Zwischen Plutokratie und Rassismus: Der sehr amerikanische Populismus der Tea Party-Bewegung

Die Tea Party-Republikaner sind in ihrer scharfen Opposition z. B. gegen Obamacare und auch gegen die Reform der Immigrationsgesetzgebung keineswegs alleine. Der Club for Growth, der Senate Conservatives Fund und Heritage Action haben angekündigt, Abgeordnete und Senatoren, die einer Haushaltslösung zustimmen, die Obamacare nicht beendet, in den nächsten Vorwahlen bekämpfen zu wollen (NYT Editorial Board 2013).

Die Chronologie folgt der Zeitleiste in Williamson et al. 2011, S. 37 f.

http://​www.​conservapedia.​com/​Rick_​Santelli.

Es ist m. E. fraglich, ob allein die besonders starke Ablehnung von Obama die Tea Party zu einer „distinct entity from the Republican Party“ (Maxwell und Parent 2012, S. 1384 f.) macht. Dies hätte allerdings gravierende Konsequenzen für die Versuche der GOP, die Tea Party stärker zu integrieren bzw. zu neutralisieren.

Auch im 19. Jahrhundert finden sich mit den Know-Nothings und dem Anti-Masonic movement Beispiele für den „paranoid style“.

Vgl. die Titel der Literatur der Bewegung selbst sowie journalistische Titel: A New American Tea Party: The Counterrevolution Against Bailouts, Handouts, Reckless Spending, and More Taxes (John O’Hara); Give Us Liberty: A Tea Party Manifesto (Dick Armey); Boiling Mad: Inside Tea Party America (Kate Zernike); Mad As Hell: How the Tea Party Movement Is Fundamentally Remaking Our Two-Party System (Scott Rasmussen und Doug Schoen);Tea Party Revival: The Conscience of a Conservative Reborn: The Tea Party Revolt Against Unconstrained Spending and Growth of the Federal Government (Dr. [sic!] D. Leland Baker); The Tea Party Manifesto (Joseph Farah); The Tea Party Goes to Washington (Rand Paul); Tea Party, The Awakening (Brent Morehouse).

Dazu aber Faircloth 2012, der die Überschneidung mit der Christlichen Rechten betont (s. o.); dazu auch Minkenberg 2011, S. 290.

Americans for Tax Reform haben die überwiegende Mehrzahl Republikanischer Amtsträger darauf verpflichtet, unter keinen Umständen Steuererhöhungen zuzustimmen, bei Strafe einer Herausforderung bei den nächsten Vorwahlen.

Groshek und Engelbert (2013) kommen in ihrer Untersuchung der medialen Selbstdarstellung der Tea Party Patriots zu dem Ergebnis, dass eine Strategie der „double differentiation“ verfolgt wird, einer Abgrenzung sowohl vom Establishment wie von den Extremisten. Dies mag auch für manche Amtsträger und Kandidaten der Republikaner in ihrem Verhältnis zur Tea Party und anderen „movement conservatives“ gelten: „[T]he trick is to be as far to right as possible without actually sounding crazy to those outside the faction“ (Jonathan Bernstein, zitiert in Ashbee 2011, S. 162).

Hierzu gehört auch ein Antiintellektualismus in weiten Teilen der amerikanischen Bevölkerung. „Richtige Amerikaner“ brauchen keine Bücher, sie brauchen nicht zu recherchieren, denn sie wissen aus dem Bauch heraus, was richtig und wichtig ist. Lundskow ( 2012, S. 542) schreibt dazu: „The reliance on so-called common sense, the name which really serves as a cover for a lack of knowledge or semblance of thought, could just as ready be termed reliance on bullshit“.

Langman (2012) und Berlet (2012) verweisen auf Richard Hofstadters Konzept des „producerism“. Mitt Romneys Äußerung von den „47 %“ der amerikanischen Bevölkerung, die aufgrund ihrer Abhängigkeit von Regierungstransfers für ihn sowieso nicht zu erreichen seien (und deren Veröffentlichung und Verbreitung ihn viele Stimmen gekostet hat), wurde meist als unbedachte Auslassung eines abgehobenen Millionärs verstanden. Sie passt aber auch in die Logik der „parasitic classes“ und kann als versuchte Annäherung an die Tea-Party-Bewegung interpretiert werden.

Vgl. http://​www.​zeit.​de/​gesellschaft/​zeitgeschehen/​2012-05/​usa-weisse-minderheit.