Unternehmenskultur als Werttreiber im Management - ein Begriff, der seit Jahren durch die Unternehmenslandschaft geistert. Ob sie ein Erfolgsfaktor für die Unternehmenssteuerung bleibt und welcher Führungsstil dahinter steht, haben die Universität Witten/Herdecke und die Springer-Buchautoren Christoph Lindinger und Nora Zeisel näher beleuchtet.
Rund 24 Prozent des wirtschaftlichen Erfolgs eines Unternehmens sind auf dessen Unternehmenskultur zurückzuführen. Das hat eine Studie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales zu einer Befragung von über 300 deutschen Unternehmen ergeben. Sie wurde kürzlich in Zusammenhang mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zum Thema vom Reinhard-Mohn-Institut und der Universität Witten/Herdecke anlässlich eines Symposiums diskutiert.
Mehr Kooperation, weniger Kennzahlen
Dahinter steht die Erkenntnis, dass ein rein hierarchie- und kennzahlengesteuertes Management allein den Unternehmenserfolg nicht sichert. Stattdessen sind neue Ansätze für die Unternehmenssteuerung gefragt, die auf einer kreativen, innovativen Kooperation zwischen Mitarbeitern, Teams und Abteilungen basieren. Doch "kooperative Zusammenarbeit setzt ein Können und Wollen auf Seiten der Mitarbeiter voraus", sagt Prof. Dr. Michéle Morner, wissenschaftliche Leiterin des Reinhard-Mohn-Instituts für Unternehmensführung und Corporate Governance.
Wertschätzende Führung als Maßstab
Auch die Springer-Buchautoren Christoph Lindinger und Nora Zeisel haben sich in ihrem neuen Buch "Spitzenleistung durch Leadership" näher mit dem Phänomen der Unternehmenskultur und den Bausteinen für eine wertschätzende Führung beschäftigt. Sie plädieren für einen ganzheitlichen Management-Ansatz. Dazu gehören harte wie weiche Steuerungsfaktoren, etwa "Sinn, Inspiration und die persönlich-individuelle Weiterentwicklung von Menschen". Letztere würden in vielen Führungskonzepten vernachlässigt, weil sie auf den ersten Blick nicht zur Erreichung der kurzfristigen Ziele beitragen. Bei echtem Leadership für eine gute Unternehmenskultur geht es dagegen um Wertschätzung und Wertsteigerung. In Anlehnung an die Theorie der Führungsstile im Management von Tannenbaum/Schmidt (1973) veranschaulichen die Autoren dies anhand von Führungsstilskalen. Demnach ist ein eher mitarbeiterorientierter Stil zu wählen, wenn langfristige Ziele erreicht werden sollen. Oder ein aufgabenorientierter Führungsstil, wenn kurzfristig Produktivität und Arbeitsleistung erhöht werden müssen.
Unternehmenskultur als Leitlinie
Fragen, die Unternehmenslenker sich in der Reflexion der eigenen Unternehmenskultur stellen sollten, sind:
- Was ist aus Ihrer Sicht die vorherrschende Kultur? An welchen Beispielen machen Sie dies fest?
- Was unterscheidet Ihr Unternehmen? Was machen Sie anders als andere Unternehmen?
- Wie sind in Ihrem Unternehmen Zusammenarbeit und Kommunikation geprägt? Wie lauten die „ungeschriebenen Gesetze“?
- Welcher Führungsstil ist bei Ihnen anerkannt?
- Welches Bild herrscht grundsätzlich über Führungskräfte und Mitarbeiter?
Eine Unternehmenskultur mit ihren Leitwerten kann Orientierung für Management und Mitarbeiter insbesondere in unsicheren Zeiten sein.
Lesen Sie auch
Kluge Führung ist wichtige als markige Parolen
Warum Manager gute Schachspieler sein sollten
Serie, Teil 2: Warum ethische Führungsgrundsätze so wichtig sind