Joachim Löw ist es gelungen, aus der deutschen Nationalmannschaft ein echtes Siegerteam zu formen. Nach dem WM-Sieg wird er nun zum Vorbild für Manager in Sachen Führungsstärke und -strategie stilisiert. Doch die Analogie zwischen Fußball und Management funktioniert nur begrenzt. Ein Kommentar.
Unsere Jungs haben es geschafft. Der Traum vom WM-Titel ist wahr geworden und ganz Deutschland freut sich und feiert mit. Der WM-Sieg passt zur Stimmung in Deutschland und zur derzeit starken Wirtschaft. Und auch das Ausland gönnt Deutschland den Sieg und beglückwünscht den frischgebackenen Meister. Medien jeglicher Gattung und Couleur versuchen sich nun an Analysen und Interpretationen, was Politik, Gesellschaft und Unternehmen von der Nationalmannschaft lernen können. Das Spektrum reicht vom neuen deutschen Selbstbewusstsein, über Führungsqualitäten bis hin zu Teambildung.
Teamerfolg steht über Einzelleistung
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Keine Frage: Joachim Löw ist es gelungen, die Mannschaft zusammenzuschweißen mit dem Ergebnis, dass der Teamerfolg vor der Einzelleistung steht. Und dass Ersatzspieler mit dem gleichen Enthusiasmus hinter der Mannschaft stehen wie Stammspieler. Dies könnte sicher als Blaupause für Unternehmen gelten. In Ihrem Beitrag „Die Aufstellung: der Trainer, die Spielerauswahl und die Bildung eines Teams“ hat Michaela Bürger die sechs Prinzipien für eine erfolgreiche Teambildung identifiziert (Seite 105):
Sechs Geheimnisse der Teambildung |
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Löw hat diese Ratschläge vermutlich beherzigt und damit alles richtig gemacht. Fraglich ist jedoch, ob die Analogie zwischen Fußball und Unternehmen wirklich funktioniert. Denn trotz einiger Gemeinsamkeiten gibt es gravierende Unterschiede. Die Bedingungen in Unternehmen sind meist weitaus komplexer. Zielvorgaben, Hierarchien, widersprüchliche Interessen erschweren das Ziel einer optimalen Teambildung. Hinzu kommt, dass viele Teams, vor allem in globalen Unternehmen, virtuell arbeiten und nur über digitale Kanäle kommunizieren können.
Teamerfolg hängt vom Trainer ab
Von entscheidender Bedeutung sind die Menschen selbst. Spielen die Mitarbeiter nicht mit, helfen die besten Strategien und Teambildungsmaßnahmen wenig. Und nicht zuletzt hängt der Erfolg eines Teams vom Coach ab und nicht jedes Unternehmen hat einen Löw an der Spitze. Michaela Bürger verdeutlicht die Brisanz von Fehlbesetzungen im Führungsbereich so: „Ein fauler Apfel, der nicht entfernt wird, steckt alle gesunden Äpfel in einer Obstschale so schnell an, dass innerhalb von kurzer Zeit kein Verzehr mehr möglich ist.“
Die Autorin |
Anja Schüür-Langkau ist Portalmanagerin Springer für Professional für das Fachgebiet Management und Redaktionsleiterin der Fachzeitschrift Marketing Review St. Gallen. Zuvor betreute sie das Fachgebiet Marketing, entwickelte den Wiesbadener Media & Marketing Kongress und war acht Jahre Chefredakteurin des Marketing- und Kommunikations-Fachmagazins media spectrum. Profile im Web: |