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10.08.2015 | Wasserwirtschaft | Interview | Online-Artikel

Zweifach innovativ für Wasser- und Energieversorgung

verfasst von: Günter Knackfuß

3:30 Min. Lesedauer

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Die Spezialfolie Dynactiv Power ermöglicht eine autarke Strom- und Wasserversorgung. Tobias Haarburger erklärt die Vorteile und Einsatzmöglichkeiten der patentierten Erfindung.

Mit dem Dynactiv Power hat der ContiTech-Geschäftsbereich Benecke-Kaliko eine zweifach nachhaltige Innovation in die Praxis überführt: Eine Spezialfolie mit Solarzellen für eine autarke Strom- und Wasserversorgung.

Springer für Professionals: Nach drei Jahren Forschung auf dem Markt. Was kann ihre Erfindung leisten?

Tobias Haarburger: Dynactiv Power – with integrated solar technology ist in zweifacher Weise nachhaltig und richtungsweisend: In heißen Regionen mit wenig Niederschlag verschließt unsere lichtundurchlässige Abdeckfolie mit multifunktionalen Eigenschaften große Wasserflächen komplett. Das System schützt damit Wasserreservoire zuverlässig vor Verdunstung sowie vor Schmutz und Algenbildung. Zugleich erzeugen auf dem Folienverbund integrierte Photovoltaik-Module elektrischen Strom aus Sonnenenergie.

In semiariden Ländern gehören Wasserreservoire zur etablierten Infrastruktur. Sie dienen als hydraulische Puffer und Verbindung zwischen den Leistungssystemen. Dynactiv Power minimiert Verluste durch Verdunstung auf bis zu 100.000 Quadratmeter großen Flächen. Mit der flexiblen Abdeckung bleibt bis zu 40 Prozent mehr Brauchwasser erhalten, sodass entsprechend mehr Ackerfläche bewirtschaftet werden kann. Die integrierten Photovoltaik-Module machen Sonnenenergie für umliegende Haushalte oder den Betrieb von Pumpstationen verfügbar. Unser Folienverbund erzeugt bis zu 5 Megawatt peak elektrischen Strom. Damit kompensiert Dynactiv Power auf einfache Weise mangelhafte Wasser- und Stromversorgung.

Wo sehen sie die bevorzugten Einsatzmöglichkeiten?

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Die Nachfrage nach einer netzunabhängigen Wasser- und Stromversorgung ist gerade in Regionen mit wenig Niederschlag massiv. Das System hat entsprechend weltweit großes Potenzial für staatliche wie private Wasserversorgung in heißen Ländern. Urbanisierte Gesellschaften in semiariden Ländern können ländliche Regionen nicht in dem Maße versorgen wie Ballungsräume. Großen Flächenländern wie den USA, Australien, China oder Saudi-Arabien fällt dies ebenso schwer wie finanzschwachen, von internationalen Programmen abhängigen Ländern.

Wie erfolgt die Montage vor Ort?

Durch den hohen Grad der industriellen Vorfertigung kann der Folienverbund besonders einfach und schnell installiert werden. Zum Ausheben der Wasserbecken wird gerade einmal ein Bagger benötigt. Aufwändige und kostenintensive Betonierung oder Lagerungstanks aus Metall sowie große Baustellen entfallen. Das System wird vor Ort in 25 Meter langen und 1,5 Meter breiten Bahnen einfach verlegt und miteinander verbunden. Diese reißfesten Folien sind außerdem begeh- und befahrbar. So lassen sich Wartungsarbeiten mühelos durchführen.

Die Inbetriebnahme der Photovoltaik-Anlage übernimmt nach branchenüblichen Standards ein Supervisor vor. Weitere Vorteile unseres Systems sind die geringen Betriebs- und Wartungskosten sowie der geringe technisch operativer Aufwand. Mit einer Lebensdauer von 20 Jahren lohnt sich die Investition in jedem Fall.

 

Ihr Patent ist das Resultat einer internationalen Gemeinschaftsleistung. Wer hat daran mitgewirkt?

Die Innovation ist eine Gemeinschaftsleistung von Experten: Ingenieure der Benecke-Kaliko und der israelischen Haogenplast Ltd. haben zusammen mit Wassermanagern, mit Spezialisten für Hochspannung, Photovoltaikherstellern sowie wissenschaftlichen Instituten das neuartige System entwickelt. Über drei Jahre haben wir mit unseren Partnern an der israelischen Mittelmeerküste nahe der Stadt Netanya eine rund 1.200 Quadratmeter große Testanlage mit einer Spitzenleistung von 8,5 Kilowatt peak betrieben.

Gibt es andere vergleichbare Lösungen dieser Art auf der Welt?

Bisher gibt es keine Systeme, die konsequent Wasserschutz mit klimaschützender Energiegewinnung verbinden. Die lichtundurchlässige Spezialfolie deckt die Becken vollständig ab. Es gibt Projekte, bei denen starre Module mittels Schwimmer auf Wasserflächen installiert werden. Schutz vor Verdunstung spielt dort keine Rolle, nur die Flächennutzung als "Photovoltaik-Standort". Der Zugang zu einzelnen Modulen ist schwierig und oft nur über einen Steg oder mit einem Boot möglich. Gegen Wasserverdunstung bieten mehrere Hersteller einzelne Körper wie Bälle oder Scheiben, die auf dem Wasser verteilt werden. Diese Lösungen sind anfällig bei Wind und zum Teil nicht UV-beständig. Es gibt auch Öle, die auf Wasser geschüttet werden, diese verdunsten und verschmutzen relativ schnell.

Als Folienspezialist werden sie sich einer neuen Herausforderung stellen. Was steht auf der aktuellen Agenda?

Mit dieser Innovation eröffnen wir uns den Zugang zu neuen Schlüsselindustrien. 2014 haben wir die Einführung von Dynactiv Power zunächst auf ein Land begrenzt. Als erstes Unternehmen, das ein ausgereiftes Produkt anbietet, gehen wir damit nun in weitere Märkte.

Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Günter Knackfuß, freier Autor, für Springer für Professionals.

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Quelle:
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2011 | OriginalPaper | Buchkapitel

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Quelle:
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