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2010 | Buch

Identität und Inklusion im europäischen Sozialraum

herausgegeben von: Elisabeth Klaus, Clemens Sedmak, Ricarda Drüeke, Gottfried Schweiger

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung: Probleme von Inklusion, Identifikation und Integration im europäischen Sozialraum

Einleitung: Probleme von Inklusion, Identifikation und Integration im europäischen Sozialraum
Zusammenfassung
Was bedeutet es, in den kulturellen und sozialen Raum Europas inkludiert zu sein? Wo ist der gemeinsame Boden für gemeinsame Identitätsbildung? Welche Identitätsressourcen stehen in Europa zur Verfügung – Sprache und Kommunikation, Geschichte und Erinnerung, Kultur und Geistesgeschichte, Wirtschaft und Politik, Strukturen des gewöhnlichen Lebens? Wie wird eine europäische Identität inszeniert, kultiviert, tradiert und erhalten? Wo lauern Gefahren von Exklusion und Ausgrenzung? Wie zeigen sich Inklusion und Exklusion – und was haben sie mit Identität zu tun? Der hier vorgelegte Sammelband liefert einige Steine zur Lösung des Puzzles europäische Identität und Inklusion. Die Vielschichtigkeit und Vielfältigkeit der damit aufgeworfenen Fragen nach dem Gelingen oder dem Scheitern von Teilhabe, Integration, Partizipation und Identifikation machen die hier aus unterschiedlicher wissenschaftlicher Perspektive versammelten Beiträge deutlich. Ob aus soziologischer, kommunikationswissenschaftlicher, politologischer, theologischer, sportsoziologischer oder linguistischer Perspektive, alle Beiträge thematisieren Probleme von Inklusion oder Exklusion in der Europäische Union und reflektieren die damit aufs Engste verknüpfte Schwierigkeit der Schaffung einer europäischen Identität. Im Sinne der Demokratietheorie heißt Inklusion zunächst die Möglichkeit der Teilhabe an Öffentlichkeit.
Ricarda Drüeke, Elisabeth Klaus, Gottfried Schweiger, Clemens Sedmak

Öffentlichkeit und Partizipation

Frontmatter
Identität und mediale Selbstentöffentlichung
Vorüberlegungen zu den kollektiven Grundlagen des europäischen Sozialraums
Zusammenfassung
Thema verfehlt, könnte man mit Blick auf das einleitende Zitat meinen. Nun, es wäre ein flüchtig geworfener Blick, der die nationalökonomischen Wurzeln der Kommunikationswissenschaft wissentlich oder unwissentlich negiert. Denn nehmen wir neben Ehrenbergs Verweis auf das kollektiv Zwischenmenschliche im Rahmen seiner Befassung mit der Depression (als paradoxe Verkehrung des Projekts der Moderne) auch den Nationalökonomen Albert Schäffle (2001: 127) ernst, der befand, dass das kollektive Bewusstsein mindestens so viele Krankheitsformen auszeichnet wie das individuelle, dann stellt sich die Frage, wie soziale Räume generell und der europäische Sozialraum im Besonderen dem von Ehrenberg konstatierten Sachverhalt Rechnung tragen? Den Preis für den von Ehrenberg beschriebenen individuellen Rückbezug auf das Kollektive zahlt der Einzelne indirekt durch die seinen Alltag prägenden normativen Grundlagen, die sich in den Begriffen Projekt, Motivation und Kommunikation (vgl. Ehrenberg 2008: 19) manifestieren. „Sie sind in unseren Alltag eingegangen, sie sind eine Gewohnheit geworden, an die uns anzupassen wir, vom oberen bis zum unteren Ende der sozialen Hierarchie, mehr oder weniger gut gelernt haben.“ (Ehrenberg 2008: 19) Es überrascht wohl kaum, dass sich unter den Begriffen, die für die vermittelnde Anpassungsleistung zwischen Individuellem und Kollektivem relevant sind, der Begriff Kommunikation findet. Die Depression sei der Schatten jenes führungslosen Menschen, der müde ist, er selbst zu werden, und versucht ist, sich zwanghaft Produkten oder Verhaltensweisen zu unterwerfen, so Ehrenberg (vgl. 2008: 23). Massenkommunikation kommt in dieser gesellschaftlichen Bewältigungsstrategie kollektiver Erfahrung eine Funktion zu, deren Dialektik nur der verstehen kann, der Medien als Produkte/Güter fasst, die individuellen wie kollektiven Kommunikationsbedürfnissen immer weniger Rechnung tragen können. Denn Medien werden überwiegend nach marktwirtschaftlichen Prinzipien produziert. Märkte funktionieren jedoch nur, wenn Eigentumsrechte definiert und durchgesetzt werden können. Für die Ökonomik ist der Wert einer Sache ausgedrückt in Geld der Preis. Preise kann man für Güter verlangen, bei denen nicht Zahlungswillige bzw. -fähige vom Konsum ausgeschlossen werden können. Exklusion prägt die Medienproduktion, denn die Durchsetzung von Ausschluss lässt Rezipientenmärkte erst funktionieren. Das gerne Projekt Europa titulierte Projekt EU leidet, so wird zumeist diagnostiziert, an Kommunikations-, Identitäts- und Öffentlichkeitsdefiziten. Besteht ein Zusammenhang zwischen medialer Exklusion und diesen Defiziten? Dass dem so ist, wird zu verdeutlichen sein.
Christian Steininger
Aspekte der Sprachensituation der EU als Aspekte von ‚Inklusion‘ und ‚Exklusion‘
Zusammenfassung
Die Identität eines Menschen oder auch einer Gruppe von Menschen kann als ein Aggregat von Qualitäten und Handlungsweisen charakterisiert werden, die sprachlich übermittelt werden können oder in der Sprache selbst ihr primäres Ausdrucksmittel finden. Wenn wir uns auf Sprache als möglichen Identitätsmarker beschränken, dann kann Sprache als symbolischer Marker für eine Gruppenidentität bzw. als Grenzmarker gegenüber anderen Gruppen fungieren. Die Gleichsetzung von „Sprache und Nation“ ist hierbei ein noch immer aktuelles, politisches Ideal und kann dazu führen, dass das Identitätssymbol „Sprache“ auch mit dem Ziel instrumentalisiert werden kann, um nicht-sprachbezogene Ziele zu erreichen. In dem Sinne handelt es sich nicht um Konflikte zwischen Sprachen, sondern um Konflikte zwischen Sprechern und Sprachgemeinschaften, die mehr oder weniger in Kontakt und imWettbewerb miteinander stehen. In diesem Sinne ist auch Neldes (1997) Behauptung zu verstehen, dass Sprachkontakt notwendigerweise zu Konflikten zwischen Sprechern und Sprecherinnen (d. h. zwischen Regionen eines Staates oder auch zwischen Staaten) führen kann, wenn eine Sprachgruppe Administration, Politik,Wirtschaft etc. dominiert und sich eine andere Gruppe dadurch diskriminiert und ausgeschlossen fühlt. Konflikte, die sich aus solchen Konstellationen ergeben, können als historisch gewachsene oder auch „natürliche“ Sprachkonflikte bezeichnet werden. Von diesen sind aber nach Nelde (1997) „künstliche“ Sprachkonflikte zu unterscheiden, die dadurch gekennzeichnet sind, dass eine oder mehrere Sprachen bzw. Sprachgemeinschaften als „unterrepräsentiert“ zu bezeichnen sind. Sie sind das Resultat der Notwendigkeit internationaler Kommunikation, in der politisch einflussreiche Gemeinschaften nicht nur materielle Güter, sondern auch Sprache und Kultur exportieren. Für diese Art von Sprachkonflikt ist die Europäische Union ein Musterbeispiel.
Manfred B. Sellner
Von der Konstruktion europäischer Öffentlichkeiten. Eine theoretische Einordnung der Kommunikationspolitik von Parlament und Kommission
Zusammenfassung
Europa gilt vielen als weit weg, Brüssel als eine regulierungswütige Bürokratie, und zu den Wahlen des einzigen direkt bestimmten Organs, dem Europäischen Parlament, geht nicht einmal mehr die Hälfte aller wahlberechtigten EuropäerInnen hin. Das relativ junge politische Gebilde „Europäische Union“ wurde lange unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorangetrieben. Erst mit dem Bröckeln des permissiven Konsens – der wohlwollenden Grundhaltung gegenüber der Europäischen Union bei gleichzeitiger Unkenntnis über den Integrationsprozess (vgl. Kohler-Koch et al. 2004: 207) – in den 1990er Jahren und der Verfassungskrise ab 2005 wurde das „Vermittlungsproblem“ (Brüggemann 2008: 281) der EU deutlich und erkannt. Der Europäischen Union fehlt es an Öffentlichkeit, so der Kern zahlreicher Erklärungsversuche für das Desinteresse der BürgerInnen, das Legitimitäts- und Demokratiedefizit der EU (vgl. Dacheux 2007: 101). Nationale Öffentlichkeiten könnten die Legitimation supranationaler Institutionen nicht übernehmen, da sie nicht so wie der europäische Entscheidungsfindungsprozess transnational vernetzt sind (vgl. Eder 2003: 88). Kurz: Die europäisierte Politik ist den nationalstaatlichen Öffentlichkeiten davon gelaufen (vgl. Gerhards 2000: 288). Durch die nur bruchstückhaft vorhandene Öffentlichkeit fehlt es dem parlamentarischen Mitwirkungsanspruch auch am gesellschaftlichen Unterbau, was die Demokratisierung der EU hemmt (vgl. Kohler-Koch et al. 2004: 226). Das Demokratiedefizit der EU, also die nicht ausreichende Legitimation der Organe und Entscheidungsprozesse, ist aber nicht nur Folge, sondern auch Ursache des Öffentlichkeitsdefizits. So fehlt es nicht an kontroversen europapolitischen Themen, sondern an demokratischen Instrumenten, die eine lebendige europäische Öffentlichkeit verhindert haben (vgl. Seeger 2008: 236). Bislang ist die Anbindung der öffentlichen Kommunikation an die Institutionen mangelhaft (vgl. Eder/Kantner 2000: 306).
Madeleine Rohrer

Fremdenfeindlichkeit und Migration

Frontmatter
Die Wahrnehmung von Umbrüchen, Ungleichheiten und Unsicherheiten als neue Erklärungsfaktoren der Fremden- und Islamfeindlichkeit in Europa
Zusammenfassung
In Europa und vor allem innerhalb der westeuropäischen Wohlfahrtsgesellschaften bestimmt derzeit ein Zauberwort den politisch-gesellschaftlichen Diskurs: Sicherheit. Der Siegeszug des Kapitalismus, der derzeit durch die globale Finanzund Wirtschaftskrise erstmals hinterfragt wird, und die immer offensichtlicheren Schattenseiten der Globalisierung setzen ungeahnte Entwicklungsdynamiken in Gang. Es zeigt sich zunehmend die Verletzlichkeit von offenen und durch den freien Markt regulierten postmodernen Gesellschaften, denn diese erhöhen für den Einzelnen die Unbestimmtheiten und Ungewissheiten des Lebens.
Wolfgang Aschauer
Inklusion und Exklusion in medialen Identitätsräumen
Zusammenfassung
Die Schaffung von lokalen, regionalen, nationalen oder transnationalen Identitäten geht mit der Festlegung von äußeren und inneren Grenzen, mit Inklusion des „Eigenen“ und Exklusion des „Anderen“ und „Fremden“ einher. Solche imaginären Grenzen definieren einen Raum und legen fest, wer in diesem Terrain heimisch sein darf und wer nicht. Im vorliegenden Beitrag erläutern wir, wie sich der „Raum Europa“ aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive darstellt und durch welche medialen und kommunikativen Grenzsetzungen er bestimmt wird. Kleinsteuber (1995: 41) beschreibt Europa als Raum verdichteter Kommunikation. Weitergehend lassen sich Räume als Konstruktionen beschreiben, die soziale, kulturelle und identitätsbildende Komponenten umfassen.
Elisabeth Klaus, Ricarda Drüeke
EU-BürgerInnen oder MigrantInnen? EU-BinnenmigrantInnen und die Bestimmung des „eigenen Platzes“ auf der Welt
Zusammenfassung
Der Beitritt Österreichs zur EU im Jahr 1995 bedeutete für MigrantInnen aus den EU-Staaten, die sich hier niedergelassen hatten, einen neuen Rechtsstatus. Als EU-BürgerInnen haben diese MigrantInnen seitdem in vielen Bereichen die gleichen Rechte wie österreichische StaatsbürgerInnen und müssen beispielsweise für den Aufenthalt in Österreich nicht um ein Visum ansuchen. So wurden MigrantInnen aus den EU-Ländern rechtlich deutlicher denn je von so genannten „Drittstaatsangehörigen“ getrennt, gegen die scharfe politische Maßnahmen eingesetzt werden, um eine Niederlassung in Österreich zu verhindern. Daher bedeutete der Beitritt Österreichs zur EU sowohl für EU-MigrantInnen als auch für Nicht-EU-MigrantInnen eine Destination bzw. Niederlassung innerhalb „neuer“ Grenzen. Innerhalb dieser Grenzen existiert nun eine Hierarchisierung von MigrantInnen anhand der Herkunftsländer, die sich nicht nur auf die rechtliche Position und auf das Recht auf Bewegungsfreiheit und Aufenthaltserlaubnis, sondern auch auf weitere gesellschaftliche Exklusions- und Inklusionsmechanismen bezieht.
Assimina Gouma

Soziale Marginalisierung und Prekarisierung

Frontmatter
Inklusion und Exklusion in Europa
Zusammenfassung
Exkludiert zu sein bedeutet, keinen Zugang zu standardisierten Gütern oder standardisierten kulturellen Aktivitäten zu haben. Exklusion hat mit einem Mangel an Zugang („access“) zu tun, an Zugang zu Gütern, Zugang zu Diensten und Dienstleistungen, Zugang zu Information, an Zugang zu bestimmten Menschen, Zugang zu Rollen, Ämtern und Funktionen, an Zugang zu Rechten, an Zugang zu Bildungsgütern. Die Europäische Union verfolgt ein Verständnis von Armut als sozialer Ausgrenzung. Der Exklusionsbegriff hat zentralen Stellenwert in einem politischen Diskurs, der sich rund um soziale Entwicklungen wie das Aufbrechen des sozialen Zusammenhalts und die generelle Benachteiligung von Bevölkerungsgruppen entwickelt hat (vgl. Kronauer 2002). Der „social exclusion approach“ besagt, dass Armut Teilhabemöglichkeiten tangiert, Entscheidungen darüber, welche Menschen an welchen kulturellen Aktivitäten teilnehmen können (vgl. Atkinson/Hills 1998; Bhalla/Lapeyre 1997, 1999; Bonner 2006; Saith 2001). Hier wird also eine Grenze zwischen „Etablierten und Außenseitern“ gezogen. „Insider“, Menschen, die dazu gehören, haben Zugang zu Schutz und Bestätigung, Information und Identität; sie können die Regeln des Spiels mitgestalten; sie können mitbestimmen, welches Spiel gespielt wird und wer mitspielen darf. Hier gilt die Unterscheidung zwischen „Zentrum“ und „Rand“. Gerade ländliche Gebiete in Europa sind sowohl von der Kenntnis der Datenlage als auch von der Infrastruktur her tendenziell aus dem Blick gerückt.
Clemens Sedmak
Typisch atypisch. Eine anerkennungstheoretische Perspektive
Zusammenfassung
Der These Axel Honneths (1994) folgend stellt wechselseitige Anerkennung die Grundlage menschlicher Identitätsentwicklung dar. Die Erfahrung von Anerkennung in seinen verschiedenen Formen ist somit essentiell für den Aufbau und Erhalt gelingender Subjektivität, gerechter sozialer Verhältnisse und damit auch Folie und Maßstab kritischer Gesellschaftstheorie. Angesichts der doppelten Bedeutung von Arbeit, einmal als anthropologisches Wesensmerkmal des Menschen im Allgemeinen und weiters innerhalb moderner Gesellschaften (vor allem in Form der Erwerbsarbeit) als Quelle des Lebensunterhalts, der sozialen Absicherung, der bürgerschaftlichen Integration wie auch von Selbstwertgefühl und Sinngebung (Senghaas-Knobloch 1999), ist die Bedeutung der Erfahrung von Anerkennung bzw. Missachtung von und in der Arbeit für den Einzelnen und daraus folgend den gesellschaftlichen Zusammenhang offensichtlich. Arbeitsbeziehungen können dabei nun als prinzipiell konfliktuös verstanden werden, als in ihnen zwar Anerkennung gesucht und gefordert wird, diese aber von Seite der Unternehmen vielmehr auf die Verwertung der Arbeitskraft zur Erzeugung von Profit ausgerichtet sind (Holtgrewe/Voswinkel/Wagner 2000).
Gottfried Schweiger
Zur Rolle der Medien bei der Konstruktion von Europabildern sozial Benachteiligter unter besonderer Berücksichtigung von Jugendlichen
Forschungsstand und konzeptionelle Überlegungen zur Stärkung von Integrations- und Partizipationsmöglichkeiten
Zusammenfassung
Mit der Entstehung der EU und dem damit verbundenen europäischen Integrationsprozess geht die Hoffnung einher, Europa möge auch die Transformation hin zu einem geeinigten Europa mit einem gemeinsamen Wertesystem (vgl. Heidenreich 2006: 18) gelingen, das heißt, dass über eine wirtschaftliche und politische Gemeinschaft hinaus ein „emotional begründetes Wir-Gefühl“ (Österreichisches Institut für Jugendforschung 2003: 7) entstehen möge. Voraussetzung zur Ausbildung eines solchen „Wir-Gefühls“ ist die Wahrnehmung Europas und der EU als eine aktiv mitgetragene und von gemeinsamem Dialog geprägte Staatengemeinschaft, in der sich die Bevölkerung ihrer Mitglieder als eine „lebendige europäische Bürgergesellschaft“ (Tham 2007: 11) versteht. „Die vieler Ortens geforderte aktive europäische Bürgergesellschaft und rege Partizipation in Europa ist gegenwärtig noch weit von den tatsächlichen Möglichkeiten und deren Wahrnehmung in der Bevölkerung entfernt“ (ebd.).
Ingrid Paus-Hasebrink, Christina Ortner
Exklusion am Rande Europas: Sozialwaise in der Ukraine
Zusammenfassung
In dem Text „Hoffnung, die Gründe nennt“ beschreibt Clemens Sedmak den Zusammenhang von Identität mit der Möglichkeit, den Blick in die Zukunft richten zu können. Ein Mensch gewinnt Identität, wenn er sich im Kosmos situiert. Das ist nur möglich, wenn er sich auf Künftiges hin entwirft, einen Lebensplan hervorbringt. (Sedmak 2002: 129)
Nadja Lobner

Konstruktionen einer europäischen Identität

Frontmatter
Vertrauen und Solidarität als Grundlage europäischer Integration
Zusammenfassung
Wenn es darum geht, das europäische Einigungsprojekt auf Dauer zu etablieren, dann werden in politischen, aber auch wissenschaftlichen Diskursen zwei Bedingungen für das Gelingen des Projektes immer wieder genannt, nämlich gegenseitiges Vertrauen und gegenseitige Solidarität. Daran anknüpfend wird im Folgenden der Frage nachgegangen, in welchen Kontexten Vertrauen und Solidarität ihre Bindekräfte entfalten können: Ist es der Kontext der Nationalstaaten oder ist ein europäischer Kontext mit transnationalem Vertrauen und transnationalen Solidaritäten vorstellbar? Des Weiteren wird zu diskutieren sein, welche Schlüsse daraus für das Gelingen des europäischen Integrationsprozesses zu ziehen sind, wobei im Schlusskapitel explizit Vernetzungen von Vertrauen und Solidarität mit Inklusions- und Identitätsdiskursen in der Europäischen Union analysiert werden.
Brunhilde Scheuringer
Metaphern der Integration und Abgrenzung: Die Konstruktion einer europäischen Identität in der deutschen Berichterstattung über den Irakkrieg
Zusammenfassung
In den vergangenen beiden Jahrzehnten haben sich Kriege und „humanitäre Interventionen“ als Katalysatoren einer europäischen Identität erwiesen. Das liegt zum einen daran, dass in Kriegen (u. a. in Kuwait/Irak, Bosnien und dem Kosovo) verstärkt internationale Akteure wie die Vereinten Nationen, die NATO oder die Europäische Union involviert sind und dass also eine gemeinsame Linie in der Außenpolitik von Nationalstaaten gesucht wird. Zugleich wird aber auch in den nationalen europäischen Medien-Diskursen „Europa“ immer häufiger als relevanter und angemessener Akteur für die Behandlung von Konflikten angesehen (Schwab-Trapp 2007: 135 ff. und Weßler et al. 2005: 34). Europäische Öffentlichkeit zeigt sich also anscheinend schon seit den Kriegen der 90er Jahre stärker im Konflikt als im Konsens (Knorr 2006: 225 f.).
Susanne Kirchhoff
Fußballsport als europäische Identitätsressource zwischen medialer Inszenierung und Inklusion
Zusammenfassung
Die in den letzten Jahrzehnten umwälzenden, strukturellen Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene in Europa signalisieren den Beginn einer neuen Ära, die mit der wirtschaftlichen Globalisierung, der Ausweitung von Informations- und Kommunikationstechnologien und einer politischen und sozialen Polarisierung verbunden ist (Castells 2003: 2–4). In diesen turbulenten Zeiten des gesellschaftlichen Wandels gewinnt der Sport „als ein operational geschlossenes Sozialsystem“ (Stichweh 2005: 116) an Bedeutung. Aufgrund seiner Vielfältigkeit schafft der Sport günstige Voraussetzungen für Unterhaltung, Entspannung, Wohlbefinden und Gemeinschaft.
Minas Dimitriou, Gerold Sattlecker
Backmatter
Metadaten
Titel
Identität und Inklusion im europäischen Sozialraum
herausgegeben von
Elisabeth Klaus
Clemens Sedmak
Ricarda Drüeke
Gottfried Schweiger
Copyright-Jahr
2010
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-92535-6
Print ISBN
978-3-531-17682-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-92535-6