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08.04.2019 | Recruiting | Interview | Online-Artikel

"Familienunternehmen sollten individuelle Vorteile betonen"

verfasst von: Andrea Amerland

2:30 Min. Lesedauer

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Interviewt wurde:
Dr. Vera-Carina Elter

Dr. Vera-Carina Elter ist Vorstand für Personal und Familienunternehmen bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.

Der Fachkräftemangel fordert hierzulande nahezu alle Unternehmen heraus. So auch Familienunternehmen und Mittelständler. Im Interview erläutert Vera-Carina Elter von KPMG, wie es gelingt als Arbeitgeber bei Kandidaten zu punkten.

Springer Professional: Aktuell hat die Zahl offener Stellen in Deutschland ein Rekordhoch in Höhe von 1,6 Millionen erreicht. Die Personalnachfrage hoch. Können Familienunternehmen beziehungsweise der Mittelstand ihren Bedarf noch decken?

Vera-Carina Elter: Unser European Family Business Barometer hat gezeigt, dass hierzulande 65 Prozent der Familienunternehmen den Fachkräftemangel als ihre Top-Herausforderung sehen. Trotz dieser Herausforderung haben Familienunternehmen aber gute Chancen, ihren Mitarbeiterbedarf auch in Zukunft zu decken. Wichtig ist, dass sie ihre Recruitingstrategien an die aktuelle Situation anpassen und bei ihrer Außendarstellung noch proaktiver werden, um neue Talente für ihr Unternehmen zu gewinnen.

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Werte und Ziele von Familienunternehmen

Nachdem Sie im ersten Kapitel Familienunternehmen als besondere Unternehmensform kennengelernt haben, wenden wir uns in diesem zweiten Kapitel der Frage zu, ob und vor allem warum Familienunternehmen typische Verhaltensweisen zeigen, die sie von anderen unterscheiden.


Für welche Bereiche suchen Familienunternehmen neue Mitarbeiter und welche Skills sind bei Kandidaten besonders gefragt?

Viele Familienunternehmen empfinden es als schwierig, Fachkräfte mit neuem Skillset zu finden. Besonders wenn nicht-traditionelle Positionen wie beispielsweise im digitalen oder technischen Bereich besetzt werden. Diese Expertise wird aber immer wichtiger. Unser Studie zeigt, dass sich immer mehr Familienunternehmen mit der digitalen Transformation beschäftigen. Kandidaten mit Kompetenzen in diesen Bereichen sind also sehr gefragt.

Was müssen Familienunternehmen tun, um bei Bewerbern als Arbeitgeber zu punkten?

Stärker auf die eigenen Stärken setzen und die individuellen Vorteile deutlicher betonen. Familienunternehmen bieten in der Regel flachere Hierarchien und eine gute Work-Life-Balance. Ihre Marken sind häufig sehr bekannt und sie transportieren etablierte Unternehmenswerte. Das sind Faktoren, die natürlich gerade bei jungen Bewerbern gefragt sind. Man muss Bewerbergruppen aber auch differenzieren und die jeweiligen beruflichen und privaten Wünsche verstehen, um im Recruitment erfolgreich zu sein. Ein Hochschulabsolvent hat zum Beispiel andere Vorstellungen als ein Bewerber mit langjähriger Berufserfahrung. Das sollte in der Strategie zur Mitarbeitergewinnung verankert werden.

Um bei potenziellen Mitarbeitern zu punkten und von ihnen wahrgenommen zu werden, ist es ebenso wichtig, Präsenz zu zeigen. Von den großen DAX-Unternehmen hat jeder schon mal gehört, die kleineren Familienunternehmen sind oft nur in ihrer eigenen Region bekannt und müssen daher stärker auf sich aufmerksam machen. Das geht zum Beispiel an den Universitäten der Umgebung oder mit einer aktuellen und optisch attraktiven Karriereseite. Aber auch ein aussagekräftiges Profil auf Arbeitgeberportalen kann sich lohnen. Denn grade junge Bewerber informieren sich vorab über potenzielle Arbeitgeber.

Mit welchem Pfund sollten Familienunternehmen im Employer Branding besonders wuchern, um sich gegen die großen, bekannten Konzerne durchzusetzen?

Familienunternehmen müssen sich nicht hinter Konzernen verstecken, ganz im Gegenteil. Familienunternehmen sind für junge Menschen vielmehr hochattraktiv, denn sie agieren häufig international und haben eine langfristige und nachhaltige Ausrichtung. Familienunternehmen sind aus einem Gründergeist hervorgegangen, den man oft noch heute spürt. Innovationen, kreative Ideen und Projekte sind hier oft besser umsetzbar als in großen Unternehmen. Außerdem können Familienunternehmen oft mit dem Standort punkten. Gerade Kleinstädte bieten jungen Familien ausreichend Kitaplätze, günstigere Immobilien und einen kürzeren Arbeitsweg als Metropolen. Bietet das Familienunternehmen zusätzlich noch flexible Arbeitsmodelle, wie etwa Homeoffice und langfristige Entwicklungsperspektiven, spricht nichts mehr gegen eine ausgewogene Work-Life-Balance.

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