Das Bauen ist geprägt von umfangreichen Energie- und Baustoffströmen. Um im Sinne des nachhaltigen Bauens die Auswahl an Baustoffen zu optimieren, den Energie- und Ressourcenbedarf sowie die Umwelteinwirkungen so weit wie möglich zu reduzieren, bedarf es geeigneter Instrumente zur ökologischen Bewertung von Produkten und Gebäuden.
Lange Zeit wurde die Qualität von Produkten im Bauwesen über Negativlisten bewertet. Dabei benötigt eine ganzheitliche Betrachtung im Rahmen des nachhaltigen Bauens ein viel differenziertes System, um die Umsetzung der ökologischen Schutzziele bemessen zu können. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS), wissenschaftlich begleitet durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), hat in einer zweijährigen kooperativen Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB) einen ersten Kriterienkatalog zur ganzheitlichen Betrachtung und Bewertung von Nachhaltigkeitsaspekten für Gebäude entwickelt.
Leitfaden nachhaltiges Bauen
Im Rahmen des im März 2011 für nationale Verwaltungs- und Bürogebäude (Neubau) verpflichtend eingeführten „Leitfaden nachhaltiges Bauen“ wurde die sogenannte Ökobilanzierungsmethodik mit der Berechnung von Wirkungsbilanzdaten zur ökologischen Produkt- und Gebäudebewertung bindend. Diese Bewertungsform versucht, die Bewertung zu objektivieren und deren Qualität zu steigern.
Umweltverträglichkeit bewerten
Zur Bewertung der Umweltverträglichkeit von Bauprodukten stehen unterschiedliche Instrumente zur Verfügung:
die ökologische Risikoanalyse,
die Stoffstromanalyse sowie
die Ökobilanz.
Bei unsicherer Information über ein Bauprodukt ist die ökologische Risikoanalyse geeignet. Sie bewertet allerdings nur die Qualität und nicht die Quantität. Die Stoffstromanalyse (auch: Stoffflussanalyse, Materialflussanalyse, substance flow analysis, material flow analysis) ist ein systemanalytisches Verfahren zur Erfassung von Stoff- und Materialströmen, die mit bestimmten Produkten, Verfahren, Dienstleistungen oder ganzen Bedürfnisfeldern (Bauen und Wohnen, Mobilität, Ernährung usw.) verbunden sind.
Im Gegensatz zur Ökobilanz (life cycle assessment, LCA) ist die Stoffstromanalyse nicht international genormt. Daher existieren zahlreiche Methoden, die je nach Fragestellung, Erkenntnisinteresse und Untersuchungssystem sehr unterschiedlich ausgestaltet sein können. Aufgrund der methodischen Nähe der beiden Analyseformen ist es auch nicht immer möglich, zwischen Ökobilanzen und Stoffstromanalysen eindeutig zu unterscheiden. Grundsätzlich stehen bei Stoffstromanalysen eher die Mengen und Wege der Stoff-, Material- und Energieflüsse eines Systems im Vordergrund, während bei Ökobilanzen auch die mit diesen Flüssen verbundenen Umweltwirkungen betrachtet und bewertet werden.
Grundsätze der Ökobilanz
Bei der Erstellung von Ökobilanzen sind vor allem zwei Grundsätze zu befolgen:
Medienübergreifende Betrachtung: Alle relevanten potenziellen Schadwirkungen auf die Umweltmedien Boden, Luft, Wasser sind zu berücksichtigen.
Stoffstromintegrierte Betrachtung: Alle Stoffströme, die mit dem betrachteten System verbunden sind (Rohstoffeinsätze und Emissionen aus Vor- und Entsorgungsprozessen, aus der Energieerzeugung, aus Transporten u.a.) sind zu berücksichtigen.
Grundsätze und Regeln zur Durchführung von Ökobilanzen wurden in den ISO-Standards 14040:2006 und 14044:2006 international festgelegt und in das deutsche Normenwerk übertragen (DIN EN ISO 14040, DIN EN ISO 14044).
Serie: Nachhaltigkeit beim Bauen
Teil 1: Wofür steht Nachhaltigkeit
Teil 2: Prinzipien des nachhaltigen Bauens
Teil 4: Ökonomische Qualitäten des nachhaltigen Bauens
Teil 5: Soziokulturelle Qualitäten des nachhhaltigen Bauens