Auf der Großen Gießereitechnischen Tagung der österreichischen, schweizerischen und deutschen Gießereiverbände präsentierten Prof. Dr. Lothar Kallien, Hochschule Aalen, und Dr. Christian Wilhelm, Foundry Consulting & Solutions, Ende April in Salzburg die Ergebnisse einer vom Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie (BDG) initiierten Studie zum "Einfluss der Elektromobilität auf die Gießerei-Industrie und ihre Produkte". Mitautor der Studie war Volkan Görgün vom Automobilentwickler AVL in Stuttgart. Das Resümee der Autoren: "Im historischen Vergleich steht die Entwicklung der elektrischen Antriebe und Fahrzeuge erst am Anfang. Die Perspektive zukünftiger Antriebs- und Fahrzeugkonzepte ist nur durch innovative Lösungen in Guss möglich".
Die alternativen Antriebskonzepte wie Hybrid- und Elektro-Antriebe bieten der Gießereibranche bis 2030 eine im Vergleich zum alleinigen Antrieb mit Verbrennungsmotoren steigende Gussmengen, so die Quintessenz der Studie. Grund ist vor allem die prognostizierte starke Zunahme der als Brückentechnologie wirkenden Hybrid-Fahrzeuge, die sowohl einen Verbrennungs- als auch einen Elektromotor benötigen. Selbst bereinigt um den Effekt der weltweiten Zulassungssteigerungen könnte erst 2030 der Peak in der Gussnachfrage erreicht sein, so die Autoren, sollten dann rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge die Zulassungszahlen deutlicher prägen. Für mittlere und schwere Lkw werden demnach der Verbrennungsmotor und die dazugehörigen Gussteile den Markt bis 2040 auch weiterhin dominieren, während für leichte Nutzfahrzeuge (bis 3,5 t) und für Busse eine Umstellung auf Elektromobilität von 50 Prozent bzw. 60 Prozent zu erwarten ist. Im Bereich Pkw erwarten die Autoren sowohl für den Antriebsstrang als auch bei Strukturbauteilen eine steigende Nachfrage für Gießereiprodukte.