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03.07.2013 | Management + Führung | Schwerpunkt | Online-Artikel

Wenn ein Konzern langsam ausbrennt

verfasst von: Andreas Nölting

3 Min. Lesedauer

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Nicht nur Menschen, sondern auch Firmen und Organisationen können unter Burnout leiden. Vom sogenannten Organizational Burnout sind insbesondere ältere, große und marktferne Konzerne betroffen, schreibt Springer- Autor Gustav Greve.

Totale Erschöpfung. Viele Menschen stehen ständig unter Stress, sie fühlen sich ausgebrannt, leiden unter Leistungs- und Antriebsschwäche und können sich nicht mehr erholen. Gegenüber Kollegen werden sie schnell zynisch, sie ziehen sich zurück, werden häufig depressiv und schwer krank. Das Herz will nicht mehr, der Kreislauf bricht zusammen.

So wird üblicherweise das Volksleiden Burnout beschrieben. Es plagt die Gesellschaft. Rund zehn Prozent der Deutschen, so Schätzungen, sind von diesen Symptomen betroffen und leiden unter der Antriebslosigkeit. Bekannt ist das Phänomen seit den 70iger Jahren.

Wenn nichts Effektives mehr gelingt

Neu allerdings ist die These, das Burnout nicht nur Individuen, sondern sogar Unternehmen zusetzen kann. Auch kleine Firmen und große Konzerne können demnach zu paralysierten, erschöpften und ausgebrannten Einheiten verkommen, in denen kaum mehr etwas Effektives gelingt.

Seit 1990 hat Springer-Autor Gustav Greve als Business Consultant mehr als zweihundert Unternehmen und Organisationen beraten. Immer wieder sah er ähnliche Probleme, bei denen das Engagement eines Beraters häufig die Ultima Ratio war. Greve traf auf Misstrauen und Zynismus. Weder die Arbeitnehmervertreter noch das Management trauten ihm zu, einen Wandel herbeizuführen. Alle Beteiligten erwarteten, dass wieder nur an den Symptomen kuriert, nicht aber die Ursachen wirksam angepackt würden.

Große und alte Firmen sind besonders gefährdet

Greve definiert in seinem Buch "Organizational Burnout" das Phänomen wie folgt: "Das Organizational Burnout liegt dann vor, wenn sich ein aktives Organisationssystem, unabhängig davon, ob der Organisationszweck marktnah oder marktfern ist, in einem erschöpften und paralysierten Zustand befindet und mit eigenen Ressourcen diesen, als unerwünscht erkannten, Zustand nicht mehr positiv verändern kann."

Es sind laut Greve drei Dimensionen, die für die Frage wichtig sind, ob Unternehmen oder Organisationen für das Organizational Burnout (OBO) empfänglich sind: Alter, Größe und Marktbezug.

Alter: Junge Firmen sind weniger anfällig als alte Strukturen. Hier herrschen noch Aufbruchsstimmung und die Freude über erste Erfolge. Die typischen Vorgeschichten des OBO seien noch nicht erlebt worden und so sei die Gefahr eines Ausbrennens in den ersten fünf bis zehn Jahren normalerweise nicht gegeben.

Größe: Große Systeme sind stärker gefährdet als kleine Einheiten. Entscheidend ist bei der Größe die Anzahl der Beschäftigten je Organisationseinheit. Bei vielen Beschäftigten je Einheit sei die Gefahr vorhanden, dass "Regeln an die Stelle von Management treten und dass kritische Reaktionen von der Basis nicht mehr auf der Entscheidungsebene ankommen".

Marktbezug. Marktferne Organisationen sind, so hat Greve beobachtet, deutlich empfänglicher für ein OBO, als Firmen, die in einem Wettbewerb stehen. Wenn der Markt als Maßstab fehle, dann fehle auch das wichtigste Korrektiv auf dem Weg in eine OBO-Spirale.

Fazit: In seinem Buch beschreibt Greve wie das Organizational Burnout identifiziert werden kann, wie die Folgen messbar werden, wie Therapien wirken können und wie man sich vor einem OBO schützt. Wenn Menschen in eine Burnout-Spirale geraten können, so der frühere Berater, dann könne es einer Organisation ähnlich ergehen, da sie sich "die emergenten Eigenschaften von organisationaler Intelligenz und Emotionalität entwickelt hat und beherbergt".

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