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14.10.2013 | Erneuerbare Energien | Interview | Online-Artikel

Akzeptanz und Beteiligung als Herausforderungen für die Energiewende

verfasst von: Matthias Schwincke

3:30 Min. Lesedauer

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Wie der bereits zum fünfzehnten Mal veranstaltete Brandenburger Energietag Anfang September 2013 gezeigt hat, gehört das Land Brandenburg zu den Vorreitern der Energiewende. Auf der anderen Seite zeigen sich hier auch die Herausforderungen des gesellschaftlichen Großprojekts sehr deutlich. Über die aktuellen Akzeptanzfragen und entsprechende Lösungsansätze sprach "Springer für Professionals" mit Dieter Sasse, dem Projektleiter der Brandenburgischen Energie Technologie Initiative (ETI).

Springer für Professionals: Welche Rolle spielt die ETI im Rahmen der Energiewende in Brandenburg?

Dieter Sasse: ETI wurde bereits 1998 vom Brandenburger Wirtschaftsministerium als Plattform für die Akteure der Energiewirtschaft mit dem Ziel gegründet, die Entwicklung energieeffizienter Technologien und die Nutzung erneuerbarer Energien zu fördern. Insofern kann diese Landesinitiative als ein Vorläufer der Energiewende in Brandenburg angesehen werden. ETI ist heute ein wichtiges Instrument und Multiplikator für die Umsetzung der Energiestrategie 2030 und die Gestaltung der Energiewende im Land.
Über unterschiedliche Veranstaltungen im Rahmen der Arbeitsgruppen Gebäudeenergieeffizienz, Energieeffizienz in Unternehmen und Kommunen, Nachhaltige Mobilität, Biogas und Biofestbrennstoffe erreicht ETI eine Vielzahl von Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Verbänden. Ein exzellentes Beispiel dafür war der 15. Brandenburger Energietag am 5. September in Cottbus, der unter dem Motto „Energiewende in Brandenburg – Chancen für Kommunen und regionale Wirtschaft“ stattfand. Rund 450 Teilnehmer und 47 ausstellende Unternehmen sorgten für eine Rekordbeteiligung.

Wie erklären Sie sich trotz dieses großen Interesses am Thema Energiewende die schlechten Akzeptanzwerte für erneuerbare Energien in Brandenburg?

Brandenburg ist bundesweit Spitzenreiter beim Ausbau der erneuerbaren Energien und belegt zugleich die hintersten Positionen bei der Akzeptanz für infrastrukturelle Vorhaben der Energiewende. Aus meiner Sicht ist dies nur scheinbar ein Widerspruch. Das rasche Anwachsen der Zahl von PV-, Windkraft- und Biogasanlagen hat dazu geführt, dass immer mehr Bürger sich betroffen fühlen und Einschränkungen ihrer Lebensqualität befürchten. Hinzu kommt, dass lange Zeit in Brandenburg geplante Projekte nicht rechtzeitig und nur unzureichend kommuniziert wurden. Erst mit der Energiestrategie 2030 wurde Transparenz und Bürgerbeteiligung als vierte Säule der Energiepolitik neben Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit postuliert.

Welche Strategie und welche konkreten Maßnahmen verfolgen das Land und ETI insbesondere zum Abbau dieser Akzeptanzprobleme?

Bei der regionalen Umsetzung der Energiestrategie 2030 spielen Fragen der Akzeptanz und Beteiligung der Gesellschaft eine entscheidende Rolle. Die Erarbeitung der Energiekonzepte in den Planungsregionen wurde begleitet von zahlreichen Veranstaltungen, die Möglichkeiten für die Einbeziehung individueller und bürgerschaftlicher Initiativen boten. Der Wirtschaftsminister unterstützte diesen Prozess durch seine Energietouren in die Regionalen Planungsgemeinschaften. Bei diesen energiepolitischen Foren wurde aktiv der Dialog mit lokalen Bürgerinitiativen geführt. Damit wurde auch die Rolle der Kommunen als wesentliche Akteure der Energiewende betont.

ETI hat beim jüngsten Energietag in Cottbus ein Forum zu Modellen der Bürgerbeteiligung für die Energiewende organisiert. Anfang Juli führte ETI eine Veranstaltung unter dem Motto „Energiewende in Brandenburg – Akzeptanz und Beteiligung“ durch, die mit rund 200 Teilnehmern großen Zuspruch fand. In Fragen Akzeptanz pflegt ETI eine enge Zusammenarbeit mit dem Forum Netzintegration Erneuerbare Energien der Deutschen Umwelthilfe, der Agentur für Erneuerbare Energien und den Regionalen Planungsstellen.

Wo sehen Sie die spezifischen Stärken des Landes Brandenburg im Hinblick auf eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende?

Brandenburg ist im Vergleich mit anderen Bundesländern gut aufgestellt für die Bewältigung der Herausforderungen der Energiewende. Im Katalog der strategischen Maßnahmen der Energiestrategie 2030 sind Handlungsfelder, Leitprojekte und Maßnahmen definiert, um die anspruchsvollen energie- und umweltpolitischen Ziele zu erreichen. Eine spezifische Stärke des Landes sind die Energiekonzepte, die in den vergangenen drei Jahren in den fünf Regionalen Planungsgemeinschaften erarbeitet wurden. Im Ergebnis sind Verbrauch und Erzeugung von Energie, der Ausbaustand der Erneuerbaren und die noch zur Verfügung stehenden Potenziale dokumentiert worden.
Die Regionalen Energiekonzepte sind das Fundament für die Umsetzung der Energiestrategie in den Landkreisen und Kommunen, von denen rund 50 selbst kommunale Energiekonzepte erarbeitet haben. Die Energiekonzepte tragen dazu bei, landesweit alle Akteure der Energiewirtschaft einzubinden, Konfliktpotenziale zu vermindern und die gesellschaftliche Akzeptanz zu erhöhen. Auch in den Landkreisen sind integrierte Klimaschutzkonzepte erstellt worden bzw. wird daran gearbeitet.

Wie war der Grundtenor des Brandenburger Energietags hinsichtlich der Machbarkeit der Energiewende?

Durchaus optimistisch. Trotz aller Schwierigkeiten und Probleme, die in Cottbus thematisiert wurden, sind die Chancen für Erfolg gegeben.

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