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18.09.2013 | Umwelt | Schwerpunkt | Online-Artikel

Truppenübungsplätze als Chance für biologische Vielfalt

verfasst von: Matthias Schwincke

2 Min. Lesedauer

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Mit über 20.000 Hektar befindet sich beinahe die Hälfte aller für das europäische Verbundsystem NATURA-2000 von der Bundesrepublik gemeldeten Heidelandschaften im Bundesland Brandenburg. Die heutigen großflächigen Zwergstrauchheiden und Sandtrockenrasen gehen dort allerdings fast ausschließlich auf einen jahrzehntelangen militärischen Übungsbetrieb zurück. Wie die „Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide“ eindrucksvoll zeigt, können gerade große munitionsbelastete Konversionsflächen aber auch eine herausragende Chance für einen effektiven Biotop- und Artenschutz bieten.

Etwa die Hälfte der in Deutschland lebenden Tier- und Pflanzenarten gelten aktuell als gefährdet. Eine der Hauptursachen dafür ist die andauernde Zerstörung von Lebensräumen infolge intensiver Landnutzung sowie Flächenverluste durch den Bau von Siedlungen und Verkehrsinfrastruktur. Vor diesem Hintergrund können aufgelassene, ehemalige Truppenübungsplätze eine wichtige Funktion als Rückzugs- und Regenerationsraum für viele Arten wahrnehmen. Dies gilt vor allem für die Lebensraumtypen "Sandheiden mit Besenheide und Ginster auf Binnendünen", "Offene Grasflächen mit Silbergras und Straußgras auf Binnendünen" und "Trockene Heiden", die großflächig auf aktiven und ehemaligen militärischen Übungsplätzen erhalten geblieben sind. 

Wie Michael Katzsch im Kapitel "Risk Assessment for the former Military Training Area 'Döberitzer Heide'" aufzeigt, gestaltet sich die Nutzung solcher Militärflächen für Naturschutzzwecke jedoch oft schwierig und ist nicht umsonst zu haben. Auch das über 3.700 Hektar große und von 1895 bis 1992 durchgehend militärisch genutzte Areal unmittelbar vor der Stadtgrenze Berlins war und ist in Teilbereichen als Verdachtsfläche für Restmunition eingestuft und erforderte im ersten Schritt eine neuentwickelte, GIS-basierte Analyse historischer und aktueller Karten sowie von Luftbildern zur detaillierten Kontaminationseinschätzung und Geländeklassifikation.

Auf der anderen Seite zeigt die heutige "Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide", welche ungeahnten und innovativen Möglichkeiten die Kombination von Naturschutz, Naturerleben und Konversionsflächen bietet. Seit dem Erwerb der Fläche im Jahr 2004 entwickelte die überwiegend durch Spenden finanzierte Heinz Sielmann Stiftung hier ein in Europa derzeit einzigartiges Wildnis-Großprojekt. Auf den rund 20 Quadratkilometer großen Flächen der sogenannten Wildniskernzone sorgen aktuell 46 Wisente und 22 der extrem seltenen Przewalski-Pferde als "natürliche Rasenmäher" weitgehend unbeeinflusst vom Menschen dafür, das vielfältige Landschaftsmosaik sowie die offene und halboffene Landschaft zu erhalten. Auf ganz natürliche und kostengünstige Art und Weise entstand so nicht nur ein ökologisch wertvoller Lebensraum für rund 5.000 anderenorts vielfach verdrängte Tier- und Pflanzenarten, sondern auch ein attraktiver Raum für Erholung und Naturerlebnis für die Bürgerinnen und Bürger der nahegelegenen Städte Berlin und Potsdam.

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