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09.07.2019 | Wirtschaftspolitik | Kompakt erklärt | Online-Artikel

Was meint Globalisierung der Wirtschaft?

verfasst von: Andrea Amerland

3 Min. Lesedauer

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Die Globalisierung der Wirtschaft wurde einst begrüßt und fast schon hymnisch gefeiert. Doch inzwischen sehen Volkswirte und Bürger die Schattenseiten dieser Entwicklung. Was sich hinter der wirtschaftlichen Globalisierung verbirgt, kurz erklärt.

Die Gobalisierung der Wirtschaft wird zunehmend kritisch betrachtet. So zeigt die Umfrage "World Economic Survey" des Münchener Ifo-Instituts unter rund 1.100 Wirtschaftsexperten weltweit, das 56 Prozent der befragten Volkswirte glauben, die Bürger wollen kein weiteres Fortschreiten der Globalisierung. In den USA lehnen nach Angaben amerikanischer Wirtschaftsfachleute sogar 70 Prozent der Befragten die wirtschaftliche Globalisierung ab. Besonders kritisch bewerten die Volkswirte die Einstellung ihrer Landesbevölkerung in Frankreich (85 Prozent), in Deutschland (64 Prozent) und in Österreich (70 Prozent).

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Globalisierung bedeutet weltweite interkontinentale Verflechtung

Doch was verstehen wir unter wirtschaftlicher Globalisierung?, fragt Springer-Autor Eckart Koch in einem gleichlautendem Buchkapitel. Das Wort Globalisierung wurde erst während der 1990er-Jahre populär, heißt es auf Seite 8. Es geht dabei um die "weltweite interkontinentale Verflechtung", schreibt Koch auf Seite 11. Der Springer-Autor, der unter anderem Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Hochschule München lehrt, definiert den Begriff Globalisierung auf Seite 10 wie folgt: 

Globalisierung ist ein dynamischer Prozess, der die wirtschaftliche Vernetzung der Welt durch den zunehmenden Austausch von Gütern, Dienstleistungen, Kapital und Arbeitskräften vorantreibt, die wirtschaftliche Bedeutung nationaler Grenzen ständig verringert und den internationalen Wettbewerb intensiviert;"

Durch das Zusammenwachsen aller wichtigen Teilmärkte werden die Möglichkeiten internationaler Arbeitsteilung immer intensiver genutzt, sodass sich der weltweite Einsatz der Ressourcen laufend wirtschaftlich verbessert", schreibt Koch weiter. Doch durch immer neue Chancen entstünden auch immer neue Risiken, warnt er. Dadurch seien "die nationalen und internationalen politischen Akteure gezwungen [...], neue Rollen bei der Gestaltung der Globalisierung zu übernehmen, die eine Zunahme interkultureller Interaktionen und Herausforderungen mit sich bringen."

Schattenseiten der Globalisierung

Zu den negativen Konsequenzen und Merkmalen der Globalisierung gehören laut Springer-Autor Olaf B. Mäder (Seite 9):

  • Zunahme des internationale Wettbewerbs mit negativen Einfluss auf Lohnsteigerungen und Arbeitsplatzsicherheit
  • Wachsendes Ungleichgewicht zwischen den Kontinenten und Ländern
  • Umweltverschmutzung oder Kinderarbeit

Globalisierung ist in der Definition des Dozenten für Controlling und Rechnungswesen ein permanenter Prozess. "Die zentralen Variablen sind Gesellschaft, Wirtschaft, Kapital und Technologie. Veränderungen in einer oder mehrerer Variablen erzeugt Veränderungsdruck für die Systemelemente, was zu einem selbstverstärkenden Zyklus führt. Daraus resultieren die Herausforderungen Zunahme an Komplexität, Dynamik und Unsicherheit", heißt es auf Seite 10. 

Als wesentliche Treiber für Veränderungen im internationalen Wirtschaftsgeflecht identifiziert Mäder Liberalisierung und Neuheiten. Auf Grund des wachsenden Veränderungsdrucks nehmen aber auch Komplexität, Dynamik und Unsicherheit zu.

Das Ende der wirtschaftlichen Globalisierung?

Allerdings wird die Verflechtung des internationalen Handels aktuell durch wirtschaftspolitische Entwicklungen gebremst. Denn genau das, was die Globalisierung bislang vorangetrieben hat, wird immer mehr zurückgefahren, nämlich die Liberalisierung des Welthandels. Statt Zölle und Handelshemmnisse weiter abzubauen, verhängt US-Präsident Donald Trump für seine America-first-Politik Sanktionen, die inzwischen das wirtschaftliche Wachstum weltweit verlangsamen. 

Die USA haben sich als Ordnungsmacht im Welthandelssystem verabschiedet, schreibt Andreas Falke, Inhaber des Lehrstuhls für Auslandswissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg in der "Zeitschrift für Außen- und Sicherheitspolitik". "Die These, dass die Handelsverträge, die von früheren Administrationen ausgehandelt worden sind, sich nachteilig für Beschäftigung und Betriebe im Industriegürtel der USA ausgewirkt haben, war zentraler Bestandteil seines [=Trumps] Wahlprogrammes und hat maßgeblich zu seinem Wahlsieg beigetragen", schreibt Falke. Der gezielte Protektionismus und der systematische Druck, den Trump etwa auf China ausübt, können als Umsetzung dieses Wahlprogramms betrachtet werden. 

Der weltweite Handelskonflikt zwischen den USA und China verunsichert allerdings die Unternehmen weltweit. Der Brexit mit seinem möglichen ungeordneten Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union tut sein übriges. Unternehmen halten sich mit Investitionen und Neuaufträgen zurück. Besonders betroffen von den Zöllen und Gegenzöllen sind die exportstarken deutschen Industriefirmen, darunter insbesondere die Autobauer.

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