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1981 | OriginalPaper | Buchkapitel

Identitätsgebrauch in selbstsubstitutiven Ordnungen, besonders Gesellschaften

verfasst von : Niklas Luhmann

Erschienen in: Soziologische Aufklärung 3

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Die folgenden Überlegungen stehen im Kontext theoretischer Bemühungen, die klassische Topoi einer Theorie der Gesellschaft so reformulieren, daß sie aufeinander bezogen werden können und sich, obwohl unabhängig angesetzt, wechselseitig interpretieren und konkretisieren. Ich halte — zunächst rein historisch, also auf Grund bisheriger Theoriebemühungen — vier Ausgangspunkte für relevant, deren begriffliche Isolierung sich zum Teil bereits in der Auflösung befindet, aber erst durch Entwicklung von Nachfolgekonzeptionen aufgehoben werden kann1. Es handelt sich um: (1)den Systembegriff. Die Reformulierung ersetzt hier das Paradigma des Ganzen, das aus Teilen besteht, durch die heute dominierende System/Umwelt-Theorie, die Formen der Systemdifferenzierung mit Umweltlagen des Systems korreliert.(2)den Evolutionsbegriff. Die Reformulierung ersetzt hier die Vorstellung eines universalhistorischen Entwicklungsprozesses durch die Theorie eines Zusammenwirkens dreier differenter Mechanismen (Variation, Selektion, Retention), durch das Zufall systemintern reproduziert und ausgenutzt wird, um Strukturänderungen zu induzieren.(3)den Kommunikationsbegriff. Die Reformulierung ersetzt hier eine recht diffuse, Verständigungsdruck implizierende Begriffsvorlage2 durch die These, daß verständliche Kommunikation angenommen oder abgelehnt werden kann und daß es bei evolutionär zunehmender Komplexität der Gesellschaft besonderer, nämlich über Sprache hinausgehender Motivationsmechanismen bedarf, die sowohl die Annahmechancen als auch die Ablehnungschancen für Kommunikationen verstärken (Symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien, institutionalisierte Konfliktpotentiale).(4)den Reflexionsbegriff. Die Reformulierung ersetzt hier die klassische Kennzeichnung der Reflexion als Eigenschaft oder Fähigkeit des Bewußtseins bzw. des Denkens durch die Angabe einer Funktion, nämlich den Gebrauch der Identität eines Systems zur Orientierung von Selektionen, die im System selbst ablaufen (eine Form von Selektivitätsverstärkung).

Metadaten
Titel
Identitätsgebrauch in selbstsubstitutiven Ordnungen, besonders Gesellschaften
verfasst von
Niklas Luhmann
Copyright-Jahr
1981
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-01340-2_12