2009 | OriginalPaper | Buchkapitel
Frühe Zeugnisse der ‘software’
Erschienen in: Historische Notizen zur Informatik
Verlag: Springer Berlin Heidelberg
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Ich erinnere mich noch gut daran, als ich Anfang der fünfziger Jahre zum ersten Mal auf das Wort
‘software’
stieß. Es war ein Oxymoron, die rhetorische Figur der Verbindung zweier sich scheinbar ausschließender Begriffe:
‘soft’
, weich und
‘ware’
, Ware wie in
‘hardware’
, lt.
Cassel’s
Eisenwaren. In Verbindung mit kleineren und größeren Rechenanlagen wurde das Wort von den Computeringenieuren etwas abschätzig gebraucht zur Bezeichnung der wenigen damals verfügbaren generellen Programmierhilfen, wie Überwacher-Programme für den Programm-Lauf,
post mortem
-Programme für Fehlerdiagnose, Interpretier-Programme für Kommandosprachen (SHORT CODE, 1949), Lader für Unterprogramme und Assemblier-Programme zur Speicherzuordnung (Wilkes et al. 1951), die über die schon seit 1947 für die EDSAC und für die BINAC vorgesehenen Bibliotheksprogramme (‘routines’), beispielsweise für spezielle Funktionen, hinausgingen. Tatsächlich bestand für die Überheblichkeit der hardware-Ingenieure noch genügend Grund, hing es doch damals sehr von ihrem Geschick ab, ob die Maschinen zuverlässig liefen. Die Hersteller unterschätzten weithin die Bedeutung dieses neuen Zweiges der Technik, bei Telefunken war zu der Zeit, als die Ankündigung der Rechenanlage TR4 vorbereitet wurde, die Zahl der software-Entwickler deutlich unter der Zahl der hardware-Entwickler: die Fortschritte in der software geschahen damals überwiegend im akademischen Bereich. Die Software-Leute begannen jedoch zusehends, selbstbewußter zu werden und nutzten den Vergleich mit den ‘Eisenwaren’ der Ingenieure, auf die intellektuelle Überlegenheit der reinen ‘Anweisungen an den menschlichen Geist’, wie es im Patentgesetz so sinnig formuliert war, hinzuweisen.