Die Allianz Gruppe will nach eigenen Angaben durch diese Strategie Klimaziele umsetzen, die an das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens geknüpft sind. Bis zum Jahr 2040 sollen deshalb fossile Investments sowohl im Kundenportfolio als auch aus der Anlage der Versichertengelder verschwinden. "Der Klimawandel birgt enorme ökonomische und soziale Risiken. Er beeinträchtigt schon heute Millionen Menschen", erläutert der Allianz-Vorstandschef Oliver Bäte die Entscheidung. "Als Versicherer und Investor möchten wir den Übergang zu einer klimafreundlichen Wirtschaft vorantreiben." Damit folgt das Unternehmen anderen Finanzfirmen und Investoren, die ebenfalls ihre Beteiligungen an fossilen Energiefirmen zurückfahren. Hierzu gehört unter anderem der Versicherer Axa, aber auch die Deutsche Bank oder die Bank of America.
Aurubis-Konzern will ebenfalls klimaneutralere Prozesse
Auch der Kupfer-Riese Aurubis hat seine Klimabilanz im Blick. Zwar kann das Hamburger Unternehmen seine Emissionen im Kerngeschäft, der Kupferherstellung, nicht senken. Doch bereits heute nutzt der Konzern bis zu 80 Prozent des für den Produktionsprozess benötigten Dampfes aus Abwärme, beispielsweise für die Trocknung von Eisenerzkonzentrat. Weitere Abhilfe schaffen soll ein Fernwärmeprojekt mit Enercity Contracting Nord für die Hafencity in Hamburg, die gleich in der Nachbarschaft entsteht. In einer ersten Stufe könnten pro Jahr rund 160 Millionen Kilowattsunden CO2-neutrale Abwärme dorthin geleitet werden, was etwa dem Wärmebedarf von 8.000 Vier-Personen-Haushalten entspricht. "Unser Ziel ist es, Ressourcen zu schonen und so möglichst effizient Nutzenergie bereitzustellen", so ein Aurubis-Sprecher.
Für die Anlage der Versichertengelder hat sich die Allianz zum Ziel gesetzt, ihre handelbaren Anlagen in allen kohlenstoffintensiven Branchen klimaneutral zu strukturieren. Unternehmen, denen es in den kommenden Jahrzehnten nicht gelingt, ihre Treibhausgasemissionen an das Zwei-Grad-Ziel anzupassen, sollen Schritt für Schritt aus dem Portfolio fallen. Allerdings strebt der Versicherer dabei den aktiven Dialog mit den Unternehmen an. Im Bereich Schaden und Unfall verzichtet die Allianz mit sofortiger Wirkung auf die Einzelversicherung von Kohlekraftwerken und -minen im Bau oder Bestand. Unternehmen, die Strom aus mehreren Quellen erzeugen, wie Kohle, andere fossile Brennstoffe oder erneuerbare Energien, werden zunächst weiter versichert und individuell auf Basis definierter Nachhaltigkeitskriterien geprüft.
Nachhaltigkeit muss auf alle Geschäftsbereiche ausstrahlen
Beim Thema Nachhaltigkeit besteht nach Meinung der Springer-Autoren Meike Frese und Bernhard Colsman sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene in Politik und Gesellschaft dennoch kein Konsens. Sie schreiben im Kapitel "Nachhaltigkeitsmanagement" des Buches "Nachhaltigkeitsreporting für Finanzdienstleister" (Seite 28): "Nicht nur Unternehmen bewegen sich daher in einem permanenten Spannungsverhältnis. Insbesondere im Finanzsektor kommt ein weiterer Punkt hinzu – die Grenze der Verantwortung: Inwieweit kann ein Finanzinstitut für die Entscheidungen seiner Kunden verantwortlich gemacht werden bzw. unter welchen Gesichtspunkten kann es Handlungen eines Kunden ablehnen? Auch wenn einzelne Entscheidungen eines Institutes vor dem Hintergrund dieser Spannungsverhältnisse nie völlig widerspruchsfrei sein können, so ist es gerade in diesem Zusammenhang von entscheidender Bedeutung, wie "Nachhaltigkeit" und der Umgang damit unternehmensindividuell defniert werden." Nachhaltigkeit sei dabei kein separates Ziel, sondern integraler Bestandteil der Geschäftsstrategie, so die Autoren weiter (Seite 29).
Auch die Allianz hat nach eigenen Angaben eine Klimastrategie entwickelt, die die Integration des Pariser Zwei-Grad-Ziels in allen relevanten Geschäftsaktivitäten der Gruppe sicherstellen soll. Die zugrundeliegenden Methoden und Ziele entwickelt das Unternehmen bis Ende 2018 gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Unternehmen im Rahmen des Non-Profit-Netzwerks Science Based Target Initiative (SBTi). Der bisherige ESG-Ansatz (Environment Social Governance) werde damit konsequent weiter geführt, heißt es. Dabei habe man auch Investitionen in neue Technologien im Blick.
Auch Barclays setzt verstärkt auf ESG-Investments
"Wir beobachten eine wachsende Nachfrage nach Aktienanlagen, die auf ESG-Kriterien basieren, und die Einführung des Euro iStoxx 50 ESG Focus Index ist ein wichtiger Schritt vorwärts", meint auch Arnaud Heckenroth, Managing Director, Head of Emea Equity Exotics und Hybrid Structuring bei Barclays. Der britischen Bank wurden aktuell entsprechende Lizenzen zur Verwendung der Basiswerte dieses Indizes sowie des Euro iStoxx 50 ESG Focus GR Decrement 5% Index für die Ausgabe strukturierter Produkte vom Betreiber des Indexgeschäfts der Gruppe Deutsche Börse Stoxx erteilt. Auf dieser Basis könne die Bank nun aktuelle Kundenanforderungen erfüllen, "da ESG-Faktoren bei den Entscheidungen der Anleger eine immer größere Rolle spielen."