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21.07.2014 | Unternehmen + Institutionen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wie Patentklau die Autoindustrie schädigt

verfasst von: Christiane Brünglinghaus

2:30 Min. Lesedauer

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Patentverletzungen und Innovationsdiebstahl kommen am häufigsten in der Automobilbranche vor. Mindestens jedes fünfte Unternehmen der Automotive-Industrie ist vom Patentklau betroffen. Insgesamt ist die Belastung durch Wirtschaftskriminalität aber zurückgegangen.

Industriespionage und Patentverletzungen schädigen Automobilhersteller und -zulieferer deutlich häufiger als Unternehmen anderer Branchen. Das geht aus einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hervor. Jedes fünfte Unternehmen der Automobilindustrie berichte über nachgewiesene Patent- und Markenrechtsverstöße durch Wettbewerber. In der Gesamtwirtschaft sei demgegenüber in den vergangenen zwei Jahren nur jedes zehnte Unternehmen von diesem Delikt betroffen. Auch Industrie- und Wirtschaftsspionage seien in der Automobilindustrie deutlich stärker verbreitet (9 Prozent der Unternehmen) als in der Gesamtwirtschaft (2 Prozent).

Hinzu komme eine erhebliche Dunkelziffer: Von den Befragten aus der Automobilbranche gehen jeweils 15 Prozent mit hoher Sicherheit davon aus, mindestens einmal zum Opfer von Industriespionage beziehungsweise Datendieben geworden zu sein.

Oft spionieren nicht externe "Cyberkriminelle"

"Für die deutsche Automobilindustrie ist der Schutz von Innovationen und Patenten von größter Bedeutung. Denn Hersteller und Zulieferer investieren enorme Summen in Forschung und Entwicklung, um im Rennen um neue Fahrzeugtechnologien vorn zu bleiben. Geht dieser Vorsprung durch Diebstahl verloren, kann dies fatale Folgen haben. Unternehmen sollten daher unbedingt ihre Kontroll- und Sicherheitssysteme auf den Prüfstand stellen", betont Felix Kuhnert, Partner und Leiter des Bereichs Automotive bei PwC in Deutschland und Europa.

"Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass Spionage meist nicht von externen "Cyberkriminellen" begangen wird, sondern von Mitarbeitern und anderen Personen, die Zugang zu den Unternehmensräumen haben. In zwei von drei Fällen kopierten die Täter Unterlagen beziehungsweise nahmen ehemalige Mitarbeiter sensible Dokumente mit zum neuen Arbeitgeber", erläutert Claudia Nestler, Partnerin bei PwC im Bereich Forensic Services.

Dabei ist ein effektiver Schutz gegen Produktpiraterie heute zumindest prinzipiell möglich, wie Springer-Autor Kleine in seinem Buch Planung von Strategien gegen industrielle Produktpiraterie erläutert. Allerdings mangele es den Unternehmen häufig an geeigneten und vor allem konkreter Planungsansätze, wie er im Kapitel "Planung von Strategien gegen Produktpiraterie" erläutert.

Kriminalitätsbelastung sinkt

Dass Prävention und Kontrollen funktionieren, zeigt aber der Rückgang der Wirtschaftskriminalität insgesamt in der Automobilindustrie, wie PwC-Analysten erklären. Berichteten 2011 noch 55 Prozent der Unternehmen über entdeckte Delikte, sind in den zurückliegenden zwei Jahren nur 42 Prozent der Befragten mindestens einmal Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. Gleichzeitig verfügen mittlerweile annähernd 80 Prozent der Automotive-Unternehmen über ein Compliance-Programm.

Allerdings erstreckt sich die Compliance nicht auf alle Kriminalitätsbereiche. Beispielsweise haben nur 58 Prozent der Automobilunternehmen ein Antikorruptions-Programm. Angesichts der Verbreitung von Korruptionsfällen ist dies fahrlässig: Immerhin 18 Prozent der Befragten waren mindestens einmal nachweislich mit Korruption konfrontiert. Zudem ist fast ein Viertel der Unternehmen davon überzeugt, schon einmal eine Ausschreibung infolge von Korruption eines Wettbewerbers verloren zu haben.

Für die Studie wurden 33 Unternehmen aus der Automobilindustrie befragt. Insgesamt beteiligten sich an der repräsentativen Erhebung zur Wirtschaftskriminalität 603 Unternehmen in Deutschland. Die Befragung fand im Sommer 2013 statt.

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