen und Meinungen sogar an Bedeutung gewinnen, indem er auswählt, einordnet, beurteilt. Doch sind die Journalisten von morgen dieser Herausforderung auch gewachsen?
Karin Prummer
Diplom-Journalistik in Eichstätt
Eine Befragung der Absolventen des Eichstätter Diplom-Journalistik-Studiengangs 1993-2008
Zusammenfassung
Studium, Volontariat oder Journalistenschule: Einen Königsweg in den Journalismus gibt es nicht, aber viele Möglichkeiten, sich seinen Weg in die Medienwelt zu bahnen. Journalismus ist in Deutschland ein freier Beruf mit einem offenen Berufszugang. Dass es keinen geregelten Ausbildungsweg gibt, liegt unter anderem daran, dass „Journalist“ keine geschützte Berufsbezeichnung ist. Es gibt vielmehr die verschiedensten Möglichkeiten, seinen Berufswunsch „Journalist“ zu verwirklichen. Möglich ist dies unter anderem durch ein Volontariat, durch den Besuch einer Journalistenschule, als Quereinsteiger ohne journalistische Ausbildung oder durch ein Studium mit anschließendem Volontariat. Grundsätzlich wird den Bewerbern aber eine gute Ausbildung abverlangt. So ist gerade in der heutigen, stark diversifizierten Medienlandschaft ein Eintritt in Redaktionen ohne Studium nur noch in Ausnahmefällen möglich. Dies bestätigt auch die Studie „Die Souffleure der Mediengesellschaft“ von Weischenberg, Malik und Scholl (2006: 68): 69 Prozent der Journalisten in Deutschland haben einen Hochschulabschluss.
Annika Hausner
Mission Impossible?
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Journalismus
Zusammenfassung
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt für viele Journalistinnen und Journalisten ein großes Problem dar, das zudem wenig erforscht ist. Ob und welche Maßnahmen dazu existieren und wie Journalisten sie bewerten, wurde mit Hilfe einer Online-Befragung untersucht. Mit ihr sollten erstmals konkrete Daten und Hintergründe zur Situation in Print- und Rundfunkredaktionen erhalten werden.
Kathrin Runge
Discount für die Unbestechlichen
Nutzung und Bewertung von Presserabatten aus Anbieter- und Nutzerperspektive
Zusammenfassung
Der Journalismus ist ein privilegierter Beruf. Journalisten haben Einfluss, sie kommentieren politische Entscheidungen, führen Interviews mit Prominenten und Staatschefs, und sie genießen besondere Rechte, z. B. das Zeugnisverweigerungsrecht. Diese Privilegien sind bekannt. Sie verpflichten die Journalisten zu verantwortlichem Handeln.
Dominik Stawski

Watchdogs, Quälgeister oder Schönfärber?

Frontmatter
Watchdogs, Quälgeister oder Schönfärber?
Funktionen und Ansehen von Medien
Zusammenfassung
Am 17. Juni 1972 begannen die Sternstunden des amerikanischen Journalismus und eine der größten innenpolitischen Krisen der USA. Bob Woodward und Carl Bernstein, zwei Journalisten der Washington Post, recherchierten in der später so genannten Watergate-Affäre und deckten einen Wahlkampfskandal um Präsident Richard Nixon auf. Dafür erhielten Woodward und Bernstein den Pulitzer-Preis (vgl. Bernstein/Woodward 1974). Die Watergate-Affäre wurde zu einem der größten Mythen des Journalismus und prägte vornehmlich das Bild der amerikanischen „Muckrakers“ – Journalisten, die investigativ recherchieren und damit in besonderer Weise Missstände in der Gesellschaft anprangern.
Regina Greck, Klaus-Dieter Altmeppen
Geliebter Feind
Das Verhältnis von Journalisten und Politikern im lokalen Wahlkampf
Zusammenfassung
Die Medien, jeden Tag auf der Jagd nach neuen und spannenden Geschichten und damit immer bemüht, der Politik möglichst dicht auf den Fersen zu bleiben. Die Politiker, jeden Tag hinter den Medien her, um sich selbst möglichst häufig im Fokus der Öffentlichkeit wiederzufinden. Oder wie es Altkanzler Gerhard Schröder einmal formulierte: „Bild, BamS und Glotze“ – das sei alles, was er zum Regieren brauche. Politik findet immer öfter ausschließlich in den Medien statt. „Besonders im Wahlkampf stehen die Parteien und Medienvertreter in einem ständigen Ringen um die medialen Agenden, die die Öffentlichkeit erreichen und somit potentielle Wähler informieren“ (Politika Berlin 2008: 1). Dabei verläuft das Zusammenspiel von Politik und Medien selten ohne Spannungen: Unterschiedliche Zielvorstellungen und Interessen prallen aufeinander. Politiker versuchen die Journalisten für ihre Zwecke zu instrumentalisieren – mit ausgefeilten Strategien, die von bis ins Detail geplanten Werbekampagnen bis hin zu monströsen Wahlkampfveranstaltungen reichen.
Nina Köstler
Medien-Reputation und Quellenzugang
Eine Untersuchung über Bevorzugungen und Benachteiligungen in der Berichterstattung
Zusammenfassung
Es gibt sie: die Bevorzugungen bestimmter Medien und Journalisten. Diese bevorzugten Medien heißen oft Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Deutsche Presseagentur (DPA). Sie sind allesamt renommiert und reichweitenstark. Ebenso existieren Benachteiligungen, oft unbewusste, ab und an auch bewusst getroffene. Da erfolgt die Bearbeitung der Anfragen eben nicht strikt nach der Reihenfolge des Eingangs, die E-Mails oder Anrufnotizen unliebsamer oder geringauflagiger Medien wie die der kleinen Regionalzeitungen fallen dann schon mal unter den Tisch. Und eine Chance auf das Interview mit dem Spitzenpolitiker oder Vorstandsvorsitzenden haben eher das hochauflagige Nachrichtenmagazin und der Fernsehsender, mit dem die breite Masse erreicht werden kann.
Janine Lucienne Damm
Forza Italia
Italiens Medien unter Berlusconi: Zwischen Fußballschlachtrufen, kommunistischen Verschwörungstheorien und Mediendiktatur
Zusammenfassung
Er wollte der Retter Italiens sein. Das gab Silvio Berlusconi dem Volk zumindest in seiner Videobotschaft zu verstehen, in der er seine Kandidatur für die Parlamentswahlen 1994 bekannt gab. „Noch nie hat Italien so dringend wie heute (…) Menschen gebraucht, Menschen, die mit beiden Beinen im Leben stehen und in der Lage sind, ihrem Land zu helfen und den Staat in Gang zu bringen (…). Wenn das politische System funktionieren soll, muss ein Pol der Freiheit entstehen, der sich dem Kartell der Linken entgegenstellt, ein Pol, der für die besten Kräfte des ehrlichen, vernünftigen und modernen Italiens attraktiv ist.“ (zitiert nach Feustel 2007: 21) Frei, ehrlich und modern sollte das Italien Silvio Berlusconis also sein. 15 Jahre später ist es weder sonderlich frei – Informations- und Meinungsfreiheit haben sogar abgenommen und die Mafia kontrolliert nach wie vor große Teile Süditaliens – noch besonders ehrlich – Berlusconi selbst ist es, der die Gesetze zu seinen Gunsten, nicht zu jenen Italiens und seiner Bürger macht.
Claudia Stern

„Mit Schlagzeilen erobert man Leser. Mit Informationen behält man sie.“

Frontmatter
„Mit Schlagzeilen erobert man Leser. Mit Informationen behält man sie.“
Analyse politischen Zeitgeschehens in der Presse
Zusammenfassung
Thematisch ist dieses Kapitel breit gefächert, die Klammer für die Beiträge ist die Methode: die Inhaltsanalyse. Sie ist eine der führenden Methoden kommunikationswissenschaftlicher Forschung. Nur Befragungen werden noch häufiger angewandt (vgl. Altmeppen/Weigel/Gebhard 2011: 386f.). Die Inhaltsanalyse dient „zur systematischen, intersubjektiv nachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formaler Merkmale von Mitteilungen; (häufig mit dem Ziel einer darauf gestützten interpretativen Inferenz)“ (Früh 2001: 25). Diese ‚interpretative Inferenz‘ war immer wieder Auslöser für Debatten darüber, ob es zulässig ist, aus den Medieninhalten auf die Einstellungen von Journalisten zu schließen. Da der Kommunikator verantwortlich ist für die Berichterstattung, „erscheint es dann“, so einige Forscher, „nur legitim, das Ergebnis seiner Handlungen – die Medieninhalte – als Hinweise auf seine Kommunikationsabsichten zu interpretieren.“ (Rössler 2005: 29) Diese Absichten werden, so die Argumentation, vom Rollenselbstbild gesteuert. Einfach gesprochen hieße das, dass Journalisten ihre jeweilige Einstellung (zur Politik, zu ihrem Beruf) ungefiltert in der Berichterstattung umsetzen (können).
Klaus-Dieter Altmeppen, Regina Greck
Der Libanonkrieg 2006
Eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung in The Daily Star Lebanon, The Jerusalem Post und der Süddeutschen Zeitung auf Basis der Framing-Theorie
Zusammenfassung
Der Nahe Osten ist ein Pulverfass. Wenn es dort kriselt – also eigentlich immer – betrifft das auch Deutschland, wegen der historischen Verantwortung für Israel, wegen wirtschaftlicher und politischer Verbindungen mit der Region. Im Zusammenhang mit dem Libanonkrieg im Sommer 2006 war zu entscheiden, ob sich deutsche Soldaten an einer Friedensmission beteiligen sollten. Für die deutsche Bevölkerung, aber auch für viele Israelis und Libanesen waren Medien die wichtigste Informationsquelle und daher essentiell für die Meinungsbildung.
Susanne Klaiber
Die katholische Kirche und ihr Nachrichtenwert
Der Papst in der Presse
Zusammenfassung
Seitenfüllend präsentiert die Bild-Zeitung einen milde lächelnden Benedikt XVI. auf der Titelseite ihrer Ausgabe vom 22. November 2010. Darüber die Schlagzeile „Ich, der Papst“. Erst machte das Boulevardblatt irgendwie uns alle zum Pontifex, als die Zeitung im April 2005, am Tag nach der Wahl des deutschen Kardinals Joseph Ratzinger zum Kirchenoberhaupt, die Jubelbotschaft „Wir sind Papst“ dichtete. Und nun folgt, gut fünf Jahre später, „Benedikt XVI. ganz privat“. In einer fünfteiligen Serie veröffentlicht Bild vorab Passagen aus einem Interview, das der Journalist Peter Seewald für eine Buchveröffentlichung mit dem Papst geführt hatte (Benedikt XVI. 2010). Die Leser erfahren, was der Papst über die Kirche denkt und dass er sich abends „Don Camillo und Peppone“ auf DVD ansieht. „Wir Deutschen sollten nicht nur froh sein, wenn ein Sebastian Vettel die Formel- Eins-WM gewinnt, sondern auch, dass dieser Papst einen guten Job macht“, sagt Seewald in der Bild-Zeitung (Ausgabe vom 22.11.2010: 3). „Was er tut, ist ein Geschenk an die Welt.“
Christian Klenk
Hürdenlauf oder Lesevergnügen?
Eine Analyse der Rezeption des Wirtschaftsteils der Tageszeitung Die Welt
Zusammenfassung
Welche Inhalte gelesen werden und welche nicht – das lässt sich für eine Tageszeitung nur bedingt ermitteln. Bei den meisten Methoden der Leserforschung müssen die Leser nämlich selbst ihre Rezeption rekonstruieren und beschreiben. Ob diese dann auch tatsächlich so stattgefunden hat, steht auf einem anderen Blatt. Die Methode des Readerscans, die seit einigen Jahren von den großen Zeitungsverlagen in Deutschland eingesetzt wird, verspricht dieses Problem zu lösen: Der Readerscan ermöglicht erstmals, die Zeitungsnutzung zeitgleich zur Lektüre und in der gewohnten Umgebung des Lesers zu ermitteln.
Marina Stiefenhofer
Geschlagen, missbraucht, vernachlässigt
Die Berichterstattung über innerfamiliäre Gewalt gegen Kinder in deutschen Printmedien
Zusammenfassung
„Baby im Müll gefunden“, „Tochter mit Paketband gefesselt und in der Badewanne ertränkt“, „Zweijähriger zu Tode geprügelt“ – immer wieder erregen Pressemeldungen über die Vernachlässigung, die Misshandlung und den sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichen Abscheu und Empörung. Einige Fälle, wie die von ihren Eltern aufs massivste vernachlässigte siebenjährige Jessica (März 2005), die zu Tode geprügelten Jungen Kevin (2) in Bremen und Mehmet (4) in Zwickau (Oktober 2006) oder die fünfjährige Lea-Sophie (November 2007), die verhungern musste, haben das Thema erneut verstärkt ins Blickfeld gerückt und in die Schlagzeilen der Medien gebracht.
Melanie Verhovnik
Kohlsuppendiät statt Kanzlerin – Sind Frauenzeitschriften ein politisches Vakuum?
Zum Stellenwert der Politikberichterstattung in deutschen Frauenzeitschriften des klassischen Segments und der Emma
Zusammenfassung
Sie glänzen bunt und fröhlich, wollen meine „Freundin“ sein oder versprechen „Glamour“, machen mich schlank oder wahlweise auch glücklich – die Frauenzeitschriften. Schon per Definition kümmern sie sich speziell um die medialen Bedürfnisse der weiblichen Hälfte der Bevölkerung. Wirklich? Laut der Zielgruppenbeschreibung der Verlage auf ihren Online-Seiten werben die Redaktionen mit und um ihre Leserinnen, indem sie insbesondere ihre intellektuellen Fähigkeiten und ihren beruflichen Erfolg in den Vordergrund stellen. Dieser Anspruch spiegelt sich jedoch im inhaltlichen Angebot der Frauenzeitschriften nicht wider. Dort vereinigen sich Konsumanregungen aus Mode und Kosmetik für den Körper mit individualpsychologischer Lebenshilfe für die Seele. Dabei hat sich die Lebenswelt des Zielpublikums der Frauenzeitschriften in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert, so dass das weibliche Geschlecht heute die öffentliche Sphäre, fernab von Haushalt und Familie, weitestgehend erobert hat (vgl. Röser 1992: 23).
Tanja Kössler
Zwischen links und Porno
50 Jahre konkret
Zusammenfassung
Im Jahr 2007 feierte die Zeitschrift konkret als „einzige linke Publikumszeitschrift Deutschlands“ (konkret o. J.) ihren 50. Geburtstag. Der Blick auf fünf Jahrzehnte des „am wenigsten angepasste(n) Intelligenzblatt(s) in der gesamten Bundesrepublik“ (Rühmkorf 2007: 14) zeigt eine irrungs- und wirrungsvolle Geschichte, die eng mit der Nachkriegsgeschichte Deutschlands verwoben ist und die stets von ihren Autoren geprägt wurde. Neben dem Namen der wohl bekanntesten konkret- Autorin und späteren RAF-Terroristin Ulrike Meinhof seien an dieser Stelle beispielhaft nur der spätere Spiegel-Chefredakteur Stefan Aust, die Undercover-Ikone Günter Wallraff, die Feministin Alice Schwarzer, der Philosoph Jean-Paul Sartre, der Schriftsteller Heinrich Böll sowie der spätere Bundespräsident Gustav Heinemann genannt.
Frederik Obermaier

Orchideen im Mediendschungel

Frontmatter
Orchideen im Mediendschungel
Neue Formate und Strategien elektronischer Medien
Zusammenfassung
Lässt man seinen Blick durch den großen Garten der Kommunikationswissenschaft schweifen, stellt man fest, dass es dort bunt und nicht immer gut geordnet zugeht. Zwar sind – akkurat zugeschnitten und fest verwurzelt – die Forschungsfelder Kommunikator-, Aussagen-, Rezipienten und Wirkungs- sowie Medienforschung entlang der Lasswell-Formel erkennbar (vgl. Beck 2007: 162 ff.; Pürer 2003: 19 ff.). Doch schaut man dann genauer hin, entdeckt das Auge des Wissenschaftlers zunehmend Kreuzungen und bisher unbekannte Erscheinungen – die Orchideen. Während die Mischwesen darauf verweisen, dass die Journalismusforschung, die nie immer nur Kommunikatorforschung war, sich mehr und mehr in die anderen Felder ausdehnt, symbolisieren die Orchideen die Ausdifferenzierung des Feldes der Medienkommunikation. Neben diese Ausdifferenzierung, hier verstanden als die Entstehung neuer Berufsfelder aus dem klassischen Journalismus heraus wie etwa der Online- oder der Datenjournalismus, ist ein Ausfransen getreten, bei dem die Ränder des Journalismus unschärfer wurden (vgl. Scholl/Weischenberg 1998: 270).
Regina Greck, Klaus-Dieter Altmeppen
Alte Stärken, neue Partner?
Content-Produktion für neue Distributionskanäle
Zusammenfassung
Piet Worms studiert Regie. Es ist daher nicht verwunderlich, dass eine zuweilen leicht wackelige Kamera dabei ist, als Piet während einer Party schwungvoll durch das Bild gegen die Wand der Wohnung rennt, diese durchbricht und damit in der benachbarten Mädchen-WG landet. Diesem Serieneinstieg folgen 15 Vier- bis Siebenminüter über das Leben einer unfreiwilligen Doppel-WG, charakterisiert nicht nur durch die spezifische Länge der Serienfolgen, sondern auch durch eine eigene visuelle Erzählstruktur, die mittels Handkameraeffekt eine Eigenproduktion des Protagonisten suggeriert, die Illusion einer Piet’schen Produktion aber nicht lückenlos durchhalten kann und so einen professionellen Produzenten hinter der Geschichte erahnen lässt (vgl. Kuhn 2010). Der Profi dahinter ist die GrundyUFA – als Produzent der täglichen Vorabendserie Gute Zeiten Schlechte Zeiten ein erfahrener Akteur im Seriengeschäft. Neu ist jedoch die Distributionsplattform der Serie: Eingebettet in die Community Plattform StudiVZ verfügt jeder der Protagonisten zudem über ein eigenes Profil im Netzwerk und eröffnet den Produzenten der Serie einen interaktiven Rückkopplungskanal zum Nutzer.
Pamela Przybylski
Fanfiction
Die Rückeroberung der Mythen durch das Volk?
Zusammenfassung
„Deine Lieblingsserie gibt es nicht mehr? Dein Lieblingscharakter wurde von den Drehbuchschreibern einfach um die Ecke gebracht? Du wartest sehnsüchtig auf den nächsten Band deiner Lieblingsbücher und er will und will einfach nicht erscheinen? Frust über unlogische Wendungen im Plot? Du bist dir sicher, zwei Charaktere gefunden zu haben, die füreinander bestimmt sind, aber sie finden einfach nicht zueinander? Das muss nicht sein, denn dafür gibt es Fanfiction. Hier nehmen Fans das Schicksal Ihrer (sic!) Lieblinge selbst in die Hand. Such‘ dir dein Fandom und lies dort mehr darüber oder mach‘ einfach selber mit.“
Sabine Metzger
Mit Klang auf Kundenfang
Instore-Radio – Kaufhausradio in Deutschland
Zusammenfassung
Beim Wocheneinkauf schiebt man seinen Wagen durch die Supermarktregale und arbeitet seine Einkaufsliste ab. Meistens bleibt es aber nicht bei den Produkten auf dem Zettel. Unweigerlich streift der Blick bunte Plakate und Preisschilder, die Sonderangebote verkünden. Manchmal fällt einem auf, dass man solche Werbung nicht nur auf das Auge, sondern auch auf die Ohren gedrückt bekommt. Eine freundliche Stimme empfiehlt Artikel und preist neue Ware an. Was viele Kunden aber nicht bemerken: Die Stimme ist Teil eines Radioprogramms, das nur im Supermarkt gesendet wird. Kaufhausradio oder Instore-Radio heißt dieses Medium, das in Geschäften seit Ende der 80er Jahre professionell die Stille vertreibt und zum Griff ins Regal verleiten soll (vgl. Hannen 2002: 38).
Regina Greck

Tue Gutes und rede darüber

Frontmatter
Tue Gutes und rede darüber
Ausgewählte Beispiele zu Strategien und Konzepten von Public Relations
Zusammenfassung
Paradoxien und Widersprüche attestieren Günter Bentele und Howard Nothhaft (2008: 460) den PR, denn wenn „Public Relations Kommunikationsmanagement ist, dann ist es durchsetzt von ebenjenen Paradoxien und Dilemmata, die jedwedes Management plagen.“ (Bentele/Nothhaft 2008: 465) Dilemmata der PR, also zwischen Alternativen wählen zu müssen, und Paradoxien, also janusköpfige Komplexe von Risiko und Chance (vgl. Bentele/Nothhaft 2008: 462), drücken sich schon darin aus, dass das Verhältnis von PR und Journalismus wahlweise als Symbiose, antagonistische Kooperation oder Intereffikation bezeichnet wird. Dies sind in Metaphern ausgedrückte Dilemmata, die den Schwierigkeiten der Wissenschaft geschuldet sind, die Beziehungen zwischen Journalismus und PR eindeutig zu definieren. Allerdings verweisen die Metaphern auf den Alltag der PR-Praxis, denn offensichtlich kann das Verhältnis der beiden Felder je nach Situation und Ereignis ebenso antagonistisch wie kooperativ sein, es kann ebenso symbiotische wie undurchdringliche Grenzen aufweisen.
Klaus-Dieter Altmeppen, Regina Greck
Prominent!
Die Einfluss- und Abhängigkeitsbeziehung von Personal Public Relations und Promi-Journalismus
Zusammenfassung
Journalismus und Public Relations gehen in zunehmendem Maße eine innige Beziehung ein – und beide haben etwas davon: Publizität für die PR und Information für den Journalismus. Diese gegenseitige Abhängigkeit belegen zahlreiche Untersuchungen, allen voran die zum Intereffikationsmodell von Günter Bentele, Tobias Liebert und Stefan Seeling (1997). In diesem Verhältnis stehen auch die Akteure, die an der Berichterstattung über prominente Personen beteiligt sind, wie diese im Jahr 2009 entstandene Arbeit über das Verhältnis von Agenten der Personal Public Relations zu Journalisten der Prominenten-Zeitschriften in Deutschland darlegt. Ausgangspunkt war die Vermutung, dass Personal PR und die Berichterstattung über Prominente in einem besonderen Verhältnis zueinander stehen müssen, das sich in der Intensität durchaus von anderen Themenfeldern des Journalismus unterscheidet und sich Zusammenarbeit in diesem Bereich in starkem Maß aus personalisierten Kontakten und Absprachen konstituiert, die der Kontrolle der Arbeit des jeweils anderen dienen soll.
Simone Andrea Mayer
Bundesliga oder Kreisklasse?
Über Professionalität, Selbstverständnis und Berufsalltag der Öffentlichkeitarbeit in deutschen Bundesligen
Zusammenfassung
Ob Wintermärchen oder Sommermärchen, Doping- oder Bestechungsskandal, spektakulärer Trainerwechsel oder wütende Spieler – Sport findet sich in den Medien überall. Kaum ein Tag vergeht ohne eine Livesendung aus der Welt des Sports. Auch aus den Nachrichten und Zeitungen ist der Sportteil nicht mehr wegzudenken. Sport bringt Geld. Er befindet sich in einer Dreiecksbeziehung mit Medien und Wirtschaft und gewinnt nicht nur an sozialer, sondern auch an medialer und wirtschaftlicher Bedeutung. Höher, schneller, weiter könnte längst durch unterhaltender, gewinnbringender und professioneller ergänzt werden.
Eva Kollmann
Corporate Social Responsibility
Stellenwert, Intentionen und Strategien in der Kommunikation
Zusammenfassung
„Das Wohlergehen einer Demokratie ist abhängig von der Qualität der privaten Beiträge ihrer Bürger.“ (Janes 2001: 30) So formulierte einst Alexis de Toqueville die Notwendigkeit, sich als Bürger für das Gemeinwohl einzusetzen. Doch als „Bürger“ muss nicht zwangsläufig ein einzelner „Citizen“ gesehen werden, als „Bürger“ kann auch ein Unternehmen gesehen werden, das genauso Rechte und Verpflichtungen hat wie jeder Bürger und sich darum für das Gemeinwohl einsetzen sollte. John F. Kennedy drückte dies bei seiner Vereidigung als US-Präsident treffend mit folgenden Worten aus: „Ask not what your country can do for you – ask what your company can do for your country.” (BBC 1961: o. S.)
Kathrin Feigl
Backmatter
Metadaten
Titel
Facetten des Journalismus
herausgegeben von
Klaus-Dieter Altmeppen
Regina Greck
Copyright-Jahr
2012
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-93261-3
Print ISBN
978-3-531-17524-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-93261-3