2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
Von der Kulturindustrieanalyse zur Idee partizipativer Öffentlichkeit. Reflexionsstufen kritischer Medientheorien
verfasst von : Dr. Stefan Müller-Doohm
Erschienen in: Theorien der Kommunikations- und Medienwissenschaft
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Das innovative Forschungsprogramm, das der junge Max Horkheimer als neuer Direktor des Instituts für Sozialforschung 1931 vorgelegt hatte, verriet eine deutliche Umakzentuierung der bisherigen Arbeitsschwerpunkte des schon 1924 gegründeten Instituts. Wahrend es in den ersten Jahren seit seiner Etablierung an der Frankfurter Universität schwerpunktmäßig um die Geschichte der Arbeiterbewegung, die Krise der kapitalistischen Okonomie, die Funktionsweise der Planwirtschaft u. a. gegangen war, trat nunmehr ein anderer Forschungsaspekt in den Vordergrund. Horkheimers primares Interesse galt nämlich der Frage, wie die bürgerlich-kapitalistische Gesellschaft sich durch ihre krisenhaften Entwicklungen hindurch reproduziert. Wie ist es zu erklaren, dass sich die Mitglieder dieser Gesellschaft in ein ökonomisches und soziales Ordnungssystem integrieren, das trotz scheinbarer Rationalität durch Antagonismen strukturiert ist, die in irrationalen Erscheinungen wie der Herrschaft von Menschen über Menschen, extremen Klassengegensätzen, dem objektiven Leiden der Mehrheit und ihrer realen Ohnmacht zum Ausdruck kommen. Aus diesem Grund wollte er in Form einer interdisziplinaren Zusammenarbeit von Philosophen, Soziologen und Psychologen die psychischen Faktoren der Bewusstseinsbildung sowie die kulturellen Anpassungsmechanismen etwa durch die autoritäre Erziehung in der Familie im einzelnen erforschen. Darüber hinaus hielt er es für höchst aufschlussreich, dabei dem Einfluss der Medien auf die Meinungs- und Willensbildung nachzugehen. Diese konkreten Zielsetzungen im Rahmen einer Kombination von Ideologie-, Autoritäts- und Medienforschung sollten wiederam methodologisch in der Perspektive einer Verknüpfung von Gesellschaftstheorie und empirischer Sozialforschung realisiert werden (Horkheimer 1988: 20 ff.).