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2015 | Buch

Wo brennt es beim Burnout?

Eine passungspräventive Sichtweise zur Analyse und Vermeidung von Burnout

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Über dieses Buch

​Dieses Buch analysiert das Zusammenspiel der Person und der beruflichen Situation als Quelle der Belastung. Es wendet sich an Personalverantwortliche, Vorgesetzte und die von Burnout (potenziell) Betroffenen. Welche Eigenschaften einer Persönlichkeit und welche Arbeitssituationen bergen ein erhöhtes Burnout-Risiko? Was hat das Wechselspiel von Mensch und Arbeitssituation zur Folge? Wie erkennen alle Beteiligten im Unternehmen die oftmals verborgenen Burnoutgefahren und vermeiden diese künftig? Fundiert und praxisnah zeigt der Autor aus eigener langjähriger Führungserfahrung in einem erfolgreichen Großunternehmen konkrete Verbesserungsmöglichkeiten, Präventionsstrategien und direkt umsetzbare Handlungsoptionen auf.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einführung und Überblick
Zusammenfassung
Burnout ist allgegenwärtig, ständig werden neue Meldungen darüber veröffentlicht, wie verbreitet Burnout ist, wie viele Krankheitstage dadurch verursacht werden und welcher wirtschaftliche Schaden durch Burnout entsteht. Bei solchen Meldungen ist jedoch ungeklärt, ob die Burnout-Häufigkeit tatsächlich zunimmt, ob man heute bei einer entsprechenden Problematik nur eher zum Arzt geht, ob psychische Probleme heute früher sichtbar werden oder ob es heute leichter ist, über psychische Probleme zu reden. Bei der Beschäftigung mit dem Thema Burnout nähert man sich in der Regel aus den folgenden Perspektiven: einer individuellen Betrachtung, einer formal-diagnostischen Betrachtung oder einer gesellschaftlichen Betrachtung.
Eberhardt Hofmann
2. Burnout: Alter Wein in neuen Schläuchen?
Zusammenfassung
Der Begriff „Burnout“ hat in den letzten Jahren eine beeindruckende Karriere hinter sich gebracht. Marwitz und Hillert beschrieben den Zustand schon im Jahr 2006 (Die Burnout-Epidemie): „Burnout ist in den laienpsychologischen Mindestwortschatz eingesickert.“ Seither ist die Popularität des Begriffs weiterhin deutlich angestiegen. Der Begriff hat sich regelrecht eingebrannt. Dabei ist der Begriff Burnout keine eigenständige diagnostische Kategorie, denn die damit verbundenen Phänomene sind auch sehr gut mit anderen, bereits bestehenden Diagnosen zu beschreiben. Burnout kann maximal eine Zusatzdiagnose sein. Warum ist der Begriff dennoch so populär, obwohl er im Grunde genommen gar nicht notwendig ist? Das folgende Kapitel beschäftigt sich mit diesen Frage. Am Ende dieses Kapitels finden Sie eine Definition als Basis für alle folgenden Kapitel.
Eberhardt Hofmann
3. Warum gerade jetzt? Änderungen in der Arbeits- und Lebenswelt
Zusammenfassung
Da sich die Bezeichnung Burnout in der Regel auf (negative) Erfahrungen und Belastungen in der Arbeitswelt bezieht und die Diskussion um das Phänomen Burnout in den letzten Jahren an Intensität zugenommen hat, lohnt es sich, die heutige Arbeits- und Lebenswelt daraufhin zu untersuchen, wo diese besonderen Belastungen erzeugt werden und welche Stressoren ihr eigen sind.
Dieses Kapitel soll die Besonderheiten der heutigen Lebenswelt schlaglichtartig und sicherlich weder abschließend noch vollständig beleuchten. Die Betrachtungen kommen aus unterschiedlichen Richtungen – politische, gesellschaftskritische, soziologische, ökonomische, psychologische und medizinische Sichtweisen werden dabei zitiert. Im Gegensatz zu den anderen Kapiteln dieses Buches soll hier die Makroperspektive eingenommen werden. Es geht um die großen Strömungen, die Rahmenbedingungen, die von einem Individuum nicht unmittelbar (und vielleicht auch nicht mittelbar) verändert werden können, die aber dessen Handeln beeinflussen. Dabei ist es wichtig, vordergründige Veränderungen von wirklich relevanten Veränderungen zu trennen.
Eberhardt Hofmann
4. Beschreibung der Stressreaktion
Zusammenfassung
Wenn Burnout die Folge einer lang anhaltenden Stressreaktion ist, dann lohnt es sich, das Thema „Stress“ etwas näher zu betrachten. Dazu werden in diesem Kapitel zunächst die körperlichen und gedanklichen Begleiterscheinungen der Stressreaktion als einer stammesgeschichtlich universellen und damit weitgehend automatisch ablaufenden Reaktionsweise des Körpers erläutert sowie die kurz- und langfristigen Folgen der Stressreaktion beschrieben. Danach werden die Auslöser der Stressreaktion insbesondere im beruflichen Kontext und dabei speziell die Rolle psychischer Bedrohungen thematisiert. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Unterscheidung zwischen Belastung und Beanspruchung zu. Ob ein potenzieller Stressauslöser auch tatsächlich zu einem Auslöser der Stressreaktion werden kann, hängt immer sehr stark von der Person ab, auf die der jeweilige Auslöser einwirkt. Stress ist immer individuell.
Eberhardt Hofmann
5. Die Passung zwischen Tätigkeitsstruktur und persönlicher Orientierung
Zusammenfassung
Jeder Mensch hat gewisse Fähigkeiten und Interessen. Sofern diese der Struktur der Arbeitsaufgabe entsprechen, entsteht Arbeitszufriedenheit. Je weiter dagegen die eigenen Fähigkeiten und Interessen von der Aufgabenstruktur der Tätigkeit entfernt sind, desto geringer wird die Arbeitszufriedenheit sein und desto höher das Stresserleben bei der Arbeit.
Bei der Tätigkeitsstruktur geht es weniger um den genauen Inhalt der Tätigkeit als um die „dahinterliegende“ Struktur derselben. Diese relevanten Strukturen werden erst allgemein für Arbeitsaufgaben jeder Art beschrieben, danach die Besonderheiten der Führungstätigkeit. Um die unterschiedlichen Anforderungen auf verschiedenen Führungsebenen soll es am Ende dieses Kapitels gehen.
Eberhardt Hofmann
6. Idealtypische Gruppenmodelle
Zusammenfassung
Neben den strukturellen Eigenheiten der Arbeitsaufgabe stellt auch die engere soziale Umgebung, das Team, einen potenziellen Faktor dar, der zu einer Stressquelle und damit zu einem Risikofaktor für Burnout werden kann. Die soziale Umgebung im Arbeitsumfeld kann zu einer Belastung oder auch zu einer Ressource werden, je nachdem, wie die Vorstellung der Person und die Vorstellungen des Teams zueinander passen.
Die prinzipiellen Vorstellungen dazu lassen sich in Form idealtypischer Gruppenmodelle beschreiben. Mit dem Begriff „Team“ ist dabei das primäre Umfeld der Person gemeint. Diese wird in der Regel auch das Team als organisatorische Einheit sein, muss es aber nicht notwendigerweise. Wichtig ist, dass das Team die Menschen umfasst, die der sozialpsychologischen Definition einer Gruppe entsprechen. Die Sozialpsychologie unterscheidet zwischen einer Ansammlung von Menschen und einer Gruppe. Worin besteht der Unterschied? Eine Gruppe nimmt sich, anders als eine Ansammlung von Menschen, selbst als Gruppe wahr. Sie hat eine gemeinsame Vergangenheit, ein gemeinsames Ziel und eine Differenzierung, eine gewisse Struktur. Man kann nun versuchen, Grundtypen von Gruppen zu beschreiben. Die Begriffe „Gruppe“ und „Team“ werden nachfolgend synonym verwendet.
Eberhardt Hofmann
7. Die Rolle der eigenen Persönlichkeit
Zusammenfassung
Neben äußeren Gegebenheiten kann auch die eigene Persönlichkeit zu einer Quelle von akutem Stress, langanhaltendem Stress und somit auch von Burnout werden. Welche Verhaltens- und Kommunikationsstile und welche „Sollbruchstellen“ dieser Stile in Form von sogenannten „psychologischen Kalkülen“ führen quasi automatisch zur Entstehung von Stress aus der eigenen Person heraus?
Der Begriff „Verhaltens- und Kommunikationsstile“ wird deshalb verwendet, weil er im Gegensatz zum Begriff „Persönlichkeit“ weniger umgangssprachliche Assoziationen erzeugt. Man kann den Stress und den Burnout, der aus der eigenen Persönlichkeit heraus entsteht, auch als selbstgemacht bezeichnen. In diesem Kapitel werden die relevanten Verhaltens- und Kommunikationsstile, ausgehend von den verschiedenen Funktionssystemen der Persönlichkeit, beschrieben und ihr Einfluss auf das Stress- bzw. Burnout-Geschehen wird verdeutlicht. Daraus ergeben sich Möglichkeiten zur Einflussnahme und zur Veränderung.
Eberhardt Hofmann
8. Soziale Konstellationen und Geführtwerden
Zusammenfassung
Im vorangegangenen Kapitel wurden psychische Funktionsweisen einer Person beschrieben, die für das Entstehen von Burnout von Bedeutung sind. In diesem Kapitel sollen nun Zweierkonstellationen im Hinblick auf ihre Wirkung als Belastungsquelle untersucht werden. Die Systematik aus Kap. 7 bildet dabei die Grundlage für die folgenden Überlegungen.
Das Prinzip, nach dem Zweierkonstellationen funktionieren, gilt natürlich grundsätzlich für jede Konstellationsart. Im betrieblichen Kontext gewinnt sie jedoch besondere Bedeutung in Form der Konstellation Vorgesetzter und Mitarbeiter, da dieses Verhältnis asymmetrisch ist und der Vorgesetzte mit Macht (per definitionem zumindest mit Positionsmacht) ausgestattet ist. Die Machtproblematik wird im Abschn. 8.3 besonders behandelt.
Das Thema „Führung“ wird in diesem Kapitel – im Gegensatz zum Abschn. 5.2, wo es um das Innehaben einer Führungsfunktion ging – aus der Perspektive des Geführten betrachtet. Diese Perspektive kann man auch auf die Beziehung Vorgesetzter und nächsthöherer Vorgesetzter anwenden, die im betrieblichen Kontext sehr relevant ist, da der nächsthöhere Vorgesetzte das Handlungs- und Entscheidungsspektrum des direkten Vorgesetzten einschränken kann.
Eberhardt Hofmann
9. Die Organisation als Rahmenbedingung
Zusammenfassung
Auch die Eigenheiten der „Organisation“ können natürlich zum Zustandekommen von Stress und Burnout beitragen. Manche Autoren sind sogar der Meinung, dass auch eine Organisation dem Burnout erliegen könne (z. B. Greve, Organizational Burnout: Das versteckte Phänomen ausgebrannter Organisationen, 2012).
Unter einer „Organisation“ versteht man ein Aggregat von Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen und in einer gewissen Struktur zusammenarbeiten. Eine Organisation kann z. B. ein Betrieb sein, eine Verwaltung, ein Verein etc. Während – um im Stressmodell zu bleiben, das im Kap. 4 vorgestellt wurde – die Art der Tätigkeit, das Team und der unmittelbare Vorgesetzte quasi die lokalen Wetterbedingungen definieren, bestimmen die Eigenheiten der Organisation die Großwetterlage des Umfeldes. Ähnlich wie beim Wettergeschehen begrenzt die Großwetterlage die lokalen Mikrowetterlagen zumindest. Daher lohnt es sich, sich Gedanken über „die Organisation“ zu machen, in der man arbeitet, auch wenn deren Eigenheiten nicht unmittelbar auf das eigene Empfinden einwirken, sondern eher mittelbar.
Nachfolgend werden einige Dimensionen von Organisationen beschrieben, die für die Entstehung stressreicher Bedingungen von Bedeutung sind. Dabei gibt es wiederum keine guten und keine schlechten Organisationen, sondern nur Organisationen, die vor dem Hintergrund der individuellen Dispositionen als Stressoren wirken können. Auch auf der Ebenen der Organisation kann keine „objektive“ Belastung definiert werden. Zusätzlich wird die Wirkung der Ungleichheit einer Gesellschaft auf das Burnoutgeschehen betrachtet.
Eberhardt Hofmann
10. Zusammenfassung und Handlungsmöglichkeiten
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird das bisher Beschriebene zusammengefasst. Zudem sollen daraus Ableitungen für konkretes Handeln erfolgen.
Burnout ist vor dem Hintergrund der beschriebenen Zusammenhänge nicht monokausal, sondern das Produkt spezifischer persönlicher Dispositionen, situativer Gegebenheiten, gesellschaftlicher Umstände und zum Teil auch ein Produkt von Zufällen. Zudem ist das Entstehen von Burnout ein höchst individueller Prozess: Was bei einer Person Stress und somit auch Burnout auslösen kann, hat bei einer anderen Person die Eigenschaft völlig neutral zu sein oder sogar leistungs- und gesundheitsfördernd zu wirken. Die Tatsache dieser Individualität des Geschehens hat weitreichende Konsequenzen. Man kann beim Thema Burnout keine objektiven und für alle oder zumindest viele Menschen gleich wirkenden kausalen Bedingungen beschreiben, wie dies bei physischen Belastungen der Fall ist. Das macht es auch schwierig, präventive Maßnahmen in Form von gesetzlichen Richtlinien, Verordnungen etc. zu formulieren. Man muss immer die individuelle Personenseite berücksichtigen.
Eberhardt Hofmann
Backmatter
Metadaten
Titel
Wo brennt es beim Burnout?
verfasst von
Eberhardt Hofmann
Copyright-Jahr
2015
Electronic ISBN
978-3-658-08592-6
Print ISBN
978-3-658-08591-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-08592-6

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