1994 | OriginalPaper | Buchkapitel
Medien-Gewinne und Institutionen-Verluste? — Zum Wandel des intermediären Systems in der Mediengesellschaft
Theoretische Anmerkungen zum Bedeutungszuwachs elektronischer Medien in der politischen Kommunikation
verfasst von : Otfried Jarren
Erschienen in: Politische Kommunikation in Hörfunk und Fernsehen
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Läßt man die öffentliche Diskussion über Medien und Politik, über Journalisten und Politiker in der Bundesrepublik seit einem knappen Jahr Revue passieren, so entsteht der Eindruck, daß das Verhältnis sowohl zwischen diesen beiden gesellschaftlichen Teilsystemen als auch zwischen den Akteursgruppen erheblich gestört ist. Politik- und Politikerversagen wird von Journalisten und Medien angeprangert, während die Politiker den Journalisten mangelnde politische Kenntnisse sowie Fähigkeiten und eine abnehmende Bereitschaft zu einer angemessenen und sachlichen Berichterstattung über politische Institutionen und Prozesse vorhalten. Politiker sehen in Journalisten eine selbsternannte und entfremdete Elite, die ihren Vermittlungsauftrag in der politischen Kommunikation nicht mehr wahrnehmen will. Journalisten sehen in Politikern Angehörige einer politischen Klasse, die — mit vielfältigen Privilegien versehen — sich nur noch unzureichend um die Lösung offenkundiger ökonomischer, sozialer oder ökologischer Probleme bemüht und die zunächst einmal nur an sich selbst denkt. Beide Gruppen beklagen gemeinsam die zunehmende „Parteien“- oder „Politikverdrossenheit“ bei den Bürgern — und machen sich wechselseitig dafür verantwortlich.