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20.06.2014 | Wasserwirtschaft | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wenn die Seegurke unseren Plastikmüll futtert

verfasst von: Matthias Schwincke

2 Min. Lesedauer

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Das Mittelmeer ist eines der beliebtesten europäischen Badegewässer. Wie es am Meeresboden aussieht, wissen die wenigsten der Strandbesucher. Dieser Anblick würde die Badefreuden mit Sicherheit trüben.

Auch den Badegewässern in den europäischen Mittelmeerländern bescheinigt der aktuelle EU-Badegewässerbericht 2013 erneut eine überwiegend ausgezeichnete Wasserqualität. Leider täuscht diese gute Nachricht bei genauer Betrachtung. Der Grund: Mülleinträge, Umweltverschmutzung oder andere Schadwirkungen auf die Natur bleiben in dem Bericht nach wie vor unberücksichtigt. Ein deutlich anderes Bild zeichnet daher ein Ende April veröffentlichter Forschungsbericht mit dem Titel "Marine Litter Distribution and Density in European Seas, from the Shelves to Deep Basins" (Pham et al. 2014).

Die von sechzehn Forschungseinrichtungen aus acht Nationen erstellte Studie im Zusammenhang des EU-Forschungsrahmenprogramms (FP7) zeigt für das Mittelmeer unter anderem folgende Ergebnisse:

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  • Auf dem Boden des Mittelmeers befinden sich mittlerweile in allen Teilregionen und Meerestiefen, sogar in 3.000 Metern Tiefe, menschliche Abfälle.
  • Die Abfallmenge bewegt sich überall im Durchschnitt zwischen 0,7 und 1,8 Kilogramm pro Hektar und erreicht am Kontinentalhang südlich von Palma de Mallorca einen Höchstwert von 1,8 bis 4 Kilogramm pro Hektar.
  • Die Abfälle auf dem Meerboden bestehen vorwiegend aus Plastik, auf Kontinentalschelfen und in submarinen Canyons sogar mit Werten zwischen 70 und 90 Prozent.

Zeitbombe Mikroplastik

Eine besondere Aufmerksamkeit verlangt vor allem die wachsende Anhäufung von Plastikabfällen in submarinen Canyons. Denn hier sammeln sich gleichzeitig auch Reste von Meerespflanzen in größeren Mengen. Diese bieten vielen wirbellosen Meerestieren, z.B. Seegurken, eine Ernährungsgrundlage. Unter Laborbedingungen konnte bereits nachgewiesen werden, dass Seegurken sogenannte Mikroplastik eher aufnehmen als Sedimentkörner. Diese millimeterkleinen Plastikteilchen können entweder selbst bereits toxische Zusatzstoffe wie Phthalate, Bisphenol A oder bromierte Flammschutzmittel enthalten. Oder sie haben wasserabweisende, langlebige organische Schadstoffe wie polychlorierte Biphenyle (PCBs) oder Insektizide wie Hexachlorcyclohexan (HCH) absorbiert. Auf diesem Weg gelangen diese Giftstoffe wieder in die Nahrungskette, an deren Ende der Mensch steht.

Schattenseiten eines modernen Segens

Eine umfangreiche Einführung in die Thematik bieten die Springer-Autoren Jort Hammer, Michiel H.S. Kraak und John R. Parsons im Kapitel "Plastics in the Marine Environment: The Dark Side of a Modern Gift". Aufbauend auf materialkundlichem Grundwissen sowie einer Kategorisierung und Herkunftsbestimmung von Plastikmüll setzt sich der Aufsatz intensiv mit Plastik im Meer auseinander. Behandelt werden dabei sowohl dessen mechanische und chemische Auswirkungen auf die marine Pflanzen- und Tierwelt als auch rechtliche und technische Möglichkeiten zur Vermeidung, Eindämmung und Beseitigung der Plastikabfälle und der damit verbundenen Schadstoffeinträge.

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